Was in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft noch vorgeht

Antrag: AWW 14-tägig als offenes Mitgliederorgan

Antrag zur Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft vom 26.-28.4.2024 im Goetheanum zu Händen des Vorstandes

Antrag: Die Generalversammlung möge in geheimer Abstimmung beschließen, dass das Nachrichtenblatt «Anthroposophie weltweit – Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht» in Zukunft (dies ist Punkt 1 dieses Antrages) wieder vierzehntägig erscheint – mit einem Vorlauf von etwa 4 – 5 Monaten, spätestens jedoch ab der letzten Dezemberausgabe 2024 – und dass es (dies ist Punkt 2 dieses Antrages) noch mehr in Richtung eines offenen Mitgliederorgans weiterentwickelt wird, in dem alle Mitglieder aufgefordert und dazu eingeladen sind, eigene Beiträge oder auch Kommentare und Leserbriefe zu bereits erschienenen Artikeln zu schreiben (ohne an die zur Zeit geltende Obergrenze von 5000 Zeichen gebunden zu sein) und die dann auch unzensiert und ungekürzt veröffentlicht werden, soweit sie nicht eine weit bemessene Obergrenze von etwa 15000 Zeichen überschreiten.

Zur Begründung

Im Allgemeinen

Spätestens seit der letzten Generalversammlung ist es wohl allgemein deutlich geworden, dass in weiten Teilen der Mitgliedschaft ein großes Bedürfnis nach Transparenz auf allen Ebenen und damit einhergehend nach einer umfassenden offenen Austauschmöglichkeit untereinander weltweit besteht.

Als das natürliche Organ für einen solchen offenen Informationsfluss von allen Seiten wird das genannte Nachrichtenblatt von vielen Mitgliedern ja nicht nur betrachtet, sondern zunehmend auch durch das Schreiben von eigenen kleineren Beiträge, sei es in Form von Kurzaufsätzen oder Kommentaren im “Forumbereich” mitgestaltet und bereichert.

Zu Punkt 1

In unserer “immer schneller” werdenden Zeit mit den zunehmend wichtigen und herausfordernden Themen, auch Angriffen verschiedenster Art gegenüber anthroposophischen Einrichtungen, erachte ich es einfach als unerlässlich, dass das Nachrichtenblatt wieder 14 tägig erscheint, um schnell und effektiv auf den breiten Sachverstand aller Mitglieder in unserer Gesellschaft bauen zu können und uns so gegenseitig zu helfen und zu stärken.

Dass das Miteinander und die Verständigung untereinander ein Herzensanliegen.

Rudolf Steiners war, ist meiner Erfahrung nach nicht mehr im allgemeinen Bewusstsein unserer Gesellschaft vorhanden.

Der Einfachheit halber greife ich zur weiteren Erläuterung jetzt auf Ausführungen zurück, die ich im Zusammenhang mit den verschiedenen Konstitutionstagungen in einem Aufsatz folgendermaßen zusammengefasst habe.

Nun soll noch … auf die Wichtigkeit des Nachrichtenblattes hingewiesen werden, das Rudolf Steiner besonders am Herzen lag. So bezeichnete er es als ein besonderes Übel in der anthroposophischen Gesellschaft vor der Weihnachtstagung, dass die Mitglieder keine Möglichkeiten hatten zu erfahren, was in der Gesellschaft, sprich konkret in den einzelnen Zweigen und Gruppen europa- bzw. weltweit vorgeht. Und so gründete Rudolf Steiner noch im Januar 1924 das wöchentlich erscheinende Nachrichtenblatt vor allem auch mit dem Ziel, dass es in der Gesellschaft durch möglichst viele Beiträge von einzelnen Mitgliedern zur Bildung eines gemeinsamen Bewusstseins kommen möge. Und nur (so schrieb er), wenn z. B. die Mitglieder in Neuseeland erfahren können, was in einer Gruppe in Wien vorgeht, wird ein solches Bewusstsein möglich sein. Die Mitglieder sollten auch mit wachem Blick in die Welt schauen und von allem ans Nachrichtenblatt berichten, was sie für wichtig hielten, dass es die anderen Mitglieder erfahren sollten. Und letztlich ging es Rudolf Steiner darum, das hatte er noch während der Weihnachtstagung erklärt, dass sowohl von der Richtung des Vorstandes aus, aber genau so auch von der Seite der Mitglieder aus in völlig gleichberechtigter Weise Anregungen ausgehen sollten. Und so würde es zu einer wirklichen Blutzirkulation und ‘zu einer völlig freien, auf freiem Verkehr beruhenden Konstitution der Anthroposophischen Gesellschaft1 kommen. (GA 260, S.108)

Zu Punkt 2

Die letzten Ausführungen sind nun durchaus auch schon als Überleitung zur Begründung des 2. Teiles meines Antrages zu verstehen. Denn nimmt man die Anregungen Rudolf Steiners ernst, so war das Nachrichtenblatt von ihm von Anfang an als das Austausch- und Kommunikationsorgan unserer Gesellschaft intendiert.

Und an anderer Stelle schrieb er (GA 260a, S. 163f): ” Wir brauchen das rege Interesse für alle Erscheinungen des Lebens in der Welt. Wir brauchen in der Gesellschaft ein gesundes Urteil über diese Erscheinungen. In dieser Beziehung müssen wir anders denken lernen in der Gesellschaft, als bisher gedacht worden ist. Anthroposophie verträgt durch ihr Wesen keine Sektiererei, die sich engherzig abschließt gegen alles, was andere denken und wollen. Anthroposophie verträgt nur ein weites Herz für alles menschliche Streben und Leben. Und sie kann nur die rechte Form erholten durch ein offenes Auge für olles, was in der Welt gedacht, gewollt, getan wird.”

Nun,diese Sätze hatte Rudolf Steiner im Nachrichtenblatt vom 27.1.1924 unter der Überschrift “Die Führung dieses Nachrichtenblattes und den Anteil der Mitglieder daran” veröffentlicht (GA 260 a, S. 163f) und dort vor allem das Interesse für alle Erscheinungen des Lebens in der Welt gefordert, doch lassen sie sich ohne weiteres, wie ich finde, auch auf die Verhältnisse im Inneren unserer Gesellschaft übertragen.

Denn die Grundlage für ein vertrauensvolles Zusammenarbeiten im Sinne eines Miteinander bei uns ist doch bestimmt auch zunächst das rege Interesse für den anderen.

Und so könnten dann die obigen Sätze in umgewandelter Form für uns heute etwa so heißen:

Wir brauchen das rege Interesse für alle Erscheinungen in unserer Gesellschaft und vor allem das rege, liebevolle Interesse für alle einzelnen Mitglieder. Und wir brauchen die Bereitschaft in einem offenen Austausch von Argumenten nach Möglichkeit zu gemeinsamen Einschätzungen von Sachverhalten zu kommen.

Müssen wir vielleicht anders denken lernen in der Gesellschaft, als oftmals bisher gedacht worden ist, indem u. U. zu großer Wert auf Gemeinschaftsbekundungen gelegt worden ist, die dann nach außen eher das Bild der Gesellschaft als einer “homogenen Glaubensgemeinschaft” im Sinne einer “Sekte” vermittelt haben als das Bild einer offenen, nach Erkenntnis ringenden Gesellschaft von unabhängigen, eigenständigen Individualitäten.

Wir brauchen ein weites Herz, das sich öffnet für alles, was andere denken und wollen und was sich in Gemeinschaft entwickeln will.

In diesem Sinne bitte ich um Unterstützung dieses Antrages.

Manfred Plewka, Werl (D) Kontakt: manfredplewka(at)web.de

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