Was in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft noch vorgeht

Das Ende des ethischen Individualismus?

Unübersehbar ist die Entwicklung zu immer mehr überstaatlich agierenden Institutionen, denen zunehmend Aufgaben übertragen werden, die eigentlich in den Bereich der Souveränität selbständiger Staaten gehören. Begründet wird diese Entwicklung damit, dass die vielfältig bestehenden humanen, sozialen und ökologischen Probleme nur auf globaler Basis gelöst werden könnten. So ist im Laufe der Jahrzehnte ein riesiges, undurchsichtiges und unübersehbares globales Netzwerk von Organisationen, Instituten, Stiftungen, Think Tanks (Übersetzung von Tanks = Panzer!), NGOs uvm. entstanden, welche immer mehr Einfluss nehmen auf das Weltgeschehen – ohne demokratische Legitimation und Kontrolle. Diese Netzwerke bilden eine perfekte Grundlage für eine neue Weltordnung, eine Weltregierung. Dass eine solche Entwicklung angestrebt wird, ist inzwischen nicht nur offensichtlich, sondern auch vielfach geäussert worden («New Worldorder und Weltregierung», Seite 4). Als Verschwörungstheorie kann dies nun wirklich nicht mehr diskreditiert werden. Die bekanntesten Institutionen in diesem Zusammenhang sind wohl die EU, die WHO, der Internationale Währungsfond, die Weltbank, die UNO mit ihren zahlreichen Ablegern, die NATO und viele mehr. So befinden wir uns heute weltweit in einem Prozess, an dessen Ende auch die scheindemokratischen Verhältnisse abgeschafft sein werden und an deren Stelle die Aristokratisierung treten wird, von der Rudolf Steiner bereits 1905 sprach, wie bereits in Rundbrief 43 ausgeführt wurde. Auch er wies darauf hin, dass eine Weltherrschaft angestrebt würde.[1]

«Europa soll so eingerichtet werden, dass die kommerziell-universale Monarchie begründet werden kann. Diese Einteilung von Europa, welche sich da ergibt, ist wohl dazu geeignet, die kommerzielle Weltherrschaft zu begründen. Zur Begründung der kommerziellen Weltherrschaft ist es nicht nötig, auch immer gleich die Territorien unmittelbar anzustreben. Will man nämlich eine kommerziell-industrielle Weltherrschaft begründen, so muss man das Hauptgebiet, auf das es ankommt, zunächst in zwei Teile teilen. Wir haben es also zu tun mit einer Zweispaltung der Welt, und es handelt sich darum, dass diese Zweispaltung der Welt so durchgeführt werde, dass man der Welt sagen kann: Wir wollen den Frieden haben und sind nur für den Frieden.»[2]

Zu diesem Netzwerk gehört auch «One Health», ein «ganzheitliches» Konzept, um die Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystem global und nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen. Der Zusammenhang mit diesem Netzwerk wird offensichtlich, wenn man sich vergegenwärtigt, von welchen Organisationen dieses Konzept getragen wird (siehe «One Health, Seite 4»). An vorderster Stelle steht die Weltgesundheitsorganisation und es sei nur am Rande darauf hingewiesen, dass diese beteiligten Organisationen auf der Spendenliste der Bill und Melinda Gates Foundation (BMGF) mehrfach zu finden sind.[3]

Der Grundgedanke, die Gesundheit von Mensch, Tier und Ökosystem gleichzusetzen, mag vordergründig plausibel klingen, ist jedoch aus anthroposophischer Sicht ein fragwürdiger Ansatz, denn Gesundheit und Krankheit haben für die individuelle Entwicklung des Menschen eine gänzlich andere Bedeutung als Gesundheit für Tier, Pflanze und Umwelt. Diese Gleichsetzung in dem «One Health»-Konzept entspricht durchaus den Zielen, die mit dem durch das World Economic Forum (WEF) propagierten «Great Reset» verfolgt werden. Demnach wird sich der Einzelne dem zu unterwerfen haben, was nach allgemein geltender materialistisch orientierter Naturwissenschaft allgemein für das Vernünftige und Richtige angesehen werden wird. So werden offensichtlich von diesen Organisationen Verhältnisse angestrebt, die der 3. nachatlantischen Kulturepoche entsprechen:

«Die Menschheit strebt im Anfang der Kulturzustände nach Entstehung sozialer Verbände; dem Interesse dieser Verbände wird zunächst das Interesse des Individuums geopfert; die weitere Entwicklung führt zur Befreiung des Individuums von dem Interesse der Verbände und zur freien Entfaltung der Bedürfnisse und Kräfte des Einzelnen.»[4]

Die aktuellen Bestrebungen dieser übernationalen Organisationen laufen auf eine Renaissance des Kant’schen Imperativs hinaus: «Handle so, dass die Grundsätze deines Handelns für alle Menschen gelten können.» Die Konsequenz daraus: «Dieser Satz ist der Tod aller individuellen Antriebe des Handelns. Nicht wie alle Menschen handeln würden, kann für mich maßgebend sein, sondern was für mich in dem individuellen Falle zu tun ist.»[5]

Zum Schutz der Anthroposophie?

Zum Schutz vor Angriffen gegen die Anthroposophie werden seitens der Leitenden unserer Institutionen zunehmend Bezüge und Allianzen zu nicht-anthroposophischen Bewegungen propagiert, gesucht und eingegangen. Dies wurde u.a. an der diesjährigen Generalversammlung mehrfach zum Ausdruck gebracht.

«Bei den exemplarischen Darstellungen aus der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft sprach Peter Selg über die Arbeit der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion. Dabei empfahl er mit Bezug auf Martin Buber, Anthroposophie mit ihr nahestehenden Strömungen und Persönlichkeiten zu verbinden. Das würde sie schützen, denn den jüdischen Philosophen beispielsweise würde man nicht ins Visier nehmen.»[6]

«Es wird so sein, dass dieses Jahr Weleda und Wala viel von ihren Fertigarzneimitteln streichen müssen; wir erleben schmerzhafte Verluste, wir erleben eine grosse Krise, wir erleben aber auch neues Interesse und wachsende Begeisterung für die Möglichkeiten, die unsere Medizin bietet im Einklang mit einer neuen Bewegung für ‹planetarische Gesundheit› und ‹One Health› […].» Georg Soldner an der GV 2022.[7]

Über die Spenden in Höhe von 3 x 65.000 $ an die WHO für die gemeinsame Entwicklung von Ausbildungsstandards wurde bereits berichtet.[8] Aber auch weitergehende Absichten bestehen bzw. haben zumindest bestanden:

«WHO-Anerkennung angestrebt
Vertreter der World Health Organisation (WHO) haben sich Ende letzten Jahres [2018] im Berliner Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe zu einer dreitägigen Konferenz getroffen. Dabei ging es um das Anerkennungsverfahren der Anthroposophischen Medizin als Integratives Medizinsystem der WHO. Dieses Jahr soll daran gearbeitet werden. die verschiedenen anthroposophischen Ausbildungscurricula mit den WHO-Anforderungen weiter abzugleichen. Angestrebt wird, möglichst im Jahr 2020 die WHO-Anerkennung der Anthroposophischen Medizin als Integratives Medizinsystem zu erlangen.»[9]

Anstatt der Anthroposophie bzw. der Anthroposophischen Medizin wurde in dem Geschäftsbericht 2021 der Weleda «One Health» in den Mittelpunkt gestellt – neben der B Corp Zertifizierung mit ähnlichem Hintergrund. (Siehe Abbildung Seite 1. Ausführlicher wird auf den Geschäftsbericht in einer nächsten Ausgabe eingegangen werden.)

Letztlich muss die Frage erlaubt sein, ob die erkennbaren Strategien zum Schutz der Anthroposophie und der anthroposophischen Institutionen sinnvoll und wahrhaftig sind, ganz abgesehen davon, ob dieses Vorgehen überhaupt von der Mitgliedschaft wirklich mitgetragen wird. Aber kann denn überhaupt so ein wirksamer Schutz erreicht werden? Wird nicht die anthroposophische Substanz verleugnet, wenn man sich mit Bewegungen verbindet, denen die Paradigmen einer materialistisch gesinnten Naturwissenschaft zugrunde liegen? Ist dieses Vorgehen vergleichbar mit dem, was Rudolf Steiner an der Weihnachtstagung als «verlogen» bezeichnet hatte?[10]

«Man muss den Leuten zuerst die Praxis der Heilmittel zeigen, man muss ihnen zeigen, dass das richtige Heilmittel sind, dann werden die Leute das kaufen. Dann werden sie später einmal erfahren, da stecke die Anthroposophie dahinter, und dann werden Sie auch da an die Anthroposophie herankommen. – Wir müssen den Mut haben, solch ein Vorgehen verlogen zu finden. Erst wenn wir den Mut haben, solch ein Vorgehen verlogen zu finden, es innerlich verabscheuen, dann wird Anthroposophie ihren Weg durch die Welt finden. Und in dieser Beziehung wird schon gerade das Wahrheitsstreben dasjenige sein, was in der Zukunft von Dornach hier ohne Fanatismus, sondern in ehrlicher, gerader Wahrheitsliebe verfochten werden soll.»

Darüber mag jeder selber urteilen.

Auf Seite 4 finden Sie Ausführungen zu den Hintergründen von «One Health» von Kirsten Juel und Roland Tüscher, den Herausgebern der Zeitschrift «KERNPUNKTE», in der dieser Artikel zuerst erschienen ist (Ausgabe 7/2022).[11] Für weitere Informationen sei auf die Ausführungen verwiesen, die auf der Internetseite von Lorenzo Ravagli erschienen sind: «One Health – eine totalitäre Vision»[12], «Wem dient One Health»[13] und «One Health als trojanisches Pferd»[14]

Thomas Heck

Den vollständigen Rundbrief können Sie hier herunterladen: Link

[1]  Z. B. in GA 181, 9. April 1918, GA 174b, 21. März 1921, GA 174, 15. Jan. und 22. Jan. 1917.

[2]  GA 174, 1983, S. 162.

[3]https://www.gatesfoundation.org/about/committed-grants

[4]  GA 31, 1989, S.255.

[5]  GA 4, 1995, S. 159.

[6]  «Anthroposophie weltweit» 5/22, Bericht von der Generalversammlung von Wolfgang Held.

[7]  Zitiert nach «Ein Nachrichtenblatt», 14/2022.

[8]  «Ein Nachrichtenblatt», 14/2022 und «Merkurstab» 1/2022.

[9]  «Anthrosana», Ausgabe Frühling 2019.

[10]  GA 260, 1994, S. 279.

[11]  Internetseite: www.kernpunkte.com

[12]https://anthroblog.anthroweb.info/2022/one-health-eine-totalitaere-vision/

[13]https://anthroblog.anthroweb.info/2022/wem-dient-one-health/

[14]https://anthroblog.anthroweb.info/2022/one-health-als-trojanisches-pferd/

Translate »