Was in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft noch vorgeht

Was denken Betroffene zu den Streichungen des Weleda-Heilmittelsortimentes?

Ein zunächst offener Brief, der zu der «Petition zum Erhalt der Heilmittel der Anthroposophischen Medizin bei der Weleda» führte, wurde innerhalb von gerade einmal 3 Tagen von ca. 1.000 Unterstützern unterzeichnet, eine unerwartet starke Reaktion. Mit diesem Stand wurde die Petition am 19. Dezember 2022 an die Verantwortlichen der Weleda, dem Verwaltungsrat, der Goetheanum-Leitung und der Medizinischen Sektion übergeben. Ein deutliches Signal, das musste 2 Tage später (beim Stand von ca. 1.700 Unterstützern) auch Weleda-Verwaltungsrat Ueli Hurter einräumen. Allerdings ist mit einer förmlichen Reaktion nicht zu rechnen: Lediglich mündlich wurde mitgeteilt, dieses Votum würde ernst genommen, an den getroffenen Entscheidung zur Reduktion würde dennoch festgehalten. Die Petition sei zu spät gekommen. Ist es wirklich zu spät, von irreversiblen Massnahmen abzusehen? Denn in der Petition wurde vor allem gefordert: «Die Unterzeichner bitten dringend um eine Neuordnung dieser Verhältnisse und um einen Stop der Umwandlung nichtalkoholischer Arzneimittel in die alkoholhaltige Form, bis eine Klärung der Sachlage stattgefunden hat. Weiterhin sollen alle Maßnahmen unterlassen werden, die zum Verlust von Zulassungen führen und eine Wiederaufnahme der industriellen Herstellung verunmöglichen.»

Aktueller Stand: ca. 3.100 Unterzeichnungen (6. Jan. 2023).

Im Laufe der Gespräche über den Verbleib der Weleda-Aktien, wurde seitens des Vorstandes ein Entwurf für eine zukünftig zu verwirklichende Vision zur Eigentümerschaft präsentiert:

«VISION: Zukünftige Eigentümer der Weleda:

Die Weleda AG gehört den Stakeholdern ihrer Produkte

  • den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
  • den interessierten Kunden
  • den Tätigen in der integralen und komplementären Medizinbewegung und
  • den sich für die Weleda interessierenden Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung.»

Weitgehend genau zu diesen Gruppen gehören die Unterzeichner der Petition: Es sind nicht  nur interessierte, sondern betroffene konkrete Stakeholder im Sinne von Kunden, Patienten, Ärzten, Aktionären, Mitgliedern einer Hauptaktionärin. Inwieweit auch Mitarbeiter unterzeichnet haben, ist nicht erkennbar. Warum macht man mit der angeblichen Vision nicht konkret ernst, auf die Stakeholder zu hören, mit diesen in Kommunikation zu treten …

Woher jedoch stammt diese Stakeholder-Vision? In den mir bekannten anthroposophischen Sozialideen hat sie nicht ihren Ursprung. Sie widerspricht auch dem, was Justus Wittich in Anthroposophie weltweit formulierte («Die Eigentümerschaft einer Firma ist über den von ihr gewählten Verwaltungsrat für die Ausrichtung und Zielsetzung zuständig …»[1]) und kann es wirklich sein, dass die ursprünglichen Intentionen infrage gestellt werden können von Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten, die mehrheitlich mit Anthroposophie nichts zu tun haben?

Mit dem von Rudolf Steiner formulierten Assoziationsprinzip kann die Entwicklung der Weleda von einem bedarfs- zu einem marktorientierten Unternehmen auch nicht in Verbindung gebracht werden.

Bemerkenswert: Das Stakeholder-Konzept ist Bestandteil der B-Corp-Zertifizierung[2], woraus sich Verbindungen zur UN-Agenda 2030 ergeben, wo dieses Konzept als «Stakeholder Kapitalismus»[3] auch von Klaus Schwab, dem Gründer und Sprecher des WEF, für den «Great Reset»[4] propagiert wird. Und damit schliesst sich die Verbindung zu der Tatsache, dass sich die Weleda als eine Repräsentantin von «One Health» präsentiert – nicht der Anthroposophie (Siehe Rundbriefe 46 und 49[5]). So ist zu hinterfragen, wie man am Goetheanum auf die Idee kommt, Derartiges zur Vision für die Weleda AG zu erklären? Wie kann dies mit anthroposophisch orientierten assoziativen Gestaltungsideen vereinbart werden?

Thomas Heck

Zur Liste der Unterzeichner

Zur Unterzeichnung

[1] Anthroposophie weltweit 7-8/21.

[2] https://www.bcorporation.net/en-us/movement/stakeholder-governance/ und
https://de.wikipedia.org/wiki/B_Corporation_(Zertifikat)

[3] https://www.nzz.ch/feuilleton/der-angeblich-bessere-kapitalismus-eine-kritik-von-klaus-schwab-ld.1595963

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/The_Great_Reset

[5] www.wtg-99.com/Rundbriefarchiv

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