Zur Geschichte der AAG
Schwerpunkt: Das «Konstitutionsproblem»
Quellen und Zitate zur Aufzeichnung vom 27. Juli 2023
«Und als in den letzten fünf bis sechs Jahren drei Viertel der Welt über dieses ehemalige Deutschland sich hermachten – ich will nicht über die Ursachen und über die Schuldigen sprechen, sondern eben nur die Konfiguration, die Weltlage angeben —, da war es im Grunde genommen schon der Leichnam des deutschen Geisteslebens.»[1]
«… Für die Gesellschaft habe ich eigentlich nur zu sagen, dass ich am liebsten nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte. Alles, was deren Vorstände tun, widert mich an.»[2]
«Wenn Sie an meiner Seite stehen, so will ich es wagen.»
„Denn ich setze für die Gesellschaft gewissermassen die letzte Hoffnung auf die Weihnachtszusammenkunft.“[3]
Um am Vorabend der Weihnachtstagung am Ende des Vortrages:
„Es ist schon so, daß gegenwärtig die Dinge sehr, sehr ernst, bitter ernst genommen werden müssen. Sonst müßte eigentlich dennoch dasjenige eintreten, wovon ich ja oftmals gesprochen habe, daß ich mich von der Anthroposophischen Gesellschaft zurückziehen müßte.“[4]
Rudolf Steiner hatte ursprünglich keineswegs die Absicht, die Leitung der Gesellschaft erneut zu übernehmen. Angesichts der Lage der Gesellschaft und der Entwicklungen in Deutschland hatte er sich aber dann doch dazu entschlossen, er war nach schwerem innerem Überwinden zu dem Entschluss gekommen, dass er die anthroposophische Bewegung innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft nur dann weiterführen könne, wenn er wiederum selber in aller Form die Leitung, beziehungsweise den Vorsitz der hier in Dornach am Goetheanum zu begründenden Anthroposophischen Gesellschaft übernehmen würde.[5]
Marie Steiner dazu:
„Statt nun, wie er es sich vorher überlegt hatte, ein neues Werkzeug für sein geistiges Wirken zu schaffen [die Internationale Anthroposophische Gesellschaft], entschloss er sich, das Opfer seiner Person zu bringen. Er entschloss sich, sein Karma mit dem der Gesellschaft zu verbinden, während er früher versucht hatte, sie gleichsam auf sich selbst zu stellen und als ein sie beratender geistiger Lehrer zur Selbständigkeit hin zu erziehen. Nun sah er, dass sie diese Stufe der Reife noch nicht hatte, und übernahm den Vorsitz.“
“Was diese Opfertat bedeutete, haben wir erlebt: Eine schier unübersehbare Fülle geistiger Offenbarungen hat er heruntergeholt, die er mit seinem physischen Tode bezahlt hat.“ [6]
Das etwas ganz anderes entstehen sollte, als ursprünglich geplant worden war, geht auch aus einem Brief von Ita Wegman hervor, den sie am 2. Dezember 1923 an Toni Völker schrieb. Diese hatte angekündigt, Vorschläge für die neue Gesellschaft machen zu wollen. Ita Wegman schrieb:
«Die Sache wird diesmal ganz anders gemacht wie bisher. … Es ist jetzt hier Herr Dr. Steiner, der die ganze Sache in die Hand nehmen will, er wird sogar den Vorsitz führen und ganz die Sache leiten, wie er es für gut findet. Er wird auch die Statuten geben, und die Geschäfte der internationalen Gesellschaft werden unter seiner direkten Führung mit Hilfe von Mitarbeitern, die hier in Dornach leben und von Herrn Dr. persönlich gewählt werden, geführt. Vorschläge von andern kommen also hier gar nicht mehr in Frage, die Landesgesellschaften haben sich also nur anzuschließen oder nicht anzuschließen und sich nur mit der Frage, ob ja oder nein zu beschäftigen.»[7]
Zum Namen der an der Weihnachtstagung gegründeten Gesellschaft. https://wtg-99.com/name-wtg
Literatur:
Die Grundsteinlegung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft – GA 260
Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft – GA 260a
Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe «Materialien zur Konstitution» – Nr. 98 / Weihnachten 1987.
Thomas Heck, Zur Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Ihre Bedeutung – eine Zukunftsfrage? Link zum Buch.
[1] GA 194, 1994, S. 235.
[2] GA 263,1990, S. 117.
[3] GA 259, 1991, S. 865. Aus einem Brief von Rudolf Steiner an Marie Steiner.
[4] GA 232, 1998, S. 234,
[5] GA 260, S. 39.
[6] GA 259, S. 863.
[7] GA 259, S. 865.
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