Was in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft noch vorgeht

Mit der Veröffentlichung der Tagesordnung zur ordentlichen Generalversammlung 2023 der AAG wurde deutlich, dass seitens der Gesellschaftsleitung an der Befestigung der einheitsstaatsähnlichen und aristokratischen Struktur der Gesellschaft nicht nur festgehalten wird, sondern diese weiter verstärkt werden soll. So setzt sich fort, was schon seit längerem als Entwicklung zu beobachten ist. Zu erkennen ist dies einerseits an der strukturellen Entwicklungsrichtung, die insbesondere aus dem Wunsch nach der Etablierung des Landesrepräsentanten-Organs hervorgeht, sowie den Anträgen von Michaela Glöckler und Uwe Werner. Andererseits spricht die Zeitplanung eine klare Sprache: für eine angemessene Behandlung der Mitgliederanliegen und -anträge wird die dafür vorgesehene Zeit kaum ausreichen. (Für die Antragsteller ist ein Vorgespräch mit dem Vorstand für den 13. März 2023 anberaumt, da, so in der Einladung, die Zeit wohl nicht für alle Anträge und Anliegen reichen würde).

Viel Raum dagegen haben vor allem die Beiträge der Leitenden. So kann der Eindruck entstehen, dass die Generalversammlung als eine Vorstandsveranstaltung verstanden wird, in welcher die Mitgliedschaft eine überwiegend passive Rolle einnimmt. Tatsächlich aber ist es eine Mitgliederversammlung, die der Vorstand organisiert und eine Tagesordnung vorschlägt. Bei uns jedoch scheint eine aktive Mitgliederbeteiligung nicht erwünscht zu sein, nicht leitungskonforme Beiträge schon gar nicht. Wäre es nicht zeitgemäßer, wenn zum Beispiel die Gedanken und Ideen der Gesellschaftsleitung zur Entwicklung der «Weltgesellschaft» unabhängig von der Generalversammlung über die Kommunikationswege der Gesellschaft verlautbart würden, ergänzt um Beiträge von Mitgliedern? Diese könnten anschliessend z.B. in Dialog-Foren bewegt und besprochen werden – gerne mit den Leitenden selber. An  der Generalversammlung selber könnte so ein vorbereiteter Freiraum zum weiteren Austausch entstehen.

Angesichts der Tatsache, dass jetzt einerseits die Gegen-Impulse von 100 Jahre nach dem Brand und andererseits die positiven Impulse von 3 x 33 Jahren Weihnachtstagung wirksam sind, ist es nicht verwunderlich, dass sowohl Restaurations- als auch Erneuerungsbestrebungen (letztere durch die Mitgliedschaft) aufeinander stoßen. (Dazu sei auf die phänomenologische Untersuchung der Jahre 2001/2 und 2011/12 in meinem Buch und in frühen Rundbriefen verwiesen).[1] Und wir stehen vor der Frage, ob sich dieses Mal die Erneuerungs- oder, wie häufig zuvor, vor allem die Restaurationskräfte durchsetzen können, ganz ähnlich wie es auch in den weltpolitischen Verhältnissen aktuell der Fall ist: werden sich die weiteren Versuche in Richtung einer schon vor Jahrzehnten angekündigten Welt-Regierung realisieren können, indem zum Beispiel der Kompetenzbereich der WHO durch die aktuell diskutierten Änderungen der Gesundheitsvorschriften (Pandemievertrag) erweitert wird?[2] Sowohl aus der weltpolitischen Lage als auch in unseren Verhältnissen wird sich nur dann etwas im zeitgemäßen Sinne entwickeln können, wenn von der Bevölkerung, der Zivilgesellschaft, oder bei uns von der Mitgliedschaft Verantwortung für die weitere Entwicklung zumindest mit-übernommen wird. Das heisst: wenn soziale Gestaltung eine Sache all derer würde, die daran verantwortlich mitwirken wollen. Die Zeiten, in denen es angemessen war, dass alles «von oben» geregelt wird, sind endgültig vorüber. Das Ringen um diesen so dringend notwendigen Paradigmenwechsel hat bereits in den letzten Jahrhunderten zuhauf zu Kriegen, Konflikten und Blutvergießen geführt. Gerade auch 1923/24, vor 99 bzw. 100 Jahren, stellte sich die Frage, welche der beiden okkulten Bewegungen sich durchsetzen würde: die soratisch-nationalsozialistische oder die anthroposophische. Wie das ausgegangen ist, wissen wir. Und wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass auch wir heute gerade auf weltpolitischer Ebene in einer Auseinandersetzung mit genau diesen okkulten Kräften stehen – jetzt jedoch global![3]

Mit Blick auf unsere Gesellschaftsverhältnisse stehen wir vor der Entscheidung, ob wir noch zu einer zeitgemäßen und liberalen Gestaltung kommen können und wollen, in der die Initiativen aller Mitglieder wirksam werden können und willkommen sind – auch dann, wenn sie nicht dem Wunsch der Leitung entsprechen. Oder ob es bei der einheitsstaatsähnlichen Struktur bleiben wird, von der man glaubt, sie sei auf Rudolf Steiner zurückführbar. (Davon zeugen insbesondere die bereits oben genannten Anträge von Michaela Glöckler und Uwe Werner). Dies allerdings erweist sich bei näherer Betrachtung sowohl als Anmassung (indem man sich auf eine Stufe stellt mit Rudolf Steiner) als auch als Fiktion, in dem dogmatisiert wurde, was nur für die damaligen Verhältnisse mit Rudolf Steiner gelten konnte (z. B. Initiativvorstand oder Kooptation, wobei letzteres gar nicht auf Rudolf Steiner zurückgeht).

Was können wir tun?

Braucht die Gesellschaft wirklich ein weiteres Leitungsorgan in Form der Konferenz der Landesrepräsentanten? Wäre es nicht zeitgemässer, wenn ein Mitgliederorgan entstehen würde? Oder mehrere? Als Partner der Gesellschaftsleitung auf Augenhöhe? Auf diesem Wege könnte in die Gesellschaft einfliessen, was in der Mitgliedschaft lebt! (Solche Organe müssten sich allerdings, um unabhängig zu sein, aus Mitglieder-Initiativen entwickeln.) Dieser Gedanke liegt der Idee für eine Mitglieder-Verantwortung-Initiative zugrunde, welche an der Generalversammlung am 15. Jan. 2023 erwähnt wurde. Damit soll ermöglicht werden, dass auch von der Mitgliedschaft real (Mit-)Verantwortung für die Angelegenheiten der Gesellschaft, der Hochschule und auch der Repräsentanz der Anthroposophie in der Welt zu übernommen werden kann. Von einem Bedürfnis nach unrechtmäßiger Selbstermächtigung oder dem Wunsch nach Funktionärstum, wie es uns an der ausserordentlichen Generalversammlung vorgeworfen wurde, kann aus der Sache heraus keine Rede sein, denn dies liegt dem Initiativprinzip schon aus sich heraus fern: Nur wenn genügend zustimmende Resonanz entsteht, kann eine Initiative überhaupt wirksam werden, ansonsten ist sie «ein Nichts». Dieses Prinzip lag auch der Neugründung und der Übernahme der Gesellschaftsleitung durch Rudolf Steiner an der Weihnachtstagung zugrunde! (Siehe hierzu „Hat Rudolf Steiner für einen Initiativvorstand plädiert?“, Rundbrief Nr. 541).

Vorbereitung der ordentlichen GV

Angesichts von 24 Anträgen (ca. 50 Seiten Material) sowie der übrigen wichtigen Themen, die an der Generalversammlung zu verhandeln sein werden, wird es kaum möglich sein, sich erst an der Versammlung die notwendigen Urteilsgrundlagen zu verschaffen. Da wir mit dem Vorbereitungstreffen vom 14. Jan. 2023 zu der ausserordentlichen Generalversammlung vom 15. Jan. 2023 gute Erfahrungen gemacht haben, wollen wir dies nun auch überregional ermöglichen: online, per Zoom-Konferenz. Konkret kann das so aussehen, dass dies in maximal 90-minütigen Sitzungen erfolgt, bei denen im Anschluss an einen oder mehrere kürzere Beiträge zum Einstieg, je nach Thema und Anzahl der Teilnehmer, sich eine Fragenbeantwortung oder auch ein Gespräch anschliessen kann. Das ist noch Neuland und es muss sich zeigen, welcher Bedarf besteht.

Vorgesehene Termine und Themen

(Da am 13. März der Vorstand die Antragsteller zu einer Vorbesprechung eingeladen hat, sind die ersten drei Termine wichtig, um in Erfahrung zu bringen, welche Prioritäten und Bedürfnisse unter den Mitgliedern leben. Dies kann dann gegebenenfalls in die Überlegungen an dem Treffen einfliessen.)

Ansonsten sind die Themen als Vorschlag zu verstehen und können bei Bedarf geändert oder ergänzt werden.

Donnerstag, 23. Febr. 2023
(alle Termine 20 – 21 Uhr 30)

Einführung, Die vorgeschlagene Tagesordnung der GV, grundsätzliche Fragen, Anträge und Anliegen.
Fragen der Teilnehmer
Brauchen wir ein Mitglieder-Organ?
Grundsätzliches zum Antrag zur Weleda.

Dienstag, 28. Februar 2023

Was ist ein Gesellschafts-Organ?
Ist die Konferenz der Landes-Repräsentanten ein Organ?
Ist die Goetheanum-Leitung ein Gesellschafts-Organ, welches in den Statuten verankert sein sollte?
Fragen zur Rechenschaft.
Kurze Geschichte und Hintergründe zur Entstehung der Gotheanum-Leitung.

Donnerstag 9. März 2023

Kommunikation in der Gesellschaft

Ungenügende Kommunikationsmöglichkeiten, insbesondere für Mitglieder. Abschaffung des Nachrichtenblattes. Einseitige Berichterstattung. Forderungen des Antrages und weitere Erfordernisse für eine angemessene Kommunikation.

Weitere Termine

Die Themen sind noch offen, Vorschläge sind willkommen.

Donnerstag 16. März 2023 und bei Bedarf:
Donnerstag 23. März sowie
Dienstag, 26. März 2023

Anmeldung

Bitte melden Sie sich über den folgenden Link an. Dort können Sie zu den einzelnen Terminen bzw. Themen auch Kommentare, Fragen oder Wünsche hinterlegen, die dann nach Möglichkeit berücksichtigt werden.

Zur Anmeldung 

[1]  «3 x 33 Jahre Weihnachtstagung und die Krise der AAG», Dornach 2022, zu beziehen beim Autor und im Buchhandel: Books on Demand, ISBN 9-783-7431-3371-6 (ab 6. März 2023). Siehe dazu auch diverse Rundbriefe: www.wtg-99.com, Rundbriefarchiv.

[2]  «One Health»- «One World» – «One World Government», Rundbrief 46, www.wtg-99.com.

[3]  Weltregierung z.B. aktuell: https://transition-news.org/weltregierung-und-zukunftsvisionen oder https://www.epochtimes.de/politik/ausland/elon-musk-warnt-vor-weltregierung-und-unkontrollierter-ki-a4159898.html

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