Nach dem Brand des ersten Goetheanum 1922/23 hatte Rudolf Steiner den desolaten Zustand der 1913 in Köln gegründeten Anthroposophischen Gesellschaft deutlich und mehrfach benannt. Das Jahr 1923 war geprägt davon, dass er seine öffentliche Vortragstätigkeit stark einschränkte und sich vor allem anderen der Konsolidierung der Gesellschaft widmete. Mehrfach hatte er ernsthaft erwogen, sich aufgrund der Situation der Gesellschaft, die dadurch geprägt war, dass eine „innere Opposition“ (s.u.)7 gegen ihn entstanden war und die Mitglieder seine Impulse völlig ungenügend aufgegriffen hatten, gänzlich abzuwenden und in einem kleinen Kreis, einer Art Orden oder Bruderschaft, weiter zu arbeiten.13
Wir haben heute wenig im Bewusstsein, in welchem Zustand die Anthroposophischen Gesellschaft sich im Jahr 1923 befand und was dies für Rudolf Steiner bedeutete. [1] Die folgende kleine Auswahl von Zitaten kann dies deutlich machen:
„Aber zerfallen wird sie [die Gesellschaft] ganz sicher, wenn sie, da sie jetzt zu alledem, was sie schon hat an äußeren Begründungen, auch noch das Goetheanum wieder aufbaut, wenn nicht jenes Bewußtsein entsteht, von dem ich in diesen Vorträgen gesprochen habe [GA 258], wenn diese Selbstbesinnung nicht da ist. Dann aber, wenn sie zerfällt, wird sie sehr rasch zerfallen. Aber das hängt ganz von dem Willen derer ab, die innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft sind. Anthroposophie wird sicher nicht aus der Welt geschafft. Aber sie könnte für Jahrzehnte und länger, ich möchte sagen, in einen latenten Zustand zurücksinken und dann später wieder aufgenommen werden. Es wäre aber Ungeheures verloren für die Entwickelung der Menschheit.“[2]
Insbesondere gegenüber den leitenden Funktionären der Gesellschaft[3] sprach sich Rudolf Steiner deutlich aus: „Diese Gesellschaft ist im Zerfall begriffen“[4], „Es kann so nicht weitergehen“[5], „Die Anthroposophische Gesellschaft ist überall ahrimanisch durchlöchert“[6] und „Meine lieben Freunde, ich habe oftmals … davon gesprochen, daß eine innere Opposition innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft vorhanden ist gegen dasjenige, was ich manchmal aus dem Zentrum der Anthroposophie heraus zu vertreten habe.[7]
Aus Briefen, die Rudolf Steiner an Edith Maryon schrieb:
“… Für die Gesellschaft habe ich eigentlich nur zu sagen, dass ich am liebsten nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte. Alles, was deren Vorstände tun, widert mich an“
„… Es schläft hier die A. G. weiter, man bringt sie zu keinem Erwachen“
„… in der Gesellschaft geht es ganz unglaublich schrecklich. Aus allen Ecken kommen die Unmöglichkeiten“
„… Sonst ging alles gut mit der allerdings gewichtigen Ausnahme, dass auch unsere Wiener Mitglieder schlafen“
“Es scheint eben doch alles auch in der anthrop. Ges. in das Chaos einzumünden. … die Ges. ist auch hier in einer gräulichen Verfassung, Uneinigkeit, Ungenügendheit usw. “[12]
- W. Zeylmans van Emmichoven berichtet von einem Gespräch mit Rudolf Steiner:
„Wie schwer diese Sorgen auf Rudolf Steiners Seele lasteten, ging hervor aus einem Gespräch am 17. November 1923, am Vorabend der Bildung der Anthroposophischen Gesellschaft in Holland, als er seine Zweifel darüber äußerte, ob ein Weitergehen mit der Gesellschaft als solcher überhaupt noch möglich sei. Er beklagte sich darüber, daß man nirgends zu verstehen scheine, was er überhaupt wolle und daß es vielleicht nötig sein würde, mit nur ganz wenigen Menschen innerhalb eines strengen Zusammenschlusses weiter zu arbeiten.[13]
Am 23. Dezember 1923, am Vorabend der Weihnachtstagung, Rudolf Steiner:
„Es ist schon so, daß gegenwärtig die Dinge sehr, sehr ernst, bitter ernst genommen werden müssen. Sonst müßte eigentlich dennoch dasjenige eintreten, wovon ich ja oftmals gesprochen habe, daß ich mich von der Anthroposophischen Gesellschaft zurückziehen müßte.“[14]
Erst am 17. November 1923 in Den Haag fiel die endgültige Entscheidung für die Weihnachtstagung und die Neugründung der Gesellschaft, die entscheidende Frage hatte Ita Wegman gestellt. Rudolf Steiner schrieb an Marie Steiner: „Denn ich setze für die Gesellschaft gewissermassen die letzte Hoffnung auf die Weihnachtszusammenkunft.“[15]
Die Begründung der neuen Gesellschaft und der Hochschule ging allein von ihm aus, es war seine Initiative, er übernahm selber den Vorsitz und ließ sich den von ihm vorgeschlagenen Vorstand von der Gründungsversammlung an die Seite stellen, in der Hoffnung, damit seine Intentionen verwirklichen zu können:
„Nur unter diesen Bedingungen konnte ich mich selber entschließen, den Vorsitz zu übernehmen und diese Gesellschaft bei der Dornacher Weihnachtstagung zu ersuchen, denjenigen Vorstand mir an die Seite zu stellen, mit dem ich glauben kann, daß ich meine Intentionen[16] durchführen kann.“ [17]
Die esoterische Bedeutung des Vorstandes war allein dadurch gegeben, dass es Rudolf Steiner war, der Vorsitzender des Vorstandes war. Diese esoterische Bedeutung ergab sich nicht von Amts wegen. In Bezug auf die Übernahme des Vorsitzes in der Gesellschaft weist er immer wieder darauf hin, dass er dies tun musste
Die Situation vor der Weihnachtstagung beschreibt Gerhard v. Beckerath wie folgt
„1. Alle endlosen Versuche Rudolf Steiners, die Gesellschaft zu einem tauglichen selbständigen Instrument für die anthroposophische (geistig-seelische) Bewegung zu erziehen, waren gescheitert. Die Gesellschaft war am Ende. Es fehlten damit auch jegliche Voraussetzungen, um aus ihrem Boden wieder eine esoterische Arbeit in einer esoterischen Schule aufzunehmen.
- Auch er war an einem Ende angelangt. Der Kampf um die Gesellschaft und der mit ihm zusammenhängende, ihm zusätzlich aufgebürdete verschärfte Kampf mit den Gegnern waren unvereinbar mit seiner Geistesforschung. Ein weiterer zermürbender Kräfteverschleiß in auswegloser Situation hätte seinem Leben schnell ein Ende bereitet.
- Er musste versuchen, eine ganz neue Situation mit der Aussicht auf eine Wende zum Besseren herbeizuführen. In manchem schweren Moment des Versagens der Gesellschaft gegenüber dem so hässlich geführten Kampf der Gegner neigte er dazu, wie Marie Steiner berichtete, «die Bewegung ohne die Gesellschaft weiterzuführen». «Für alle Fehler der Gesellschaft werde ich verantwortlich gemacht und darunter leidet die [geistige anthroposophische] Bewegung»“[20]
Mit der Übernahme der Leitung war ein grosses Risiko verbunden, wie in Paris ausführt wurde:
„Was zu Weihnachten übernommen worden ist, war in gewissem Sinne ein Wagnis. Denn es war eine gewisse Eventualität vorhanden: diese, daß vielleicht – dadurch, daß die Leitung der Anthroposophischen Gesellschaft unmittelbar zusammengebracht wurde mit der Vertretung des spirituellen Weisheitsgutes – jene geistigen Mächte, welche in der geistigen Welt die anthroposophische Bewegung leiten, ihre Hände hätten abziehen können. Es darf gesagt werden, daß dies nicht der Fall war, sondern das Gegenteil ist der Fall: Mit einer größeren Gnade, mit einem höheren Wohlwollen kommen diese geistigen Mächte demjenigen entgegen, was durch die anthroposophische Bewegung fließt.“
Seine Entscheidung war von der geistigen Welt angenommen worden, aber es kam darauf an, dass die Impulse von den Mitgliedern ergriffen wurden:
„Es liegt auch in einem gewissen Sinne ein Versprechen vor gegenüber der geistigen Welt. Dieses Versprechen wird in unverbrüchlicher Weise erfüllt werden, und man wird sehen, daß in der Zukunft die Dinge geschehen werden, wie sie der geistigen Welt gegenüber versprochen wurden. So daß nicht nur der anthroposophischen Bewegung, sondern auch der Anthroposophischen Gesellschaft gegenüber dem Vorstande eine Verantwortung auferlegt ist.“[21]
Das Versprechen gegenüber der geistigen Welt, für welches Rudolf Steiner mit seinem Karma die Verantwortung übernommen hatte, konnte jedoch nur durch die Mitglieder erfüllt werden: „So daß … auch der Anthroposophischen Gesellschaft gegenüber dem Vorstande eine Verantwortung auferlegt ist.“ Diese Verantwortung bestand gegenüber Rudolf Steiner, die Mitglieder konnten sie letztlich nicht tragen.
Verbunden war mit der Situation nach der Weihnachtstagung aber auch
„daß allerdings auch — ich meine von der geistigen Seite her — sehr starke gegnerische Mächte, dämonische Machte gegen die anthroposophische Bewegung anstürmen.“[22]
Deutlich weist Rudolf Steiner darauf hin, dass die Weihnachtstagung nicht eine Tagung wie jede andere war:
„Wenn diese Weihnachtstagung nur so genommen wird, wie man so gern frühere Tagungen nahm, dann verduftet sie allmählich, dann verliert sie ihren Inhalt, und es wäre besser gewesen, man hätte sich nicht versammelt.“[23]
Man vergegenwärtige sich die Deutlichkeit und die Konsequenz dieser Aussage! Auf die Frage, wie sich die Anthroposophie und das Wirken Rudolf Steiners hätte entwickeln können, wenn man sich nicht versammelt hätte, kommen wir noch zurück.
Es trat das Befürchtete ein: Die Impulse Rudolf Steiners wurden weiterhin kaum ergriffen, stattdessen lähmten ihn die persönlichen Bedürfnisse der Mitglieder.
Rudolf Steiner zu Ehrenfried Pfeiffer im Frühjahr 1924:
„Ein Hauptgrund dafür, dass meine Impulse nicht wirksam werden, liegt darin, dass die Mitglieder nicht auf das hören können, was ich sage, sondern sich selbst zum Ausdruck bringen wollen; und vor allen Dingen wollen sie die Menschen nicht akzeptieren, durch die ich aufgrund des Karmas wirken muss…. Wenn nur zwei zu mir halten würden, dann könnte ich meine Aufgabe, glaube ich, vollenden.“[24]
Rudolf Steiner im Nachrichtenblatt vom 19. Oktober 1924:
„Es handelt sich darum, dass, während ich den eigentlichen Kurs -Tätigkeiten, die so umfangreich in den letzten Monaten waren, durchaus gewachsen war, ich den Bogen meiner physischen Tätigkeit überspannen musste durch die übergrossen Forderungen, die neben der Kurstätigkeit aus der Mitgliedschaft kamen. … Man denkt eben nicht oft daran, was von aussen bewirkte Überbürdung in Bezug auf Zeit bei jemand, der in geistgetragener Tätigkeit ist, für verheerende Folgen haben kann … Aber zuletzt muss ja alles das schicksalsgemäss (karmisch) empfunden werden.“
Andrej Belyj:
„Er selbst hat uns wiederholt gesagt, dass das, was ihn aufs Lager niederstreckte, die vielen Privatbesprechungen waren. 400 Besucher zählt der Torwärter in der Zeit, wo er täglich vier Vorträge gab …“[25]
Marie Steiner:
„Wir wissen, es hat nicht alles durchgeführt werden können, so wie es von Dr. Steiner beabsichtigt war. Zunächst war der Ansturm von Seiten der Mitglieder ein zu starker; um alles zu bewältigen, was an Bedürfnissen der Seelen herantrat, mußte manche eigene Intention für eine spätere Zeit zurückgestellt werden. Dann — trat der Tod dazwischen.“[26]
Wie wenig reif die Mitglieder waren und wie unrealistisch die Einschätzung diesbezüglich selbst von einem Vorstandsmitglied war, zeigt eine von Marie Steiner überlieferte Aussage von Guenther Wachsmuth:
„Dr. G. W. bringt es fertig, der Reife der majorenn [mündig] gewordenen Gesellschaft zuzuschreiben, dass Dr. Steiner dadurch die Möglichkeit gefunden hätte, sich mit ihr ganz persönlich karmisch zu verbinden.“[27]
Über die Weihnachtstagung und die an dieser
“Statt nun, wie er es sich vorher überlegt hatte, ein neues Werkzeug für sein geistiges Wirken zu schaffen [die Internationale Anthroposophische Gesellschaft], entschloss er sich, das Opfer seiner Person zu bringen. Er entschloss sich, sein Karma mit dem der Gesellschaft zu verbinden, während er früher versucht hatte, sie gleichsam auf sich selbst zu stellen und als ein sie beratender geistiger Lehrer zur Selbständigkeit hin zu erziehen. Nun sah er, dass sie diese Stufe der Reife noch nicht hatte, und übernahm den Vorsitz.“
Marie Steiner fasste zusammen:
“Was diese Opfertat bedeutete, haben wir erlebt: Eine schier unübersehbare Fülle geistiger Offenbarungen hat er heruntergeholt, die er mit seinem physischen Tode bezahlt hat.“ [28]
Wie schon in der 1913 in Köln gegründeten Gesellschaft konnten die Mitglieder auch in dieser Neugründung die Impulse Rudolf Steiners kaum aufgreifen, der von ihm als erforderlich angesehen esoterische Zug, der durch die Gesellschaft hätte gehen müssen, erfolgte nicht, das Versprechen wurde nicht eingehalten. Und so konnte Rudolf Steiner nach neun Monaten in der Gesellschaft nicht weiter wirken, er hatte seine Intentionen nicht wie erhofft und allenfalls ansatzweise verwirklichen können. Offensichtlich konnten die 4 x 12 Menschen[29], die von ihm hätten erkannt werden müssen, sich nicht zeigen. Ein Weiterwirken war nicht möglich.
Historisch und auch gegenwärtig lebt bei den Mitgliedern der Gesellschaft weitestgehend das Bild, dass die Entscheidung Rudolf Steiners zur Weihnachtstagung und zur Neugründung der Gesellschaft auf jeden Fall gut und richtig war, denn ohne seinen Entschluss gäbe es die Weihnachtstagung, den Grundstein, die Grundsteinmeditation, die Grundsteinlegung und die Klassenstunden sowie die reichhaltigen Offenbarungen und Mitteilungen nicht, die im Nachgang der Weihnachtstagung erfolgt waren. Das alles ist Wirklichkeit geworden, das kennen wir.
Und wenn sich Rudolf Steiner tatsächlich zurückgezogen hätte von der Anthroposophischen Gesellschaft?
Wie wäre wohl die Entwicklung verlaufen, wenn Rudolf Steiner sich tatsächlich von der Gesellschaft zurückgezogen hätte? Er hätte gewiss seine Aufgabe und seine Mission auch weiterhin zu erfüllen versucht und in diesem Sinne weitergearbeitet. Vermutlich hätte er wesentlich länger wirken können, womöglich bis in die Dreißiger- oder gar Vierzigerjahre hinein, in denen das Erscheinen des Christus im Ätherischen erfolgen sollte. Und hätte ein mehrjähriges Weiterwirken dazu führen können, dass weitere und vielleicht sogar umfangreichere Offenbarungen und Mitteilungen in Wort und Schrift hätten gegeben werden können? Rudolf Steiner wäre gewiss seiner Aufgabe und seiner Mission, den Menschen, der Anthroposophie und den begonnenen „Projekten“ wie zum Beispiel der Medizin, der Heilpädagogik, der Eurythmie, der Sprachgestaltung, den Naturwissenschaften und der Landwirtschaft treu geblieben. Auch der von Marie Steiner geführte Verlag wäre gewiss nicht aufgegeben worden. Es war ja nicht die eigentliche anthroposophische Arbeit, die Forschung auf geistigem Gebiet und die Vorträge, die ihn überanstrengten: „Diese Vorträge halten mich gerade gesund”, sagte er, „das, was müde macht, das sind die toten Gedanken, die an einen herantreten, es ist der Unverstand, das Nichtverstehen der Menschen, was einen lähmt.”[30] Durch einen Rückzug Rudolf Steiners hätten sich auch nicht die bestehenden anthroposophischen Institutionen und Gruppierungen wie die Landesgesellschaften, die Zweige, und die Christengemeinschaft einfach aufgelöst, all das hätte sich auch so weiterentwickeln können und das Interesse für die Anthroposophie und der damit verbundenen und tätigen Menschen hätte zweifellos weiterhin bestanden. Insbesondere diejenigen, die sich bereits voller Enthusiasmus für die Anthroposophie einsetzten, wie zum Beispiel das Lehrerkollegium der Waldorfschule in Stuttgart. Die Gründung der Waldorfschule war keine Frucht der Anthroposophischen Gesellschaft und die Waldorfpädagogik hat sich auch in der Folge eigenständig und unabhängig vom Goetheanum entwickelt. Unter der Annahme, dass Rudolf Steiner noch viele Jahre hätte wirken können, hätte auch der Weltschulverein (der dann tatsächlich von A. Steffen verhindert wurde!) entstehen können und eine weitere Verbreitung der Waldorfpädagogik unter seiner Mitwirkung wäre möglich gewesen. Gewiss hätte auch die Klinik in Arlesheim weiterhin bestanden und die anthroposophische Medizin wäre in Zusammenarbeit mit Ita Wegman vermutlich sehr viel weiter entwickelt und auch verbreitet worden, als es so nach der Weihnachtstagung noch möglich war. Der Entschluss zum landwirtschaftlichen Kurs war bereits vor der Weihnachtstagung getroffen worden und der Kontakt nach Koberwitz bestand seit 1922. Auch auf diesem Gebiet hätte Rudolf Steiner sich weiterhin engagiert und Impulse gegeben. Die Weiterentwicklung der Eurythmie und der Sprachgestaltung waren nicht von der Gesellschaft abhängig, der öffentliche Erfolg der umfangreichen Tourneen, die Marie Steiner durchführte, waren ganz offensichtlich keineswegs von dem Gesellschaftszusammenhang abhängig. Auch die Bereiche der Heilpädagogik, der Naturwissenschaft usw. wären von Rudolf Steiner weiter impulsiert worden, wenn er, befreit von der Last der Gesellschaft, mit den engagierten Menschen hätte weiterarbeiten können, die seine Gedanken aufgriffen und erfolgreich tätig waren. Man denke nur an Persönlichkeiten wie Carl Unger, Ludwig Polzer-Hoditz, Daniel Dunlop, Walter Johannes Stein, Lili und Eugen Kolisko, Ehrenfried Pfeiffer, Willem Zeylmans van Emmichoven, Albrecht Strohschein, Siegfried Pickert, Karl König, sowie viele mehr und natürlich Marie Steiner, Ita Wegman und Elisabeth Vreede. Die meisten der genannten Persönlichkeiten konnten nach den Ausschlüssen 1935 im Zusammenhang mit der Gesellschaft und der Hochschule nicht mehr wirken.
Grosse Projekte, wie z.B. die am 31. Dezember 1923 skizzierte Forschungsaufgabe zur Entwicklung einer anthroposophischen Methodik, die zu einer „wissenschaftlichen Gesamtanschauung“ hätte führen können und für dessen Realisierung Rudolf Steiner 50 – 75 Millionen Schweizer Franken veranschlagte[31], hätten sicherlich eines sehr grossen gesellschaftlichen Zusammenhanges bedurft. Rudolf Steiner muss ein solches Projekt an der Weihnachtstagung noch für grundsätzlich realisierbar gehalten haben, sonst hätte er nicht davon gesprochen. Allerdings liess die folgende Entwicklung ein derartiges Projekt nicht zu, es geriet „in Vergessenheit“. Ganz gewiss darf angenommen werden, dass auch die esoterische Arbeit intensiv neubegonnen worden wäre, denn diese hatte er 1918 nach dem Krieg aufgrund der schwierigen Situation in der Gesellschaft nicht wieder aufnehmen können Und vieles andere wäre möglich gewesen. Wir können auch nicht abschätzen, welche Wirkung ein Weiterwirken in dieser Art auf die politische Entwicklung in Europa hätte haben können, auch hier wären andere Geschichts-Verläufe durchaus denkbar. Denn man darf wohl sicher davon ausgehen, dass die problematische Entwicklung in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft nach 1925 die Entwicklungen insbesondere in Deutschland eher begünstigt hatte.
Es ist im Grunde kaum auszudenken, was alles hätte entstehen können, wenn Rudolf Steiner noch 10 oder 20 Jahre hätte weiter wirken können.
Es ist bemerkenswert, dass diese Fragen bzw. diese Möglichkeiten kaum in Betracht gezogen werden und a priori der tatsächliche Verlauf der Entwicklung in gewisser Weise als alternativlos angesehen wird.
Wie es tatsächlich weiterging
Wie bereits erwähnt hatte Rudolf Steiner die Gesellschaft mit diesem Vorstand in der Hoffnung gegründet, „seine Intentionen“, seine Mission im Sinne des Zeitgeistes Michaels verwirklichen zu können. In den Statuten waren keine Regelungen aufgenommen worden, wie Vorstandserweiterungen bzw. Vorstandswahlen erfolgen sollten. Das ist sehr unüblich, jedoch von Rudolf Steiner gewiss nicht vergessen worden. Ohne eine solche Regelung hätte Schweizer Recht gegolten[33], was kaum Rudolf Steiners Intention gewesen sein kann und so muss angenommen werden, dass zumindest zunächst für diese neu gründete Gesellschaft eine Vorstandserweiterung oder eine Nachfolge nicht vorgesehen war. In Bezug auf die Hochschule wurde in den Statuten erwähnt, dass ein eventueller Nachfolger nur durch Rudolf Steiner hätte ernannt werden können. Dies war die Ausgangslage nach der Gründung der Gesellschaft und auch bis kurz vor seinem Tod hatte Rudolf Steiner weder für die Gesellschaft noch für die Hochschule sich zur Nachfolge geäussert. Eine direkte Frage von Ita Wegman kurz vor seinem Tod nach der Zukunft „wurde [von ihm] bewusst mit nein beantwortet“.[34]
Wie kann das bewerten werden? War es ein Versehen? Hatte er wirklich nicht mit seinem Tod gerechnet zu diesem Zeitpunkt und deshalb noch keine Notwendigkeit gesehen, die Nachfolge zu regeln? Ein Versäumnis kann wohl ausgeschlossen werden. Vielmehr wäre die Frage zu stellen, ob aus der Art und Weise der Gründung und auch der Art und Weise, wie er sich als esoterischer Vorstand an die Spitze der Gesellschaft gestellt hatte, eine Fortführung sowohl der Gesellschaft als auch der Hochschule in der von ihm gegebenen Form ohne ihn aufgrund der Entwicklung nicht möglich und auch bewusst nicht vorgesehen war? Hätte denn eine esoterische Hochschule in dieser Form weiterbestehen können ohne einen esoterischen Lehrer? Gewiss, die Inhalte waren gegeben und vorhanden, damit konnte weitergearbeitet werden. Aber die freie Hochschule zu leiten hätte doch einer esoterischen Einsetzung bedurft, die nur von Rudolf Steiner hätte erfolgen können. Und auch die Gesellschaft, vor allem der Vorstand: war dieser denn ohne Rudolf Steiner noch esoterisch? Kann es einen esoterischen Vorstand als Ganzes geben, wenn die Vorstandsmitglieder nicht miteinander esoterisch arbeiten?[35] Im Vorstand kam nach Rudolf Steiners Tod nicht einmal eine exoterische Zusammenarbeit zustande. War und ist nicht die Vorstellung von einem esoterischen Vorstand nach Rudolf Steiners Tod eine vollständige Fiktion?
Bezüglich der Hochschule muss man heute vor einem Rätsel stehen, wenn ernsthaft geglaubt wird, die von Rudolf Steiner gegründete Hochschule als „Himmels-Institution“[36] habe man damals einfach fortführen können und sie bestehe auch heute noch. Diese freie Hochschule war letztlich eine Einsetzung aus der geistigen Welt, ein Nachfolger hätte nur von Rudolf Steiner ernannt werden können, dies erfolgte nicht. Kann man wirklich der Ansicht sein, dass der Vorstand[37] in spirituell berechtiger Weise die Leitung damals ergreifen und die Hochschule fortführen konnte, in dem dieser die von Rudolf Steiner gegebenen Regeln auf sich anwendete und somit sich selber zum Nachfolger erklärte?[38] Konnte diese Leitung weiterhin beansprucht werden, auch nachdem mit Ita Wegman das einzige Vorstandsmitglied, welches von Rudolf Steiner mit Hochschulaufgaben betraut worden war, von ihren Vorstandes-Kollegen aus dem Vorstand ausgeschlossen worden war? In der neueren Zeit wurde dann irgendwann vom Vorstand die Leitung der Hochschule an die Sektionsleiter delegiert, diese haben dann die Leitung der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion ihrerseits wiederum an den Vorstand zurück delegiert und jetzt soll aus der Goetheanum-Leitung (in Zusammenarbeit mit einem Generalsekretär und einem Sektionsleiter)[39] eine neue Leitung der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion „inauguriert“ werden. Muss hier nicht die Frage gestellt werden, wer den damals und heute Handelnden die Vollmacht für derartige „Inaugurationen“[40] verliehen hat? Es mag ja mancher glauben, dass dasjenige, was heute „Freie Hochschule“ am Goetheanum genannt wird, die aus der geistigen Welt durch Rudolf Steiner gegründete „Himmels-Institution“ sei. Einer unbefangenen Erkenntnisbemühung wird dieser Glaube jedoch weder aus den historischen noch aus den gegenwärtigen Tatsachen standhalten können. Der Autor ist der Überzeugung, dass in einer freien Hochschule es heute auch nur einen freien Umgang mit den überlieferten Inhalten geben kann, ohne eine zentralistische und von Dogmen dominierte Leitung In Bezug auf die Gesellschaft ist neben der Frage, ob die an Weihnachten 1923 gegründete Gesellschaft eventuell mit Rudolf Steiners Tod aufgehört hat zu existieren bzw. ihre Existenzgrundlage verloren hatte, die Konstitutions-Entwicklung anzuschauen. So wurde an der Weihnachtstagung die „Anthroposophische Gesellschaft“ gegründet, am 8. Februar 1925 sollte der Bauverein („Verein am Goetheanum freie Hochschule für Geisteswissenschaft“, ursprünglich 1913 als „Johannesbau Verein“ gegründet) nach Rudolf Steiners Absicht als Verwaltungsgesellschaft in „Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft“ umbenannt und die Administration der „Anthroposophische Gesellschaft“ (Weihnachtstagungs-Gesellschaft[43]) und des Goetheanums, sowie die Klinik und der Verlag als Unterabteilungen bei jeweils vollständiger rechtlicher Selbstständigkeit eingegliedert werden. Da Rudolf Steiner die notwendigen Vorgänge zwar vorbereiten, jedoch krankheitshalber selber nicht durchführen konnte, hatte er offensichtlich Guenther Wachsmuth mit der Durchführung betraut. Irrtümlicher Weise war man allerdings offensichtlich der Ansicht, dass mit diesem Vorgang eine Integration des Bauvereines in die Weihnachtstagungs-Gesellschaft vorgesehen war und demensprechend erfolgte die mündliche Verhandlung am 8. Februar 1925 Dieses Missverständnis wurde jedoch nicht erkannt und so hatte tatsächlich, bis auf den Notar, wohl niemand verstanden, wie Rudolf Steiner die einheitliche Konstitution verwirklichen wollte, auch niemand von den Vorstandsmitgliedern. Am 22. März 1925 erschien ein Bericht im Nachrichtenblatt, der den irrtümlichen Eindruck vermittelte, am 8. Februar 1925 seien der Bauverein, die Klinik und der Verlag in die Weihnachtstagungs-Gesellschaft integriert worden. Diese Mitteilung bestand im Wesentlichen aus einer Ansprache, die Rudolf Steiner am 29. Juni 1924 bei einer außerordentlichen Generalversammlung des Bauvereines gehalten hatte, deren Inhalt jedoch so verändert, eigentlich muss man sagen: „manipuliert“ worden war, dass alle Hinweise und Namen, die sich auf den Bauverein bezogen, entfernt worden waren. Sowohl ein versehentliches Verändern dieses Textes als auch die Vermutung, Rudolf Steiner habe selber jene irreführenden Veränderungen vorgenommen, können ausgeschlossen werden.[45] Der Bericht war nicht namentlich gekennzeichnet, nur mit „der Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft“ unterzeichnet Rudolf Steiner selber konnte das entstandene Missverständnis bzw. diesem Irrtum erst aus dieser Veröffentlichung bemerken. Dass er ihn bemerkt hat, ist sehr wahrscheinlich, entweder bereits in den Druckfahnen oder im gedruckten Nachrichtenblatt. Niemand der übrigen Beteiligten hatte diesen Irrtum bemerkt und Rudolf Steiner darauf angesprochen. Im Grunde war mit diesem Missverständnis bzw. diesem Irrtum und vor allem dem Unverständnis auch der allernächsten Mitarbeiter in Rudolf Steiners unmittelbarer Umgebung, die Weihnachtstagungs-Gesellschaft als Grundlage für ein weiteres Wirken Rudolf Steiners zerstört. Er selber hat nichts richtig gestellt. Warum dies nicht geschehen ist, muss offen bleiben. Möglicherweise konnte er aus sich heraus nichts richtig stellen, wie es teilweise charakteristisch für sein Wirken war: So kann es sein, dass er warten musste, bis er gefragt worden wäre, bevor er hätte handeln können. Er wurde nicht gefragt. Wenige Tage später, am 30. März 1925, endete Rudolf Steiners Erdendasein.
Es ist von Rudolf Steiner keine abschliessende Beurteilung über die Entwicklung nach der Weihnachtstagung überliefert, vermutlich gibt es eine solche auch nicht. Aber wie hätte wohl seine Beurteilung gelautet? Ist nicht zu vermuten, dass diese um keinen Deut günstiger ausgefallen wäre als die Beurteilung der gesellschaftlichen Situation vor der Weihnachtstagung? Hatte sich denn in der Mitgliedschaft überhaupt etwas geändert? Waren die Impulse Rudolf Steiners jetzt genügend aufgegriffen worden? Hätte nicht ein reicher Strom an Initiativen aus der Mitgliedschaft entstehen müssen? Einzelne haben gewiss die Notwendigkeiten erkannt und sich entsprechend engagiert. Das aber war auch schon vor der Weihnachtstagung der Fall.
Ist es nicht an der Zeit, dass wir die Geschichte und die Entwicklung der Gesellschaft endlich aufarbeiten, offen und vorurteilslos erkenntnismässig durchdringen und uns dadurch auch über die Grundlage der heutigen Situation aufklären? Können wir ohne diese Selbsterkenntnis in Bezug auf die Gesellschaftshistorie wirklich behaupten, die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft sei eine Erkenntnisgesellschaft? Ohne eine solche Erkenntnis und in Unkenntnis der Irrtümer, Fehler und Illusionen, mit denen wir leben, wird eine Erneuerung des Weihnachtstagungsimpulses zur säkularen Wiederkehr der Weihnachtstagung 2023/2024 und ein fruchtbares Wirken als Zivilisationsbeitrag für die Zukunft der Menschheit aus der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft heraus kaum möglich sein.
Thomas Heck
Dornach, 9. Dezember 2018
[1] Wer sich ein Bild über Rudolf Steiners Leidensweg mit der Anthroposophischen Gesellschaft verschaffen möchte, kann auf die sehr umfangreiche, allerdings auch ernüchternde Zusammenstellung von Zitaten und Überlieferungen von Gerhard Beckerath „Der Leidensweg Rudolf Steiners“, Dornach 2014 verwiesen werden.
[2] GA 258, 1981, S. 170, „Die Geschichte und die Bedingungen der anthroposophischen Bewegung im Verhältnis zur Anthroposophischen Gesellschaft“.
[3] GA 259, 1991.
[4] GA 259, S. 223.
[5] GA 259, S. 213.
[6] GA 259, S. 302.
[7] GA 259, S. 152.
[8] GA 263/1990, S. 117.
[9] GA 263, S. 121.
[10] GA 263, S. 126.
[11] GA 263, siehe oben, S. 163.
[12] GA 263, S. 165.
[13] Dr. F. W. Zeylmans van Emmichoven: Entwicklung und Geisteskampf 1923-1935, Den Haag, 1935.
[14] GA 232, 1998, S. 234.
[15] GA 259, 1991, S. 865. Aus einem Brief von Rudolf Steiner an Marie Steiner.
[16] Hervorhebungen auch in den folgenden Zitaten Rudolf Steiners erfolgten durch den Autor.
[17] Rudolf Steiner, Prag, 29. März 1924, GA 260a, 1987, S.183.
[18] GA 260a, S. 113, 248, 263 .
[19] Gerhard von Beckerath, a.a.O., Seite 203
[20] GA 264/1996, S. 470.
[21] GA 260a, 1994, S. 335, und GA 240, 1992, S. 143, Rudolf Steiner am 18. Juli 1924 in Arnheim.
[22] GA 260a, 1994, S. 236, Rudolf Steiner am 23. Mai in Paris.
[23] GA 260a, 1987, S. 92. (Hervorhebung vom Verfasser).
[24] Ehrenfried Pfeifer, Ein Leben für den Geist, 2000 S.131.
[25] Andreij Belyj, Verwandeln des Lebens, 1977, S. 61.
[26] Rudolf Steiner: Die Konstitution der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Ihre Gliederung in Sektionen. Verlag der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Dornach, 1957. Aus dem Vorwort von Marie Steiner.
[27] Marie Steiner in ihrem Brief an Richard Dürich vom 3. September 1947 in «Briefe und Dokumente», Dornach 1981, S. 330.
[28] GA 260a, S. 863).
[29] Letzte Ansprache am 28. September 1924, GA 238.
[30] Ita Wegman: An die Mitglieder, Nachrichtenblatt 4. Oktober 1925.
[31] Rudolf Steiner, Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, 1923/24, GA 260, 1994 S. 210-213f und Roland Tüscher, Anthroposophie neu erschliessen, Ein Nachrichtenblatt Nr. 19, 30. September 2018.
[32] Näheres hierzu in GA 266c, 1998, S. 353f.
[33] Nach dem Vereinsrecht würde der Vorstand von der Mitgliedschaft gewählt. Jeder könnte Vorschläge machen und jeder könnte sich auch selbst zur Wahl stellen.
[34] Ita Wegman, NB Nr. 17, 26. April 1925.
[35] Es bestanden offensichtlich sehr unterschiedliche Erfahrungshintergründe bei den Vorstandsmitgliedern bzgl. der esoterischen als auch der exoterischen Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner: M. Steiner, I. Wegman und E. Vreede waren bereits in der Theosophischen Gesellschaft mit Rudolf Steiner z.T. eng verbunden, setzten sich für die Gesellschaftsentwicklung ein und waren esoterische Schüler. Ganz anders die Situation bei A. Steffen und G. Wachsmuth, die beide erst 1920 nach Dornach kamen und die bis dahin in ihren Lebenszusammenhängen deutlich weniger mit Rudolf Steiner und der Gesellschaft in Beziehung gestanden hatten. Dies hier nur fragmentarisch als Anmerkung, eine wirkliche Beurteilung bedarf einer ausführlicheren Bearbeitung und Darstellung.
[36] GA 270c, 1999, S. 14.
[37] Dies gilt eigentlich nur für A. Steffen und G. Wachsmuth. M. Steiner hat diese Hochschulleitung zumindest später erklärtermassen nicht anerkannt und I. Wegman und E. Vreede wurden aus dem Vorstand – und damit auch aus der Hochschule – ausgeschlossen, bevor diese Frage aufkam und entsprechende Ansprüche geäussert wurden.
[38] Zu bedenken ist, dass die einheitliche Form für alle Klassenstunden, wie sie heute gehalten werden, erst nach Rudolf Steiners Tod eingeführt wurde. Das gilt ebenfalls für das Vorlesen an sich und das Lektorensystem. Siehe hierzu: Johannes Kiersch, „Steiners individualisierte Esoterik einst und jetzt“, 2012.
[39] Siehe „Vierter Brief an die Mitglieder (Mitte Juni)“, AWW 7-8/18.
[40] Inaugurieren: feierlich einsetzen.
[41] Beispielsweise gehören neue Vorstände auch dann der Hochschulleitung an, wenn sie zuvor kein Hochschulmitglied gewesen sind und können schon nach relativ kurzer Zugehörigkeit selber Klassenstunden halten.
[42] Ein angemessener Umgang mit den Inhalten der Hochschule hätte wohl im Rahmen einer geistigen Bruderschaft ohne Machtansprüche angemessen erfolgen können. Siehe dazu: GA 54, Vortrag vom 23.11.1905
[43] Die Bezeichnung „Weihnachtstagungs-Gesellschaft“ ist ein Hilfsbegriff, mit dem die an der Weihnachtstagung 1923 begründete „Anthroposophische Gesellschaft“ von dem umbenannten Bauverein „Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft“, der 1913 gegründet wurde, deutlicher unterschieden wird. Zur Namensfrage siehe: Ein Nachrichtenblatt Nr. 3, 2017, 5. Februar 2017 oder http://www.wtg-99.com/name-wtg/
[44] Tagebucheintragung von Albert Steffen, 9 Februar 1925 (GA 260a, 1991, S. 22) sowie der Bericht von Hans Locher, der an der Versammlung teilgenommen hatte, in „Mitteilungen aus der anthroposophischen Bewegung, Nr. 68, 1980.
[45] Die Abweichung der in Mitteilung vom 22. März 1925 (heute in GA260a, 1987, S. 567ff) von dem Originaltext der Ansprache vom 29. Juni 1924 (GA 260a, 1987, S. 501ff) konnte nicht erkannt werden, da die Ansprache vom 29. Juni 1924 erstmals erst im Jahr 1966 veröffentlicht wurde. Ein kommentierter Textvergleich findet sich in Rudolf Saacke: Die Formfrage der Anthroposophischen Gesellschaft und die innere Opposition gegen Rudolf Steiner, 2000, ab Seite 127, auch als PDF unter http://fvn-rs.net/PDF/andere/Saacke_DieFormfrage.PDF
[46] Diese „Falsch-Mitteilung“ kann als der Beginn der irreführenden Berichterstattung angesehen werden, deren Einseitigkeit sich mit den zunehmenden Gesellschaftskonflikten steigerte und die bis heute besteht.