Antragsteller: Maria Margarete Jäckel, Willi Grass, Thomas Mayer, Dezsö Pallagi
Anliegen bei der GV: Wir möchten diese Initiative auf der GV vorstellen und zur Mitarbeit in dem Arbeitskreis einladen. Eine Aussprache dazu ist auf der GV nicht notwendig, da die Gespräche in den Mitgliederforen und den dazwischen liegenden Arbeitskreisen oder auf der nächsten GV 2025 stattfinden können.
Initiative:
Die bestehende Praxis des Kooptationsverfahrens, also die Auswahl von neuen Vorständen und Sektionsleitern durch die bisherigen, erscheint nicht mehr zeitgemäß. Es ist die Zeit gekommen, dass sich das Goetheanum für die Mitglieder öffnet.
Daher lautet die Initiative: Ein neues Besetzungsverfahren des Vorstandes soll im Rahmen der Mitgliederforen im Laufe des Jahres 2024/2025 differenziert ausgearbeitet werden. Nach einem positiven Votum der Mitglieder des Mitgliederforums soll ein Antrag für eine Satzungsänderung und ein Reglement zur nächsten GV 2025 eingereicht werden.
Zu diesem Zweck wird ein Arbeitskreis gebildet. Dieser trifft sich per Zoom und/oder vor Ort in den Mitgliederforen und zwischendurch in einem Arbeitskreis in Dornach. Wer daran mitarbeiten will, möge sich melden unter: ReformKooptation@protonmail.com
Erläuterung:
Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft braucht gerade jetzt nicht weniger, sondern mehr Beteiligung und Mitverantwortung durch die Mitglieder. Nur so kann die Entwicklung der Gesellschaft auf Dauer gelingen. Deshalb sollte die Mitbestimmungs- und Verantwortungsfrage in den nächsten Jahren im Zentrum der Diskussion stehen.
Die Kooptation des Vorstandes und der Sektionsleiter sind ein Konfliktfeld in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Hier besteht ein reales Problem, das angesehen werden muss.
Kooptation entspricht nicht einem zeitgemäßen Rechtsleben und wird als undemokratisch erlebt. Kooptation kann geschlossene und kohäsive Gruppen schaffen. Es besteht die Gefahr, dass die Vorstandsmitglieder Menschen wählen, welche gleiche Auffassungen haben wie sie selbst. Für die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft wäre Pluralität eine wichtige Qualität.
Die derzeitige Kooptation geht nicht auf Rudolf Steiner zurück, sondern wurde im Krisenjahr 1935 eingeführt, als Ita Wegman und Elisabeth Vreede aus dem Vorstand ausgeschlossen wurden, vermutlich am Bewusstsein der Mitgliedschaft vorbei. Dies zeigt das Studium der Quellen (siehe Aufsatz „Der Ursprung der Vorstands-Kooption“ von Thomas Heck: http://wtg-99.com/ursprung-kooption/).
Anstatt einer Kooptation könnte ein offenes Auswahlverfahren für Vorstände eingeführt werden, das sich als Verfahren der Bewusstseinsseele an den von Trigon beschriebenen Prinzipien orientiert. (Ausführlich: https://www.trigon.at/artikel/trigon-themen-012022-die-richtige-person-an-der-richtigen-stelle) Es geht dabei darum, möglichst kompetente Persönlichkeiten zu finden und gleichzeitig Vertrauen zu schaffen. Die neue Arbeitsgruppe des Mitgliederforums soll prüfen und ausarbeiten, wie ein solches Verfahren für die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft umgesetzt werden kann.
Beispiel für ein mögliches Vorgehen (- selbstverständlich können auch andere Vorgehensweisen ausgearbeitet werden -):
- Die Aufgabengebiete und die gewünschten Eigenschaften und Qualifikationen der Vorstandsmitglieder und Sektionsleiter müssen möglichst klar beschrieben sein. Für die Sektionen sollten die erforderlichen Qualifikationen natürlich von Menschen des entsprechenden Fachbereiches entwickelt werden.
- Initiativ-Bewerbungen: Jede und jeder kann sich bewerben, konkrete Vorhaben und Ziele darstellen und aufzeigen, inwieweit er meint, den geforderten Qualifikationen gerecht zu werden.
- Mitgliederforum zur Auswahl: Die Bewerber stellen sich auf einem Mitgliederforum vor, das physisch und online stattfindet und zu dem alle Mitglieder eingeladen werden.
- Feedback: Die Mitglieder geben Feedback mit Fragen, Bestätigung oder Kritik. Daraufhin können sich einzelne Bewerber von selbst zurückziehen. Die verbleibenden Bewerber werden anhand des Feedbacks aus dem Mitgliederforum bewertet. Diese Bewertung kann durch eine Art “Jury” erfolgen, die dazu vom Mitgliederforum bestellt werden könnte.
- Team-Bildung: Die am höchsten bewerteten Bewerberinnen und Bewerber besprechen ihre zukünftige Zusammenarbeit (auch mit den bestehenden Vorstandsmitgliedern). In dieser Phase könnte es noch zu einem Wechsel von Bewerbern kommen.
- Bestätigung: Das so entstandene Gremium wird abschließend vom Mitgliederforum der Generalversammlung zur Bestätigung empfohlen.
- Die folgende Generalversammlung bestätigt formal die neuen Vorstandsmitglieder.
Nach diesen Prinzipien könnte auch die Auswahl von Sektionsleitern innerhalb einer Sektion stattfinden. Dieses Verfahren basiert auf Offenheit, Ehrlichkeit und Mut im Umgang miteinander. Gelingt es, so besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass das bestätigte Organ die größtmögliche Akzeptanz in der Organisation genießt.