Was in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft noch vorgeht

Zur ordentlichen Generalversammlung 2023

Mit der Veröffentlichung der Tagesordnung zur ordentlichen Generalversammlung 2023 der AAG wurde deutlich, dass seitens der Gesellschaftsleitung an der Befestigung der einheitsstaatsähnlichen und aristokratischen Struktur der Gesellschaft nicht nur festgehalten wird, sondern diese weiter verstärkt werden soll. So setzt sich fort, was schon seit längerem als Entwicklung zu beobachten ist. Zu erkennen ist dies einerseits an der strukturellen Entwicklungsrichtung, die insbesondere aus dem Wunsch nach der Etablierung des Landesrepräsentanten-Organs hervorgeht, sowie den Anträgen von Michaela Glöckler und Uwe Werner. Andererseits spricht die Zeitplanung eine klare Sprache: für eine angemessene Behandlung der Mitgliederanliegen und -anträge wird die dafür vorgesehene Zeit kaum ausreichen. (Für die Antragsteller ist ein Vorgespräch mit dem Vorstand für den 13. März 2023 anberaumt, da, so in der Einladung, die Zeit wohl nicht für alle Anträge und Anliegen reichen würde).

Viel Raum dagegen haben vor allem die Beiträge der Leitenden. So kann der Eindruck entstehen, dass die Generalversammlung als eine Vorstandsveranstaltung verstanden wird, in welcher die Mitgliedschaft eine überwiegend passive Rolle einnimmt. Tatsächlich aber ist es eine Mitgliederversammlung, die der Vorstand organisiert und eine Tagesordnung vorschlägt. Bei uns jedoch scheint eine aktive Mitgliederbeteiligung nicht erwünscht zu sein, nicht leitungskonforme Beiträge schon gar nicht. Wäre es nicht zeitgemäßer, wenn zum Beispiel die Gedanken und Ideen der Gesellschaftsleitung zur Entwicklung der «Weltgesellschaft» unabhängig von der Generalversammlung über die Kommunikationswege der Gesellschaft verlautbart würden, ergänzt um Beiträge von Mitgliedern? Diese könnten anschliessend z.B. in Dialog-Foren bewegt und besprochen werden – gerne mit den Leitenden selber. An  der Generalversammlung selber könnte so ein vorbereiteter Freiraum zum weiteren Austausch entstehen.

Angesichts der Tatsache, dass jetzt einerseits die Gegen-Impulse von 100 Jahre nach dem Brand und andererseits die positiven Impulse von 3 x 33 Jahren Weihnachtstagung wirksam sind, ist es nicht verwunderlich, dass sowohl Restaurations- als auch Erneuerungsbestrebungen (letztere durch die Mitgliedschaft) aufeinander stoßen. (Dazu sei auf die phänomenologische Untersuchung der Jahre 2001/2 und 2011/12 in meinem Buch und in frühen Rundbriefen verwiesen).[1] Und wir stehen vor der Frage, ob sich dieses Mal die Erneuerungs- oder, wie häufig zuvor, vor allem die Restaurationskräfte durchsetzen können, ganz ähnlich wie es auch in den weltpolitischen Verhältnissen aktuell der Fall ist: werden sich die weiteren Versuche in Richtung einer schon vor Jahrzehnten angekündigten Welt-Regierung realisieren können, indem zum Beispiel der Kompetenzbereich der WHO durch die aktuell diskutierten Änderungen der Gesundheitsvorschriften (Pandemievertrag) erweitert wird?[2] Sowohl aus der weltpolitischen Lage als auch in unseren Verhältnissen wird sich nur dann etwas im zeitgemäßen Sinne entwickeln können, wenn von der Bevölkerung, der Zivilgesellschaft, oder bei uns von der Mitgliedschaft Verantwortung für die weitere Entwicklung zumindest mit-übernommen wird. Das heisst: wenn soziale Gestaltung eine Sache all derer würde, die daran verantwortlich mitwirken wollen. Die Zeiten, in denen es angemessen war, dass alles «von oben» geregelt wird, sind endgültig vorüber. Das Ringen um diesen so dringend notwendigen Paradigmenwechsel hat bereits in den letzten Jahrhunderten zuhauf zu Kriegen, Konflikten und Blutvergießen geführt. Gerade auch 1923/24, vor 99 bzw. 100 Jahren, stellte sich die Frage, welche der beiden okkulten Bewegungen sich durchsetzen würde: die soratisch-nationalsozialistische oder die anthroposophische. Wie das ausgegangen ist, wissen wir. Und wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass auch wir heute gerade auf weltpolitischer Ebene in einer Auseinandersetzung mit genau diesen okkulten Kräften stehen – jetzt jedoch global![3]

Mit Blick auf unsere Gesellschaftsverhältnisse stehen wir vor der Entscheidung, ob wir noch zu einer zeitgemäßen und liberalen Gestaltung kommen können und wollen, in der die Initiativen aller Mitglieder wirksam werden können und willkommen sind – auch dann, wenn sie nicht dem Wunsch der Leitung entsprechen. Oder ob es bei der einheitsstaatsähnlichen Struktur bleiben wird, von der man glaubt, sie sei auf Rudolf Steiner zurückführbar. (Davon zeugen insbesondere die bereits oben genannten Anträge von Michaela Glöckler und Uwe Werner). Dies allerdings erweist sich bei näherer Betrachtung sowohl als Anmassung (indem man sich auf eine Stufe stellt mit Rudolf Steiner) als auch als Fiktion, in dem dogmatisiert wurde, was nur für die damaligen Verhältnisse mit Rudolf Steiner gelten konnte (z. B. Initiativvorstand oder Kooptation, wobei letzteres gar nicht auf Rudolf Steiner zurückgeht).

Was können wir tun?

Braucht die Gesellschaft wirklich ein weiteres Leitungsorgan in Form der Konferenz der Landesrepräsentanten? Wäre es nicht zeitgemässer, wenn ein Mitgliederorgan entstehen würde? Oder mehrere? Als Partner der Gesellschaftsleitung auf Augenhöhe? Auf diesem Wege könnte in die Gesellschaft einfliessen, was in der Mitgliedschaft lebt! (Solche Organe müssten sich allerdings, um unabhängig zu sein, aus Mitglieder-Initiativen entwickeln.) Dieser Gedanke liegt der Idee für eine Mitglieder-Verantwortung-Initiative zugrunde, welche an der Generalversammlung am 15. Jan. 2023 erwähnt wurde. Damit soll ermöglicht werden, dass auch von der Mitgliedschaft real (Mit-)Verantwortung für die Angelegenheiten der Gesellschaft, der Hochschule und auch der Repräsentanz der Anthroposophie in der Welt zu übernommen werden kann. Von einem Bedürfnis nach unrechtmäßiger Selbstermächtigung oder dem Wunsch nach Funktionärstum, wie es uns an der ausserordentlichen Generalversammlung vorgeworfen wurde, kann aus der Sache heraus keine Rede sein, denn dies liegt dem Initiativprinzip schon aus sich heraus fern: Nur wenn genügend zustimmende Resonanz entsteht, kann eine Initiative überhaupt wirksam werden, ansonsten ist sie «ein Nichts». Dieses Prinzip lag auch der Neugründung und der Übernahme der Gesellschaftsleitung durch Rudolf Steiner an der Weihnachtstagung zugrunde! (Siehe hierzu „Hat Rudolf Steiner für einen Initiativvorstand plädiert?“, Rundbrief Nr. 541).

Vorbereitung der ordentlichen GV

Angesichts von 24 Anträgen (ca. 50 Seiten Material) sowie der übrigen wichtigen Themen, die an der Generalversammlung zu verhandeln sein werden, wird es kaum möglich sein, sich erst an der Versammlung die notwendigen Urteilsgrundlagen zu verschaffen. Da wir mit dem Vorbereitungstreffen vom 14. Jan. 2023 zu der ausserordentlichen Generalversammlung vom 15. Jan. 2023 gute Erfahrungen gemacht haben, wollen wir dies nun auch überregional ermöglichen: online, per Zoom-Konferenz. Konkret kann das so aussehen, dass dies in maximal 90-minütigen Sitzungen erfolgt, bei denen im Anschluss an einen oder mehrere kürzere Beiträge zum Einstieg, je nach Thema und Anzahl der Teilnehmer, sich eine Fragenbeantwortung oder auch ein Gespräch anschliessen kann. Das ist noch Neuland und es muss sich zeigen, welcher Bedarf besteht.

Vorgesehene Termine und Themen

(Da am 13. März der Vorstand die Antragsteller zu einer Vorbesprechung eingeladen hat, sind die ersten drei Termine wichtig, um in Erfahrung zu bringen, welche Prioritäten und Bedürfnisse unter den Mitgliedern leben. Dies kann dann gegebenenfalls in die Überlegungen an dem Treffen einfliessen.)

Ansonsten sind die Themen als Vorschlag zu verstehen und können bei Bedarf geändert oder ergänzt werden.

Donnerstag, 23. Febr. 2023
(alle Termine 20 – 21 Uhr 30)

Einführung, Die vorgeschlagene Tagesordnung der GV, grundsätzliche Fragen, Anträge und Anliegen.
Fragen der Teilnehmer
Brauchen wir ein Mitglieder-Organ?
Grundsätzliches zum Antrag zur Weleda.

Dienstag, 28. Februar 2023

Was ist ein Gesellschafts-Organ?
Ist die Konferenz der Landes-Repräsentanten ein Organ?
Ist die Goetheanum-Leitung ein Gesellschafts-Organ, welches in den Statuten verankert sein sollte?
Fragen zur Rechenschaft.
Kurze Geschichte und Hintergründe zur Entstehung der Gotheanum-Leitung.

Donnerstag 9. März 2023

Kommunikation in der Gesellschaft

Ungenügende Kommunikationsmöglichkeiten, insbesondere für Mitglieder. Abschaffung des Nachrichtenblattes. Einseitige Berichterstattung. Forderungen des Antrages und weitere Erfordernisse für eine angemessene Kommunikation.

Weitere Termine

Die Themen sind noch offen, Vorschläge sind willkommen.

Donnerstag 16. März 2023 und bei Bedarf:
Donnerstag 23. März sowie
Dienstag, 26. März 2023

Anmeldung

Bitte melden Sie sich über den folgenden Link an. Dort können Sie zu den einzelnen Terminen bzw. Themen auch Kommentare, Fragen oder Wünsche hinterlegen, die dann nach Möglichkeit berücksichtigt werden.

Zur Anmeldung 

[1]  «3 x 33 Jahre Weihnachtstagung und die Krise der AAG», Dornach 2022, zu beziehen beim Autor und im Buchhandel: Books on Demand, ISBN 9-783-7431-3371-6 (ab 6. März 2023). Siehe dazu auch diverse Rundbriefe: www.wtg-99.com, Rundbriefarchiv.

[2]  «One Health»- «One World» – «One World Government», Rundbrief 46, www.wtg-99.com.

[3]  Weltregierung z.B. aktuell: https://transition-news.org/weltregierung-und-zukunftsvisionen oder https://www.epochtimes.de/politik/ausland/elon-musk-warnt-vor-weltregierung-und-unkontrollierter-ki-a4159898.html

Aktuelles zur Petition «Streichung der Weleda-Heilmittel»

Was denken Betroffene zu den Streichungen des Weleda-Heilmittelsortimentes?

Ein zunächst offener Brief, der zu der «Petition zum Erhalt der Heilmittel der Anthroposophischen Medizin bei der Weleda» führte, wurde innerhalb von gerade einmal 3 Tagen von ca. 1.000 Unterstützern unterzeichnet, eine unerwartet starke Reaktion. Mit diesem Stand wurde die Petition am 19. Dezember 2022 an die Verantwortlichen der Weleda, dem Verwaltungsrat, der Goetheanum-Leitung und der Medizinischen Sektion übergeben. Ein deutliches Signal, das musste 2 Tage später (beim Stand von ca. 1.700 Unterstützern) auch Weleda-Verwaltungsrat Ueli Hurter einräumen. Allerdings ist mit einer förmlichen Reaktion nicht zu rechnen: Lediglich mündlich wurde mitgeteilt, dieses Votum würde ernst genommen, an den getroffenen Entscheidung zur Reduktion würde dennoch festgehalten. Die Petition sei zu spät gekommen. Ist es wirklich zu spät, von irreversiblen Massnahmen abzusehen? Denn in der Petition wurde vor allem gefordert: «Die Unterzeichner bitten dringend um eine Neuordnung dieser Verhältnisse und um einen Stop der Umwandlung nichtalkoholischer Arzneimittel in die alkoholhaltige Form, bis eine Klärung der Sachlage stattgefunden hat. Weiterhin sollen alle Maßnahmen unterlassen werden, die zum Verlust von Zulassungen führen und eine Wiederaufnahme der industriellen Herstellung verunmöglichen.»

Aktueller Stand: ca. 3.100 Unterzeichnungen (6. Jan. 2023).

Im Laufe der Gespräche über den Verbleib der Weleda-Aktien, wurde seitens des Vorstandes ein Entwurf für eine zukünftig zu verwirklichende Vision zur Eigentümerschaft präsentiert:

«VISION: Zukünftige Eigentümer der Weleda:

Die Weleda AG gehört den Stakeholdern ihrer Produkte

  • den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
  • den interessierten Kunden
  • den Tätigen in der integralen und komplementären Medizinbewegung und
  • den sich für die Weleda interessierenden Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung.»

Weitgehend genau zu diesen Gruppen gehören die Unterzeichner der Petition: Es sind nicht  nur interessierte, sondern betroffene konkrete Stakeholder im Sinne von Kunden, Patienten, Ärzten, Aktionären, Mitgliedern einer Hauptaktionärin. Inwieweit auch Mitarbeiter unterzeichnet haben, ist nicht erkennbar. Warum macht man mit der angeblichen Vision nicht konkret ernst, auf die Stakeholder zu hören, mit diesen in Kommunikation zu treten …

Woher jedoch stammt diese Stakeholder-Vision? In den mir bekannten anthroposophischen Sozialideen hat sie nicht ihren Ursprung. Sie widerspricht auch dem, was Justus Wittich in Anthroposophie weltweit formulierte («Die Eigentümerschaft einer Firma ist über den von ihr gewählten Verwaltungsrat für die Ausrichtung und Zielsetzung zuständig …»[1]) und kann es wirklich sein, dass die ursprünglichen Intentionen infrage gestellt werden können von Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten, die mehrheitlich mit Anthroposophie nichts zu tun haben?

Mit dem von Rudolf Steiner formulierten Assoziationsprinzip kann die Entwicklung der Weleda von einem bedarfs- zu einem marktorientierten Unternehmen auch nicht in Verbindung gebracht werden.

Bemerkenswert: Das Stakeholder-Konzept ist Bestandteil der B-Corp-Zertifizierung[2], woraus sich Verbindungen zur UN-Agenda 2030 ergeben, wo dieses Konzept als «Stakeholder Kapitalismus»[3] auch von Klaus Schwab, dem Gründer und Sprecher des WEF, für den «Great Reset»[4] propagiert wird. Und damit schliesst sich die Verbindung zu der Tatsache, dass sich die Weleda als eine Repräsentantin von «One Health» präsentiert – nicht der Anthroposophie (Siehe Rundbriefe 46 und 49[5]). So ist zu hinterfragen, wie man am Goetheanum auf die Idee kommt, Derartiges zur Vision für die Weleda AG zu erklären? Wie kann dies mit anthroposophisch orientierten assoziativen Gestaltungsideen vereinbart werden?

Thomas Heck

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Zur Unterzeichnung

[1] Anthroposophie weltweit 7-8/21.

[2] https://www.bcorporation.net/en-us/movement/stakeholder-governance/ und
https://de.wikipedia.org/wiki/B_Corporation_(Zertifikat)

[3] https://www.nzz.ch/feuilleton/der-angeblich-bessere-kapitalismus-eine-kritik-von-klaus-schwab-ld.1595963

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/The_Great_Reset

[5] www.wtg-99.com/Rundbriefarchiv

Petition zum Erhalt der Heilmittel der Anthroposophischen Medizin bei der Weleda

Schon seit Jahren wird das Heilmittelsortiment bei der Weleda AG immer weiter reduziert. Diese Heilmittel sind eine unverzichtbare Grundlage der Anthroposophischen Medizin, die in ihrem Bestand dadurch gefährdet wird. Aktuell soll der Bestand nochmals um 1/3 reduziert werden und darüber hinaus wichtige Heilmittel, die als Triturationen (Pulver) verfügbar sind, nur noch als alkoholische Tropfen hergestellt werden. Insgesamt handelt es sich um ca. 220.000 Packungen jährlich, die nicht mehr industriell hergestellt werden sollen und damit nicht mehr oder nur als individuell angefertigte Präparate verfügbar sein werden.

Dieser Text fasst die Forderungen eines offenen Briefes der Ärztin Ilona Metz, Pforzheim, an die Verantwortlichen der Weleda (zum  vollständigen Text) zusammen. Um etwas erreichen zu können, ist eine breite Beteiligung erforderlich.

Die Unterzeichner bitten dringend um eine Neuordnung dieser Verhältnisse und um einen Stop der Umwandlung nichtalkoholischer Arzneimittel in die alkoholhaltige Form, bis eine Klärung der Sachlage stattgefunden hat. Weiterhin sollen alle Maßnahmen unterlassen werden, die zum Verlust von Zulassungen führen und eine Wiederaufnahme der industriellen Herstellung verunmöglichen.

Thomas Heck

Die Unterschriftensammlung ist abgeschlossen. Insgesamt haben sich über 4.600 Unterzeichner aus 42 Ländern für den Erhalt der Weleda-Heilmittel ausgesprochen. Trotz dieses deutlichen Votums der betroffenen Menschen – darunter viele Ärzte – haben die Verantwortlichen an ihrer Entscheidung festgehalten.

Weitere Informationen sind in den Rundbriefen zu finden.
Zum Rundbrief-Archiv

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W e l e d a   –   w o h i n   ?

 (Direkt zur Unterschrift)

Am Beginn meiner ärztlichen Tätigkeit vor ca. 35 Jahren konnte man mit Weleda-Medikamenten nahezu die komplette Versorgung der Patienten vornehmen, sowohl in der Klinik als auch in der Praxis, es bedurfte kaum der Ergänzung durch Präparate anderer Herstellfirmen und kaum schulmedizinischer Präparate.

Dann begannen die Streichwellen, und mit jeder Streichwelle entstanden größere Lücken, die nur durch erhebliche Anstrengung und Zeitaufwand ausgeglichen werden konnten und können.

Beispielsweise wurden früh schon wichtige und hochwirksame gynäkologische Mittel herausgenommen, dagegen sind die jetzt noch vorhandenen nur schwach und unzureichend wirksam. Mit der letzten Streichung (ca. 2017/18) nahm man unter vielem anderen die blutstillenden Präparate Tormentilla und Capsella bursa-pastoris weg, eine Katastrophe, weil es dafür auch bei anderen Firmen keinen adäquaten Ersatz gibt; Mischpräparate können Einzelpräparate in der Wirkung nicht ersetzen. Verschwunden ist durch Streichung auch das Präparat Agaricus muscarius D 30, ein hervorragendes Mittel für schwere postgrippale Zustände mit meningealer Reizung.

Viele, viele Male in jener Zeit im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts habe ich versucht, diesbezüglich in echten Gesprächskontakt mit der Weleda zu kommen, ja, wir hatten sogar ein Treffen mit Leitungsmitgliedern erbeten. Aber die (ca. 2009) daran teilnehmenden Weleda-Mitarbeiter erklärten, dass ihnen kein Einflussrecht auf solche Fragen zugestanden wird. Aus welchen wahren Hintergründen und von wem die Streich-Entscheidungen getroffen werden, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Bekannt war lediglich, dass ein – jetzt an entscheidender Stelle stehendes – Mitglied der GAÄD beratend dabei tätig war. Erst später erfuhr ich durch persönliche Begegnung, dass eine kleine Gruppe von Ärzten aus Deutschland und der Schweiz beauftragt waren, die zu streichenden und zu erhaltenden Medikamente zu erarbeiten.

Gleichzeitig konnte man wahrnehmen, wie innerhalb der Weleda eine deutliche Kursänderung stattfand. Unter anderem wurde in den Weleda-Nachrichten von einem Yoga-Kurs für die Mitarbeiter berichtet, und die jetzigen Werbenachrichten, die man regelmäßig als E-mails erhält, liegen auf einem völlig außeranthroposophischen Primitiv-Niveau, so dass man sie schneller wegklickt als man sie angeklickt hat. Der gleiche Niveaumangel gilt auch für die Gestaltung der Geschenkpackungen im Kosmetikbereich.

Zugleich mit der letzten Streichwelle, die angeblich aus Einsparungsgründen stattfand, wurden in mehreren großen europäischen Städten Weleda-Wellness-Zentren (Weleda City Spa) eröffnet. Geld war also ganz offensichtlich vorhanden dafür. Letztere gerieten bald in die Corona-Schließungs-Zeiten und verursachten vermutlich eher erhebliche Kosten anstatt Umsatz-steigerungen zunächst. – Sind das die anderen Geschäftsfelder, in die Weleda investieren bzw. sich ausdehnen will?

Mittlerweile befinden wir uns in der nächsten Streichwelle, die zum Jahresende 2022 vollständig greifen soll. Bei Durchsicht der Streichliste, die ich mir erbeten habe, entdeckte man wieder einige wichtige, unersetzliche, künftig dann fehlende Mittel wie Carbo Betulae D3 für Durchfälle, Phosphor D20 für Herzbeschleunigung und Hamamelis destillata 10%, eine sehr besondere Salbe für einerseits Haemorrhoiden, aber auch als Arnica-Ersatz bei Arnica-Allergikern. Um Fortbestand dieser drei Mittel wird dringend gebeten!!!

Man entdeckte aber etwas noch Gravierenderes: die wortwörtliche Schnaps-Idee der Weleda. Was will das heißen? Es heißt, dass sämtliche Triturationen (Verreibungen, Pulver) außer Handel genommen werden und umgesetzt werden in Tropfenform, einige wenige in Tablettenform. Das mag hilfreich sein bei Laktose-intoleranten Patienten. Aber es heißt, dass man Weleda-Arzneimittel, abgesehen von den Ampullen und einigen wenigen Rh-Dilutionen, vorwiegend nur noch in alkoholischer Darreichungsform erhält, teilweise in nicht gerade geringer Alkoholprozentigkeit. Rudolf Steiner sagt ganz deutlich, dass bei Menschen auf einem geistigen Schulungsweg jeder Tropfen Alkohol sie um Wochen zurückwirft. Und die Kinder, deren Gehirn noch in Entwicklung ist? Die Eltern sind sehr viel bewusster als früher bezüglich der Alkoholwirkung – da werden viele Weleda-Präparate künftig obsolet sein. Gerade für die Menschen, die keine alkoholischen Medikamente möchten, bilden die Triturationen eine so wesentliche Darreichungsform – wobei alternativ natürlich auch Tabletten oder Globuli möglich sind. Dilutionen herzustellen – sofern es nicht Rh-Dilutionen sind, ist natürlich einfacher und zeitsparender als der lange Verreibungs- oder Rührvorgang bei den Triturationen; aber die nahezu völlige Umstellung auf alkoholische Dilutionen entspricht in keiner Weise den Bedürfnissen der Patienten.

Wieder eine extrem anti-anthroposophische Maßnahme, ganz inakzeptabel, und für den Umsatz der Weleda vermutlich nicht sehr förderlich.

Wer trifft inzwischen bei Weleda die Entscheidungen? Mit welcher Zielsetzung? Es darf so nicht weitergehen! Seltsamerweise sind für abstruse Zertifizierungen außerhalb jeglicher Geisteswissenschaft sowie für Gemeinwohlbespendungen bisher offensichtlich ausreichend Gelder vorhanden gewesen, aber für das, wofür Weleda gegründet wurde: für die Herstellung anthroposophischer Arzneimittel scheinbar nicht mehr.

Es ist mir bzw. den Unterzeichnern bewusst, dass die schwierigen Zeitereignisse auch Konsequenzen erfordern. Und der jüngste Umsatzeinbruch der Weleda zeigt das in besonderem Maße. Aber Weleda hat auch versucht, ein immer weniger anthroposophisch orientiertes Gewinnunternehmen zu werden statt ein Unternehmen, das sich (im Sinne der sozialen Dreigliederung) nach dem Bedarf richtet. Stattdessen wird für Märkte produziert, was nach Rudolf Steiner zur Karzinombildung, zu Kulturkrebs führt (GA 153,1997, S. 174). Und wenn man nicht steht zur eigentlichen Aufgabe und Sache, dann dissoziieren die Verhältnisse und die Sache verliert ihre Kraft und Geltung.

Es ist an der Zeit, dass diejenigen ein Mitsprache- und Bestimmungsrecht erhalten, welche die Dinge aus dem anthroposophisch-medizinischen Bedarf heraus anschauen und lenken können und dass wieder entsprechende Mitarbeiter ausgesucht werden. Es bedarf einiger Klarstellungen im bisherigen Dunkel des Wirtschaftens und ein neues Ergreifen aus geistigen Impulsen.

Der entsprechende Gesichtspunkt gilt auch für die zukünftige Trägerschaft der Goetheanum-Weleda-Aktien, die von Sachkompetenz und nicht nur von Funktionärsebene und Schatzmeisterinteresse bestimmt sein sollte.

Die Unterzeichner bitten dringend um eine Neuordnung dieser Verhältnisse und um einen Stop der Umwandlung nichtalkoholischer Arzneimittel in die alkoholhaltige Form bis eine Klärung der Sachlage mit den Unterzeichnern stattgefunden hat.

Weiterhin sollen alle Maßnahmen unterlassen werden, die zum Verlust von Zulassungen führen und eine Wiederaufnahme der industriellen Herstellung verunmöglichen.

Ilona Metz, Pforzheim, Ärztin für Allgemeinmedizin

Anfügung: Nach Fertigstellung des Briefes erreichten mich die Bitten von Kollegen, folgende Präparate dringend zu erhalten:

  1. Gencydo 0,1% Ampullen, da 1%ige nicht jedem Allergiker-Patienten zuzumuten sind. nicht für jeden Allergiker-Patienten geeignet sind.
  2. Ferrum rosatum/Graphites, Tropfen für Kinder mit ständigen Infekten.
  3. Bryonia D6 Ampullen – ein wichtigstes Pneumonie- und Bronchitis-Mittel, für Kinder auch zur Inhalation geeignet. Diese sind bei keiner anderen Herstellfirma mehr erhältlich.

Die Unterschriftensammlung ist abgeschlossen. Insgesamt haben sich über 4.600 Unterzeichner aus 42 Ländern für den Erhalt der Weleda-Heilmittel ausgesprochen. Trotz dieses deutlichen Votums der betroffenen Menschen – darunter viele Ärzte – haben die Verantwortlichen an ihrer Entscheidung festgehalten.

Weitere Informationen sind in den Rundbriefen zu finden.
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 (Direkt weiter zur Unterschrift)

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Weitere Unterzeichner:
Dr. med. Wolfgang Leonhardt, Zwietow/Dresden, Arzt für Allgemeinmedizin
Dr. med. Christoph Stolzenburg, Marbach/Neckar, Kinderarzt
Karsten Rentsch, Esslingen, Arzt für Allgemeinmedizin
Wolfdieter Schlicksupp, Engelsbrand, Arzt für Allgemeinmedizin
Maria Becker, Unterlengenhardt, Ärztin für Allgemeinmedizin
Anni Kirchner, Pforzheim, Ärztin für Psychiatrie/Neurologie
Dr. med. Herta Messer, Heidelberg, Kinderärztin
Dr. med. Gabriele Gottschalk-Aschenbrenner, Heidelberg, Ärztin für Allgemeinmedizin
Dr. med. Mona Ruef, Heidelberg, Waldorfschulärztin
Annette Bogatay, Wieslet, Ärztin für Allgemeinmedizin
Brigitte Bell, Neustadt/Weinstrasse, Ärztin für Allgemeinmedizin
Christiane Fiedler, Marbach/Neckar, Kinderärztin
Franziska Schlicksupp, Schömberg, Ärztin für Innere Medizin
Dr.med. Michaela Heisenberg, Kreuzlingen, CH
Dr.med. Helena Heisenberg, Kreuzlingen, CH

Eva Lohmann-Heck, Dornach
Thomas Heck, Dornach
Angelika Kabus, Worms
Iris Graßer, Osthofen
Angela Münich, Ladenburg
Tobias Strohbach, Heidelberg
Herbert Heinz, Unterlengenhardt
Georg Dörhage, Wieslet
Ulrike Ludwig, Pforzheim
Herbert Ludwig, Pforzheim
Gabriele Lange, Unterlengenhardt
Udo Lange, Unterlengenhardt
Marina Wassner, Schifferstadt
Joseph Wassner, Schifferstadt
Anette Lückert, Neustadt/Weinstrasse
Annabella Brenken, Solothurn
Gudrun Aichele, Mühlacker
Anita Becht, Birkenfeld
Theresia Wiesinger, Mühlacker
Rolf Leipp, Mühlacker
Beatrice Eberlein-Svensson, Niedergladbach
Lars Svensson, Niedergladbach
Jorun Svensson, Berlin

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Unbeirrt und fest entschlossen …!

Das Mitgliederforum zu der angeblichen «Kontroverse» um «One Health» am 21. November 2022 am Goetheanum brachte auf den Punkt, was schon durch die Veröffentlichungen in «Das Goetheanum», Nr. 44/22 deutlich geworden war: trotz massiver Bedenken und Kritik hält man am Goetheanum, insbesondere in der medizinischen und der landwirtschaftlichen Sektion, an dem eingeschlagenen Kurs fest: Dieser von der Goetheanum-Leitung beschlossene Weg soll unbeirrt und fest entschlossen weitergegangen werden: Durch eine Kooperation mit ausgesuchten und allgemein (vom Mainstream) anerkannten internationalen Institutionen, soll die Anthroposophie vor Angriffen aus der Politik und von Medien geschützt werden![1]

Bei einer Kontroverse handelt es sich um einen anhaltenden Streit, einen Disput oder eine Debatte.[2] Damit ist also eine Erkenntnisauseinandersetzung gemeint. Da eine solche aber gar nicht stattfindet, sondern längst Tatsachen geschaffen wurden (die Zusammenarbeit mit der WHO und «One Health» ist bereits weit fortgeschritten), kann in dieser Fragestellung (wie in vielen anderen auch), von einer echten Kontroverse gar keine Rede sein. Sehr wohl aber sind Ansichten entstanden, die sehr kontrovers sind. Tatsächlich ist durch einseitiges Handeln bereits ein Konflikt entstanden, der nach dem Phasenmodell von Konflikten (nach Friedrich Glasl) mindestens auf Stufe 3 anzusiedeln ist, insoweit dieKritiker unsachlich diskreditiert werden, auch höher.[3] Dass seitens der Leitung eine ‹Kontroverse› imeigentlichen Sinne einer Erkenntnisauseinandersetzung mit der Mitgliedschaft nicht gewollt wird, kam an diesem Abend sehr deutlich zum Ausdruck.

Das Interesse an dem Mitgliederforum war erwartungsgemäss gross, ca. 130 Menschen waren gekommen: Von der der Goetheanum-Leitung waren Matthias Girke, Ueli Hurter, Justus Wittich, Georg Soldner und die zukünftige Co-Leiterin der Medizinischen Sektion, Marion Debus, anwesend.

Im Kern ging es um die unterschiedlichen Einschätzungen der moralischen, ethischen, politischen und okkulten Hintergründe und Ziele dieser Organisationen bzw. Bewegungen (insbesondere die mit «One Health» verbundenen Organisationen wie die WHO), deren Lauterkeit nicht nur in unseren Kreisen stark in Frage gestellt wird: Sind es ehrlich am Menschheitswohl orientierte Ziele, die verfolgt werden oder stehen doch im Hintergrund die politischen und okkulten Weltbeherrschungsabsichten derjenigen Kreise, auf die Rudolf Steiner immer wieder hingewiesen hat und deren Absichten  auch exoterisch bekannt sind, da diese konkret geäussert wurden? Darauf wurde bereits im Vorfeld mehrfach hingewiesen.1 Auch wenn diese Aspekte nur am Rande ausgesprochen wurden, waren sie letztlich in der Debatte massgeblich.

Der Abend war geprägt von Rechtfertigung und Verteidigung des vom Goetheanum eingeschlagenen Weges. In seinem Eingangsstatement versuchte Georg Soldner den Begriff «One Health» von dem Zusammenhang mit der WHO zu lösen: es handele sich dabei um einen allgemeinen Begriff aus der Wissenschaftswelt, unter dem das Thema Gesundheit weltweit in den verschiedenen Disziplinen diskutiert würde. Man konnte den Eindruck gewinnen, als habe die WHO mit «One Health» gar nichts zu tun. Das allerdings konnte nicht überzeugen (eine einfache Recherche im Internet bringt mehr oder weniger unmittelbar den Zusammenhang von «One Health» mit den internationalen Organisationen zum Vorschein, insbesondere mit der WHO) und es wurden dieser Aussage entsprechende Zitate entgegengestellt. Auch der Versuch, die WHO aus ihren fragwürdigen Zusammenhängen, den wirklich im Hintergrund stehenden Absichten und Zielen, zu einer rein internationalen, wissenschaftlichen Plattform ‹weisszuwaschen›, konnte nicht überzeugen, denn auch diese Behauptungen konnten einschlägig widerlegt werden: durch eine Verlautbarung der WHO, aus der sowohl die enge Verbindung zu «One Health» als auch die politischen Ziele bis hin zur Kontrolle der Bevölkerung eindeutig hervorgehen.[4] Aber noch schlimmer als die WHO seien in der Pandemie die Nationalstaaten gewesen, die die von der WHO (offiziell) empfohlenen Maßnahmen noch verstärkt hätten, so Georg Soldner. Es war zwar das Eingeständnis, dass die WHO doch auch eine problematische Seite habe, noch schlimmer aber seien die Nationalstaaten.

Nicht zu erkennen war, dass er sich auf die geäusserten Bedenken einlassen konnte. Hinzu kam, dass er denjenigen, die in der Übertragung nationaler Souveränitätsrechte an supranationale Organisationen (wie zum Beispiel der WHO) und in der Zusammenarbeit mit diesen ein Problem sehen, vorwarf, sie würden grundsätzlich internationale Zusammenarbeit ablehnen. Und sie würden für den nationalen Einheitsstaates plädieren. Vorwürfe ohne jede Grundlage.

Wie tief die entstandenen Gräben inzwischen geworden sind, kam in folgender Aussage zum Ausdruck: Georg Soldner sah für eine sachliche Diskussion dieser Fragen keine gemeinsame, wissenschaftliche Basis. Bei dem, was von den Kritikern vorgebracht wurde, handle es sich lediglich um Vorstellungen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hätten.

Leiden denn alle, die hier Bedenken haben und diese auch begründen können, unter Realitätsverlust? In diesem Fall wäre in der Tat jede Diskussion aussichtslos. Insofern war Georg Soldners klare Reaktion auf die Frage, ob eine derartig schwerwiegende Entscheidung (die Kooperation mit diesen internationalen Institutionen) mit der Mitgliedschaft nicht hätte vorgängig besprochen werden müssten, konsequent: Nein, das sei nicht der Fall: Entscheidungen über die Ausrichtung der Medizinischen Sektion lägen im Bereich des freien Geisteslebens und eine Besprechung, oder gar eine Abstimmung mit der Mitgliedschaft, käme gar nicht infrage. Ein aristokratisches Verständnis von freiem Geistesleben! So reklamiert Georg Soldner für sich als Sektionsleiter freies Geistesleben – um dieses Andersdenkenden absprechen zu können.

Er stand ziemlich allein da, seitens der Anwesenden unterstützte ihn hierin niemand. Auch die ärztlichen Kollegen, die das Wort ergriffen hatten, widersprachen dem ungebremsten Vorgehen vehement. Nur Ueli Hurter äusserte sich bezüglich «One Health» positiv. Er stellte seinem Beitrag voran, dass dieser naiv klingen könnte und beschrieb dann, wie er für sein Erleben der Ganzheit eines biologisch-dynamischen Hoforganismus in den Worten «One Health» einen stimmigen Ausdruck gefunden habe.

Matthias Girke, Justus Wittich und die zukünftige Sektionsleiterin, Marion Debus, schwiegen – oder kamen nicht zu Wort?

Man mag es positiv ansehen, dass der Abend gesittet verlief, dass die sicher vorhandenen emotionalen Reaktionen unter der jeweils persönlichen Kontrolle blieben. Eine Annäherung, oder auch nur ein wenigstens anfängliches Verständnis für die vorgebrachten Bedenken, war nicht zu erkennen.

Wie allerdings die offenbaren Gräben überwunden werden können, wenn alle Argumentation abprallen, als gar nicht auf Tatsachen gegründet abqualifiziert werden und den Kritikern Aussagen unterstellt werden, die sie gar nicht getätigt haben, ist nicht erkennbar. Erkennbar war allerdings, dass der eingeschlagene Weg fortgesetzt werden soll, unbeirrt und fest entschlossen!

Thomas Heck

[1] Diese und weitere Aussagen beziehen sich inhaltlich auf Beiträge aus «Was in unserer Gesellschaft noch vorgeht», u.a. Ausgaben 44, 46 und 47. www.wtg-99.com, Rundbrief-Archiv.

[2] Siehe Wikipedia.

[3] Vielfach im Internet zu finden, z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Phasenmodell_der_Eskalation.

[4] https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/one-health und weiter ausführlich:

https://www.who.int/publications/i/item/9789240059139. Weitere Hinweise in den in Fussnote 1 genannten Publikationen.

«One Health»- «One World» – «One World Government»

Das Ende des ethischen Individualismus?

Unübersehbar ist die Entwicklung zu immer mehr überstaatlich agierenden Institutionen, denen zunehmend Aufgaben übertragen werden, die eigentlich in den Bereich der Souveränität selbständiger Staaten gehören. Begründet wird diese Entwicklung damit, dass die vielfältig bestehenden humanen, sozialen und ökologischen Probleme nur auf globaler Basis gelöst werden könnten. So ist im Laufe der Jahrzehnte ein riesiges, undurchsichtiges und unübersehbares globales Netzwerk von Organisationen, Instituten, Stiftungen, Think Tanks (Übersetzung von Tanks = Panzer!), NGOs uvm. entstanden, welche immer mehr Einfluss nehmen auf das Weltgeschehen – ohne demokratische Legitimation und Kontrolle. Diese Netzwerke bilden eine perfekte Grundlage für eine neue Weltordnung, eine Weltregierung. Dass eine solche Entwicklung angestrebt wird, ist inzwischen nicht nur offensichtlich, sondern auch vielfach geäussert worden («New Worldorder und Weltregierung», Seite 4). Als Verschwörungstheorie kann dies nun wirklich nicht mehr diskreditiert werden. Die bekanntesten Institutionen in diesem Zusammenhang sind wohl die EU, die WHO, der Internationale Währungsfond, die Weltbank, die UNO mit ihren zahlreichen Ablegern, die NATO und viele mehr. So befinden wir uns heute weltweit in einem Prozess, an dessen Ende auch die scheindemokratischen Verhältnisse abgeschafft sein werden und an deren Stelle die Aristokratisierung treten wird, von der Rudolf Steiner bereits 1905 sprach, wie bereits in Rundbrief 43 ausgeführt wurde. Auch er wies darauf hin, dass eine Weltherrschaft angestrebt würde.[1]

«Europa soll so eingerichtet werden, dass die kommerziell-universale Monarchie begründet werden kann. Diese Einteilung von Europa, welche sich da ergibt, ist wohl dazu geeignet, die kommerzielle Weltherrschaft zu begründen. Zur Begründung der kommerziellen Weltherrschaft ist es nicht nötig, auch immer gleich die Territorien unmittelbar anzustreben. Will man nämlich eine kommerziell-industrielle Weltherrschaft begründen, so muss man das Hauptgebiet, auf das es ankommt, zunächst in zwei Teile teilen. Wir haben es also zu tun mit einer Zweispaltung der Welt, und es handelt sich darum, dass diese Zweispaltung der Welt so durchgeführt werde, dass man der Welt sagen kann: Wir wollen den Frieden haben und sind nur für den Frieden.»[2]

Zu diesem Netzwerk gehört auch «One Health», ein «ganzheitliches» Konzept, um die Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystem global und nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen. Der Zusammenhang mit diesem Netzwerk wird offensichtlich, wenn man sich vergegenwärtigt, von welchen Organisationen dieses Konzept getragen wird (siehe «One Health, Seite 4»). An vorderster Stelle steht die Weltgesundheitsorganisation und es sei nur am Rande darauf hingewiesen, dass diese beteiligten Organisationen auf der Spendenliste der Bill und Melinda Gates Foundation (BMGF) mehrfach zu finden sind.[3]

Der Grundgedanke, die Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystem gleichzusetzen, mag vordergründig plausibel klingen, ist jedoch aus anthroposophischer Sicht ein fragwürdiger Ansatz, denn Gesundheit und Krankheit haben für die individuelle Entwicklung des Menschen eine gänzlich andere Bedeutung als Gesundheit für Tier, Pflanze und Umwelt. Diese Gleichsetzung in dem «One Health»-Konzept entspricht durchaus den Zielen, die mit dem durch das World Economic Forum (WEF) propagierten «Great Reset» verfolgt werden. Demnach wird sich der Einzelne dem zu unterwerfen haben, was nach allgemein geltender materialistisch orientierter Naturwissenschaft allgemein für das Vernünftige und Richtige angesehen werden wird. So werden offensichtlich von diesen Organisationen Verhältnisse angestrebt, die der 3. nachatlantischen Kulturepoche entsprechen:

«Die Menschheit strebt im Anfang der Kulturzustände nach Entstehung sozialer Verbände; dem Interesse dieser Verbände wird zunächst das Interesse des Individuums geopfert; die weitere Entwicklung führt zur Befreiung des Individuums von dem Interesse der Verbände und zur freien Entfaltung der Bedürfnisse und Kräfte des Einzelnen.»[4]

Die aktuellen Bestrebungen dieser übernationalen Organisationen laufen auf eine Renaissance des Kant’schen Imperativs hinaus: «Handle so, dass die Grundsätze deines Handelns für alle Menschen gelten können.» Die Konsequenz daraus: «Dieser Satz ist der Tod aller individuellen Antriebe des Handelns. Nicht wie alle Menschen handeln würden, kann für mich maßgebend sein, sondern was für mich in dem individuellen Falle zu tun ist.»[5]

Zum Schutz der Anthroposophie?

Zum Schutz vor Angriffen gegen die Anthroposophie werden seitens der Leitenden unserer Institutionen zunehmend Bezüge und Allianzen zu nicht-anthroposophischen Bewegungen propagiert, gesucht und eingegangen. Dies wurde u.a. an der diesjährigen Generalversammlung mehrfach zum Ausdruck gebracht.

«Bei den exemplarischen Darstellungen aus der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft sprach Peter Selg über die Arbeit der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion. Dabei empfahl er mit Bezug auf Martin Buber, Anthroposophie mit ihr nahestehenden Strömungen und Persönlichkeiten zu verbinden. Das würde sie schützen, denn den jüdischen Philosophen beispielsweise würde man nicht ins Visier nehmen.»[6]

«Es wird so sein, dass dieses Jahr Weleda und Wala viel von ihren Fertigarzneimitteln streichen müssen; wir erleben schmerzhafte Verluste, wir erleben eine grosse Krise, wir erleben aber auch neues Interesse und wachsende Begeisterung für die Möglichkeiten, die unsere Medizin bietet im Einklang mit einer neuen Bewegung für ‹planetarische Gesundheit› und ‹One Health› […].» Georg Soldner an der GV 2022.[7]

Über die Spenden in Höhe von 3 x 65.000 $ an die WHO für die gemeinsame Entwicklung von Ausbildungsstandards wurde bereits berichtet.[8] Aber auch weitergehende Absichten bestehen bzw. haben zumindest bestanden:

«WHO-Anerkennung angestrebt
Vertreter der World Health Organisation (WHO) haben sich Ende letzten Jahres [2018] im Berliner Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe zu einer dreitägigen Konferenz getroffen. Dabei ging es um das Anerkennungsverfahren der Anthroposophischen Medizin als Integratives Medizinsystem der WHO. Dieses Jahr soll daran gearbeitet werden. die verschiedenen anthroposophischen Ausbildungscurricula mit den WHO-Anforderungen weiter abzugleichen. Angestrebt wird, möglichst im Jahr 2020 die WHO-Anerkennung der Anthroposophischen Medizin als Integratives Medizinsystem zu erlangen.»[9]

Anstatt der Anthroposophie bzw. der Anthroposophischen Medizin wurde in dem Geschäftsbericht 2021 der Weleda «One Health» in den Mittelpunkt gestellt – neben der B Corp Zertifizierung mit ähnlichem Hintergrund. (Siehe Abbildung Seite 1. Ausführlicher wird auf den Geschäftsbericht in einer nächsten Ausgabe eingegangen werden.)

Letztlich muss die Frage erlaubt sein, ob die erkennbaren Strategien zum Schutz der Anthroposophie und der anthroposophischen Institutionen sinnvoll und wahrhaftig sind, ganz abgesehen davon, ob dieses Vorgehen überhaupt von der Mitgliedschaft wirklich mitgetragen wird. Aber kann denn überhaupt so ein wirksamer Schutz erreicht werden? Wird nicht die anthroposophische Substanz verleugnet, wenn man sich mit Bewegungen verbindet, denen die Paradigmen einer materialistisch gesinnten Naturwissenschaft zugrunde liegen? Ist dieses Vorgehen vergleichbar mit dem, was Rudolf Steiner an der Weihnachtstagung als «verlogen» bezeichnet hatte?[10]

«Man muss den Leuten zuerst die Praxis der Heilmittel zeigen, man muss ihnen zeigen, dass das richtige Heilmittel sind, dann werden die Leute das kaufen. Dann werden sie später einmal erfahren, da stecke die Anthroposophie dahinter, und dann werden Sie auch da an die Anthroposophie herankommen. – Wir müssen den Mut haben, solch ein Vorgehen verlogen zu finden. Erst wenn wir den Mut haben, solch ein Vorgehen verlogen zu finden, es innerlich verabscheuen, dann wird Anthroposophie ihren Weg durch die Welt finden. Und in dieser Beziehung wird schon gerade das Wahrheitsstreben dasjenige sein, was in der Zukunft von Dornach hier ohne Fanatismus, sondern in ehrlicher, gerader Wahrheitsliebe verfochten werden soll.»

Darüber mag jeder selber urteilen.

Auf Seite 4 finden Sie Ausführungen zu den Hintergründen von «One Health» von Kirsten Juel und Roland Tüscher, den Herausgebern der Zeitschrift «KERNPUNKTE», in der dieser Artikel zuerst erschienen ist (Ausgabe 7/2022).[11] Für weitere Informationen sei auf die Ausführungen verwiesen, die auf der Internetseite von Lorenzo Ravagli erschienen sind: «One Health – eine totalitäre Vision»[12], «Wem dient One Health»[13] und «One Health als trojanisches Pferd»[14]

Thomas Heck

Den vollständigen Rundbrief können Sie hier herunterladen: Link

[1]  Z. B. in GA 181, 9. April 1918, GA 174b, 21. März 1921, GA 174, 15. Jan. und 22. Jan. 1917.

[2]  GA 174, 1983, S. 162.

[3]https://www.gatesfoundation.org/about/committed-grants

[4]  GA 31, 1989, S.255.

[5]  GA 4, 1995, S. 159.

[6]  «Anthroposophie weltweit» 5/22, Bericht von der Generalversammlung von Wolfgang Held.

[7]  Zitiert nach «Ein Nachrichtenblatt», 14/2022.

[8]  «Ein Nachrichtenblatt», 14/2022 und «Merkurstab» 1/2022.

[9]  «Anthrosana», Ausgabe Frühling 2019.

[10]  GA 260, 1994, S. 279.

[11]  Internetseite: www.kernpunkte.com

[12]https://anthroblog.anthroweb.info/2022/one-health-eine-totalitaere-vision/

[13]https://anthroblog.anthroweb.info/2022/wem-dient-one-health/

[14]https://anthroblog.anthroweb.info/2022/one-health-als-trojanisches-pferd/