Was in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft noch vorgeht

Rundbrief 28 vom 16. März 2021

Rudolf Steiner zur Ansteckung bei viralen Erkrankungen

Der Regen kommt, weil die Frösche quaken … und es ist ein moderner Aberglaube, dass die Bazillen und Bakterien in den Menschen einziehen und ausziehen und die Krankheiten  bewirken.

Vorbemerkung

In den aktuellen insbesondere schriftlichen (und mir bekannten) Veröffentlichungen zum aktuellen Corona-Geschehen seitens der Vertreter der organisierten anthroposophischen Ärzteschaft und der Medizinischen Sektion, fällt auf, dass auf Rudolf Steiners Äusserungen nur selektiv insoweit eingegangen wird, als sich daraus eine positive Haltung gegenüber den allgemein geltenden naturwissenschaftlichen und medizinischen Ansichten zu den Virus-Theorien und der aktuellen Impf-Thematik ableiten lässt.

Eine Ergänzung erscheint angesichts der aktuell in unvorstellbarem Ausmass voranschreitenden Veränderung der Weltverhältnisse und der zugrunde liegenden Annahmen, mit denen diese vorangetrieben und gerechtfertigt werden, dringend erforderlich. In diesem Sinne ist ebenfalls auf die Vorträge „Grenzen der Naturerkenntnis“[1] hinzuweisen, welche Rudolf Steiner anlässlich der Eröffnung des ersten Goetheanums vor ziemlich genau 100 Jahren hielt. Die Kenntnis dieser Ausführungen wären für die Beurteilung der aktuellen „Virus-Gläubigkeit“ von ausschlaggebender Bedeutung.

So möchte ich wiederholt auf das Buch „Virus-Wahn“[2] aufmerksam machen. Allerdings wird das Buch häufig schon allein wegen des Titels abgelehnt, da dieser als anstössig erlebt wird. Andererseits  wird z.T. von Fachleuten vor diesem Buch gewarnt, obwohl diese den Inhalt überhaupt nicht zur Kenntnis genommen haben. Es liegt im Wesen einer Wahn-Vorstellung (ein durchaus seriöser psychologischer Begriff), dass diese nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Und genau darum geht es sowohl in den genannten Vorträgen als auch in dem Buch, dessen Autoren eben nicht die heute üblichen Fehler machen, die Rudolf Steiner in den Vorträgen beschreibt, ganz im Gegensatz zu der heute üblichen „Konsens-Wissenschaft“, die insofern eigentlich eine „Pseudo-Wissenschaft“ ist. Auch wenn „Wahn-Vorstellungen“ nicht der Wirklichkeit entsprechen, so können sie sehr wohl wirklichkeitsgestaltend wirken, insbesondere wenn sie kollektiv vertreten und wirksam werden. Die jüngere Geschichte ist voll von Beispielen mit zum Teil katastrophalen Folgen. Die Frage, ob sich eine derartige Katastrophe aktuell gerade entwickelt, ist mehr als berechtigt.

Mit den nachfolgenden Hinweisen anlässlich Rudolf Steiners 160. Geburtstag soll auf die wichtigen medizinischen und naturwissenschaftlichen Aussagen und methodischen Ausführungen hingewiesen werden, im Sinne von Denkanstössen, Hinweisen, Ergänzungen zur Erweiterung der Perspektiven. Man kann dies aber auch als einen Beitrag zur Rehabilitierung Rudolf Steiners ansehen, denn die Tragweite des Verschweigens seiner Aussagen erscheint erheblich.

Aktuelle Situation

Aktuell gibt es zum Teil aufgeregte Diskussionen um Äusserungen zu den Corona-Impfungen, die von der Medizinischen Sektion, der Internationalen Vereinigung anthroposophischer Ärztegesellschaften und einer Veröffentlichung im Merkurstab im Zusammenhang mit der Universität Witten-Herdecke ausgegangen sind.[3] Auch wenn gewisse Bedenken geäussert wurden bzgl. der Sicherheit der Impfstoffe und der fehlenden Langzeitstudien, ist eine grundsätzlich positive Haltung unverkennbar. Wichtige Aspekte werden weder thematisiert noch in Frage gestellt, so z.B.:

  • Bei den mRNA-Impfstoffen handelt es sich im Grunde nicht um Impfstoffe, sondern um „ein medizinisches Mittel, das die menschliche Zelle dazu anregen soll, eine Produktionsstelle für [angebliche] Krankheitserreger zu werden.“[4] Damit handelt es sich um einen gentechnischen Eingriff, dessen mögliche Folgen keineswegs absehbar sind.
  • Es wird auch nicht hinterfragt, ob das, was als Virusmaterial angesehen wird, überhaupt ein bzw. der Krankheitserreger von Covid19 ist (Keines der 4 Koch‘schen Postulate ist erfüllt).[5]
  • Und es wird auch nicht hinterfragt, ob die Krankheit Covid19 überhaupt durch die Übertragung von materiellen Teilchen von Mensch zu Mensch erfolgt.

Im Grunde begnügt man sich mit der Aussage Rudolf Steiners, man solle sich nicht grundsätzlich gegen das Impfen wenden, z.B. „Rudolf Steiner verwahrte sich nicht gegen «sanitäre und hygienische Maßnahmen», in Zeiten der Not im Bedarfsfall auch nicht gegen Impfungen, und warnte (am Beispiel der Pocken- Krankheit) vor jedem Radikalismus in dieser Hinsicht, dem «fanatischen Sichstellen gegen diese Dinge».[6] Das ist zwar richtig, aber nicht einmal die halbe Wahrheit. Denn diese Aussagen machte Rudolf Steiner im Hinblick auf Krankheiten, die im Zusammenhang mit Bakterien oder Bazillen stehen, wie z.B. Typhus, Schwarze Pocken, Tuberkulose, Syphilis, Cholera u.a.. Wobei er allerdings auch dort das materialistische Bild der Ansteckung in Frage stellt und dies als „modernen Aberglauben“ bezeichnet (siehe oben). Uns interessiert aber derzeit mehr, was er zur Ansteckung bzgl. viraler Erkrankungen sagte. Ja, richtig, von Viren wurde damals noch nicht gesprochen, aber die Krankheiten gab es schon! Wir kommen darauf zurück.

Nun hat die organisierte anthroposophischen Medizin diese mRNA-Impfungen als wesentlichen und grundsätzlich positiven Beitrag zur Eindämmung der Pandemie bewertet und damit im Grunde zum Ausdruck gebracht, dass man die materialistische Sichtweise dieser Virus-Theorien teilt. Diese Impfungen würden jedoch nur dann Sinn machen, wenn die Ursache der Krankheit Covid19 tatsächlich das Virus SARS-CoV2 wäre und dieses physisch von Mensch zu Mensch übertragen würde. Nun gibt es aber weder einen naturwissenschaftlichen Nachweis für die Existenz dieses Virus als Krankheitserreger noch einen solchen für die Übertragung. Man glaubt es nicht, es ist aber so: Auch wenn es immer wieder behauptet wird: Es gibt diese Nachweise nicht, sie werden einfach nicht erbracht. Wer diesen weit verbreiteten und allgemein anerkannten „Virus-Glauben“ hinterfragt, wird in der Regel insbesondere medial der Unwissenschaftlichkeit bezichtigt, ein Diskurs findet nicht statt. Inzwischen wird – bereits zum wiederholten Mal – ein Betrag von mehr als 200.000 Schweizer Franken für einen wissenschaftlichen Virus-Nachweis ausgelobt.[7] Das ist viel Geld und wäre leicht verdient, allerdings scheinen sich die angesprochenen Fachleute dafür nicht zu interessieren.

Aus der nachfolgend erwähnten Literatur zum Thema geht auch klar hervor, dass zahlreiche namhafte virologische Institute, die derzeit federführend sind, auch auf mehrfache Nachfrage einen Virus-Nachweis nicht erbringen konnten. Es gilt in der Medizin und der Wissenschaft ganz allgemein, dass die sogenannten 4 Koch’schen Postulate[8] erfüllt sein müssen, um einen Krankheitserreger nachzuweisen. Nicht eines dieser Postulate wurde bisher erfüllt. (Und damit kein Missverständnis entsteht: Es wird nicht geleugnet, dass es dieses Material gibt, welches für Viren gehalten wird. Es wird nur festgestellt, dass ein Virusnachweis fehlt! Und es wird auch nicht die Existenz der Krankheit Covid19[9] mit z.T. schweren Krankheitsverläufen geleugnet.)

Niemand sollte etwas glauben müssen!

Jedermann ist in der Lage, sich ein eigenes Urteil zu bilden, darauf weist Rudolf Steiner deutlich hin in dem Vortrag „Wie kann die seelische Not der Gegenwart überwunden werden“.[10] Auf die dazu notwendigen Urteilsgrundlagen soll mit diesem Denkanstoss hingewiesen werden: Als Einstieg eignet sich der Artikel „Das Phantom-Virus“.[11] Besonders zu empfehlen ist das Buch „Virus-Wahn“[12], das ebenfalls für jedermann gut lesbar ist und über die aktuelle Situation hinaus interessante und wichtige Informationen und wenig bekannte Tatsachen enthält, die die z.T. falschen Bilder zu Polio, HIV, BSE und anderen Krankheiten sowie zur Spanischen Grippe aufzulösen hilft. Die Autoren untersuchen in vorbildlich phänomenologischer und wissenschaftlicher Art und Weise die heute herrschenden Theorien und Hypothesen zur Existenz von Viren und der Behauptung, es handle sich dabei um übertragbare Krankheitserreger. Ganz im Sinne der Ausführungen Rudolf Steiners in den Vorträgen „Grenzen der Naturerkenntnis“[13], die er bei der Eröffnung des ersten Goetheanums vor 100 Jahren hielt, unterläuft den Autoren nicht der Fehler, quasi gedanklich über die Phänomene hinauszugehen und so die aufgestellten Theorien nicht an der Naturbeobachtung, sondern an rein gedanklich erzeugten Vorstellungen, quasi an sich selbst (den Theorien) zu verifizieren. So finden sich in diesem Buch eben keine Theorien und Hypothesen. Stattdessen wird dargelegt, dass den Theorien und Behauptungen, auf denen die ganze angebliche Pandemie beruht, der wissenschaftliche Nachweis fehlt. Für uns ist von besonderer Bedeutung, dass sowohl die Methodik als auch die Schlussfolgerungen in diesem Buch nicht nur methodisch, sondern auch inhaltlich durch die Aussagen Rudolf Steines bestätigt werden!

Letztere werden nun in den oben genannten offiziellen Verlautbarungen gar nicht erwähnt und aus den Ausführungen kann man entnehmen, dass diese auch nicht berücksichtigt wurden. Werden diese bewusst verschwiegen, um z.B. politisch korrekt zu bleiben? Um keine Angriffsflächen zu bieten? Gar um die anthroposophische Medizin zu schützen? Über die Motive soll hier nicht spekuliert werden, gewiss ist jedoch, dass dieses Verhalten nicht wahrhaftig ist. Es fügt sich aber in die grundsätzliche Haltung zur Corona-Angelegenheit ein, die derzeit vom Goetheanum ausgeht.[14] Eigentlich handelt es sich um einen Skandal, sowohl natur- als auch geisteswissenschaftlicher Art, denn auch eine Auseinandersetzung oder ein Dialog um diese Fragen findet nicht statt, auf entsprechende Anregungen und Hinweise wird entweder gar nicht oder ausweichend reagiert. Ich hatte sowohl Georg Soldner und Matthias Girke je ein Exemplar dieses Buches „Virus-Wahn“ zukommen lassen. Erst auf Nachfrage äusserte sich Matthias Girke wie folgt: „Das Buch ist bei mir angekommen und ich habe auch schon etwas hereingesehen. Wenn man immer wieder in Havelhöhe arbeitet und mit den vielen beatmeten Patienten auf der Intensivstation und einer vollen Normalstation konfrontiert ist, so kommen einem schon kritische Gedanken zu der vorgebrachten Thematik. Praxis und theoretische Überlegungen sind dann sehr unterschiedlich.“[15] Inhaltlich war das alles und bemerkenswert: In dem Buch werden überhaupt keine theoretischen Überlegungen angestellt! Im Gegenteil: Es wird die fehlende Evidenz der aktuell geltenden Virus-Theorien eindrücklich belegt! Zudem geht es hier nicht um die Krankheit selber, sondern um die Ursachen derselben, die ausschliesslich auf unbewiesenen Theorien beruhen. Sämtliche Massnahmen (Lockdown, Maskenpflichten, Freiheitsbeschränkungen) beruhen auf diesen unbewiesenen Theorien! [Auf die von Matthias Girke angesprochene Überbelegung und die Zwangsbeatmungen in Krankenhäusern: siehe Links am Ende des Artikels.]

So werden von denen, die Rudolf Steiners Medizin vertreten sollten, seine deutliche Äusserungen nicht erwähnt, zu wesentlichen wissenschaftlichen Fragen einfach geschwiegen und dem Mainstream gefolgt, obwohl eklatante Widersprüche existieren.

Darauf sollte zu Rudolf Steiners Geburtstag hingewiesen werden.

[1]  GA 322.

[2]  Siehe Fussnote weiter unten.

[3]https://medsektion-goetheanum.org/fileadmin/user_upload/pdf/Stellungnahme_zur_Impfung_gegen_SARS-CoV-2_2020-Jan-12_final.pdf

https://www.anthromedics.org/PRA-0971-DE

https://www.mynewsdesk.com/de/goetheanum/pressreleases/stellung-der-anthroposophischen-medizin-zur-impfung-gegen-sars-cov-2-gesundheit-umfassend-staerken-3070644

[4]https://www.extremnews.com/berichte/gesundheit/c1c9180a4fdebc3, Ergänzung TH, Quelle.

[5]  Näheres dazu in dem Buch „Virus-Wahn“. Siehe auch Fussnoten 8 und 12.

[6]  Peter Selg in „Perspektiven und Initiativen zur Coronazeit“, Uli Hurter / Justus Wittich, Verlag am Goetheanum.

[7]https://www.samueleckert.net/isolat-truth-fund/.

[8]  Die Behauptung, für Viren müssten diese Postulate nicht erfüllt werden, ist nicht nachvollziehbar, geht es doch u.a. gerade darum, den Krankheitserreger nachzuweisen. Wenn dieser Nachweis nicht erfolgt, handelt es sich um ein Phantom. Und gleiches gilt für die Ansteckung. Siehe hierzu das Buch „Virus-Wahn“.

[9]  Tatsächlich ist Covid19 klinisch, d.h. anhand von Symptomen nicht diagnostizierbar und kann nicht von vielen anderen und häufigen Atemwegserkrankungen unterschieden werden!

[10]  GA 168, Zürich, 10. Oktober 1916.

[11]https://www.rubikon.news/artikel/das-phantom-virus,
Eine druckbare Version: https://wtg-99.com/documents/Phantom-Virus-print.

[12]  „Virus-Wahn“, Torsten Engelbrecht, Dr. med. Claus Köhnlein, et al., Books on Demand, 2021. Man lasse sich nicht von dem Titel abschrecken – er entsprich lediglich den Tatsachen. Die neue Ausgabe, die jetzt bei Books on Demand erscheint, ist im Corona-Teil wesentlich erweitert worden.

[13]  GA 322.

[14]  Thomas Heck, „Weiterhin politisch absolut korrekt“, Europäer Nr. 12/2020. oder
https://wtg-99.com/Weiterhin_politisch_korrekt.

[15]  Email vom 9. Januar 2021.

Rudolf Steiner zur Ansteckung u.a. bei viralen Erkrankungen

Aus „Die Hygiene als soziale Frage“[1]

Nun möchte ich nicht missverstanden werden; ich möchte dahin nicht missverstanden werden, dass ich in diesem Vortrage, der ja gewidmet sein soll dem Thema «Die Hygiene als soziale Frage», für irgendetwas besonders Stellung nehme. Ich möchte gewissermaßen dasjenige, was heute vom Parteistandpunkte aus oder vom Standpunkte einer gewissen wissenschaftlichen Überzeugung aus einseitig behandelt zu werden pflegt, das möchte ich nicht einseitig behandeln. Ich möchte — vielleicht gestatten Sie dieses scheinbare Herausfallen aus der Rolle in der Einleitung —, ich möchte weder irgendwelche Partei nehmen für den alten Aberglauben, dass Teufel und Dämonen herumgehen als Krankheiten und in die Menschen aus- und einziehen, noch möchte ich Partei nehmen für den modernen Aberglauben, dass die Bazillen und Bakterien in den Menschen einziehen und ausziehen und die Krankheiten bewirken. Ob man es zu tun hat mit einem spiritistischen, spirituellen Aberglauben von alt her, ob mit einem materialistischen Aberglauben, das mag uns heute weniger beschäftigen.

Der Regen kommt, wenn die Frösche quaken …[2]

Derjenige, der behauptet, dass von den kleinen Lebewesen die Krankheiten kommen, der zum Beispiel sagt: die Grippe kommt von dem Grippebazillus und so weiter, der ist natürlich geradeso gescheit, als wenn einer sagt, der Regen kommt von den Fröschen, die quaken. Natürlich, wenn der Regen kommt, quaken die Frösche, weil sie es spüren, weil sie ja in dem Wasser sind, das angeregt ist durch dasjenige, was den Regen bewirkt. Aber die Frösche bringen nicht den Regen. Ebenso bringen die Bazillen nicht die Grippe; aber sie sind da, wo die Grippe ist, geradeso wie die Frösche auf eine unerklärliche Weise hervorkommen. wenn der Regen kommt.

Also man darf nicht auf der einen Seite sagen, dass einem die Bazillenuntersuchung nichts nützt. Sie nützt einem so viel, dass man weiß, dass der Mensch der Krankheit ausgesetzt ist, wie man weiß, dass die Frösche quaken, wenn es regnet. Also man darf nicht das Kind mit dem Bad ausschütten und sagen, die Bazillen zu untersuchen sei unnötig. Aber man muss auf der anderen Seite wissen, dass die Bazillen nicht die Krankheit machen. Sonst wird man niemals richtig erklären, wenn man immer nur sagt: Für die Cholera gibt es die Bazillen, für die Grippe gibt es die Bazillen und so weiter. Das ist natürlich nur eine Faulenzerei dafür, dass die Leute die wirklichen Krankheitsursachen nicht untersuchen wollen.

Aus einer Fragenbeantwortung[3]

Wollen Sie sich bitte äußern, wie denn das Entstehen einer Epidemie, wie der Grippe oder des Scharlachs, zustande gekommen ist, wenn nicht durch Übertragung von Bazillen. Bei vielen Krankheiten ist der Krankheitserreger wissenschaftlich festgestellt worden. Wie stellen Sie sich dazu?

  1. Steiner: Nun, wenn ich auch gerade diese Frage, für die ich angedeutet habe, dass ich nicht Partei ergreifen will, erörtern sollte, dann müsste ich einen ganzen Vortrag halten. Allein, ich möchte auf folgendes aufmerksam machen. Derjenige, welcher genötigt ist durch seine Erkenntnisse, darauf aufmerksam zu machen, dass für Krankheiten, in deren Begleitung Bazillen oder Bakterien auftreten, tiefere Ursachen als primäre Ursachen vorhanden sind, als eben das Auftreten der Bazillen, der behauptet ja noch nicht, dass die Bazillen nicht da seien. Es ist durchaus etwas anderes, zu behaupten, die Bazillen sind da und sie treten im Gefolge der Krankheit auf, als die primäre Ursache bei den Bazillen zu suchen. Dasjenige, was nach dieser Richtung zu sagen ist, habe ich gerade bei diesem Kursus, der jetzt gehalten wird, in ausführlicher Weise entwickelt. Aber das nimmt eben durchaus Zeit in Anspruch. Das gilt auch in Bezug auf gewisse Elemente, die vorher behandelt werden müssen. Das lässt sich in einer Fragenbeantwortung nicht rasch abmachen. Dennoch will ich auf das Folgende hinweisen. Es ist diese menschliche Konstitution nicht eine so einfache Sache, wie man sich oftmals vorstellt. Der Mensch ist einmal ein vielgliedriges Wesen. Das habe ich in meinem Buche «Von Seelenrätseln» im Anfange dargestellt, dass ein Mensch ein dreigliedriges Wesen ist, ein Wesen, das man nennen kann den Sinnes-Nervenmenschen, zweitens den rhythmischen Menschen, drittens den Stoffwechselmenschen. Das ist einmal der Mensch. Und diese drei Glieder der menschlichen Natur wirken ineinander, und sie dürfen nicht, wenn der Mensch gesund sein soll, anders ineinander wirken, als dass in einer gewissen Weise Trennung der Gebiete zugleich da ist. So zum Beispiel darf der Nerven-Sinnesmensch, der mehr ist als dasjenige, was sich die heutige Physiologie vorstellt, nicht ohne weiteres seine Wirkungen auf den Stoffwechselmenschen anders übertragen, als dass diese Wirkungen vermittelt werden durch die rhythmischen Bewegungen der Zirkulations- und Atmungsvorgänge, die ja bis in die äußerste Peripherie des Organismus sich hineinerstrecken. Dieses Zusammenwirken, das kann aber in einer gewissen Weise unterbrochen werden. Nun ist durch dieses Zusammenwirken etwas ganz Bestimmtes bewirkt. Wenn solche Fragen gestellt werden so, verzeihen Sie, dass man dann auch sachgemäß antworten muss; nun will ich ja schon so dezent wie möglich sein, aber es ist dann doch notwendig, manches Wort auszusprechen, das eben auch sachgemäß angehört werden muss. Es ist zum Beispiel durchaus so, dass im menschlichen Unterleib Prozesse ablaufen, welche eingegliedert sind in den ganzen Organismus. Sind sie in den ganzen Organismus eingegliedert, dann wirken sie in der richtigen Weise. Werden sie durch irgendwelche Vorgänge, entweder direkt im Unterleib erhöht, so dass sie dort reger werden, oder werden die einmal entsprechenden Vorgänge — denn solche entsprechende Vorgänge sind immer da — im menschlichen Haupte oder in der menschlichen Lunge in ihrer Intensität kleiner gemacht, dann tritt etwas sehr Eigentümliches ein. Dann zeigt sich, dass der menschliche Organismus zu seinem normalen Leben in sich Prozesse entwickeln muss, die gerade bis zu einem gewissen Maße hin sich nur entwickeln dürfen, damit sie den ganzen Menschen in Anspruch nehmen. Wird der Prozess erhöht, dann lokalisiert er sich, und dann tritt zum Beispiel im Unterleib des Menschen ein Prozess auf, wodurch nicht in der richtigen Weise getrennt ist dasjenige, was im Menschenhaupte oder in der Lunge vor sich geht, und was gewissen Prozessen im Unterleib entspricht. Es entsprechen sich immer die Prozesse so, dass sie einander parallel gehen. Dadurch aber wird gewissermaßen das, was nur bis zu einem gewissen Maße im Menschen vorhanden sein darf, damit es seine Vitalität, die geist- und seelengetragene Vitalität, unterhält, über ein gewisses Niveau hinaufgebracht. Dann wird es die Atmosphäre, möchte ich sagen, für allerlei Niederorganismen, für allerlei kleine Organismen, dann können sich diese kleinen Organismen da entfalten. Dasjenige, was das Schaffenselement der kleinen Organismen ist, das ist immer im Menschen drinnen, ist nur über den ganzen Organismus ausgedehnt. Wird es konzentriert, dann ist es Lebensboden für Kleinorganismen, Mikroben; da finden sie einen Boden drin. Aber die Ursache, warum sie da gedeihen können, die ist in überaus feinen Vorgängen im Organismus, die sich dann als das Primäre herausstellen, zu suchen. Ich spreche wirklich nicht aus einer Antipathie gegen die Bazillen-Theorie. Ich verstehe durchaus die Gründe, die die Leute haben, die dem Bazillen-Glauben huldigen. Das können Sie mir glauben, dass ich, wenn ich nicht aus sachlichen Gründen so sprechen müsste, wie ich jetzt spreche, ich diese Gründe schon anerkennen würde, aber es ist eben hier die Erkenntnis, die notwendig zur Anerkennung von etwas anderem führt, und die einen dann zwingt, zu sagen: Ich sehe eine gewisse Landschaft, da sind sehr viele außerordentlich schöne Rinder, wohl gepflegt. Ich frage nun: Warum sind denn da gewisse Lebens-Verhältnisse in der Gegend? Sie kommen von den schönen Rindern. Ich erkläre die Lebensverhältnisse dieser Gegend, indem ich erkläre, es sind schöne Rinder eingezogen von irgendwoher, die haben sich da ausgebreitet. — Das werde ich nicht tun, nicht wahr, sondern ich werde untersuchen die primären Ursachen, den Fleiß und das Verständnis der Leute, und das wird mir erklären, warum auf diesem Boden diese schönen Rinder sich entwickeln. Aber ich würde eine oberflächliche Erklärung abgeben, wenn ich bloß sagen würde: Hier ist es schön, hier lebt es sich gut, weil da schöne Rinder eingezogen sind.

Die gleiche Logik ist es im Grunde, wenn ich den Typhusbazillus finde und dann finde, man habe den Typhus aus dem Grunde, weil die Typhusbazillen eingezogen sind. Zur Erklärung des Typhus sind noch ganz andere Dinge notwendig als bloß das Sich-auf-die- Typhusbazillen-Berufen. Aber man wird noch auf eine ganz andere Weise irregeführt, wenn man sich einer solchen falschen Logik hingibt. Gewiss, die primären Prozesse, die den Typhusbazillen die Grundlage für ihr Dasein abgeben, die sind dann Grundlage für den Typhusbazillus, bewirken wiederum alles Mögliche andere, was nicht primär ist. Und man kann sehr leicht dasjenige, was sekundär ist, mit dem eigentlichen ursprünglichen Krankheitsbilde entweder ganz verwechseln oder damit konfundieren. Das sind diese Dinge, die hier auf diesem Punkte zu dem Richtigen führen, oder die zeigen, wie dasjenige, was in einem gewissen Sinne berechtigt ist, in seine Grenzen zu weisen ist.

Vielleicht sehen Sie doch aus der Art und Weise, wie ich diese Antwort gegeben habe — obwohl ich ja nur skizzieren kann, daher leicht missverstanden werden kann —, dass es sich hier wirklich nicht handelt um das allbeliebte Schimpfen auf die Bazillen-Theorie, sondern dass es sich hier wirklich darum handelt, die Dinge ganz ernsthaftig zu untersuchen.“

Zusammengestellt von Thomas Heck,

Dornach 27. Februar 2021

[1]  GA 314, 7. April 1920

[2]  GA 348, Arbeitervorträge, S. 141

[3]  GA 314, 1991, Seite 254.

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