(Direkt zur Unterschrift)
Am Beginn meiner Àrztlichen TÀtigkeit vor ca. 35 Jahren konnte man mit Weleda-Medikamenten nahezu die komplette Versorgung der Patienten vornehmen, sowohl in der Klinik als auch in der Praxis, es bedurfte kaum der ErgÀnzung durch PrÀparate anderer Herstellfirmen und kaum schulmedizinischer PrÀparate.
Dann begannen die Streichwellen, und mit jeder Streichwelle entstanden gröĂere LĂŒcken, die nur durch erhebliche Anstrengung und Zeitaufwand ausgeglichen werden konnten und können.
Beispielsweise wurden frĂŒh schon wichtige und hochwirksame gynĂ€kologische Mittel herausgenommen, dagegen sind die jetzt noch vorhandenen nur schwach und unzureichend wirksam. Mit der letzten Streichung (ca. 2017/18) nahm man unter vielem anderen die blutstillenden PrĂ€parate Tormentilla und Capsella bursa-pastoris weg, eine Katastrophe, weil es dafĂŒr auch bei anderen Firmen keinen adĂ€quaten Ersatz gibt; MischprĂ€parate können EinzelprĂ€parate in der Wirkung nicht ersetzen. Verschwunden ist durch Streichung auch das PrĂ€parat Agaricus muscarius D 30, ein hervorragendes Mittel fĂŒr schwere postgrippale ZustĂ€nde mit meningealer Reizung.
Viele, viele Male in jener Zeit im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts habe ich versucht, diesbezĂŒglich in echten GesprĂ€chskontakt mit der Weleda zu kommen, ja, wir hatten sogar ein Treffen mit Leitungsmitgliedern erbeten. Aber die (ca. 2009) daran teilnehmenden Weleda-Mitarbeiter erklĂ€rten, dass ihnen kein Einflussrecht auf solche Fragen zugestanden wird. Aus welchen wahren HintergrĂŒnden und von wem die Streich-Entscheidungen getroffen werden, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Bekannt war lediglich, dass ein â jetzt an entscheidender Stelle stehendes â Mitglied der GAĂD beratend dabei tĂ€tig war. Erst spĂ€ter erfuhr ich durch persönliche Begegnung, dass eine kleine Gruppe von Ărzten aus Deutschland und der Schweiz beauftragt waren, die zu streichenden und zu erhaltenden Medikamente zu erarbeiten.
Gleichzeitig konnte man wahrnehmen, wie innerhalb der Weleda eine deutliche KursĂ€nderung stattfand. Unter anderem wurde in den Weleda-Nachrichten von einem Yoga-Kurs fĂŒr die Mitarbeiter berichtet, und die jetzigen Werbenachrichten, die man regelmĂ€Ăig als E-mails erhĂ€lt, liegen auf einem völlig auĂeranthroposophischen Primitiv-Niveau, so dass man sie schneller wegklickt als man sie angeklickt hat. Der gleiche Niveaumangel gilt auch fĂŒr die Gestaltung der Geschenkpackungen im Kosmetikbereich.
Zugleich mit der letzten Streichwelle, die angeblich aus EinsparungsgrĂŒnden stattfand, wurden in mehreren groĂen europĂ€ischen StĂ€dten Weleda-Wellness-Zentren (Weleda City Spa) eröffnet. Geld war also ganz offensichtlich vorhanden dafĂŒr. Letztere gerieten bald in die Corona-SchlieĂungs-Zeiten und verursachten vermutlich eher erhebliche Kosten anstatt Umsatz-steigerungen zunĂ€chst. â Sind das die anderen GeschĂ€ftsfelder, in die Weleda investieren bzw. sich ausdehnen will?
Mittlerweile befinden wir uns in der nĂ€chsten Streichwelle, die zum Jahresende 2022 vollstĂ€ndig greifen soll. Bei Durchsicht der Streichliste, die ich mir erbeten habe, entdeckte man wieder einige wichtige, unersetzliche, kĂŒnftig dann fehlende Mittel wie Carbo Betulae D3 fĂŒr DurchfĂ€lle, Phosphor D20 fĂŒr Herzbeschleunigung und Hamamelis destillata 10%, eine sehr besondere Salbe fĂŒr einerseits Haemorrhoiden, aber auch als Arnica-Ersatz bei Arnica-Allergikern. Um Fortbestand dieser drei Mittel wird dringend gebeten!!!
Man entdeckte aber etwas noch Gravierenderes: die wortwörtliche Schnaps-Idee der Weleda. Was will das heiĂen? Es heiĂt, dass sĂ€mtliche Triturationen (Verreibungen, Pulver) auĂer Handel genommen werden und umgesetzt werden in Tropfenform, einige wenige in Tablettenform. Das mag hilfreich sein bei Laktose-intoleranten Patienten. Aber es heiĂt, dass man Weleda-Arzneimittel, abgesehen von den Ampullen und einigen wenigen Rh-Dilutionen, vorwiegend nur noch in alkoholischer Darreichungsform erhĂ€lt, teilweise in nicht gerade geringer Alkoholprozentigkeit. Rudolf Steiner sagt ganz deutlich, dass bei Menschen auf einem geistigen Schulungsweg jeder Tropfen Alkohol sie um Wochen zurĂŒckwirft. Und die Kinder, deren Gehirn noch in Entwicklung ist? Die Eltern sind sehr viel bewusster als frĂŒher bezĂŒglich der Alkoholwirkung â da werden viele Weleda-PrĂ€parate kĂŒnftig obsolet sein. Gerade fĂŒr die Menschen, die keine alkoholischen Medikamente möchten, bilden die Triturationen eine so wesentliche Darreichungsform â wobei alternativ natĂŒrlich auch Tabletten oder Globuli möglich sind. Dilutionen herzustellen â sofern es nicht Rh-Dilutionen sind, ist natĂŒrlich einfacher und zeitsparender als der lange Verreibungs- oder RĂŒhrvorgang bei den Triturationen; aber die nahezu völlige Umstellung auf alkoholische Dilutionen entspricht in keiner Weise den BedĂŒrfnissen der Patienten.
Wieder eine extrem anti-anthroposophische MaĂnahme, ganz inakzeptabel, und fĂŒr den Umsatz der Weleda vermutlich nicht sehr förderlich.
Wer trifft inzwischen bei Weleda die Entscheidungen? Mit welcher Zielsetzung? Es darf so nicht weitergehen! Seltsamerweise sind fĂŒr abstruse Zertifizierungen auĂerhalb jeglicher Geisteswissenschaft sowie fĂŒr Gemeinwohlbespendungen bisher offensichtlich ausreichend Gelder vorhanden gewesen, aber fĂŒr das, wofĂŒr Weleda gegrĂŒndet wurde: fĂŒr die Herstellung anthroposophischer Arzneimittel scheinbar nicht mehr.
Es ist mir bzw. den Unterzeichnern bewusst, dass die schwierigen Zeitereignisse auch Konsequenzen erfordern. Und der jĂŒngste Umsatzeinbruch der Weleda zeigt das in besonderem MaĂe. Aber Weleda hat auch versucht, ein immer weniger anthroposophisch orientiertes Gewinnunternehmen zu werden statt ein Unternehmen, das sich (im Sinne der sozialen Dreigliederung) nach dem Bedarf richtet. Stattdessen wird fĂŒr MĂ€rkte produziert, was nach Rudolf Steiner zur Karzinombildung, zu Kulturkrebs fĂŒhrt (GA 153,1997, S. 174). Und wenn man nicht steht zur eigentlichen Aufgabe und Sache, dann dissoziieren die VerhĂ€ltnisse und die Sache verliert ihre Kraft und Geltung.
Es ist an der Zeit, dass diejenigen ein Mitsprache- und Bestimmungsrecht erhalten, welche die Dinge aus dem anthroposophisch-medizinischen Bedarf heraus anschauen und lenken können und dass wieder entsprechende Mitarbeiter ausgesucht werden. Es bedarf einiger Klarstellungen im bisherigen Dunkel des Wirtschaftens und ein neues Ergreifen aus geistigen Impulsen.
Der entsprechende Gesichtspunkt gilt auch fĂŒr die zukĂŒnftige TrĂ€gerschaft der Goetheanum-Weleda-Aktien, die von Sachkompetenz und nicht nur von FunktionĂ€rsebene und Schatzmeisterinteresse bestimmt sein sollte.
Die Unterzeichner bitten dringend um eine Neuordnung dieser VerhÀltnisse und um einen Stop der Umwandlung nichtalkoholischer Arzneimittel in die alkoholhaltige Form bis eine KlÀrung der Sachlage mit den Unterzeichnern stattgefunden hat.
Weiterhin sollen alle MaĂnahmen unterlassen werden, die zum Verlust von Zulassungen fĂŒhren und eine Wiederaufnahme der industriellen Herstellung verunmöglichen.
Ilona Metz, Pforzheim, Ărztin fĂŒr Allgemeinmedizin
AnfĂŒgung: Nach Fertigstellung des Briefes erreichten mich die Bitten von Kollegen, folgende PrĂ€parate dringend zu erhalten:
- Gencydo 0,1% Ampullen, da 1%ige nicht jedem Allergiker-Patienten zuzumuten sind. nicht fĂŒr jeden Allergiker-Patienten geeignet sind.
- Ferrum rosatum/Graphites, Tropfen fĂŒr Kinder mit stĂ€ndigen Infekten.
- Bryonia D6 Ampullen â ein wichtigstes Pneumonie- und Bronchitis-Mittel, fĂŒr Kinder auch zur Inhalation geeignet. Diese sind bei keiner anderen Herstellfirma mehr erhĂ€ltlich.
Die Unterschriftensammlung ist abgeschlossen. Insgesamt haben sich ĂŒber 4.600 Unterzeichner aus 42 LĂ€ndern fĂŒr den Erhalt der Weleda-Heilmittel ausgesprochen. Trotz dieses deutlichen Votums der betroffenen Menschen – darunter viele Ărzte – haben die Verantwortlichen an ihrer Entscheidung festgehalten.
 (Direkt weiter zur Unterschrift)
(Zur vollstÀndigen Liste der Unterzeichner)
Weitere Unterzeichner:
Dr. med. Wolfgang Leonhardt, Zwietow/Dresden, Arzt fĂŒr Allgemeinmedizin
Dr. med. Christoph Stolzenburg, Marbach/Neckar, Kinderarzt
Karsten Rentsch, Esslingen, Arzt fĂŒr Allgemeinmedizin
Wolfdieter Schlicksupp, Engelsbrand, Arzt fĂŒr Allgemeinmedizin
Maria Becker, Unterlengenhardt, Ărztin fĂŒr Allgemeinmedizin
Anni Kirchner, Pforzheim, Ărztin fĂŒr Psychiatrie/Neurologie
Dr. med. Herta Messer, Heidelberg, KinderÀrztin
Dr. med. Gabriele Gottschalk-Aschenbrenner, Heidelberg, Ărztin fĂŒr Allgemeinmedizin
Dr. med. Mona Ruef, Heidelberg, WaldorfschulÀrztin
Annette Bogatay, Wieslet, Ărztin fĂŒr Allgemeinmedizin
Brigitte Bell, Neustadt/Weinstrasse, Ărztin fĂŒr Allgemeinmedizin
Christiane Fiedler, Marbach/Neckar, KinderÀrztin
Franziska Schlicksupp, Schömberg, Ărztin fĂŒr Innere Medizin
Dr.med. Michaela Heisenberg, Kreuzlingen, CH
Dr.med. Helena Heisenberg, Kreuzlingen, CH
Eva Lohmann-Heck, Dornach
Thomas Heck, Dornach
Angelika Kabus, Worms
Iris GraĂer, Osthofen
Angela MĂŒnich, Ladenburg
Tobias Strohbach, Heidelberg
Herbert Heinz, Unterlengenhardt
Georg Dörhage, Wieslet
Ulrike Ludwig, Pforzheim
Herbert Ludwig, Pforzheim
Gabriele Lange, Unterlengenhardt
Udo Lange, Unterlengenhardt
Marina Wassner, Schifferstadt
Joseph Wassner, Schifferstadt
Anette LĂŒckert, Neustadt/Weinstrasse
Annabella Brenken, Solothurn
Gudrun Aichele, MĂŒhlacker
Anita Becht, Birkenfeld
Theresia Wiesinger, MĂŒhlacker
Rolf Leipp, MĂŒhlacker
Beatrice Eberlein-Svensson, Niedergladbach
Lars Svensson, Niedergladbach
Jorun Svensson, Berlin
(Zur vollstÀndigen Liste der Unterzeichner)
Auf dieser Web-Site sollen zu aktuellen und grundsĂ€tzlichen Fragestellungen zur Situation und Entwicklung der Anthroposophie, der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Hochschule BeitrĂ€ge fĂŒr die gesamte (deutschsprachige) Mitgliedschaft ermöglicht werden.
Konkreter Anlass zur Einrichtung sind aktuelle Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und in der Hochschule. Diese Fragen werden auch berĂŒhrt durch die AntrĂ€ge und Anliegen, die zur bevorstehenden Generalversammlung vom 22.-25. MĂ€rz 2018 gestellt wurden.
Da im Zusammenhang mit der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, aber auch sonst im anthroposophischen Zusammenhang eine Möglichkeit des Austausches zwischen den Mitgliedern nicht existiert, soll hiermit ein Versuch unternommen werden, dies zu ermöglichen.
Es besteht bei den BeitrÀgen die Möglichkeit, Kommentare zu hinterlegen bzw. eigene BeitrÀge zur Veröffentlichung auf dieser Plattform einzureichen. Dazu ist die Angabe Ihrer Email-Adresse und Ihres Namens notwendig.
Im Vordergrund soll zunĂ€chst die bevorstehende Generalversammlung mit den durch die AntrĂ€ge angesprochenen Themen, die sogenannte âZĂ€surâ (Wiederwahl der Vorstandsmitglieder Paul Mackay und Bodo von Plato) und der Projektkomplex âGoetheanum in Entwicklungâ stehen.
Ein weiteres zentrales Thema soll die Frage nach dem VerhĂ€ltnis der Leitung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Hochschulleitung zur âDreigliederung des sozialen Organismusâ in Bezug auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung und im Besonderen auf die in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft existierenden Strukturen sein.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt wir die sĂ€kulare Wiederkehr der Weihnachtstagung 2023/2024 sein und in diesem Zusammenhang, damit ĂŒberhaupt eine Erneuerung der damaligen Impulse denkbar ist, eine Aufarbeitung und AufklĂ€rung ĂŒber die Entwicklung der âInstitutionenâ Gesellschaft und Hochschule, allgemein als âKonstitutionsfrageâ bezeichnet, aber deutlich ĂŒber das bisher damit Gemeinte hinausgehend.
Weitere Themen sind möglich und herzlich willkommen.
Bitte berĂŒcksichtigen Sie, dass diese Seite noch in einem provisorischen Stadium befindet. Es handelt sich dabei nicht um ein langfristig geplantes Vorhaben, sondern um ein aus der aktuellen Notwendigkeit heraus kurzfristig entstandenes Projekt.
Hinweise, Anregungen und auch BeitrÀge sind herzlich willkommen.
Zur Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 2018 wurden 12 AntrÀge und 2 Anliegen eingereicht. Auf dieser Webseite wird bisher auf 4 dieser AntrÀge nÀher eingegangen. Zu dem Antrag zur Rehabilitierung von Ita Wegman und Elisabeth Vreede gibt es nÀhere Hinweise auf der Seite der Initiative zur Rehabilitierung von Ita Wegmann und Elisabeth Vreede.
Zu den AntrÀgen
Pressekonferenz von GeneralsekretÀr António Guterres am Sitz der Vereinten Nationen
Nachfolgend finden Sie die (ĂŒbersetzte) Abschrift der Pressekonferenz von UN-GeneralsekretĂ€r AntĂłnio Guterres ĂŒber das Klima und die Lage in Niger, die heute (27. Juli 2023) in New York stattfand:
Secretary-General: Ein sehr guter Morgen. Die Menschheit befindet sich in einer heiĂen Phase. Heute veröffentlichen die Weltorganisation fĂŒr Meteorologie (WMO) und der Copernicus Climate Change Service der EuropĂ€ischen Kommission offizielle Daten, die bestĂ€tigen, dass der Juli der heiĂeste Monat in der Geschichte der Menschheit werden wird. Wir mĂŒssen nicht bis zum Ende des Monats warten, um das zu wissen. Wenn es in den nĂ€chsten Tagen nicht zu einer Mini-Eiszeit kommt, wird der Juli auf der ganzen Linie Rekorde brechen.
Den heute veröffentlichten Daten zufolge hat der Juli bereits die heiĂesten drei Wochen, die jemals aufgezeichnet wurden, die drei heiĂesten Tage und die höchsten Meerestemperaturen fĂŒr diese Jahreszeit erlebt. Die Folgen sind klar und tragisch: Kinder, die vom Monsunregen mitgerissen werden, Familien, die vor den Flammen fliehen, Arbeiter, die in der sengenden Hitze zusammenbrechen.
FĂŒr weite Teile Nordamerikas, Asiens, Afrikas und Europas ist es ein grausamer Sommer. FĂŒr den gesamten Planeten ist er eine Katastrophe. Und fĂŒr die Wissenschaftler ist die Sache eindeutig: Der Mensch ist schuld. All dies steht im Einklang mit den Vorhersagen und wiederholten Warnungen. Die einzige Ăberraschung ist die Geschwindigkeit des Wandels. Der Klimawandel ist da. Er ist erschreckend. Und er ist erst der Anfang.
Die Ăra der globalen ErwĂ€rmung ist zu Ende, die Ăra des globalen Siedens ist angebrochen. Die Luft ist nicht mehr atembar. Die Hitze ist unertrĂ€glich. Und das AusmaĂ der Profite aus fossilen Brennstoffen und der UntĂ€tigkeit beim Klimaschutz ist inakzeptabel. Die fĂŒhrenden Politiker mĂŒssen vorangehen. Kein Zögern mehr.  Keine Ausreden mehr. Kein Warten mehr darauf, dass andere sich zuerst bewegen. DafĂŒr ist einfach keine Zeit mehr.
Es ist immer noch möglich, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°C zu begrenzen und das Schlimmste des Klimawandels zu verhindern. Aber nur mit dramatischen, sofortigen KlimaschutzmaĂnahmen. Wir haben einige Fortschritte gesehen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist gut vorangekommen. Einige positive Schritte von Sektoren wie der Schifffahrt. Aber nichts davon geht weit genug oder schnell genug. Der Temperaturanstieg erfordert beschleunigte MaĂnahmen.
Vor uns liegen mehrere entscheidende Gelegenheiten. Der Klimagipfel in Afrika. Der G20-Gipfel [Gruppe der 20]. Der UN-Klimagipfel. COP28 [Achtundzwanzigste Konferenz der Vertragsparteien des RahmenĂŒbereinkommens der Vereinten Nationen ĂŒber KlimaĂ€nderungen]. Aber die Staats- und Regierungschefs – und insbesondere die G20-LĂ€nder, die fĂŒr 80 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind – mĂŒssen sich fĂŒr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit einsetzen. Was bedeutet das in der Praxis?
Erstens: Emissionen. Wir brauchen ehrgeizige neue nationale Emissionsreduktionsziele der G20-Mitglieder. Und wir brauchen alle LĂ€nder, die MaĂnahmen im Einklang mit meinem KlimasolidaritĂ€tspakt und meiner Beschleunigungsagenda ergreifen: Die IndustrielĂ€nder mĂŒssen sich verpflichten, die Netto-Null-Emissionen so schnell wie möglich bis 2040 zu erreichen, und die SchwellenlĂ€nder so schnell wie möglich bis 2050, mit UnterstĂŒtzung der IndustrielĂ€nder.
Und alle Akteure mĂŒssen sich zusammentun, um einen gerechten und ausgewogenen Ăbergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen – wĂ€hrend wir die Expansion von Ăl und Gas sowie die Finanzierung und Genehmigung neuer Kohle-, Ăl- und Gasprojekte stoppen. Es mĂŒssen auch glaubwĂŒrdige PlĂ€ne fĂŒr den Ausstieg aus der Kohle bis 2030 fĂŒr die LĂ€nder der Organisation fĂŒr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und bis 2040 fĂŒr den Rest der Welt vorgelegt werden. Die ehrgeizigen Ziele fĂŒr erneuerbare Energien mĂŒssen mit der 1,5°C-Grenze in Einklang stehen. Und wir mĂŒssen in den IndustrielĂ€ndern bis 2035 und in den ĂŒbrigen LĂ€ndern bis 2040 eine Netto-Null-ElektrizitĂ€tsversorgung erreichen, um allen Menschen auf der Welt erschwinglichen Strom zu bieten.
Wir brauchen auch MaĂnahmen von Politikern jenseits der Regierungen. Ich fordere Unternehmen, StĂ€dte, Regionen und Finanzinstitute auf, zum Klimagipfel mit glaubwĂŒrdigen UmstellungsplĂ€nen zu kommen, die vollstĂ€ndig mit dem Netto-Null-Standard der Vereinten Nationen ĂŒbereinstimmen, der von unserer hochrangigen Expertengruppe vorgestellt wurde.
Die Finanzinstitute mĂŒssen ihre Kreditvergabe an fossile Brennstoffe, die Ăbernahme von Krediten und Investitionen beenden und stattdessen auf erneuerbare Energien umsteigen. Und die Unternehmen, die fossile Brennstoffe einsetzen, mĂŒssen ihre Umstellung auf saubere Energie mit detaillierten UmstellungsplĂ€nen fĂŒr die gesamte Wertschöpfungskette planen: Kein Greenwashing mehr. Keine TĂ€uschung mehr. Und keine missbrĂ€uchliche Verzerrung der Kartellgesetze mehr, um Netto-Null-Allianzen zu sabotieren.
Zweitens: Anpassung. Wetterextreme werden zur neuen NormalitĂ€t. Alle LĂ€nder mĂŒssen darauf reagieren und ihre Bevölkerung vor der sengenden Hitze, den tödlichen Ăberschwemmungen, StĂŒrmen, DĂŒrren und wĂŒtenden BrĂ€nden schĂŒtzen, die daraus resultieren. Die LĂ€nder, die an vorderster Front stehen, die am wenigsten zur Krise beigetragen haben und ĂŒber die geringsten Ressourcen verfĂŒgen, um sie zu bewĂ€ltigen, mĂŒssen dabei die nötige UnterstĂŒtzung erhalten.
Es ist an der Zeit, die Investitionen in die Anpassung an den Klimawandel weltweit zu erhöhen, um Millionen von Menschenleben zu retten. Das erfordert eine noch nie dagewesene Koordination der PrioritĂ€ten und PlĂ€ne der gefĂ€hrdeten EntwicklungslĂ€nder. Die IndustrielĂ€nder mĂŒssen einen klaren und glaubwĂŒrdigen Fahrplan vorlegen, um die Anpassungsfinanzierung bis 2025 zu verdoppeln, als ersten Schritt, um mindestens die HĂ€lfte der gesamten Klimafinanzierung fĂŒr die Anpassung aufzuwenden. Jeder Mensch auf der Erde muss bis 2027 durch ein FrĂŒhwarnsystem abgedeckt sein – durch die Umsetzung des Aktionsplans, den wir letztes Jahr ins Leben gerufen haben. Und die LĂ€nder sollten eine Reihe globaler Ziele in Betracht ziehen, um internationale MaĂnahmen und UnterstĂŒtzung fĂŒr die Anpassung zu mobilisieren.
Dies fĂŒhrt zum dritten Bereich fĂŒr beschleunigte MaĂnahmen – der Finanzierung. Versprechen, die in Bezug auf die internationale Klimafinanzierung gemacht wurden, mĂŒssen eingehalten werden. Die IndustrielĂ€nder mĂŒssen ihre Zusagen einhalten, den EntwicklungslĂ€ndern jĂ€hrlich 100 Milliarden Dollar zur UnterstĂŒtzung des Klimaschutzes zur VerfĂŒgung zu stellen und den GrĂŒnen Klimafonds vollstĂ€ndig aufzufĂŒllen. Ich bin besorgt darĂŒber, dass nur zwei G7-LĂ€nder – Kanada und Deutschland – bisher Zusagen zur WiederauffĂŒllung gemacht haben. Die LĂ€nder mĂŒssen auch den Fonds fĂŒr SchĂ€den und Verluste auf der COP28 in diesem Jahr einsatzbereit machen. Keine weiteren Verzögerungen, keine weiteren Ausreden.
DarĂŒber hinaus belohnen viele Banken, Investoren und andere Finanzakteure weiterhin die Verursacher von Umweltverschmutzungen und schaffen Anreize fĂŒr die Zerstörung des Planeten. Wir brauchen eine Kurskorrektur im globalen Finanzsystem, damit es beschleunigte KlimaschutzmaĂnahmen unterstĂŒtzt. Dazu gehört, dass wir einen Preis fĂŒr Kohlenstoff einfĂŒhren und die multilateralen Entwicklungsbanken dazu drĂ€ngen, ihre GeschĂ€ftsmodelle und Risikokonzepte zu ĂŒberarbeiten.
Wir mĂŒssen die multilateralen Entwicklungsbanken dazu bringen, ihre Mittel zu mobilisieren, um viel mehr private Finanzmittel zu vertretbaren Kosten fĂŒr die EntwicklungslĂ€nder zu mobilisieren – und ihre Mittel fĂŒr erneuerbare Energien, Anpassung und Schadensbegrenzung aufzustocken. In all diesen Bereichen brauchen wir Regierungen, die Zivilgesellschaft, die Wirtschaft und andere, die partnerschaftlich zusammenarbeiten, um Ergebnisse zu erzielen. Ich freue mich darauf, die Vorreiter und Macher der Beschleunigungsagenda auf dem Klimagipfel im September in New York begrĂŒĂen zu dĂŒrfen. Und ich freue mich darauf zu erfahren, wie die fĂŒhrenden Politiker auf die vor uns liegenden Fakten reagieren werden. Dies ist der Preis fĂŒr den Einstieg.
Die Beweise sind allgegenwĂ€rtig: Die Menschheit hat die Zerstörung entfesselt. Das darf uns nicht zur Verzweiflung bringen, sondern zum Handeln. Wir können das Schlimmste noch verhindern. Aber dazu mĂŒssen wir das Jahr der brennenden Hitze in ein Jahr des brennenden Ehrgeizes verwandeln. Und wir mĂŒssen die KlimaschutzmaĂnahmen beschleunigen – jetzt.
Link zum Transkript im Original: https://press.un.org/en/2023/sgsm21893.doc.htm
Video: https://www.youtube.com/watch?v=Dc4LtM-Nbvk&ab_channel=YahooNews
Ăbersetzung: Mit Deepl.com
30. 08. 2023 | Cornelia Betsch, eine der emsigsten Psycho-Manipulatorinnen fĂŒr das Impf-Establishment und seinerzeit Mitglied im Corona-Expertenrat, leitet mit ihrer regierungstreuen Erfurter-Psychologentruppe den deutschen Zweig eines EU-Projekts namens Jitsuvax. Es erforscht und verbreitet psychologische Tricks, die Ărzte anwenden sollen, um ImpfzurĂŒckhaltung zu ĂŒberwinden.
Der vom Kampfsport Jiu-Jitsu abgeleitete Name des FĂŒnflĂ€nderprojekts, das von der UniversitĂ€t Bristol geleitet wird, ist Programm. Denn wie beim Jiu-Jitsu soll der Gegner mit dessen eigener Kraft und seinen eigenen Waffen geschlagen werden. Allein das ist schon auf zwei Ebenen fragwĂŒrdig.
Zum einen, weil hier Menschen, die einer bestimmten Impfung gegenĂŒber skeptisch sind, zum Beispiel gegenĂŒber den experimentellen mRNA-âImpfungenâ gegen Covid-19, und dies öffentlich Ă€uĂern, summarisch als âGegnerâ deklariert und behandelt werden. Ihnen werden generell niedere Motive und unlautere Mittel unterstellt, und auĂerdem, dass sie auf jeden Fall unrecht haben. Jedenfalls gibt es, soweit ich sehen konnte, nirgends einen expliziten Versuch zu unterscheiden, zwischen zu bekĂ€mpfenden unlauteren âGegnernâ und Menschen, die aus guten GrĂŒnden oder irrtĂŒmlich skeptisch sind und entsprechend argumentieren, und zwar ohne unlautere Tricks.
Zum anderen, weil das Projekt durchgÀngig auf psychologische Manipulation setzt, also auf genau das, was man der Gegenseite einfach generell unterstellt. So versteht man offenbar das Jiu-Jitsu-Prinzip, den Gegner mit dessen eigenen Waffen zu schlagen.
Weiterlesen
Die One-Health-Initiative will die Gesundheitsvorsorge vereinheitlichen â dies lĂ€uft auf die ungesunde Dominanz einer technokratischen Zentralgewalt hinaus. Ein Beitrag von Willy Meyer aus nichtanthroposophischer Sicht. Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autoren und von Manova.
Angesichts der epochalen Herausforderungen, vor denen die gesamte Menschheit steht, empfehlen Regierungen und suprastaatliche Organisationen in jĂŒngster Zeit eine Handvoll rigoroser, teilweise gar drakonischer Konzepte fĂŒr eine Transformation unserer Gesellschaften. Hierzulande wenig Beachtung fand dabei bisher die One-Health-Initiative, welche die menschliche Gesundheit nicht allein aus medizinischem, sondern auch aus biologischem, sozialem und ökologischem Blickwinkel betrachtet. Der folgende Text fuĂt auf dem GesprĂ€ch zwischen Doktor Meryl Nass und James Corbett auf Childrenâs Health Defense (1).
One Health â vom Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung (BMBF) mit âgemeinsam gesundâ ins Deutsche ĂŒbersetzt (2) â ist eine noch recht wenig bekannte, dafĂŒr sehr umfassende Neuausrichtung der Arbeit der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Ă€uĂerst weitreichenden Implikationen fĂŒr den gesamten Planeten. Die WHO selbst definiert ihren holistisch daherkommenden Ansatz folgendermaĂen:
â,One Health’ is an integrated, unifying approach to balance and optimize the health of people, animals and the environment. It is particularly important to prevent, predict, detect, and respond to global health threats such as the COVID-19 pandemicâ (3).
(âGemeinsam gesundâ ist ein einheitlicher, verbindender Ansatz, die Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt im Gleichgewicht zu halten und zu optimieren. Er ist besonders wichtig, um globale Gesundheitsbedrohungen wie die Covid-19- Pandemie zu verhindern, vorauszusagen, zu entdecken und abzuwehren.)
Was zunĂ€chst nachvollziehbar und sinnvoll klingt, erscheint doch schnell ominös, wenn schon im zweiten Satz die Corona- Plandemie zur Illustration fĂŒr die Ausrichtung des One-Health-Ansatzes herangezogen wird.
So ist die WHO auch nicht allein in dem BemĂŒhen, diesem Ansatz weltweit Geltung zu verschaffen; mit im Boot sind die Vereinten Nationen (UN), die EU, die G20-Staaten, die G7-Gruppe und selbstverstĂ€ndlich alle Mitglieder dieser internationalen ZusammenschlĂŒsse. Was sich allerdings konkret hinter dieser blumig formulierten Definition verbirgt, soll das Licht der Ăffentlichkeit am besten erst dann erblicken, wenn alle Regularien bis ins letzte Detail festgezurrt und weltweit gesetzlich verankert sind. Vieles davon wird sich aus dem globalen Pandemievertrag ergeben, den die WHO im Dezember 2022 auf der 76. Jahreszusammenkunft aller WHO-Staaten im Mai 2024 auf den Weg zur Verabschiedung gebracht hat.
Erarbeitet werden die darin zugrunde gelegten internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR fĂŒr International Health Regulations) unter anderem im Intergovernmental Negotiating Body (INB), einer WHO-Kommission, die die unterschiedlichen VorschlĂ€ge der Mitgliedstaaten, zumeist hinter verschlossenen TĂŒren, sichtet und der Jahresversammlung zur Abstimmung unterbreitet. Ihr zur Seite steht das aus der Tripartite Executive Annual Meeting hervorgegangene Quadripartite Executive Annual Meeting, ein Zusammenschluss aus der WHO, der ErnĂ€hrungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO), der Weltorganisation fĂŒr Tiergesundheit (WOAH) und seit diesem Jahr auch des Umweltprogramms der UN (UNEP), welches sich Ende MĂ€rz 2023 in Genf traf und einen siebenstufiigen Aktionsaufruf fĂŒr One Health vorlegte, um die Welt sicherer zu machen (4).
Demnach mĂŒsse One Health auf der internationalen Politikagenda PrioritĂ€t eingerĂ€umt werden, insbesondere das Mantra von pandemic prevention, preparedness and response (auf Pandemien ausgerichtete Vorbeugung, Vorbereitung und Abwehr). Auch auf der nationalen Ebene mĂŒssen die One-Health-Richtlinien und -PlĂ€ne unter der BerĂŒcksichtigung des Quadripartite One Health Joint Plan of Action (OHJPA) weltweit vorangetrieben werden.
Die beschleunigte Implementierung der One-Health-PlĂ€ne solle erfolgen durch eine One Health governance (technokratisch gebildete OH-Kontrollgewalt) auf nationaler Ebene durch die Einbeziehung von stakeholders (privaten Teilhabern) und durch den Aufbau von Kontrollparametern. SektorenĂŒbergreifende ArbeitskrĂ€fte seien aufzustellen, die in der Lage sein sollen, Gesundheitsbedrohungen zu verhindern, zu entdecken, zu kontrollieren und abzuwehren.
Ăberhaupt sollten Pandemien und Gesundheitsbedrohungen im Keim erstickt werden, wobei es besonders um das zoonotic spillover gehe, den Sprung eines Erregers vom Tier zum Menschen. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Beweise fĂŒr den One-Health-Ansatz seien zu erschaffen und schlieĂlich mĂŒssten Investitionen und Finanzierung fĂŒr die One-Health-PlĂ€ne und -Strategien gesteigert werden.
Dienstbare Wissenschaftler
WHO GeneralsekretĂ€r Tedros Ghebreyesus fordert zur Umsetzung des One-Health-Ansatzes alle Mitgliedstaaten der WHO auf, in ihren LĂ€ndern fĂŒr Akzeptanz und DurchfĂŒhrung der Richtlinien zu sorgen, da eine Zoonosis wie der â angebliche â Wirtssprung des Coronavirus von einer Fledermaus auf den Menschen ĂŒberall und jederzeit wieder geschehen kann und damit das Leben aller bedrohe.
Einen wissenschaftlichen GefĂ€lligkeitsdienst leistet ihm dabei eine der international renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften, The Lancet, mit dem Artikel After 2 years of the COVID-19 pandemic, translating One Health into action is urgent (Zwei Jahre nach der Covid-19-Pandemie muss OH dringend in Handlung ĂŒberfĂŒhrt werden) (5), wenn sie schreibt, Covid-19 sei höchstwahrscheinlich (âmost probablyâ) durch einen solchen Wirtssprung des Virus aus dem Tierbereich auf den Menschen verursacht worden â und verwirft damit die These eines im Labor mittels Gain-of-Function (Funktionsgewinnforschung auf Basis von genetischer Manipulation) von interessierten Wissenschaftlern scharf gemachten, genmanipulierten Virus.
DrĂ€ngten nĂ€mlich unstrittige Erkenntnisse ĂŒber einen derartigen Laborursprung an die breite Ăffentlichkeit, hĂ€tte dies einerseits strafrechtliche Folgen fĂŒr die daran Beteiligten â in diesem Zusammenhang immer wieder genannt werden unter anderem Anthony Fauci und Christian Drosten â, auf der anderen Seite fiele das Kartenhaus einer tödlichen viralen Bedrohung der Menschheit durch jene Zoonosis schlicht in sich zusammen, womit medizinisch-technokratischen Ăbergriffen wie der One-Health-Initiative jegliche Berechtigung entzogen wĂ€re.
Um derartigen unkontrollierten InformationsausbrĂŒchen einen festen Riegel vorzuschieben und die globale Angstschraube noch weiter anzuziehen, schreibt The Lancet, dass solche durch neue Pathogene hervorgerufene KrankheitsausbrĂŒche an HĂ€ufigkeit zunĂ€hmen und deshalb ein ĂŒbergreifender Ansatz wie One Health unerlĂ€sslich sei, schlieĂlich sei alles miteinander verbunden, die Ăkosysteme, die Pflanzenwelt, die Wasserwege, die Tiere und die Menschen, und sie alle seien zu ihrem Schutz einer steten Kontrolle zu unterwerfen. Dazu brauche es ein optimiertes Ăberwachungssystem mit einer VirenĂŒberwachung und einer FrĂŒherkennung, sowohl von neuen Varianten als auch von symptomatischen und asymptomatischen Infektionen bei Mensch und Tier. Das wĂŒrde freilich zu einer absolut umfassenden Testerei von Mensch und Tier fĂŒhren, der zurzeit noch die in der UN-Charta verankerten Menschenrechte entgegenstĂ€nden, doch das lieĂe sich gewiss auch verĂ€ndern.
Sozioökologische Resilienz
Obgleich es noch an Finanzierung fehle und der gesamte Ansatz wenig konkret sei, weist The Lancet mit einiger Genugtuung auf die positiven Signale zur UnterstĂŒtzung und Umsetzung von One Health durch die G7 (Gipfel im Juni 2021) und die G20 (September 2021). Die Autoren des Artikels rufen dann dazu auf, resiliente sozioökologische Systeme (âresilient socioecological systemsâ) zu schaffen mit verpflichtenden BauplĂ€nen, vordefinierten politischen Strategien und integrierten privatwirtschaftlichen Akteuren (âstakeholdersâ), da durch Globalisierung bedingte Krankheiten nicht auf nationalstaatlicher Ebene kontrolliert werden könnten. Entsprechend sollen allenthalben regionale One-Health-Netzwerke entstehen, die die Fragen der Lebensmittelnachhaltigkeit, Sicherheit und Resilienz der Bevölkerungen in Anbetracht von Tierkrankheiten und Naturkatastrophen lösen.
Gemeint ist damit im Grunde die Abschaffung der konventionellen und der ökologischen Landwirtschaft, da beide durch ihre CO2-Ausgasung zum vorgeblich menschengemachten Klimawandel beitragen, da sie jedweden Witterungsbedingungen ausgesetzt sind und da das Vieh anfĂ€llig fĂŒr Ansteckungen durch von wilden Tieren ĂŒbertragene Erreger sei.
Als Lösung stehen der schnell wachsende In-Door-Farming-Bereich und kĂŒnstliches, in Petrischalen herangezĂŒchtetes âFleischâ sowie die insektenbasierte Lebensmittelindustrie lĂ€ngst bereit. Damit am Ende auch kein Land aus der Reihe tanzt, machen internationale Geldgeber wie die Weltbank und der Internationale WĂ€hrungsfonds ihre Hilfen von der Implementierung der zu fördernden Praktiken auf nationalstaatlicher Ebene ab.
Flankiert werden mĂŒsse die One-Health-Initiative durch Bewusstseinskampagnen (âawareness campaignsâ) und kontinuierliches Training von EntscheidungstrĂ€gern, Lehrern und MeinungsfĂŒhrern der Zivilgesellschaften. Sie mĂŒsse in die schulischen Curricula eingearbeitet werden, um frĂŒh die angestrebten Verhaltensweisen anzubahnen, ganz so wie im Zusammenhang mit der pseudowissenschaftlich herbeiphantasierten menschengemachten KlimaerwĂ€rmung. Es geht also um Indoktrination, Gedankenkontrolle und Steuerung der Bevölkerung durch SchuldgefĂŒhle und ExistenzĂ€ngste.
Ein neuer Feudalismus
Entsprechend nimmt es kaum Wunder, dass One Health und Absolute Zero â das von der globalen Technokratie vorangetriebene Vorhaben, alle Energie allein aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen und den von Menschen verursachten CO2-AusstoĂ auf Null zu setzen (6) Hand in Hand gehen. Beide basieren auf wissenschaftlich Ă€uĂerst zweifelhaften Schreckensszenarien und verstehen sich als zum Ăberleben der Menschheit und des Planeten alternativlos.
Sie postulieren die Notwendigkeit einer radikalen Transformation allen menschlichen Handelns und streben nach der
Errichtung einer supranationalen, von Technokraten gefĂŒhrten â will sagen, demokratisch nicht legitimierten â Zentralgewalt, die sich allenthalben auf public-private-partnerships (öffentlich-private-Partnerschaften) stĂŒtzt, wodurch der massive Einfluss privater Unternehmen und Gesellschaften auf allgemein verbindliche Regeln und sogar Gesetze festgeschrieben wĂŒrde.
Der breiten Masse der Erdbevölkerung wĂŒrde dann nichts mehr gehören, sie mĂŒssten âze bugsâ klaglos verspeisen und ebenso klaglos âglĂŒcklichâ sein (7). Es handelt sich mithin um nichts anderes als die Durchsetzung eines neuen Feudalismus, in dem wenige den vielen widerspruchslos ihren Willen aufzwingen könnten. Beispielhaft dafĂŒr mag der englische König Charles III stehen, der unlĂ€ngst seine königliche Zustimmung dazu gab, genetisch bearbeitete (âgene- editedâ) Lebensmittel von einer Kennzeichnungspflicht auszunehmen (8).
Damit können britische Konsumenten nicht mehr erkennen, wie ihre Nahrung zustande kam. Umgekehrt jedoch reist der Monarch stets im eigenen Flugzeug mit vielköpfiger Entourage â sogar ein königlicher Toilettensitz wird immer mitgefĂŒhrt â und speist ausnahmslos Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft. Die Heuchelei der MĂ€chtigen hat nĂ€mlich viele Gesichter.
Die grausame KaltblĂŒtigkeit der anvisierten MaĂnahmen hingegen zeigt sich schon jetzt, wenn beispielsweise in den USA 58 Millionen HĂŒhner, GĂ€nse und TruthĂ€hne gekeult werden, um der Ausbreitung der Vogelgrippe zu begegnen.
Um einen Bestand vernichten zu mĂŒssen, genĂŒgt ein positiver PCR-Test, selbst wenn der betroffene Vogel asymptomatisch ist. Dies sei zum Schutze der Bevölkerung unumgĂ€nglich. TatsĂ€chlich gab es in den USA in der jĂŒngsten Vergangenheit genau einen Mann, auf den das Virus ĂŒbergesprungen sei. Er litt vier Tage unter Erschöpfungssymptomen (9).
Vom unermesslichen tierischen Leid einmal abgesehen fĂŒhrte diese MaĂnahme zu einer Verknappung â und Verteuerung â von HĂŒhnerfleisch, Eier und Ăhnlichem. Viele Menschen empfinden inzwischen ihre gefiederten Mitlebewesen als Quelle gesundheitlicher Gefahren und weichen auf sogenannte âJust-likeâ-Produkte aus, die wie GeflĂŒgelfleisch schmecken sollen, aber â weitestgehend â pflanzlichen Ursprungs sind. Die Pharmaindustrie ihrerseits kann mit mRNA-Injektionen fĂŒr Wild- und Zuchtvögel aufwarten, ohne mit starkem Gegenwind rechnen zu mĂŒssen.
Problem Mensch
Anthony Fauci, bis Ende 2022 Direktor des NIAID (National Institute of Allergy and Infectious Diseases) und medizinischer Berater mehrerer US-PrĂ€sidenten, wurde schon im September 2020 folgendermaĂen im Magazin Cell zitiert:
âThe COVID-19 pandemic is yet another reminder, added to the rapidly growing archive of historic reminders, that in a human-dominated world, in which our human activities represent aggressive, damaging, and unbalancing interactions with nature, we will increasingly provoke new disease emergences. We remain at risk for the forseeable future. COVID-19 is among the most vivid wake-up calls in over a century. It should force us to begin to think in earnest and collectively about living in a more thoughtful and creative harmony with nature… â (10).
(Die Covid-19-Pandemie ist ein weiterer Hinweis, der zu dem rasch wachsenden Archiv historischer Hinweise hinzukommt, dass wir in einer Mensch-dominierten Welt, in welcher unsere menschlichen AktivitĂ€ten aggressive, schĂ€digende und störende Interaktionen mit der Natur darstellen, zunehmend neue Krankheitsentstehungen provozieren werden. Wir bleiben auf absehbare Zeit dieser GefĂ€hrdung ausgesetzt. Covid-19 zĂ€hlt zu den heftigsten Weckrufen in mehr als hundert Jahren. Es sollte uns zwingen, damit zu beginnen, ernsthaft und als Gesamtheit darĂŒber nachzudenken, wie wir in einer umsichtigeren und kreativeren Einheit mit der Natur leben können. )
Er nimmt damit die der One-Health-Initiative zugrunde liegenden Annahmen vorweg und setzt durch menschliches Verhalten ausgelöste Pandemien als unvermeidlich gegeben voraus. Fauci ĂŒbte in den USA seit den 1980er Jahren einen ĂŒberragenden Einfluss auf die Gesundheitspolitik der Regierung aus. Wie mĂ€chtig, korrupt und mit den globalen Eliten verwoben er allerdings wirklich ist, verdeutlicht Robert Kennedy Jr. in seinem Bestseller The Real Anthony Fauci (11).
Schon in den 1970er Jahren warnte der Club of Rome vor dem âKrebsgeschwĂŒrâ, welches die Menschen fĂŒr unseren Planeten seien (âThe earth has a cancer and the cancer is Man.â) (12). In der Eugenik verhaftete, durch das Ăl-GeschĂ€ft reich gewordene GroĂindustrielle wie Maurice Strong und David Rockefeller III legten die Grundlagen fĂŒr die Ăngste und Schreckensbilder, die ein GroĂteil der Menschheit inzwischen internalisiert hat. Zugleich stellten sie die Weichen fĂŒr den alternativlosen Ausweg, versinnbildlicht in den trĂŒgerischen Analysen des Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher Ausschuss fĂŒr KlimaverĂ€nderungen, 1988 von der UNEP ins Leben gerufen), den Agenden 2020, 2030 und den UN Sustainability Goals (Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen).
NatĂŒrlich wĂ€re es wunderbar, wenn die Menschheit in Einklang mit der Natur, den Tieren, den Pflanzen, den Meeren, den Landschaften, kurz: der gesamten Schöpfung leben wollte. Es ist auch sehr dringend notwendig, dass wir uns unserer Lage besinnen und aus dem so bequemen digitalen Medien- und Konsumwahn erwachen, der die meisten Menschen fesselt. Als ânormalâ empfundene Lebensweisen und Gewohnheiten mĂŒssen hinterfragt und losgelassen werden, eine radikale Umkehr ist vonnöten.
Umkehren â aber wie?
Wie wir das erreichen? Gewiss nicht, indem wir uns auf globale Philanthropen und AnfĂŒhrer (Ursula von der Leyen 2020: âThank you Melinda & Bill for your leadership and dedication! â (13)), elitĂ€re Clubs wie das Weltwirtschaftsforum oder die Bilderberg-Konferenz, von privaten Geldgebern abhĂ€ngige internationale Organisationen (UN, WHO, Internationaler WĂ€hrungsfonds (IMF), Weltbank und Co. ) oder als mildtĂ€tig daherkommende Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie GAVI (die âImpfallianzâ) oder der World Wide Fund For Nature (WWF) verlassen. Nachhaltige (! ) VerĂ€nderung beginnt niemals oben, sondern wĂ€chst von der Basis in die Breite und erreicht schrittweise immer mehr Menschen. Beispiele dafĂŒr, wie das funktionieren kann, zeigt James Corbett in seinem Format SolutionsWatch vom 12. April 2023 unter dem Titel âMeeting People Is Easyâ (14).
Einen ĂŒberzeugenden Ansatz fĂŒr eine nachhaltige Wirtschaft haben Peter Haisenko und Hubert von Brunn mit der âHumanen Marktwirtschaftâ (16) entwickelt. Die âCharta fĂŒr ein Europa der Menschen und Regionenâ liefert basisdemokratische, matriarchal ausgerichtete Ideen dafĂŒr, wie wir Gesellschaft machtfrei, friedvoll und menschenfreundlich gestalten können (16). Nachbarschaftsvernetzungen zu gemeinsamen Tauschaktionen, gemeinsamen Garten- und Landwirtschaftsinitiativen, zum gedanklichen Austausch und schlicht Gemeinschaftsbildung sprieĂen als zarte PflĂ€nzchen des allmĂ€hlichen Wandels vielerorts aus dem Boden.
Allen gemeinsam ist ein ganzheitlicher Blick auf den Menschen und die Erde. Denn nichts kann unabhÀngig vom anderen gedeihen; ein jedes wirkt sich mittel- und unmittelbar auf seine Umgebung aus.
Ja, wir wollen gemeinsam gesund sein! Gemeinsam mit allem Leben auf unserem Planeten. Dazu wird jedoch ein globaler autokratischer Pandemievertrag (17) ebenso wenig beitragen wie die interessengeleitete One- Health-Initiative.
Die wahre Wirkmacht und die echte Verantwortung tragen wir alle. Ergreifen wir diese Chance in Freiheit und Selbstbestimmung.
Zum Autor:
Willy Meyer, Jahrgang 1963, ist alleinerziehender Vater von drei Kindern und Lehrer. Er lebt in Hamburg und engagiert sich seit zwei Jahren lokal fĂŒr AufklĂ€rung und gesellschaftliche VerĂ€nderung.
https://www.manova.news/artikel/gesund-auf-kommando
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://live.childrenshealthdefense.org/chd-tv/shows/good-morning-chd/antihuman-agenda-with-james-corbett/
(2) https://www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/gesundheit/globale-gesundheit/one-health/one-health-gesundheit-fuer-mensch-tier-umwelt.html
(3) https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/one-health
(4) https://www.who.int/news-room/events/detail/2023/03/27/default-calendar/1st-quadripartite-executive-annual-meeting
(5) https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S0140-6736%2822%2901840-2
(6) https://netzeroclimate.org/what-is-net-zero/
(7) https://www.youtube.com/watch?v=KTcPxlvXa9I
(8) https://www.reddit.com/r/bestconspiracymemes/comments/12n197q/rules_for_thee_but_not_for_me_king_charles_just/
(9) https://www.nytimes.com/2023/03/06/us/politics/bird-flu-vaccine-chickens.html
(10) https://www.cell.com/action/showPdf?pii=S0092-8674%2820%2931012-6
(11) Robert Kennedy Jr., The Real Anthony Fauci. Childrenâs Health Defense 2022.
(12) https://www.churchmilitant.shop/Research-Material/04-Global_Warming/resources/143.pdf
(13) https://twitter.com/vonderleyen/status/1257672436239282178?lang=de
(14) https://www.corbettreport.com/category/solutions/
(15) https://www.youtube.com/watch?v=5qneieNBs_w oder als Buch: Peter Haisenko und Hubert von Brunn, Die Humane Marktwirtschaft, Anderwelt Verlag 2022.
(16) https://charta-demokratiekonferenz.org/
(17) Dazu die BĂŒrgerinitiative zum Stop: https://citizengo.org/de/node/210669
Am 5. Mail 2023 beginnt das erste Dialogforum zu den an der Generalversammlung 2023 beschlossenen Entwicklungsprozessen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Die Teilnahme ist in Dornach vor Ort oder online möglich. Unter nachfolgendem Link finden Sie die Einladung un die Links zu Anmeldung. Es ist empfehlenswert, sich bereits auch jetzt anzumelden, wenn eine Teilnahme am ersten Termin nicht möglich ist, damit man an dem Informationstrom angeschlossen ist.
Zur Einladung und Anmeldung
3 x 33 Jahre Weihnachtstagung und die Krise der AAG
Eine Materialsammlung
Thomas Heck
Probelesen
Das Buch enthĂ€lt eine Sammlung von einzelnen BeitrĂ€gen zur aktuellen Situation der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft unter BerĂŒcksichtigung von Rudolf Steiners Hinweisen zum 33-Jahres-Rhythmus (Umlaufszeiten historischer Ereignisse):
âą Krisen-Aspekte der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule.
âą Der auf der Dauer des Christus-Jesus-Lebens beruhende 33-Jahres-Rhythmus insbesondere im Zusammenhang mit den GesellschaftsgrĂŒndungen Rudolf Steiners und den sich daraus ergebenden Zeitreihen (z.B. 1923 â 1956 â 1989 â 2022).
âą Eine ausfĂŒhrliche Auseinandersetzung mit den Jahren 2001 und 2011 (3 x 33 Jahre nach den GrĂŒndungen von 1902 und 1912), in denen wesentliche Erneuerungsimpulse sichtbar wurden, die sich jedoch nicht verwirklichen konnten und stattdessen im 100sten Jahr sich autoritative durchsetzten.
âą Weitere Themen sind u.a. Corona und die âčoffizielle Anthroposophische Medizinâș, die Entwicklungsrichtung der Weleda, das VerhĂ€ltnis Mitglieder â Gesellschaftsleitung, der Umgang mit der IdentitĂ€tsfrage der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (Konstitutionsfrage) und eine Initiative zur Revision der Gesellschaftsverfassung.
256 Seiten, 18 ⏠/ CHF
Probelesen
(Versand in DE und CH 4 ⏠/ CHF)
Bestellung: thomas.heck@posteo.ch
Im Buchhandel: Books on Demand
ISBN 9-783-7431-3371-6
Dieser Hinweis bezieht sich auf die Auseinandersetzung mit Peter Selg, die an der ausserordentlichen Generalversammlung am 15. Jan. 2023 entstanden ist.
Ich hatte auf diese Angelegenheit vor der kommenden Generalversammlung nicht mehr eingehen wollen, um â gestĂŒtzt auf einen Rat von professioneller Seite â nicht zu einer Eskalation beizutragen. Aufgrund mehrfachen DrĂ€ngens, auf eine am 15. MĂ€rz erschienene Stellungnahme Peter Selgs hinzuweisen, welches von verschiedenen Personen erfolgte, die offensichtlich zum Umkreis Peter Selgs gehören, sehe ich mich nun in gewisser Weise dazu genötigt. Ich hoffe sehr, dass dies zur Versachlichung und Beruhigung beitragen kann. Und ich plĂ€diere sehr dafĂŒr, die bevorstehende Generalversammlung, die in einer kritischen Situation stattfinden wird und auf der zukunftsweisende BeschlĂŒsse gefasst werden sollen, nicht mit dieser â inzwischen doch mehr persönlichen â Auseinandersetzung zu belasten.
Da in dieser Stellungnahme die inzwischen von mir erfolgten Widerlegungen nicht einmal erwÀhnt und die diffamierenden Aussagen pauschal bekrÀftigt wurden, erscheint mir eine Erinnerung an den ursÀchlichen Sachverhalt notwendig und gerechtfertigt.
Zum Sachverhalt
In der von Georg Soldner mitunterschriebenen und damit mitverantworteten Einladung zum Mitgliederforum vom 21. Nov. 2023 hiess es:
«Es besteht die BefĂŒrchtung, dass die Anthroposophie von Seiten des Staates und der Medien in eine Ecke gestellt wird, die nicht dem entspricht, wofĂŒr sie steht. Die Goetheanum-Leitung sucht daher mit ausgesuchten und anerkannten internationalen Einrichtungen zu kooperieren, wodurch sich positive Synergieeffekte ergeben könnten.»
Von wem diese Formulierung stammt, ist unerheblich. Die Unterzeichner tragen die Verantwortung und Georg Soldner hÀtte wohl kaum unterzeichnet, wenn die Formulierung nicht zutreffend gewesen wÀre.
Aus dieser und anderen Mitteilungen (die ich im Rundbrief 61 zitiert habe) ergibt sich unzweideutig das Bild, dass es sich um einen Ent- oder Beschluss der Goetheanum-Leitung handelt, mit diesen Organisationen (hier WHO und «One Health») zu kooperieren, um die Anthroposophie zu schĂŒtzen. Darauf hatte ich bereits vor dem 15. Jan. 2023 schriftlich und mĂŒndlich verschiedentlich hingewiesen, ohne dass ein Widerspruch, eine Richtigstellung oder eine Korrektur erfolgte. Diese Aussage hatte ich an der ausserordentlichen Generalversammlung wiederholt und wurde darauf hin â ohne jede RĂŒckfrage, worauf diese Aussage grĂŒndet â von Peter Selg der bewussten Falschbehauptung bezichtigt â «nahe im Bereich der Demagogie». Wenn die personelle oder sektionsbetreffende Zuordnung solcher Aussagen von der Goetheanum-Leitung in keiner Weise kenntlich gemacht wird, sondern diese unter «Goetheanum-Leitung» veröffentlicht werden, ist es absolut unberechtigt, mich der Falschbehauptung zu bezichtigen, gar «nahe im Bereich der Demagogie», zumal es von Peter Selg selbst eine sehr Ă€hnliche Aussage gibt (siehe Rundbrief 61). In der Folge, weil ich den Begriff FunktionĂ€r benutzt hatte, sprach er mir ab, mich auf Rudolf Steiner und die Anthroposophie berufen zu dĂŒrfen, ich sei deshalb «nicht nur weit hinter die Weihnachtstagung zurĂŒckgefallen, sondern hinter die Anthroposophie selber, auch hinter Rudolf Steiner.»
Auf den Vorgang bin ich in meinem Rundbrief 61 eingegangen und habe das von Peter Selg Gesagte im Wortlaut wiedergegeben, nebst einem offenen Brief von Ilona Metz und einer Richtigstellung. Was Peter Selg der Autorin des offenen Briefes unterstellt, grenzt erneut mindestens an ĂŒble Nachrede, da die Ăusserungen geeignet sind, sich abtrĂ€glich auf das Ansehen der Autorin, insbesondere ihr Bild in der Ăffentlichkeit, auszuwirken. So wĂ€re wiederum eine Richtigstellung auch hier erforderlich
Es steht im Raum, dass ich durch die Veröffentlichung des Transkriptes gegen Persönlichkeitsrechte verstossen habe. Das tut mir leid. Ich fĂŒhlte mich allerdings aufgrund der diffamierenden und vor allem unrichtigen Behauptungen Peter Selgs dazu berechtigt, um das Gesagte nachweisen und richtigstellen zu können.
Da die Stellungnahme Peter Selgs an der Generalversammlung in der Ăffentlichkeit unserer Gesellschaft geschah, hatte ich mich zur Veröffentlichung des Transkripts entschieden, nebst einer Richtigstellung von mir und des offenen Briefes, den Peter Selg zuvor per Post erhalten hatte. So ist es jedem möglich, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Das gilt leider nicht fĂŒr die Veröffentlichung von Peter Selgs Stellungnahme auf der Internetseite des Goetteanums, in der zwar als Quelle des offenen Briefes der Rundbrief 61 genannt wird, aber bis heute (Stand 28. MĂ€rz 2023) eine Verlinkung nicht erfolgt ist, sodass dem Leser nicht ohne weiteres zugĂ€nglich ist, worauf sich seine Stellungnahme bezieht.
Ich aber wurde inzwischen, wie schon erwÀhnt, offensichtlich aus Peter Selgs Umkreis vier Mal gebeten und auch gedrÀngt, seine Stellungnahme bzw. den Hinweis darauf zu veröffentlichen bzw. zu verlinken.
Die Stellungnahme von Peter Selg ist auf der Internetseite des Goetheanums erschienen, gleich auf der Startseite in der Rubrik «Nachrichten».
FĂŒr eine KlĂ€rung der offenen Punkte zwischen Peter Selg und mir stehe ich jederzeit zur VerfĂŒgung.
Thomas Heck, Dornach, 28. MĂ€rz 2023
Schon seit lĂ€ngerem ist zu beobachten â und wurde auch aus der Mitgliedschaft kritisiert â dass man vom Goetheanum sich in Vielem dem sogenannten Mainstream anpasst, bis hin zur Kooperationen mit ausgewiesenen Gegnern Rudolf Steiners. Dazu gehört z.B. die inbesondere in ihren Beurteilungen fragwĂŒrdige SKA ( Steiner Kritische Ausgabe) von Christian Clement, die Hofierungen von Helmut Zander und âŠ, die Gutheissung der Verbindungen mit den âSteiner Studiesâ[1]. In diesem Zusammenhang ist auch die Faust-Inszenierung von 2016 zu sehen und die Ăbernahme und Verwendung des mehr als fragwĂŒrdigen Narrativs âVerschwörungstheoretikerâ zu nennen.[2] Auch in Bezug auf die Ursachen der (angeblichen bzw. vermeintlichen oder tatsĂ€chlichen) KlimaverĂ€nderung sowie in der sogenannten Corona-Impfung ist man weitgehen den offiziellen Ansichten gefolgt, auch wenn im letzteren Fall eindeutige Aussagen Rudolf Steiners dem entgegenstehen.
Bereits an der Generalversammlung 2022 wurde angesichts der vermehrten Angriffe auf die Anthroposophie und anthroposophische Institutionen davon gesprochen, dass man Allianzen mit nicht-anthroposophischen Bewegungen eingehen mĂŒsse und wolle â zum Schutz der Anthroposophie â z.B. mit der Homöopathie. Ich erinnere entsprechende Aussagen von Matthias Girke und Ueli Hurter.
Georg Soldner: «Es wird so sein, dass dieses Jahr Weleda und Wala viel von ihren Fertigarzneimitteln streichen mĂŒssen; wir erleben schmerzhafte Verluste, wir erleben eine grosse Krise, wir erleben aber auch neues Interesse und wachsende Begeisterung fĂŒr die Möglichkeiten, die unsere Medizin bietet im Einklang mit einer neuen Bewegung fĂŒr âplanetarische Gesundheitâ und âOne Healthâ [âŠ]»[3]
Wolfgang Held berichtete von der Generalversammlung:
«Bei den exemplarischen Darstellungen aus der Freien Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaft sprach Peter Selg ĂŒber die Arbeit der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion. Dabei empfahl er mit Bezug auf Martin Buber, Anthroposophie mit ihr nahestehenden Strömungen und Persönlichkeiten zu verbinden. Das wĂŒrde sie schĂŒtzen, denn den jĂŒdischen Philosophen beispielsweise wĂŒrde man nicht ins Visier nehmen.»[4]
Am 21. November 2022 fand am Goetheanum ein Mitgliederforum zu «One Health» statt. Aus der Einladung:
« Es besteht die BefĂŒrchtung, dass die Anthroposophie von Seiten des Staates und der Medien in eine Ecke gestellt wird, die nicht dem entspricht, wofĂŒr sie steht. Die Goetheanum-Leitung sucht daher mit ausgesuchten und anerkannten internationalen Einrichtungen zu kooperieren, wodurch sich positive Synergieeffekte ergeben könnten.»[5]
In âWas in unserer Gesellschaft noch vorgeht»[6] hatte ich geschrieben:
«Mit der Einladung zu dem Mitgliederforum am 21. November 2022 am Goetheanum ist nun erstmals klar und deutlich â vor allem schriftlich â zum Ausdruck gebracht worden, dass diese Kooperationen gewollt und bewusst eingegangen werden â man hofft, so die Anthroposophie vor Angriffen schĂŒtzen zu können! Dies kann fĂŒr die Substanz der Anthroposophie nur zerstörerisch wirken. Nach aussen hin scheint man sich innerhalb der Leitungskreise einig zu sein, diesen Weg konsequent weitergehen zu wollen. Oder gibt es dort doch noch Menschen, die die zahlreichen Bedenken vieler Mitglieder teilen? Bei der Weleda ist diese Anpassung an den Mainstream sehr weit fortgeschritten, wie aus dem GeschĂ€ftsbericht 2021 zu entnehmen ist.»
Die Einladung war mitunterschrieben von Georg Soldner. Damit war erstmals schriftlich bestÀtigt, dass es einen gemeinsamen Ent- oder Beschluss der Goetheanum-Leitung in besagter Richtung gegeben haben muss. Da die Medizinische Sektion den Rundbrief regelmÀssig erhÀlt, wÀre eine Richtigstellung zu erwarten gewesen. Es gab keine Reaktion.
Am 27. Nov. 2022 hatte ich an der Dreigliederungstagung im Abschlussplenum auf diesen Beschluss hingewiesen. Gerald HÀfner wandte ein, dass dies nur die Medizinische Sektion betreffe. Offensichtlich kannte er diese Einladung nicht. Weiteres wurde von ihm nicht geÀussert.
Erst Peter Selg behauptete am 15. Jan. 2023 (siehe Rundbrief 61), die Behauptung, dass es einen solchen Beschluss gĂ€be, sei âeine bewusste Falschaussageâ.
Thomas Heck, 15. MĂ€rz 2023
[1] âEin Nachrichtenblattâ Nr. 21, 23 / 2019. Rundbrief Nr. 11/2019,
[2] «Die offene Anthroposophie und ihre Gegner», âAnthroposophie weltweitâ 7-8/18.
[3] «Ein Nachrichtenblatt» 14/2022.
[4] «Anthroposophie weltweit», 5/2022.
[5] Hervorhebung TH.
[6] Rundbrief Nr. 47 vom 17. Nov. 2022.
Mit der Veröffentlichung der Tagesordnung zur ordentlichen Generalversammlung 2023 der AAG wurde deutlich, dass seitens der Gesellschaftsleitung an der Befestigung der einheitsstaatsĂ€hnlichen und aristokratischen Struktur der Gesellschaft nicht nur festgehalten wird, sondern diese weiter verstĂ€rkt werden soll. So setzt sich fort, was schon seit lĂ€ngerem als Entwicklung zu beobachten ist. Zu erkennen ist dies einerseits an der strukturellen Entwicklungsrichtung, die insbesondere aus dem Wunsch nach der Etablierung des LandesreprĂ€sentanten-Organs hervorgeht, sowie den AntrĂ€gen von Michaela Glöckler und Uwe Werner. Andererseits spricht die Zeitplanung eine klare Sprache: fĂŒr eine angemessene Behandlung der Mitgliederanliegen und -antrĂ€ge wird die dafĂŒr vorgesehene Zeit kaum ausreichen. (FĂŒr die Antragsteller ist ein VorgesprĂ€ch mit dem Vorstand fĂŒr den 13. MĂ€rz 2023 anberaumt, da, so in der Einladung, die Zeit wohl nicht fĂŒr alle AntrĂ€ge und Anliegen reichen wĂŒrde).
Viel Raum dagegen haben vor allem die BeitrĂ€ge der Leitenden. So kann der Eindruck entstehen, dass die Generalversammlung als eine Vorstandsveranstaltung verstanden wird, in welcher die Mitgliedschaft eine ĂŒberwiegend passive Rolle einnimmt. TatsĂ€chlich aber ist es eine Mitgliederversammlung, die der Vorstand organisiert und eine Tagesordnung vorschlĂ€gt. Bei uns jedoch scheint eine aktive Mitgliederbeteiligung nicht erwĂŒnscht zu sein, nicht leitungskonforme BeitrĂ€ge schon gar nicht. WĂ€re es nicht zeitgemĂ€Ăer, wenn zum Beispiel die Gedanken und Ideen der Gesellschaftsleitung zur Entwicklung der «Weltgesellschaft» unabhĂ€ngig von der Generalversammlung ĂŒber die Kommunikationswege der Gesellschaft verlautbart wĂŒrden, ergĂ€nzt um BeitrĂ€ge von Mitgliedern? Diese könnten anschliessend z.B. in Dialog-Foren bewegt und besprochen werden â gerne mit den Leitenden selber. An der Generalversammlung selber könnte so ein vorbereiteter Freiraum zum weiteren Austausch entstehen.
Angesichts der Tatsache, dass jetzt einerseits die Gegen-Impulse von 100 Jahre nach dem Brand und andererseits die positiven Impulse von 3 x 33 Jahren Weihnachtstagung wirksam sind, ist es nicht verwunderlich, dass sowohl Restaurations- als auch Erneuerungsbestrebungen (letztere durch die Mitgliedschaft) aufeinander stoĂen. (Dazu sei auf die phĂ€nomenologische Untersuchung der Jahre 2001/2 und 2011/12 in meinem Buch und in frĂŒhen Rundbriefen verwiesen).[1] Und wir stehen vor der Frage, ob sich dieses Mal die Erneuerungs- oder, wie hĂ€ufig zuvor, vor allem die RestaurationskrĂ€fte durchsetzen können, ganz Ă€hnlich wie es auch in den weltpolitischen VerhĂ€ltnissen aktuell der Fall ist: werden sich die weiteren Versuche in Richtung einer schon vor Jahrzehnten angekĂŒndigten Welt-Regierung realisieren können, indem zum Beispiel der Kompetenzbereich der WHO durch die aktuell diskutierten Ănderungen der Gesundheitsvorschriften (Pandemievertrag) erweitert wird?[2] Sowohl aus der weltpolitischen Lage als auch in unseren VerhĂ€ltnissen wird sich nur dann etwas im zeitgemĂ€Ăen Sinne entwickeln können, wenn von der Bevölkerung, der Zivilgesellschaft, oder bei uns von der Mitgliedschaft Verantwortung fĂŒr die weitere Entwicklung zumindest mit-ĂŒbernommen wird. Das heisst: wenn soziale Gestaltung eine Sache all derer wĂŒrde, die daran verantwortlich mitwirken wollen. Die Zeiten, in denen es angemessen war, dass alles «von oben» geregelt wird, sind endgĂŒltig vorĂŒber. Das Ringen um diesen so dringend notwendigen Paradigmenwechsel hat bereits in den letzten Jahrhunderten zuhauf zu Kriegen, Konflikten und BlutvergieĂen gefĂŒhrt. Gerade auch 1923/24, vor 99 bzw. 100 Jahren, stellte sich die Frage, welche der beiden okkulten Bewegungen sich durchsetzen wĂŒrde: die soratisch-nationalsozialistische oder die anthroposophische. Wie das ausgegangen ist, wissen wir. Und wir sollten uns darĂŒber im Klaren sein, dass auch wir heute gerade auf weltpolitischer Ebene in einer Auseinandersetzung mit genau diesen okkulten KrĂ€ften stehen â jetzt jedoch global![3]
Mit Blick auf unsere GesellschaftsverhĂ€ltnisse stehen wir vor der Entscheidung, ob wir noch zu einer zeitgemĂ€Ăen und liberalen Gestaltung kommen können und wollen, in der die Initiativen aller Mitglieder wirksam werden können und willkommen sind â auch dann, wenn sie nicht dem Wunsch der Leitung entsprechen. Oder ob es bei der einheitsstaatsĂ€hnlichen Struktur bleiben wird, von der man glaubt, sie sei auf Rudolf Steiner zurĂŒckfĂŒhrbar. (Davon zeugen insbesondere die bereits oben genannten AntrĂ€ge von Michaela Glöckler und Uwe Werner). Dies allerdings erweist sich bei nĂ€herer Betrachtung sowohl als Anmassung (indem man sich auf eine Stufe stellt mit Rudolf Steiner) als auch als Fiktion, in dem dogmatisiert wurde, was nur fĂŒr die damaligen VerhĂ€ltnisse mit Rudolf Steiner gelten konnte (z. B. Initiativvorstand oder Kooptation, wobei letzteres gar nicht auf Rudolf Steiner zurĂŒckgeht).
Was können wir tun?
Braucht die Gesellschaft wirklich ein weiteres Leitungsorgan in Form der Konferenz der LandesreprĂ€sentanten? WĂ€re es nicht zeitgemĂ€sser, wenn ein Mitgliederorgan entstehen wĂŒrde? Oder mehrere? Als Partner der Gesellschaftsleitung auf Augenhöhe? Auf diesem Wege könnte in die Gesellschaft einfliessen, was in der Mitgliedschaft lebt! (Solche Organe mĂŒssten sich allerdings, um unabhĂ€ngig zu sein, aus Mitglieder-Initiativen entwickeln.) Dieser Gedanke liegt der Idee fĂŒr eine Mitglieder-Verantwortung-Initiative zugrunde, welche an der Generalversammlung am 15. Jan. 2023 erwĂ€hnt wurde. Damit soll ermöglicht werden, dass auch von der Mitgliedschaft real (Mit-)Verantwortung fĂŒr die Angelegenheiten der Gesellschaft, der Hochschule und auch der ReprĂ€sentanz der Anthroposophie in der Welt zu ĂŒbernommen werden kann. Von einem BedĂŒrfnis nach unrechtmĂ€Ăiger SelbstermĂ€chtigung oder dem Wunsch nach FunktionĂ€rstum, wie es uns an der ausserordentlichen Generalversammlung vorgeworfen wurde, kann aus der Sache heraus keine Rede sein, denn dies liegt dem Initiativprinzip schon aus sich heraus fern: Nur wenn genĂŒgend zustimmende Resonanz entsteht, kann eine Initiative ĂŒberhaupt wirksam werden, ansonsten ist sie «ein Nichts». Dieses Prinzip lag auch der NeugrĂŒndung und der Ăbernahme der Gesellschaftsleitung durch Rudolf Steiner an der Weihnachtstagung zugrunde! (Siehe hierzu âHat Rudolf Steiner fĂŒr einen Initiativvorstand plĂ€diert?â, Rundbrief Nr. 541).
Vorbereitung der ordentlichen GV
Angesichts von 24 AntrĂ€gen (ca. 50 Seiten Material) sowie der ĂŒbrigen wichtigen Themen, die an der Generalversammlung zu verhandeln sein werden, wird es kaum möglich sein, sich erst an der Versammlung die notwendigen Urteilsgrundlagen zu verschaffen. Da wir mit dem Vorbereitungstreffen vom 14. Jan. 2023 zu der ausserordentlichen Generalversammlung vom 15. Jan. 2023 gute Erfahrungen gemacht haben, wollen wir dies nun auch ĂŒberregional ermöglichen: online, per Zoom-Konferenz. Konkret kann das so aussehen, dass dies in maximal 90-minĂŒtigen Sitzungen erfolgt, bei denen im Anschluss an einen oder mehrere kĂŒrzere BeitrĂ€ge zum Einstieg, je nach Thema und Anzahl der Teilnehmer, sich eine Fragenbeantwortung oder auch ein GesprĂ€ch anschliessen kann. Das ist noch Neuland und es muss sich zeigen, welcher Bedarf besteht.
Vorgesehene Termine und Themen
(Da am 13. MĂ€rz der Vorstand die Antragsteller zu einer Vorbesprechung eingeladen hat, sind die ersten drei Termine wichtig, um in Erfahrung zu bringen, welche PrioritĂ€ten und BedĂŒrfnisse unter den Mitgliedern leben. Dies kann dann gegebenenfalls in die Ăberlegungen an dem Treffen einfliessen.)
Ansonsten sind die Themen als Vorschlag zu verstehen und können bei Bedarf geÀndert oder ergÀnzt werden.
Donnerstag, 23. Febr. 2023
(alle Termine 20 – 21 Uhr 30)
EinfĂŒhrung, Die vorgeschlagene Tagesordnung der GV, grundsĂ€tzliche Fragen, AntrĂ€ge und Anliegen.
Fragen der Teilnehmer
Brauchen wir ein Mitglieder-Organ?
GrundsÀtzliches zum Antrag zur Weleda.
Dienstag, 28. Februar 2023
Was ist ein Gesellschafts-Organ?
Ist die Konferenz der Landes-ReprÀsentanten ein Organ?
Ist die Goetheanum-Leitung ein Gesellschafts-Organ, welches in den Statuten verankert sein sollte?
Fragen zur Rechenschaft.
Kurze Geschichte und HintergrĂŒnde zur Entstehung der Gotheanum-Leitung.
Donnerstag 9. MĂ€rz 2023
Kommunikation in der Gesellschaft
UngenĂŒgende Kommunikationsmöglichkeiten, insbesondere fĂŒr Mitglieder. Abschaffung des Nachrichtenblattes. Einseitige Berichterstattung. Forderungen des Antrages und weitere Erfordernisse fĂŒr eine angemessene Kommunikation.
Weitere Termine
Die Themen sind noch offen, VorschlÀge sind willkommen.
Donnerstag 16. MĂ€rz 2023 und bei Bedarf:
Donnerstag 23. MĂ€rz sowie
Dienstag, 26. MĂ€rz 2023
Anmeldung
Bitte melden Sie sich ĂŒber den folgenden Link an. Dort können Sie zu den einzelnen Terminen bzw. Themen auch Kommentare, Fragen oder WĂŒnsche hinterlegen, die dann nach Möglichkeit berĂŒcksichtigt werden.
Zur AnmeldungÂ
[1]â «3 x 33 Jahre Weihnachtstagung und die Krise der AAG», Dornach 2022, zu beziehen beim Autor und im Buchhandel: Books on Demand, ISBN 9-783-7431-3371-6 (ab 6. MĂ€rz 2023). Siehe dazu auch diverse Rundbriefe: www.wtg-99.com, Rundbriefarchiv.
[2]â «One Health»- «One World» – «One World Government», Rundbrief 46, www.wtg-99.com.
[3]â Weltregierung z.B. aktuell: https://transition-news.org/weltregierung-und-zukunftsvisionen oder https://www.epochtimes.de/politik/ausland/elon-musk-warnt-vor-weltregierung-und-unkontrollierter-ki-a4159898.html
Was denken Betroffene zu den Streichungen des Weleda-Heilmittelsortimentes?
Ein zunĂ€chst offener Brief, der zu der «Petition zum Erhalt der Heilmittel der Anthroposophischen Medizin bei der Weleda» fĂŒhrte, wurde innerhalb von gerade einmal 3 Tagen von ca. 1.000 UnterstĂŒtzern unterzeichnet, eine unerwartet starke Reaktion. Mit diesem Stand wurde die Petition am 19. Dezember 2022 an die Verantwortlichen der Weleda, dem Verwaltungsrat, der Goetheanum-Leitung und der Medizinischen Sektion ĂŒbergeben. Ein deutliches Signal, das musste 2 Tage spĂ€ter (beim Stand von ca. 1.700 UnterstĂŒtzern) auch Weleda-Verwaltungsrat Ueli Hurter einrĂ€umen. Allerdings ist mit einer förmlichen Reaktion nicht zu rechnen: Lediglich mĂŒndlich wurde mitgeteilt, dieses Votum wĂŒrde ernst genommen, an den getroffenen Entscheidung zur Reduktion wĂŒrde dennoch festgehalten. Die Petition sei zu spĂ€t gekommen. Ist es wirklich zu spĂ€t, von irreversiblen Massnahmen abzusehen? Denn in der Petition wurde vor allem gefordert: «Die Unterzeichner bitten dringend um eine Neuordnung dieser VerhĂ€ltnisse und um einen Stop der Umwandlung nichtalkoholischer Arzneimittel in die alkoholhaltige Form, bis eine KlĂ€rung der Sachlage stattgefunden hat. Weiterhin sollen alle MaĂnahmen unterlassen werden, die zum Verlust von Zulassungen fĂŒhren und eine Wiederaufnahme der industriellen Herstellung verunmöglichen.»
Aktueller Stand: ca. 3.100 Unterzeichnungen (6. Jan. 2023).
Im Laufe der GesprĂ€che ĂŒber den Verbleib der Weleda-Aktien, wurde seitens des Vorstandes ein Entwurf fĂŒr eine zukĂŒnftig zu verwirklichende Vision zur EigentĂŒmerschaft prĂ€sentiert:
«VISION: ZukĂŒnftige EigentĂŒmer der Weleda:
Die Weleda AG gehört den Stakeholdern ihrer Produkte
- den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
- den interessierten Kunden
- den TÀtigen in der integralen und komplementÀren Medizinbewegung und
- den sich fĂŒr die Weleda interessierenden Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft und Bewegung.»
Weitgehend genau zu diesen Gruppen gehören die Unterzeichner der Petition: Es sind nicht nur interessierte, sondern betroffene konkrete Stakeholder im Sinne von Kunden, Patienten, Ărzten, AktionĂ€ren, Mitgliedern einer HauptaktionĂ€rin. Inwieweit auch Mitarbeiter unterzeichnet haben, ist nicht erkennbar. Warum macht man mit der angeblichen Vision nicht konkret ernst, auf die Stakeholder zu hören, mit diesen in Kommunikation zu treten âŠ
Woher jedoch stammt diese Stakeholder-Vision? In den mir bekannten anthroposophischen Sozialideen hat sie nicht ihren Ursprung. Sie widerspricht auch dem, was Justus Wittich in Anthroposophie weltweit formulierte («Die EigentĂŒmerschaft einer Firma ist ĂŒber den von ihr gewĂ€hlten Verwaltungsrat fĂŒr die Ausrichtung und Zielsetzung zustĂ€ndig âŠÂ»[1]) und kann es wirklich sein, dass die ursprĂŒnglichen Intentionen infrage gestellt werden können von Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten, die mehrheitlich mit Anthroposophie nichts zu tun haben?
Mit dem von Rudolf Steiner formulierten Assoziationsprinzip kann die Entwicklung der Weleda von einem bedarfs- zu einem marktorientierten Unternehmen auch nicht in Verbindung gebracht werden.
Bemerkenswert: Das Stakeholder-Konzept ist Bestandteil der B-Corp-Zertifizierung[2], woraus sich Verbindungen zur UN-Agenda 2030 ergeben, wo dieses Konzept als «Stakeholder Kapitalismus»[3] auch von Klaus Schwab, dem GrĂŒnder und Sprecher des WEF, fĂŒr den «Great Reset»[4] propagiert wird. Und damit schliesst sich die Verbindung zu der Tatsache, dass sich die Weleda als eine ReprĂ€sentantin von «One Health» prĂ€sentiert â nicht der Anthroposophie (Siehe Rundbriefe 46 und 49[5]). So ist zu hinterfragen, wie man am Goetheanum auf die Idee kommt, Derartiges zur Vision fĂŒr die Weleda AG zu erklĂ€ren? Wie kann dies mit anthroposophisch orientierten assoziativen Gestaltungsideen vereinbart werden?
Thomas Heck
[1] Anthroposophie weltweit 7-8/21.
[2] https://www.bcorporation.net/en-us/movement/stakeholder-governance/ und
https://de.wikipedia.org/wiki/B_Corporation_(Zertifikat)
[3] https://www.nzz.ch/feuilleton/der-angeblich-bessere-kapitalismus-eine-kritik-von-klaus-schwab-ld.1595963
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/The_Great_Reset
[5] www.wtg-99.com/Rundbriefarchiv
Schon seit Jahren wird das Heilmittelsortiment bei der Weleda AG immer weiter reduziert. Diese Heilmittel sind eine unverzichtbare Grundlage der Anthroposophischen Medizin, die in ihrem Bestand dadurch gefĂ€hrdet wird. Aktuell soll der Bestand nochmals um 1/3 reduziert werden und darĂŒber hinaus wichtige Heilmittel, die als Triturationen (Pulver) verfĂŒgbar sind, nur noch als alkoholische Tropfen hergestellt werden. Insgesamt handelt es sich um ca. 220.000 Packungen jĂ€hrlich, die nicht mehr industriell hergestellt werden sollen und damit nicht mehr oder nur als individuell angefertigte PrĂ€parate verfĂŒgbar sein werden.
Dieser Text fasst die Forderungen eines offenen Briefes der Ărztin Ilona Metz, Pforzheim, an die Verantwortlichen der Weleda (zum vollstĂ€ndigen Text) zusammen. Um etwas erreichen zu können, ist eine breite Beteiligung erforderlich.
Die Unterzeichner bitten dringend um eine Neuordnung dieser VerhĂ€ltnisse und um einen Stop der Umwandlung nichtalkoholischer Arzneimittel in die alkoholhaltige Form, bis eine KlĂ€rung der Sachlage stattgefunden hat. Weiterhin sollen alle MaĂnahmen unterlassen werden, die zum Verlust von Zulassungen fĂŒhren und eine Wiederaufnahme der industriellen Herstellung verunmöglichen.
Thomas Heck
Die Unterschriftensammlung ist abgeschlossen. Insgesamt haben sich ĂŒber 4.600 Unterzeichner aus 42 LĂ€ndern fĂŒr den Erhalt der Weleda-Heilmittel ausgesprochen. Trotz dieses deutlichen Votums der betroffenen Menschen – darunter viele Ărzte – haben die Verantwortlichen an ihrer Entscheidung festgehalten.
Das Mitgliederforum zu der angeblichen «Kontroverse» um «One Health» am 21. November 2022 am Goetheanum brachte auf den Punkt, was schon durch die Veröffentlichungen in «Das Goetheanum», Nr. 44/22 deutlich geworden war: trotz massiver Bedenken und Kritik hĂ€lt man am Goetheanum, insbesondere in der medizinischen und der landwirtschaftlichen Sektion, an dem eingeschlagenen Kurs fest: Dieser von der Goetheanum-Leitung beschlossene Weg soll unbeirrt und fest entschlossen weitergegangen werden: Durch eine Kooperation mit ausgesuchten und allgemein (vom Mainstream) anerkannten internationalen Institutionen, soll die Anthroposophie vor Angriffen aus der Politik und von Medien geschĂŒtzt werden![1]
Bei einer Kontroverse handelt es sich um einen anhaltenden Streit, einen Disput oder eine Debatte.[2] Damit ist also eine Erkenntnisauseinandersetzung gemeint. Da eine solche aber gar nicht stattfindet, sondern lĂ€ngst Tatsachen geschaffen wurden (die Zusammenarbeit mit der WHO und «One Health» ist bereits weit fortgeschritten), kann in dieser Fragestellung (wie in vielen anderen auch), von einer echten Kontroverse gar keine Rede sein. Sehr wohl aber sind Ansichten entstanden, die sehr kontrovers sind. TatsĂ€chlich ist durch einseitiges Handeln bereits ein Konflikt entstanden, der nach dem Phasenmodell von Konflikten (nach Friedrich Glasl) mindestens auf Stufe 3 anzusiedeln ist, insoweit dieKritiker unsachlich diskreditiert werden, auch höher.[3] Dass seitens der Leitung eine âčKontroverseâș imeigentlichen Sinne einer Erkenntnisauseinandersetzung mit der Mitgliedschaft nicht gewollt wird, kam an diesem Abend sehr deutlich zum Ausdruck.
Das Interesse an dem Mitgliederforum war erwartungsgemĂ€ss gross, ca. 130 Menschen waren gekommen: Von der der Goetheanum-Leitung waren Matthias Girke, Ueli Hurter, Justus Wittich, Georg Soldner und die zukĂŒnftige Co-Leiterin der Medizinischen Sektion, Marion Debus, anwesend.
Im Kern ging es um die unterschiedlichen EinschĂ€tzungen der moralischen, ethischen, politischen und okkulten HintergrĂŒnde und Ziele dieser Organisationen bzw. Bewegungen (insbesondere die mit «One Health» verbundenen Organisationen wie die WHO), deren Lauterkeit nicht nur in unseren Kreisen stark in Frage gestellt wird: Sind es ehrlich am Menschheitswohl orientierte Ziele, die verfolgt werden oder stehen doch im Hintergrund die politischen und okkulten Weltbeherrschungsabsichten derjenigen Kreise, auf die Rudolf Steiner immer wieder hingewiesen hat und deren Absichten auch exoterisch bekannt sind, da diese konkret geĂ€ussert wurden? Darauf wurde bereits im Vorfeld mehrfach hingewiesen.1 Auch wenn diese Aspekte nur am Rande ausgesprochen wurden, waren sie letztlich in der Debatte massgeblich.
Der Abend war geprĂ€gt von Rechtfertigung und Verteidigung des vom Goetheanum eingeschlagenen Weges. In seinem Eingangsstatement versuchte Georg Soldner den Begriff «One Health» von dem Zusammenhang mit der WHO zu lösen: es handele sich dabei um einen allgemeinen Begriff aus der Wissenschaftswelt, unter dem das Thema Gesundheit weltweit in den verschiedenen Disziplinen diskutiert wĂŒrde. Man konnte den Eindruck gewinnen, als habe die WHO mit «One Health» gar nichts zu tun. Das allerdings konnte nicht ĂŒberzeugen (eine einfache Recherche im Internet bringt mehr oder weniger unmittelbar den Zusammenhang von «One Health» mit den internationalen Organisationen zum Vorschein, insbesondere mit der WHO) und es wurden dieser Aussage entsprechende Zitate entgegengestellt. Auch der Versuch, die WHO aus ihren fragwĂŒrdigen ZusammenhĂ€ngen, den wirklich im Hintergrund stehenden Absichten und Zielen, zu einer rein internationalen, wissenschaftlichen Plattform âčweisszuwaschenâș, konnte nicht ĂŒberzeugen, denn auch diese Behauptungen konnten einschlĂ€gig widerlegt werden: durch eine Verlautbarung der WHO, aus der sowohl die enge Verbindung zu «One Health» als auch die politischen Ziele bis hin zur Kontrolle der Bevölkerung eindeutig hervorgehen.[4] Aber noch schlimmer als die WHO seien in der Pandemie die Nationalstaaten gewesen, die die von der WHO (offiziell) empfohlenen MaĂnahmen noch verstĂ€rkt hĂ€tten, so Georg Soldner. Es war zwar das EingestĂ€ndnis, dass die WHO doch auch eine problematische Seite habe, noch schlimmer aber seien die Nationalstaaten.
Nicht zu erkennen war, dass er sich auf die geĂ€usserten Bedenken einlassen konnte. Hinzu kam, dass er denjenigen, die in der Ăbertragung nationaler SouverĂ€nitĂ€tsrechte an supranationale Organisationen (wie zum Beispiel der WHO) und in der Zusammenarbeit mit diesen ein Problem sehen, vorwarf, sie wĂŒrden grundsĂ€tzlich internationale Zusammenarbeit ablehnen. Und sie wĂŒrden fĂŒr den nationalen Einheitsstaates plĂ€dieren. VorwĂŒrfe ohne jede Grundlage.
Wie tief die entstandenen GrĂ€ben inzwischen geworden sind, kam in folgender Aussage zum Ausdruck: Georg Soldner sah fĂŒr eine sachliche Diskussion dieser Fragen keine gemeinsame, wissenschaftliche Basis. Bei dem, was von den Kritikern vorgebracht wurde, handle es sich lediglich um Vorstellungen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hĂ€tten.
Leiden denn alle, die hier Bedenken haben und diese auch begrĂŒnden können, unter RealitĂ€tsverlust? In diesem Fall wĂ€re in der Tat jede Diskussion aussichtslos. Insofern war Georg Soldners klare Reaktion auf die Frage, ob eine derartig schwerwiegende Entscheidung (die Kooperation mit diesen internationalen Institutionen) mit der Mitgliedschaft nicht hĂ€tte vorgĂ€ngig besprochen werden mĂŒssten, konsequent: Nein, das sei nicht der Fall: Entscheidungen ĂŒber die Ausrichtung der Medizinischen Sektion lĂ€gen im Bereich des freien Geisteslebens und eine Besprechung, oder gar eine Abstimmung mit der Mitgliedschaft, kĂ€me gar nicht infrage. Ein aristokratisches VerstĂ€ndnis von freiem Geistesleben! So reklamiert Georg Soldner fĂŒr sich als Sektionsleiter freies Geistesleben â um dieses Andersdenkenden absprechen zu können.
Er stand ziemlich allein da, seitens der Anwesenden unterstĂŒtzte ihn hierin niemand. Auch die Ă€rztlichen Kollegen, die das Wort ergriffen hatten, widersprachen dem ungebremsten Vorgehen vehement. Nur Ueli Hurter Ă€usserte sich bezĂŒglich «One Health» positiv. Er stellte seinem Beitrag voran, dass dieser naiv klingen könnte und beschrieb dann, wie er fĂŒr sein Erleben der Ganzheit eines biologisch-dynamischen Hoforganismus in den Worten «One Health» einen stimmigen Ausdruck gefunden habe.
Matthias Girke, Justus Wittich und die zukĂŒnftige Sektionsleiterin, Marion Debus, schwiegen â oder kamen nicht zu Wort?
Man mag es positiv ansehen, dass der Abend gesittet verlief, dass die sicher vorhandenen emotionalen Reaktionen unter der jeweils persönlichen Kontrolle blieben. Eine AnnĂ€herung, oder auch nur ein wenigstens anfĂ€ngliches VerstĂ€ndnis fĂŒr die vorgebrachten Bedenken, war nicht zu erkennen.
Wie allerdings die offenbaren GrĂ€ben ĂŒberwunden werden können, wenn alle Argumentation abprallen, als gar nicht auf Tatsachen gegrĂŒndet abqualifiziert werden und den Kritikern Aussagen unterstellt werden, die sie gar nicht getĂ€tigt haben, ist nicht erkennbar. Erkennbar war allerdings, dass der eingeschlagene Weg fortgesetzt werden soll, unbeirrt und fest entschlossen!
Thomas Heck
[1] Diese und weitere Aussagen beziehen sich inhaltlich auf BeitrÀge aus «Was in unserer Gesellschaft noch vorgeht», u.a. Ausgaben 44, 46 und 47. www.wtg-99.com, Rundbrief-Archiv.
[2] Siehe Wikipedia.
[3] Vielfach im Internet zu finden, z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Phasenmodell_der_Eskalation.
[4] https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/one-health und weiter ausfĂŒhrlich:
https://www.who.int/publications/i/item/9789240059139. Weitere Hinweise in den in Fussnote 1 genannten Publikationen.
Das Ende des ethischen Individualismus?
UnĂŒbersehbar ist die Entwicklung zu immer mehr ĂŒberstaatlich agierenden Institutionen, denen zunehmend Aufgaben ĂŒbertragen werden, die eigentlich in den Bereich der SouverĂ€nitĂ€t selbstĂ€ndiger Staaten gehören. BegrĂŒndet wird diese Entwicklung damit, dass die vielfĂ€ltig bestehenden humanen, sozialen und ökologischen Probleme nur auf globaler Basis gelöst werden könnten. So ist im Laufe der Jahrzehnte ein riesiges, undurchsichtiges und unĂŒbersehbares globales Netzwerk von Organisationen, Instituten, Stiftungen, Think Tanks (Ăbersetzung von Tanks = Panzer!), NGOs uvm. entstanden, welche immer mehr Einfluss nehmen auf das Weltgeschehen – ohne demokratische Legitimation und Kontrolle. Diese Netzwerke bilden eine perfekte Grundlage fĂŒr eine neue Weltordnung, eine Weltregierung. Dass eine solche Entwicklung angestrebt wird, ist inzwischen nicht nur offensichtlich, sondern auch vielfach geĂ€ussert worden («New Worldorder und Weltregierung», Seite 4). Als Verschwörungstheorie kann dies nun wirklich nicht mehr diskreditiert werden. Die bekanntesten Institutionen in diesem Zusammenhang sind wohl die EU, die WHO, der Internationale WĂ€hrungsfond, die Weltbank, die UNO mit ihren zahlreichen Ablegern, die NATO und viele mehr. So befinden wir uns heute weltweit in einem Prozess, an dessen Ende auch die scheindemokratischen VerhĂ€ltnisse abgeschafft sein werden und an deren Stelle die Aristokratisierung treten wird, von der Rudolf Steiner bereits 1905 sprach, wie bereits in Rundbrief 43 ausgefĂŒhrt wurde. Auch er wies darauf hin, dass eine Weltherrschaft angestrebt wĂŒrde.[1]
«Europa soll so eingerichtet werden, dass die kommerziell-universale Monarchie begrĂŒndet werden kann. Diese Einteilung von Europa, welche sich da ergibt, ist wohl dazu geeignet, die kommerzielle Weltherrschaft zu begrĂŒnden. Zur BegrĂŒndung der kommerziellen Weltherrschaft ist es nicht nötig, auch immer gleich die Territorien unmittelbar anzustreben. Will man nĂ€mlich eine kommerziell-industrielle Weltherrschaft begrĂŒnden, so muss man das Hauptgebiet, auf das es ankommt, zunĂ€chst in zwei Teile teilen. Wir haben es also zu tun mit einer Zweispaltung der Welt, und es handelt sich darum, dass diese Zweispaltung der Welt so durchgefĂŒhrt werde, dass man der Welt sagen kann: Wir wollen den Frieden haben und sind nur fĂŒr den Frieden.»[2]
Zu diesem Netzwerk gehört auch «One Health», ein «ganzheitliches» Konzept, um die Gesundheit von Mensch, Tier und Ăkosystem global und nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen. Der Zusammenhang mit diesem Netzwerk wird offensichtlich, wenn man sich vergegenwĂ€rtigt, von welchen Organisationen dieses Konzept getragen wird (siehe «One Health, Seite 4»). An vorderster Stelle steht die Weltgesundheitsorganisation und es sei nur am Rande darauf hingewiesen, dass diese beteiligten Organisationen auf der Spendenliste der Bill und Melinda Gates Foundation (BMGF) mehrfach zu finden sind.[3]
Der Grundgedanke, die Gesundheit von Mensch, Tier und Ăkosystem gleichzusetzen, mag vordergrĂŒndig plausibel klingen, ist jedoch aus anthroposophischer Sicht ein fragwĂŒrdiger Ansatz, denn Gesundheit und Krankheit haben fĂŒr die individuelle Entwicklung des Menschen eine gĂ€nzlich andere Bedeutung als Gesundheit fĂŒr Tier, Pflanze und Umwelt. Diese Gleichsetzung in dem «One Health»-Konzept entspricht durchaus den Zielen, die mit dem durch das World Economic Forum (WEF) propagierten «Great Reset» verfolgt werden. Demnach wird sich der Einzelne dem zu unterwerfen haben, was nach allgemein geltender materialistisch orientierter Naturwissenschaft allgemein fĂŒr das VernĂŒnftige und Richtige angesehen werden wird. So werden offensichtlich von diesen Organisationen VerhĂ€ltnisse angestrebt, die der 3. nachatlantischen Kulturepoche entsprechen:
«Die Menschheit strebt im Anfang der KulturzustĂ€nde nach Entstehung sozialer VerbĂ€nde; dem Interesse dieser VerbĂ€nde wird zunĂ€chst das Interesse des Individuums geopfert; die weitere Entwicklung fĂŒhrt zur Befreiung des Individuums von dem Interesse der VerbĂ€nde und zur freien Entfaltung der BedĂŒrfnisse und KrĂ€fte des Einzelnen.»[4]
Die aktuellen Bestrebungen dieser ĂŒbernationalen Organisationen laufen auf eine Renaissance des Kantâschen Imperativs hinaus: «Handle so, dass die GrundsĂ€tze deines Handelns fĂŒr alle Menschen gelten können.» Die Konsequenz daraus: «Dieser Satz ist der Tod aller individuellen Antriebe des Handelns. Nicht wie alle Menschen handeln wĂŒrden, kann fĂŒr mich maĂgebend sein, sondern was fĂŒr mich in dem individuellen Falle zu tun ist.»[5]
Zum Schutz der Anthroposophie?
Zum Schutz vor Angriffen gegen die Anthroposophie werden seitens der Leitenden unserer Institutionen zunehmend BezĂŒge und Allianzen zu nicht-anthroposophischen Bewegungen propagiert, gesucht und eingegangen. Dies wurde u.a. an der diesjĂ€hrigen Generalversammlung mehrfach zum Ausdruck gebracht.
«Bei den exemplarischen Darstellungen aus der Freien Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaft sprach Peter Selg ĂŒber die Arbeit der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion. Dabei empfahl er mit Bezug auf Martin Buber, Anthroposophie mit ihr nahestehenden Strömungen und Persönlichkeiten zu verbinden. Das wĂŒrde sie schĂŒtzen, denn den jĂŒdischen Philosophen beispielsweise wĂŒrde man nicht ins Visier nehmen.»[6]
«Es wird so sein, dass dieses Jahr Weleda und Wala viel von ihren Fertigarzneimitteln streichen mĂŒssen; wir erleben schmerzhafte Verluste, wir erleben eine grosse Krise, wir erleben aber auch neues Interesse und wachsende Begeisterung fĂŒr die Möglichkeiten, die unsere Medizin bietet im Einklang mit einer neuen Bewegung fĂŒr âčplanetarische Gesundheitâș und âčOne Healthâș [âŠ].» Georg Soldner an der GV 2022.[7]
Ăber die Spenden in Höhe von 3 x 65.000 $ an die WHO fĂŒr die gemeinsame Entwicklung von Ausbildungsstandards wurde bereits berichtet.[8] Aber auch weitergehende Absichten bestehen bzw. haben zumindest bestanden:
«WHO-Anerkennung angestrebt
Vertreter der World Health Organisation (WHO) haben sich Ende letzten Jahres [2018] im Berliner Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe zu einer dreitÀgigen Konferenz getroffen. Dabei ging es um das Anerkennungsverfahren der Anthroposophischen Medizin als Integratives Medizinsystem der WHO. Dieses Jahr soll daran gearbeitet werden. die verschiedenen anthroposophischen Ausbildungscurricula mit den WHO-Anforderungen weiter abzugleichen. Angestrebt wird, möglichst im Jahr 2020 die WHO-Anerkennung der Anthroposophischen Medizin als Integratives Medizinsystem zu erlangen.»[9]
Anstatt der Anthroposophie bzw. der Anthroposophischen Medizin wurde in dem GeschĂ€ftsbericht 2021 der Weleda «One Health» in den Mittelpunkt gestellt – neben der B Corp Zertifizierung mit Ă€hnlichem Hintergrund. (Siehe Abbildung Seite 1. AusfĂŒhrlicher wird auf den GeschĂ€ftsbericht in einer nĂ€chsten Ausgabe eingegangen werden.)
Letztlich muss die Frage erlaubt sein, ob die erkennbaren Strategien zum Schutz der Anthroposophie und der anthroposophischen Institutionen sinnvoll und wahrhaftig sind, ganz abgesehen davon, ob dieses Vorgehen ĂŒberhaupt von der Mitgliedschaft wirklich mitgetragen wird. Aber kann denn ĂŒberhaupt so ein wirksamer Schutz erreicht werden? Wird nicht die anthroposophische Substanz verleugnet, wenn man sich mit Bewegungen verbindet, denen die Paradigmen einer materialistisch gesinnten Naturwissenschaft zugrunde liegen? Ist dieses Vorgehen vergleichbar mit dem, was Rudolf Steiner an der Weihnachtstagung als «verlogen» bezeichnet hatte?[10]
«Man muss den Leuten zuerst die Praxis der Heilmittel zeigen, man muss ihnen zeigen, dass das richtige Heilmittel sind, dann werden die Leute das kaufen. Dann werden sie spĂ€ter einmal erfahren, da stecke die Anthroposophie dahinter, und dann werden Sie auch da an die Anthroposophie herankommen. – Wir mĂŒssen den Mut haben, solch ein Vorgehen verlogen zu finden. Erst wenn wir den Mut haben, solch ein Vorgehen verlogen zu finden, es innerlich verabscheuen, dann wird Anthroposophie ihren Weg durch die Welt finden. Und in dieser Beziehung wird schon gerade das Wahrheitsstreben dasjenige sein, was in der Zukunft von Dornach hier ohne Fanatismus, sondern in ehrlicher, gerader Wahrheitsliebe verfochten werden soll.»
DarĂŒber mag jeder selber urteilen.
Auf Seite 4 finden Sie AusfĂŒhrungen zu den HintergrĂŒnden von «One Health» von Kirsten Juel und Roland TĂŒscher, den Herausgebern der Zeitschrift «KERNPUNKTE», in der dieser Artikel zuerst erschienen ist (Ausgabe 7/2022).[11] FĂŒr weitere Informationen sei auf die AusfĂŒhrungen verwiesen, die auf der Internetseite von Lorenzo Ravagli erschienen sind: «One Health – eine totalitĂ€re Vision»[12], «Wem dient One Health»[13] und «One Health als trojanisches Pferd»[14]
Thomas Heck
Den vollstÀndigen Rundbrief können Sie hier herunterladen: Link
[1]â Z. B. in GA 181, 9. April 1918, GA 174b, 21. MĂ€rz 1921, GA 174, 15. Jan. und 22. Jan. 1917.
[2]â GA 174, 1983, S. 162.
[3]â https://www.gatesfoundation.org/about/committed-grants
[4]â GA 31, 1989, S.255.
[5]â GA 4, 1995, S. 159.
[6]â «Anthroposophie weltweit» 5/22, Bericht von der Generalversammlung von Wolfgang Held.
[7]â Zitiert nach «Ein Nachrichtenblatt», 14/2022.
[8]â «Ein Nachrichtenblatt», 14/2022 und «Merkurstab» 1/2022.
[9]â «Anthrosana», Ausgabe FrĂŒhling 2019.
[10]â GA 260, 1994, S. 279.
[11]â Internetseite: www.kernpunkte.com
[12]â https://anthroblog.anthroweb.info/2022/one-health-eine-totalitaere-vision/
[13]â https://anthroblog.anthroweb.info/2022/wem-dient-one-health/
[14]â https://anthroblog.anthroweb.info/2022/one-health-als-trojanisches-pferd/
Die Mitgliedschaft war seit 1925 ĂŒber viele Jahrzehnte davon ĂŒberzeugt, es handle sich bei der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft um die von Rudolf Steiner an der Weihnachtstagung 1923/24 gegrĂŒndete Gesellschaft. Dieser Annahme lagen IrrtĂŒmer ĂŒber das damalige Geschehen zugrunde, die jetzt auch offiziell als solche anerkannt sind und deren Aufarbeitung begonnen hat. Denn tatsĂ€chlich handelt es sich bei der AAG um den am 8. Febr. 1925 umbenannten âVerein des Goetheanum Freie Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaftâ, der bereits 1913 zur Vermögensverwaltung und nicht als Mitgliedergesellschaft gegrĂŒndet wurde.
(Der gesamte Text inkl. einer Herleitung aus der aktuellen Statutenversion und entsprechenden Kommentierungen kann hier als PDF-Dokument heruntergeladen werden.)
Weiterlesen
«Die Anthroposophische Gesellschaft muss Menschen vereinigen, die sich heute als den Kern von dem fĂŒhlen, was immer weitere und weitere Kreise ziehen muss in der Zivilisation der Menschheit, damit die Fortschrittsentwickelung der Menschheit wirklich geschehen könne und das Erdenleben nicht verfalle.» Rudolf Steiner, 2. Mai 1923
Angesichts der weltweit bestehenden Probleme und Krisen, wie z.B.
- Umwelt und Klima
- Terrorismus
- Sicherheit und Verteidigung
- Wirtschafts- und
- Digitalisierung
- Weltfinanzen
- Gesundheit
wird immer und immer wieder mantrenartig wiederholt, dass diese Probleme nur international bzw. global gelöst werden können. Die Folge: Eine immer weiter sich ausdehnende Aushöhlung der bereits fragwĂŒrdigen reprĂ€sentativen Demokratie, indem nationale SouverĂ€nitĂ€tsrechte an supranationale Institutionen und Organisationen ĂŒbertragen werden. Diese sind in aller Regel demokratisch nicht legitimiert, sondern werden von kleinen â zum Teil unbekannten â Eliten bzw. Oligarchen beherrscht, die den pharmazeutisch-militĂ€risch-finanziell-digitalen Komplex bilden. So tritt immer weiter zunehmend an die Stelle einer zeitnotwendigen Demokratisierung und Liberalisierung eine Aristokratisierung der politischen WeltverhĂ€ltnisse, der sich die nationalen VerhĂ€ltnisse unterzuordnen haben â eine brutale Aristokratisierung,[1] wie von Rudolf Steiner bereits 1905 vorhergesagt wurde.
Was wir heute erleben ist nichts anderes, als das, was er 1917 mit Bezug auf den ersten Weltkrieg beschrieben hatte:[2]
«Tonangebend ist eine Gruppe von Menschen, welche die Erde beherrschen wollen mit den Mitteln der beweglichen kapitalistischen Wirtschaftsimpulse. Zu ihnen gehören alle diejenigen Menschenkreise, welche diese Gruppe imstande ist, durch Wirtschaftsmittel zu binden und zu organisieren. Das Wesentliche ist, dass diese Gruppe weiĂ, in dem Bereich des russischen Territoriums liegt eine im Sinne der Zukunft unorganisierte Menschenansammlung, die den Keim einer sozialistischen Organisation in sich trĂ€gt. Diesen sozialistischen Keimimpuls unter den Machtbereich der antisozialen Gruppe zu bringen, ist das wohlberechnete Ziel. Dieses Ziel kann nicht erreicht werden, wenn von Mitteleuropa mit VerstĂ€ndnis eine Vereinigung gesucht wird mit dem östlichen Keimimpuls. Nur weil jene Gruppe innerhalb der angloamerikanischen Welt zu finden ist, ist als untergeordnetes Moment die jetzige MĂ€chtekonstellation entstanden, welche alle wirklichen GegensĂ€tze und Interessen verdeckt. Sie verdeckt vor allem die wahre Tatsache, dass um den russischen Kulturkeim zwischen den angloamerikanischen Plutokraten und dem mitteleuropĂ€ischen Volke gekĂ€mpft wird. In dem Augenblicke, in dem von Mitteleuropa diese Tatsache der Welt enthĂŒllt wird, wird eine unwahre Konstellation durch eine wahre ersetzt. Der Krieg wird deshalb solange in irgendeiner Form dauern, bis Deutschtum und Slawentum sich zu dem gemeinsamen Ziel der Menschenbefreiung vom Joche des Westens zusammengefunden haben.
Es gibt nur die Alternative: Entweder man entlarvt die LĂŒgen, mit der der Westen arbeiten muss, wenn er reĂŒssieren will, man sagt: Die Macher der angloamerikanischen Sache sind die TrĂ€ger einer Strömung, die ihre Wurzeln in den Impulsen hat, die vor der Französischen Revolution liegen und in der Realisierung einer Weltherrschaft mit Kapitalistenmitteln besteht, die sich nur der Revolutionsimpulse als Phrase bedient, um sich dahinter zu verstecken – oder man tritt an eine okkulte Gruppe innerhalb der angloamerikanischen Welt die Weltherrschaft ab, bis aus dem geknechteten deutschslawischen Gebiet durch zukĂŒnftige Ströme von Blut das wahre geistige Ziel der Erde gerettet wird.»
An dieser globalen Zentralisierung, die immer weiter betrieben wird und letztlich insbesondere durch die Digitalisierung und die transhumanistischen Bestrebungen in eine Vertierung und Versklavung der Menschheit fĂŒhren wird, kann und wird sich nur dann etwas Ă€ndern, wenn aufgrund von Initiativen aus der Bevölkerung heraus dieser Entwicklung Einhalt geboten und damit die Verantwortung fĂŒr das eigene und das gemeinsame Schicksal (und das der Menschheitsentwicklung?) ĂŒbernommen wird.
Auf keinem anderen Wege!
«Denn herrschen muss in der Zukunft nicht eine Regierung, sondern die ganze breite Masse des Volkes. Die Regierung muss regieren und lernen, wie man regiert, wenn tatsÀchlich die ganze breite Masse des Volkes herrscht.»[3]
«Dass Demokratie restlos das Völkerleben durchdringen muss, sollte eine selbstverstĂ€ndliche Erkenntnis fĂŒr alle sein, die einen offenen Sinn fĂŒr das geschichtlich Gewordene haben.»[4]
Diese Notwendigkeit ist jedoch keineswegs mit den heute existierenden einheitsstaatlichen Formen erfĂŒllt, denn die «reprĂ€sentative Demokratie» wurde in Wirklichkeit als Mittel «zur Verhinderung von Demokratie» eingefĂŒhrt.[5] Dies steht nicht im Widerspruch zu der Aussage, dass die Verwirklichung der Dreigliederung eine michaelische Notwendigkeit ist:
«Der alte Einheitsstaat [ist] als solcher, ganz gleichgĂŒltig welche Verfassung, welche Struktur er hat, ob er Demokratie oder Republik oder Monarchie oder irgendetwas ist, wenn er Einheitsstaat ist, wenn er nicht dreigeteilt ist, der Weg ist zur ahrimanischen Inkarnation.»[6]
Was hat das mit unseren GesellschaftsverhÀltnissen zu tun?
Sehr viel, wie schon aus den zuvor genannten Zitaten hervorgeht:
Wem, wenn nicht einer organisierten Anthroposophenschaft, kĂ€me die Aufgabe zu, dass z.B. gerade jetzt «von Mitteleuropa mit VerstĂ€ndnis eine Vereinigung gesucht wird mit dem östlichen Keimimpuls?» Damit «diese Tatsache der Welt enthĂŒllt» und damit «eine unwahre Konstellation durch eine wahre ersetzt» wird und nicht «der Krieg solange in irgendeiner Form» fortgesetzt werden muss, «bis aus dem geknechteten deutschslawischen Gebiet durch zukĂŒnftige Ströme von Blut das wahre geistige Ziel der Erde gerettet wird?»
Aber bleiben wir zunÀchst bei unseren eigenen VerhÀltnissen:
Können wir ernsthaft erwarten, dass Anthroposophie zivilisatorisch wirklich heilend wirksam werden und sich in der Welt etwas zum Positiven wenden kann, solange wir selber nicht in der Lage sind, in unseren eigenen VerhĂ€ltnissen angemessene und zeitgemĂ€sse soziale Gestaltungen zu verwirklichen? MĂŒssen wir dies nicht zumindest ernsthaft versuchen?
Und kann man ernsthaft erwarten, dass sich Menschen von den Möglichkeiten der Dreigliederung ĂŒberzeugen lassen, solange in der Organisation, die â ob es einem gefĂ€llt oder nicht â die Anthroposophie in der Welt reprĂ€sentiert, einheitsstaatsĂ€hnliche VerhĂ€ltnisse herrschen? Ein freies Geistesleben nicht ermöglicht wird? Das Geschehen in der Gesellschaft von einer kleinen, nicht durch die Mitgliedschaft legitimierten Gruppe beherrscht wird? Und dies auch noch von der Mitgliedschaft akzeptiert wird?
So finden wir eben mit Blick auf die entstehenden totalitĂ€ren MachtverhĂ€ltnisse in unseren GesellschaftsverhĂ€ltnissen Parallelen, die auch als âčVorbildâș fĂŒr das aktuelle Weltgeschehen betrachten werden können. Aktuell ist deutlich: Wir haben eine Gesellschaftsleitung, die sich in ihrem aristokratischen FĂŒhrungsanspruch auf Rudolf Steiner beruft (Initiativ-Vorstand, Kooption âŠ). Diese, seit Jahrzehnten bestehende aristokratische FĂŒhrung wurde durch die Einrichtung der Goetheanum-Leitung 2012 weiter manifestiert, welche von der Mitgliedschaft nicht legitimiert und dieser gegenĂŒber nicht rechenschaftspflichtig ist. Es war der Wunsch der Gesellschafts-Leitung, mit der Konferenz der LandesreprĂ€sentanten ein weiteres solches Organ zu etablieren: Ein ebenfalls nicht durch die Mitgliedschaft legitimiertes Organ mit unklaren Aufgaben und Befugnissen und ohne Rechenschaftspflicht. Diesem Ansinnen wurde an der Generalversammlung 2022 von  der anwesenden Mitgliedschaft eine klare Absage erteilt.
Wir sollten die Art und Weise, wie wir unsere sozialen VerhĂ€ltnisse regeln und was in unserer Gesellschaft geschieht in ihrer Wirkung auf das Weltgeschehen nicht zu gering schĂ€tzen. SelbstverstĂ€ndlich ist diese Wirkung nicht auf einer rein Ă€uĂeren Ebene zu suchen. Rudolf Steiner wies 1923 darauf hin, dass die Anthroposophische Gesellschaft eine Art Vortrupp dessen sein solle, «was einfach aus der Notwendigkeit der ZeitverhĂ€ltnisse heraus immer weitere Ausbreitung gewinnen muss.» Angesichts der allgemeinen Tendenz, Grundrechte abzubauen und SouverĂ€nitĂ€tsrechte an supranationale, nicht demokratische Organisationen zu ĂŒbertragen, wĂ€re es eine falsche Geste gewesen, in Ă€hnlicher Weise in unserer Gesellschaft ein weiteres Leitungsorgane zu bilden, wie es von der Gesellschafts-Leitung an der Generalversammlung 2022 gewĂŒnscht wurde. Wirklich Not-wendende VerĂ€nderungen der heutigen menschen- und freiheitsverachtenden Bestrebungen werden und können nur von der Basis, von einzelnen IndividualitĂ€ten ausgehen, welche sich in zeitgemĂ€ssen Formen zu gemeinsamen Initiativen vereinen. Dies gilt gewiss im Besonderen fĂŒr die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, denn unsere eigenen VerhĂ€ltnisse können keinesfalls als vorbildlich gelten.
«⊠das Wichtigste fĂŒr die Zukunft wird geschehen durch die TĂŒchtigkeit des einzelnen menschlichen Individuums.»[7]Â
Auch wenn hier zunĂ€chst die inneren Angelegenheiten in unserer Gesellschaft angesprochen werden, wird nicht ĂŒbersehen, dass gerade aus den Leitungs-Kreisen seit Jahren eine Entwicklungsrichtung verfolgt wird, die nicht anders als eine Anpassung an den âčMainstreamâș bezeichnet werden kann. Darauf wird noch zurĂŒckzukommen sein.
Angesichts unserer gesamten VerhĂ€ltnisse scheint es gerade jetzt, 3 x 33 Jahre nach der Weihnachtstagung, dringend notwendig â und eben auch an der Zeit â aus der Mitgliedschaft heraus Verantwortung und Initiative zu ergreifen, fĂŒr unsere Gesellschaft, fĂŒr ein gemeinsames Aufgabenbewusstsein, fĂŒr die zivilisatorische Aufgabe der Anthroposophie. Aus solcher Initiative sollte sich ein Mitgliederorgan bilden können, als Partner der Leitung auf Augenhöhe und es könnte möglich werden, die entstandenen GegensĂ€tzlichkeiten aufzulösen. Damit wĂŒrde auch denjenigen eine Teilnahme am Gesellschaftsgeschehen möglich werden, die sich heute nicht reprĂ€sentiert fĂŒhlen können. Es könnte real werden, was 2011 aus rein taktischen GrĂŒnden von Paul Mackay und Bodo von Plato versprochen wurde, aber gar nicht beabsichtigt war: «Gern möchten wir die Zusammenarbeit der Mitglieder mit den VerantwortungstrĂ€gern verstĂ€rken, sodass die Gesellschaft zum Partner des Vorstands wird und sich nicht als GegenĂŒber versteht.»[8]
Eine solche Initiative benötigt zur Bildung einerseits genĂŒgend RĂŒckhalt in der Mitgliedschaft, andererseits ist ein gemeinsames VerstĂ€ndnis der Aufgaben und der Probleme in der Gesellschaft Voraussetzung fĂŒr eine gedeihliche Entwicklung.
Die Anthroposophische Gesellschaft befand sich 1923 in einer existenziellen Krise, sie stand vor dem endgĂŒltigen Zerfall. Rudolf Steiner versuchte die Mitglieder durch einen RĂŒckblick auf die Entwicklung zu einer Selbstbesinnung und zur Selbsterkenntnis auf gesellschaftlicher Ebene zu fĂŒhren â als Voraussetzung, damit eine Konsolidierung bzw. ein Neugriff hĂ€tte möglich werden können.
«Und das ist es, um was ich ja in erster Linie immer wieder und wiederum jetzt unsere Freunde bitte, weil wir dringend vor der Notwendigkeit heute stehen: die Gesellschaft zu einem aktiven, in der Welt wirkenden Wesen zu machen. Das brauchen wir, meine lieben Freunde. Es wĂ€re natĂŒrlich höchst wĂŒnschenswert, dass das Zentrum in Dornach nicht verfiele, sondern dass sich Freunde fĂ€nden, die da Hilfe leisten.»[9]
Wie damals, 1923, ist es auch heute notwendig, in aufrichtiger und vorurteilsfreier Ehrlichkeit die Gesellschaftsproblem zu benennen und aufzuarbeiten, «so dass gerade nach dieser Richtung nicht immer bloĂ ĂŒber die Dinge hinweggeredet wird, sondern dass durch Einsicht in die Fehler, durch eine scharfe Beurteilung der Fehler erkannt werde, was in der Zukunft getan werden muss»,[10] denn nur auf «der konkreteren Erkenntnis desjenigen, was mangelhaft ist, [könne] zu einer Gestaltung des Positiven geschritten» werden, so Rudolf Steiner 1923.[11]
Zur BewĂ€ltigung der aktuellen Krise â 3 x 33 Jahre nach 1923 â bedarf es ebenfalls eines gemeinsamen Bewusstseins ĂŒber die Entwicklungen, die Geschichte und die Aufgabe unserer Gesellschaft, insbesondere auch ĂŒber die problematischen Aspekte.
Mit dem Vortrags- und GesprĂ€chsangebot (siehe Anzeige) soll ein Beitrag zur Entwicklung zukĂŒnftiger Gestaltungen geleistet werden, um Bilder und Perspektiven fĂŒr eine zeitgemĂ€sse soziale Gestaltung unserer GesellschaftsverhĂ€ltnisse zu entwickeln, Initiative zu ergreifen und zu fördern. Heute, so unsere Ăberzeugung, kann die hier nochmals zitierte Aufgabenstellung nur dann erfĂŒllt werden, wenn sie initiativ aus der Mitgliedschaft heraus ergriffen und ermöglicht wird:
«Die Anthroposophische Gesellschaft muss Menschen vereinigen, die sich heute als den Kern von dem fĂŒhlen, was immer weitere und weitere Kreise ziehen muss in der Zivilisation der Menschheit, damit die Fortschrittsentwickelung der Menschheit wirklich geschehen könne und das Erdenleben nicht verfalle.»[12]
Auf anderem Wege kann kein Gegengewicht geschaffen werden gegenĂŒber den zahlreichen Organisationen und Vereinigungen, die den Widersacherimpulsen dienen. Auf die Notwendigkeit einer entsprechenden Gemeinschaftsbildung wies Rudolf Steiner bereits 1905 hin:
«Vereinigung bedeutet die Möglichkeit, dass ein höheres Wesen durch die vereinigten Glieder sich ausdrĂŒckt. ⊠So sind die menschlichen Vereinigungen die geheimnisvollen StĂ€tten, in welche sich höhere geistige Wesenheiten herniedersenken, um durch die einzelnen Menschen zu wirken, wie die Seele durch die Glieder des Körpers wirkt. ⊠Zauberer sind die Menschen, die in der Bruderschaft zusammen wirken, weil sie höhere Wesen in ihren Kreis ziehen. ⊠Der Zukunft obliegt es, wieder Bruderschaften zu begrĂŒnden, und zwar aus dem Geistigen, aus den höchsten Idealen der Seele heraus.»[13]
Folgende Themen sollen behandelt werden:
- Die Krise der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft.
- ZusammenhĂ€nge im Welt- und Gesellschaftsgeschehen in Bezug auf die GrĂŒndungsjahre der Anthroposophischen Gesellschaft (1902 â 1912 â 1923) im 33-Jahres-Rhythmus.
- 1923 â 2022 â Okkulte HintergrĂŒnde im Weltgeschehen.
- Die Vorgeschichte der anthroposophischen Bewegung und der Dreigliederung insb. im 18. und 19. Jahrhundert als Voraussetzung fĂŒr Rudolf Steiners Wirken.
- Entwicklung der Gesellschaft bis 1923. HintergrĂŒnde und Risiken der Weihnachtstagung.
- Parallelen zum heutigen Gesellschafts- und Weltgeschehen.
- Die besondere Sozialgestalt der Weihnachtstagungs-Gesellschaft.
- Aspekte zu einer zeitgemÀssen Sozialgestalt unserer Gesellschaft aus dem Geiste der Weihnachtstagung.
- Zur aktuellen Situation, Berichte und GesprĂ€ch: u.a. Weleda â Covid und die Med. Sektion â Konsequenzen aus der Konstitutionsfrage.
- Mitglieder-Initiativen zur GV 2023: Statutenaktualisierung, Bildung eines Mitglieder-Organs, Gestaltung der Generalversammlungen u.a.
Thomas Heck
Aktuelle Termine
[1] GA 93, S. 126.
[2] Manuskript zu den HintergrĂŒnden des Kriegsgeschehens teilweise veröffentlicht unter dem Titel «Der Kampf um den russischen Kulturkeim» in: Der EuropĂ€er, 3. Jg. Nr. 5 (MĂ€rz 1999), S. 3 (Manuskript Archiv Perseus Verlag), hier wiedergegen nach GA 173c.
[3] GA 331, S. 36, 8. Mai 1919.
[4] «Soziale Zukunft», ZĂŒrich, 1. Jahrg., «Die Dreigliederung des sozialen Organismus, die Demokratie und der Sozialismus, 1. Heft, Juli 1919.» Heute in GA 24, S. 201.
[5] Thomas Heck, « ⊠am Grabe aller Zivilisation?», www.wtg-99.com/Rundbrief_32, Seite 5.
[6] GA 191, S. 213.
[7] Rudolf Steiner, GA 185a, 2017, S. 148.
[8] Siehe Rundbrief «100 Jahre Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft?»
 https://wtg-99.com/documents/Rundbrief_31.pdf, Seite 4/5.
[9] Zitiert nach E. Zeylmans: «Willem Zeylmans van Emmichoven, ein Pionier der Anthroposophie», S. 115f.
[10] GA 259, S. 79.
[11] GA 259, S. 377.
[12] GA 224, 1992, S. 50.
[13] GA 54, 1983, S. 192f. und GA 265, 1987, S. 122.
Am Dienstag den 14. Juni 2022 findet am Goetheanum zum Thema «Impf-Empfehlung» der Medizinischen Sektion eine offenen Forum statt:
«Wo liegt die Grenze zwischen AufklĂ€rung, die zu einer individuellen Urteilsbildung beitrĂ€gt, und institutioneller Empfehlung, die schnell als âčex cathedraâș empfunden wird?»
Das Forum ist eine Initiative des Zweiges am Goetheanum, Uhrzeit und Ort: ab 20 Uhr im Terrassensaal des Goetheanum.
Beim GesprÀch anwesend sein werden als Vertreter der veranstaltenden Zweige und des Vorstands am Goetheanum: Matthias Girke, Andreas Heertsch, Ueli Hurter, Georg Soldner, Ronald Templeton und Justus Wittich
Anmerkungen zur Vorbereitung
Ob die Verlautbarungen der medizinischen Sektion als Impfempfehlungen verstanden wurden oder nicht, mag dahin gestellt sein. Tatsache ist, dass die offizielle Haltung schon zu der sogenannten Pandemie den Narrativen des Mainstream folgte: Weder wurde das Virus als Krankheitserreger ĂŒberhaupt noch die allgemein geglaubten Wege der Ansteckung durch physische Ăbertragung der Viren infrage gestellt, obwohl es schon auf naturwissenschaftlicher Ebene an entsprechenden Nachweisen mangelte. Auf geisteswissenschaftlicher Ebene â sofern diese ĂŒberhaupt in Betracht gezogen wurde â haben die einschlĂ€gigen und eindeutigen Aussagen Rudolf Steiners keine BerĂŒcksichtigung gefunden. Rudolf Steiner:
«Der Regen kommt, wenn die Frösche quaken âŠ
Derjenige, der behauptet, dass von den kleinen Lebewesen die Krankheiten kommen, der zum Beispiel sagt: die Grippe kommt von dem Grippebazillus und so weiter, der ist natĂŒrlich geradeso gescheit, als wenn einer sagt, der Regen kommt von den Fröschen, die quaken. NatĂŒrlich, wenn der Regen kommt, quaken die Frösche, weil sie es spĂŒren, weil sie ja in dem Wasser sind, das angeregt ist durch dasjenige, was den Regen bewirkt. Aber die Frösche bringen nicht den Regen. Ebenso bringen die Bazillen nicht die Grippe; aber sie sind da, wo die Grippe ist, geradeso wie die Frösche auf eine unerklĂ€rliche Weise hervorkommen. wenn der Regen kommt». (Auszug, wesentlich ausfĂŒhrlicher in Rundbrief 28 oder https://wtg-99.com/rudolf-steiner-zur-ansteckung/).»
Diese WidersprĂŒche gegenĂŒber den eigenen Ansichten wurden zu keiner Zeit thematisiert! Somit hat man sich seitens der Med. Sektion, wenn man Rudolf Steiners Aussagen (noch?) ernst nimmt, in dem «modernen Aberglauben» bewegt, «dass die Bazillen und Bakterien in den Menschen einziehen und ausziehen und die Krankheiten bewirken.» Anstatt diese WidersprĂŒche zu den eigenen Aussagen aufzuklĂ€ren, wurde die Tatsache, das sich Rudolf Steiner gegen Pocken impfen lies, so dargestellt, als habe er dies als wirklich sinnvoll angesehen und sich aus innerer Ăberzeugung von einem gesundheitlichen Nutzen impfen lassen. Es wurde einfach unterschlagen, dass damals in Deutschland eine gesetzliche Impflicht bestand, der sich Rudolf Steiner kaum entziehen konnte. So kann der Eindruck entstehen, dass man ihn im Grunde instrumentalisierte, um die eigene Haltung zu unterstĂŒtzen. War Rudolf Steiner ein Impfgegner? https://wtg-99.com/war-rudolf-steiner-ein-impfgegner/
Generell fĂ€llt auf, dass gerade in den medizinischen und naturwissenschaftlichen Fragen um Corona und die Impfung von einem freien Geistesleben keine Rede sein konnte, da andere Ansichten gar nicht erst in ErwĂ€gung gezogen und deren Vertreter â darunter auch Ărzte, die zu anderen Schlussfolgerungen als die Sektion-Leitung gekommen waren – ausgegrenzt wurden, nicht zu Wort kamen oder gar aus Verschwörungstheoretiker diskreditiert wurden.
Der Vorwurf gegenĂŒber Thomas Mayer, das von ihm veröffentlichte Buch âCorona-Impfen aus geisteswissenschaftlicher Sichtâ sei dogmatisch, unwissenschaftlich und unseriös war eine regelrechte Projektion und betraf die Rezensenten selber: Die Kritik war ausschliesslich persönlich, zum Teil falsch (man hatte das Buch gar nicht grĂŒndlich studiert) und es wurde nicht einmal der Versuch unternommen, sachlich irgendetwas zu wiederlegen. Von einem Absolutheitsanspruch konnte man nur in Bezug auf die Beurteilung der Rezensenten (zu denen auch die Leiter der Medizinischen Sektion gehörten) sprechen â Thomas Mayer hat wohl an keiner Stelle seines Buches die dort wiedergegeben Erfahrungen und Wahrnehmungen als absolut wahr und unbezweifelbar bezeichnet. Wenn man sich vergegenwĂ€rtigt, was Rudolf Steiner selber zu den Wirkungen der Pockenimpfungen sagte, kann deutlich werden, dass es keineswegs angemessen ist, die in dem Buch geschilderten Erfahrungen a priori als abwegig zu bezeichnen:
«Es (die Pockenimpfung) schadet nur denjenigen, die mit vorzugsweise materialistischen Gedanken heranwachsen. Da wird das Impfen zu einer Art ahrimanischer Kraft; der Mensch kann sich nicht mehr erheben aus einem gewissen materialistischen FĂŒhlen. Und das ist doch eigentlich das Bedenkliche an der Pockenimpfung, daĂ die Menschen geradezu mit einem Phantom durchkleidet werden. Der Mensch hat ein Phantom, das ihn verhindert, die seelischen EntitĂ€ten so weit loszukriegen vom physischen Organismus wie im normalen BewuĂtsein. Er wird konstitutionell materialistisch, er kann sich nicht mehr erheben zum Geistigen. Das ist das Bedenkliche bei der Impfung. NatĂŒrlich handelt es sich darum, daĂ da die Statistik immer ins Feld gefĂŒhrt wird. Es ist die Frage, ob eben gerade in diesen Dingen auf die Statistik so viel Wert gelegt werden muĂ.»Â
Und ist es nicht so, dass inzwischen versucht wird, die Impfempfehlungen mit fragwĂŒrdigen Statistiken zu rechtfertigen?
Bleibt die Frage, ob nun das Buch von Thomas Mayer oder die grundsĂ€tzliche Haltung der offiziellen Anthroposophischen Medizin mehr Schaden angerichtet hat â fĂŒr die Anthroposophie â vor allem aber fĂŒr die betroffenen Menschen, die sich im Vertrauen auf die offiziellen Aussagen, die auch von anderen Institutionen (Weleda, Bund der Waldorfschulen , Demeter u.a.) ĂŒbernommen wurden, haben impfen lassen. Das ist nicht nur eine medizinisch-naturwissenschaftliche â sondern insbesondere eine moralische Frage.
Inzwischen mehren sich die Hinweise auf ImpfschĂ€den und die dramatische Untererfassung dieser Nebenwirkungen kann kaum infrage gestellt werden. Aber auch weiterhin wird die Impfung empfohlen und die unhaltbaren und unwahren Aussagen zu Rudolf Steiners Haltung wurden nicht zurĂŒckgenommen:
https://www.mynewsdesk.com/de/goetheanum/pressreleases/stellung-der-anthroposophischen-medizin-zur-impfung-gegen-sars-cov-2-gesundheit-umfassend-staerken-3070644
https://www.gaed.de/corona/standortbestimmung
https://www.anthromedics.org/PRA-0971-DE
https://www.weleda.de/weleda/unsere-expertise/weleda-zu-covid-19
https://www.waldorfschule.de/ueber-uns/corona-faq/
https://www.demeter.de/aktuell/stellungnahme-corona
Auf die wesentlichen Aspekte wurde bereits im FrĂŒhjahr 2021 hingewiesen, die Aussagen in den Rundbriefen 28 und 29 sind auch weiterhin aktuell.
Weitere Informationen in Rundbrief 28 und 29.
Es ist höchste Zeit, dass umfassend Rechenschaft abgelegt, Verantwortung ĂŒbernommen wird und Konsequenzen gezogen werden.
Ist die Weltgesellschaft ĂŒberhaupt eine RealitĂ€t?
Der nachfolgende Bericht ist als Reaktion auf die von Ueli Hurter verfasste Kolumne «Zum Abstimmungsgeschehen» in AWW 5/22 entstanden, wobei auch die ĂŒbrige Berichterstattung ĂŒber die Generalversammlung 2022 angesprochen wird. Aufgrund der reduzierten Seitenzahl von Anthroposophie weltweit ist dort eine sachgemĂ€sse Erwiderung nicht möglich und es konnte daher dort nur eine stark zusammengekĂŒrzte Zusammenfassung erscheinen (AWW 6/22). Im Anhang sind mĂŒndliche GV-BeitrĂ€ge von Marjatta van Boschoten und Thomas Heck wiedergegeben.
Desweiteren wird die Frage gestellt, ob man angesichts des rapide abnehmenden Interesses der Mitglieder an der Gesellschaft ĂŒberhaupt noch von einer âčWeltgesellschaftâș sprechen kann.
Zu der Kolumne «Zum Abstimmungsgeschehen»
Seitens des Vorstandes, der die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft als einen der beiden HauptaktionĂ€re sowohl in der Weleda-Generalversammlung als auch im Verwaltungsrat vertritt, wurden wechselnden, z.T. sich widersprechende und nicht nachvollziehbare Argumentationen fĂŒr eine âAusgliederungâ der Weleda-Aktien an eine unbekannte Institution vorgebracht. Dies hat in der Mitgliedschaft erhebliche Irritationen verursacht und zu einem deutlichen Vertrauensverlust gefĂŒhrt. Die Chance, diesen wieder auszugleichen, beruht auf einer Mitgliederinitiative. Darauf hĂ€tte Ueli Hurter in seiner Kolumne ruhig hinweisen können. Auch wenn gewiss nicht beabsichtigt, so werden diese AusfĂŒhrungen zumindest von informierten Mitgliedern kaum als hilfreich erlebt werden, denn sie sind  – auch durch das Nichtgesagte â in hohem Masse einseitig, irrefĂŒhrend und vermitteln kein zutreffendes Bild der tatsĂ€chlichen VorgĂ€nge, sie wĂŒrden einer sachlichen ĂberprĂŒfung nicht standhalten können:
- Ja, es bestand eine Unsicherheit ĂŒber die Berechtigung und ZustĂ€ndigkeit des geplanten neuen Leitungsorgans. Die Ursache dafĂŒr? Wie in der Kolumne beklagt, fehlte es tatsĂ€chlich an gutem Willen â allerdings des Vorstands – auch nur im Ansatz der Mitgliedschaft den Zweck dieses neuen Leitungsorgans zu vermitteln, nicht einmal auf direkte Nachfrage hin. Zudem wurden wesentliche Teile der von mir vorgebrachten Argumente schlicht ausgelassen (diese und die AusfĂŒhrungen von Marjatta van Boschoten siehe Anhang weiter unten). Ohne eine vernĂŒnftige BegrĂŒndung konnte man diesem Antrag nicht zustimmen und er wĂ€re wohl auch ohne den GeschĂ€ftsordnungsantrag abgelehnt worden. Nun ist er nur vertagt. Offensichtlich sind die entsprechenden Vorhaben aus dem Jahr 1999[1] heute im Vorstand unbekannt. Hat man auch vergessen, dass die in AWW 12/18 angekĂŒndigten Massnahmen, zu denen auch die beabsichtigte EinfĂŒhrung dieses neuen Leitungsorgans gehörte, bei der Besprechung an der GV 2019 auf deutlich kritische Resonanz gestossen sind?
- Gewiss hat der ursprĂŒngliche Antrag zur Weleda Misstrauen erweckt, zu Recht, denn die wirklichen GrĂŒnde, warum die Aktien an eine andere Institution zum Nennwert ĂŒbertragen werden sollten, waren vom Vorstand nicht benannt worden. Diese Art der Ăbertragung wird allgemein und zutreffend als verkaufen Was soll da missverstanden worden sein? Und ist es nicht einfach logisch, dass ein Wollen unverstĂ€ndlich bleibt, wenn die wahren GrĂŒnde fĂŒr dieses Wollen nicht gesagt werden?
- «Die EigentĂŒmerschaft einer Firma ist ĂŒber den von ihr gewĂ€hlten Verwaltungsrat fĂŒr die Ausrichtung und Zielsetzung zustĂ€ndig, partizipiert an deren Erfolg â trĂ€gt aber zugleich eine erhebliche Mitverantwortung fĂŒr gedeihliche und fördernde Rahmenbedingungen des Unternehmens sowie die darin mitarbeitenden Menschen.»[2] Die EigentĂŒmerschaft liegt bei der AAG, die sich aus der Mitgliedschaft bildet. Der Vorstand vertritt diese lediglich und ist dieser gegenĂŒber verantwortlich und rechenschaftspflichtig. Tatsache ist, dass die Bevölkerung in SchwĂ€bisch GmĂŒnd ĂŒber die örtliche Presse besser ĂŒber die Entwicklungen in der Weleda informiert wird, als wir, wie z.B. ĂŒber die zusĂ€tzlich geplanten Investitionen von 4,6 Millionen CHF jĂ€hrlich in die Bereiche Gemeinwohl und Umwelt. DarĂŒber war erst auf Nachfrage etwas zu erfahren. Aber auch zu den nachfolgenden Punkten, wird der Mitgliedschaft nicht ordentlich berichtet: Die wechselnden und unterschiedlichen Ăusserungen zu den Streichungen der Heilmittel sind kaum einzuordnen. Wurde ĂŒber Sinn und Zweck der im MĂ€rz 2022 neu gegrĂŒndeten Weleda HealthCare AG (Arlesheim) berichtet? Kennt jemand den Zweck der Weleda Trademark AG (Arlesheim), bei der lt. Handelsregister die Markenrechte der Weleda verwaltet werden? Was geschieht mit den (vermutlich erheblichen) nicht nur deutsche Steuern sparenden dort anfallenden Gewinnen? Wie kann man â und das wurde tatsĂ€chlich geĂ€ussert â der Ansicht sein, dass diese und andere Fragen die Mitgliedschaft nicht zu interessieren haben? Es möge jeder selber einordnen wie es zu beurteilen ist, dass die eigentliche EigentĂŒmerschaft der Weleda so gut wie gar nicht informiert und damit die bestehende Rechenschaftspflicht ignoriert wird und dieser dann auch noch vorgeworfen wird, sie habe die LösungsansĂ€tze fĂŒr ein ihr nicht erklĂ€rtes Problem nicht erkannt. «Die Menschen, die dem Goetheanum rĂ€umlich nĂ€herstehen und zur Abstimmung anreisen konnten, oft mit hohem persönlichen Aufwand aus verschiedenen LĂ€ndern, verfĂŒgen ĂŒber spezifische Erfahrungen, die nicht einfach vorschnell als persönliche Aversion diskreditiert werden könnenâŠ. Es bleibt, wie ich meine, eine der Herausforderungen der Zukunft, die Mitglieder der [Allgemeinen] Anthroposophischen Gesellschaft auf der ganzen Welt ĂŒber die Entwicklung des Goetheanum in Licht und Schatten genauer zu informieren und ihnen zu ermöglichen, zu einer eigenstĂ€ndigen Urteilsbildung zu kommen.»[3]
- Mit der EinfĂŒhrung der AmtszeitbeschrĂ€nkung im Jahr 2011 wurden besonders hehre Ziele formuliert, obwohl in Wirklichkeit etwas ganz anderes verfolgt wurde. So sollten «⊠die Mitglieder verstĂ€rkt in die Verantwortung einbezogen werden» und «Es geht darum, dass wir ein neues soziales Feld entwickeln. Damit ist gemeint, dass die Mitglieder mehr einbezogen werden.» Und weiter: «Gern möchten wir die Zusammenarbeit der Mitglieder mit den VerantwortungstrĂ€gern verstĂ€rken, sodass die Gesellschaft zum Partner des Vorstands wird und sich nicht als GegenĂŒber versteht». Diese Ăusserungen erwiesen sich schon durch das nachfolgende Verhalten der Leitung als leere Versprechen. TatsĂ€chlich war es ein geradezu taktisches LĂŒgengebĂ€ude, denn Paul Mackay gestand 2019 öffentlich ein, dass die EinfĂŒhrung [der AmtszeitbeschrĂ€nkung] 2011 lediglich eine (mögliche Ăber-)Reaktion auf den damaligen [2011] Abwahlantrag gewesen sei! Er meinte, eine regelmĂ€ssige Besinnung auf die VorstandstĂ€tigkeit sei schon notwendig, allerdings ohne die Mitgliedschaft einzubeziehen, denn nur im Kreis der Goetheanum-Leitung und der Konferenz der GeneralsekretĂ€re sei eine Beurteilung der VorstandstĂ€tigkeit möglich![4] Hier kann man einerseits ahnen, welche Aufgaben dem neuen Leitungsorgan hĂ€tten zukommen sollen. Andererseits sind diese unwahrhaftigen Absichten jetzt bis in die Gesellschaftsverfassung, in die Statuten hinein geronnen. Jegliche AmtszeitverlĂ€ngerung trĂ€gt seitdem diesen Makel einer taktischen Unwahrhaftigkeit. Peter Selg 2018 dazu: «Wenn man, so meine Auffassung, ein solches Mitgliedervotum auch in Zukunft einholen und entscheiden lassen will, so sollte das mit einem detaillierten Rechenschaftsbericht ĂŒber die bisherige Amtszeit und die persönlich in ihr durchgefĂŒhrten Arbeiten geschehen sowie mit einer klaren Beschreibung dessen, was in der nĂ€chsten Periode die konkreten eigenen Aufgaben sind. ⊠Die Mitglieder sind urteilsfĂ€hig, zumindest diejenigen, die die Entwicklung des Goetheanum und der Vorstandsarbeit intensiv verfolgen; man braucht auf die Menschen nicht einzureden und sie von diesem oder jenem zu ĂŒberzeugen versuchen. Man sollte vielmehr âčin Ruhe abwarten, was die Mitglieder selber wollenâș (Ita Wegman), nachdem man sie hinreichend informiert hat.» Wie treffend.
- Dem Rat Peter Selgs aus dem Jahr 2018 wurde offensichtlich wenig Bedeutung zugemessen und so die Polarisierung im Sinne einer Spaltung aktiv weiterbetrieben. Durch die GegenĂŒberstellung der LandesreprĂ€sentanten gegenĂŒber der im Saal anwesenden Mitgliedschaft, entsteht ein unangemessenes SpannungsverhĂ€ltnis, was gewiss vielfach zur Recht als Polarisierung erlebt wird. Das geschah insbesondere schon 2018 und Peter Selg hatte gewarnt: «Es wurde dadurch ein Spannungsfeld zwischen den Menschen im Saal ⊠und einer fiktiven âčWeltâș erzeugt, ein Spannungsfeld, das in Wirklichkeit ĂŒberhaupt nicht existiert. Alle Tendenzen in Richtung einer kollektiven Meinungsbildung und FunktionĂ€rsgesellschaft anstelle einer Mitgliedergesellschaft sind sehr gefĂ€hrlich. Darin, und nur darin, besteht fĂŒr mich eine wirkliche NĂ€he zu 1935.»
- Die Bestrebungen, die AAG zu einer aristokratisch gefĂŒhrten FunktionĂ€rsgesellschaft zu entwickeln, sind seit Jahrzehnten unĂŒbersehbar â wenn man sie sehen will. Wenn man die letzten Ergebnisse der Mitgliederversammlungen in der Schweiz und in Deutschland zugrunde legt, kann sich z.B. Marc Desaules zwar auf eine 100%ige Zustimmung bei der Entlastung stĂŒtzen, es waren jedoch nun 130 Mitglieder anwesend â gegenĂŒber fast 400 noch 2018. Prozentual mit 97% nur unmassgeblich schlechter war das Ergebnis fĂŒr Michael Schmock, bei lediglich 99 abgegeben Stimmen! Es war die letzte Versammlung vor Corona 2019. Will man wirklich behaupten, dass diese beiden GeneralsekretĂ€re die gesamten Landesgesellschaften reprĂ€sentieren? Hat Peter Selg nicht völlig Recht, wenn er von einer âčfiktiven Weltâș schrieb? Man vergegenwĂ€rtige sich: Nur 70-80 Mitglieder der Weltgesellschaft nutzten die Möglichkeit der Live-Online-Teilnahme. Peter Selg weiter: «Ich fragte mich auch, wen die GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter dabei eigentlich vertreten. Können sie wirklich behaupten, fĂŒr alle Mitglieder in ihrem Land zu sprechen? Ich kenne durch meine internationale TĂ€tigkeit Anthroposophen in sehr vielen LĂ€ndern, darunter Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft, die ganz anders denken als ihre GeneralsekretĂ€re, auch in dieser Frage. Letztlich stehen die GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter fĂŒr sich selbst, aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen, die keinesfalls mit den Erlebnissen all ihrer Mitglieder identisch sind.»
Bericht ĂŒber die Generalversammlung in Deutschland
In der deutschen Landesgesellschaft scheint der Spaltungsprozess bereits weiter fortgeschritten zu sein, offensichtlich hat die Mitgliedschaft aufgegeben, ĂŒberhaupt noch an der Gestaltung der GesellschaftsverhĂ€ltnisse teilhaben zu wollen: An der Mitgliederversammlung 2019 (vor Corona) nahmen gerade noch ca. 100 Mitglieder teil, 2020 waren es noch 50 und 2021 ca. 65. Allein der Vorstand und die Vertreter aus den 11 Arbeitszentren werden in diesen Versammlungen bereits eine ĂŒberdeutliche Mehrheit gebildet haben, Mitglieder ohne Amt oder Funktion werden kaum anwesend gewesen sein. Insofern ist man in der Leitung weitgehend unter sich. Ist die âFunktionĂ€rsgesellschaftâ, vor der Peter Selg warnte, in Deutschland bereits RealitĂ€t? So wurden an der Mitgliederversammlung der AGiD 2020 Monika Elbert, Christine RĂŒter und Antje Putzke in das Arbeitskollegium (Vorstand) der AGiD gewĂ€hlt â ĂŒberwiegend mit den Stimmen der Leitungs-Kollegen.[5]
Unfassbar und erschĂŒtternd ist der Bericht von Christine RĂŒter, die 2022 erstmals an einer Generalversammlung in Dornach teilgenommen hat. Was und wie sie darĂŒber berichtet, ist weitestgehend frei von TatsĂ€chlichkeiten und voll von Unterstellungen gegenĂŒber den Mitgliedern, die an der Generalversammlung teilgenommen und sich fĂŒr die Gesellschaft und die Weleda-Problematik engagiert hatten.[6] Diese hĂ€tten fĂŒr eine aggressive Stimmung gesorgt, sich nur profilieren wollen und kleinliche Kritik geĂ€ussert. Zudem wĂ€ren alle AntrĂ€ge abgelehnt worden â (kein einziger Antrag wurde abgelehnt, zum Antrag zur Weleda gab es nicht einmal eine einzige Gegenstimme und der Antrag zum Landesvertreterorgan wurde lediglich vertagt!). Was Christine RĂŒter schreibt erfĂŒllt die Kriterien unseriösen Journalismus, so, wie sie in einer im Auftrag der AGiD erstellten Studie formuliert wurden («Vorsicht vor unseriösen Quellen»):[7]
- Keine sachgerechte Trennung von Tatsachen und Meinung.
- Eine einseitige Selektion der Inhalte.
- Das Verschweigen von ansehensrelevanten Tatsachen.
- Keine Konfrontation der angegriffenen Institution.
- FragwĂŒrdige Tatsachenbehauptungen.
Ăberzeugen Sie sich selbst.
Ist die Weltgesellschaft eine RealitÀt?
Wenn Christine RĂŒter nun meint, man solle die Generalversammlungen an anderen Orten mit Online-Abstimmungsmöglichkeiten stattfinden lassen, damit nicht die ihrer Ansicht nach aggressiven Dornacher Mitglieder in der Ăberzahl sind, so ist allerdings fraglich, ob ihr das wirklich weiterhelfen wĂŒrde: Aus der Weltgesellschaft (ca. 42.000 Mitglieder) haben sich weniger als 100 Mitglieder an der GV online zugeschaltet und an der fakultativen Abstimmung wurden online gerade einmal ca. 60 Stimmen abgegeben. Wie kann man angesichts dieser RealitĂ€t noch von einer âčWeltgesellschaftâș sprechen? Ganz offensichtlich fĂŒhlt sich nur noch eine verschwindend geringe Zahl von Mitgliedern fĂŒr die Gesellschaftsangelegenheiten verantwortlich â und ausgerechnet diese werden dann auch noch verunglimpft!
Das geschwundene Interesse an der Gesellschaft zeigte sich auch aufgrund einer Einladung zu einem runden Tisch (AWW 11/21). Angesprochen werden sollten Mitglieder, die sich aus EnttĂ€uschung oder anderen GrĂŒnden von der Gesellschaft zurĂŒckgezogen haben. Die Initiatoren fragten: «Wir, die wir uns nicht zurĂŒckzogen haben, blieben wir bloĂ mit einem âčTrotzdemâș? Haben wir â so wir noch unseren Zweig besuchen â doch ein lokales Zuhause gefunden? Traten wir nicht alle mit den gröĂten Idealen an? Wollten wir nicht am Kulturauftrag der Anthroposophischen Gesellschaft mitarbeiten? Im Lichte der vorgeburtlichen EntschlĂŒsse fĂ€llt das Erreichte wohl immer etwas klĂ€glicher aus. Sind wir tatsĂ€chlich angesichts der unerbittlichen Macht des Faktischen eingeknickt? Machen wir unsere Zweige zu âčAuslaufmodellenâș? ⊠Wie wollen wir unsere Anthroposophische Gesellschaft dem nĂ€herbringen, was wir einst suchten?»
Dieser Runde Tisch fand Mitte MĂ€rz 2022 statt, mit gerade einmal 25 Teilnehmern, wovon etliche zu den Initiatoren und deren Umfeld gehört haben werden. Nicht besonders ermutigend. Auch dazu ist auf den Internetseiten der AGiD ein Bericht erschienen, der einen Einblick in die Gesellschaftssituation erlaubt (aus dem Bericht von Anke Steinmetz[8]): «Was mich als Mitarbeiterin in der Vorbereitungsgruppe irritierte, war die Vorstellung einiger Anwesenden nach dem weiteren Vorgehen. PlĂ€doyers wurden gehalten zu Erwartungen und Forderungen zum Beispiel an die Leitung des Goetheanum, oder darĂŒber, was unter wissenschaftlicher Arbeit zu verstehen sei. Es wurde auf das zurĂŒckgegriffen, was in frĂŒheren Zeiten doch funktioniert hatte, beispielsweise groĂe Persönlichkeiten und Referierende einladen, selbst mehr FĂŒhrung von oben wurde gefordert⊠anderen in der Runde schien dabei der Atem zu stocken. Sie waren mit der Frage beschĂ€ftigt: Wie kann ich selbst in meinem Handeln besser den Aufgaben entsprechen, die sich uns stellen? Was muss ich tun, um mehr Interesse an dem anderen hervorbringen zu können? Wie kann ich etwas dazu beitragen, dass reales Geisterleben in unseren Arbeitsgruppen lebt? Welche Verantwortungs- und Organisationsform ist in der heutigen Zeit fruchtbar und wie kann ich an diesen VerĂ€nderungen konstruktiv mitwirken? Die einen hatten Fragen, die anderen Antworten, aber die Antworten schienen nicht auf die Fragen zu resonieren. Es war, als kĂ€men sie aus einer Vergangenheit und wollten anderen sagen, wie sie dieses oder jenes zu machen hĂ€tten, damit alles besser werde. Diese Haltung entzog uns allen meiner Beobachtung nach etwas den Boden fĂŒr unsere ursprĂŒngliche Intention von einer SelbstertĂŒchtigung und von Eigenverantwortung an unserem Platz.»
So leben durchaus wichtige und entscheidende Fragen in der Gesellschaft â das Ergebnis dieses Runden Tisches ist jedoch nicht sehr ermutigend, um den Kulturauftrag einer anthroposophisch sein wollenden Gesellschaft erfĂŒllen zu können, weder quantitativ noch qualitativ. Hat diese Gesellschaft ĂŒberhaupt noch eine Zukunft, so muss man sich realistischer Weise fragen â ausgerechnet jetzt, zur unmittelbar bevorstehenden sĂ€kularen Wiederkehr der Weihnachtstagung?
Thomas Heck, 1. Juni 2022
Anhang
GeschĂ€ftsordnungsantrag zum Antrag 1 âKonferenz der Landesvertreterâ, Thomas Heck
«Ich möchte gerne vorausschicken an die Adresse des Vorstandes, die GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter: ich habe weder gegen irgendjemanden persönlich etwas, weil ich jetzt hier spreche. Und ich habe auch nichts gegen die Gremien, die sich gebildet haben. Eigentlich habe ich nur etwas âdafĂŒrâ, dass dies alles ordentlich in unserer Gesellschaft gehen kann.
Es war an dieser Generalversammlung schon von Globalisierung die Rede, dass die Gesellschaft immer internationaler wird und immer weniger deutschsprachig. Wenn man in die Welt schaut, dann haben wir doch heute sehr viele Probleme, gerade mit der Globalisierung und wir haben eine allgemeine Tendenz, dass SouverĂ€nitĂ€tsrechte und nationale Rechte immer weiter von den LĂ€ndern an supranationale Organisationen ĂŒbertragen werden. Wer am Zeitgeschehen einigermaĂen teilnimmt wird wissen, was ich meine. Wenn heute zum Beispiel die WHO eine Pandemie ausruft, dann geht das unmittelbar durch, auch in die Schweiz, in das Schweizer Recht, wo dann der Staat handeln muss. Diese Entwicklungen sind eine eindeutige Tendenz. Und diese Tendenz geht ja weiter, bis in die in die Fragen des Impfens und vieles mehr.
Mein Eindruck ist, dass es ein falsches Signal wĂ€re, wenn auch wir einen solchen Schritt tun und die Gesellschaftsleitung um ein Organ ergĂ€nzen. Ich möchte daran erinnern: Wir haben auch das Organ der Goetheanum-Leitung, ein Organ, das in den Statuten nicht definiert ist. Es ist dort nicht festgelegt, wie das Organ zustande kommt und die Goetheanum-Leitung ist auch der Mitgliedschaft gegenĂŒber nicht rechenschaftspflichtig. Im Grunde ist das genau die gleiche Tendenz (auch bei dem Landesvertreter-Organ). MĂŒsste man da nicht erst einmal genau hinschauen und klĂ€ren, warum das so ist? Warum steht die Goetheanum-Leitung nicht als Organ in den Statuten? Und mit dem Organ der GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter wĂ€re das ganz Ă€hnlich. Es wĂŒrde zwar definiert, es steht aber nicht in den Statuten, wie dieses Organ zustande kommt. Und dieses Organ wĂ€re der Mitgliedschaft gegenĂŒber nicht rechenschaftspflichtig.
Ich habe nichts dagegen, dass dieses Organ gebildet wird, ich meine nur, dass die ganze Beratung und Auseinandersetzung mit der Mitgliedschaft zu kurz gekommen ist. Und eigentlich brĂ€uchte es in unserer Gesellschaft die Geste – und das wĂ€re auch ein Vorbild fĂŒr das, was in der Welt notwendig ist – dass es ein Mitgliederorgan gibt. Ein Organ, das sich aus der Mitgliedschaft bildet und auf Augenhöhe mit dem Vorstand und der Goetheanum-Leitung, also mit den Gremien, die die Gesellschaft leiten, verhandeln kann, sich austauschen kann. Das mĂŒsste nach meinem VerstĂ€ndnis aus der Mitgliedschaft, aus einer Initiative der Mitgliedschaft und nicht vom Vorstand ausgehend gebildet werden.
Nun wĂŒrde ich diesem Vorschlag fĂŒr das neue Organ ungerne zustimmen, ich möchte aber auch nicht dagegen stimmen. Und ich will mich eigentlich auch nicht enthalten. Denn ich glaube, wir brauchen diesen Zugriff bis in die Statuten.
Mein Vorschlag ist: Lassen Sie uns das verschieben. Die Organe und die ArbeitszusammenhĂ€nge, die da sind, die können weiter arbeiten und werden durch diesen Beschluss, der jetzt gefasst werden soll weder begĂŒnstigt noch behindert, wenn er nicht gefasst wird. Aber lassen Sie uns doch noch ein Jahr Zeit, oder auch lĂ€nger Zeit nehmen, dass das bewegt werden kann. Dazu möchte ich nun den GeschĂ€ftsordnungsantrag stellen, dass der Antrag des Vorstandes auf unbestimmte Zeit vertagt wird. Ich wĂŒrde auch nicht sagen, wir treten gar nicht ein, nicht dass der Antrag weg ist. Aber lassen Sie uns ihn vertagen – und auch nicht vergessen. Das wird dann ihre Aufgabe sein. Vielen Dank.»
Am Sonntag, 12. April 2022, Marjatta van Boeschoten
«Ich stehe hier, weil ich von gestern sehr besorgt bin und zwar, weil ich zwei ganz verschiedene Bilder in mir trage. Gestern vor dem Mittag waren viele von Euch in kleinen Gruppen (Arbeitsgruppen) und ich war mit meinem Kollegen aus den USA, John Bloom, zusammen in einem BĂŒro und wir haben mit der Englisch sprechenden Welt online gesprochen. Das war zum ersten Mal, dass das möglich war in einer Generalversammlung. Und sie konnten auch zuschauen, was hier im Saal vorging. Wir haben 1 Œ Viertelstunden gesprochen. Sie kamen aus Japan, Australien, Russland, RumĂ€nien, viele EU-LĂ€nder und sie haben so rĂŒhrend mit so viel Dankbarkeit gesprochen, dass sie hier angeschlossen sein können. Dass sie mit uns in diesem Saal endlich mitmachen können. Ich war wirklich ĂŒberrascht, und ich habe zuletzt gesagt, als wir uns verabschiedeten, wie ich mich freue, diese neue Beziehung machen zu können und wĂŒrde das im Herzen tragen durch den Rest dieser Generalversammlung und gestern Nachmittag natĂŒrlich auch. Ich hatte dieses Bild in mir.
Dann hat Justus Wittich beschrieben, wie wir, die GeneralsekretĂ€re, zusammen mit dem Vorstand ein neues Organ machen möchten, das, was wir schon lange gemacht haben, das wĂŒrde jetzt offiziell werden. Und dann kam so ein Widerstand, den die ganzen Leute und die Welt gesehen haben. Und in dieses GesprĂ€ch hinein ist eine Beziehung gemacht worden zwischen dem, was wir als GeneralsekretĂ€re mit unseren Kollegen hier im Goetheanum machen möchten und der WHO. Und ich weiĂ nicht, ob sie gespĂŒrt haben, was ich gespĂŒrt habe, ob ich es mir eingebildet habe. Mit diesen Worten kam ein Virus von Furcht durch den ganzen Saal. Eine ganz andere Stimmung ging von dem aus, als was wir als GeneralsekretĂ€re zusammen mit unseren Kollegen einbringen wollten. – Es ging nicht. Im Englischen wĂŒrde man sagen: It got kicked into the long grass, ins lange Gras, wo man es nicht mehr finden kann. Niemand hat gesagt: Interessante Sache, gute Idee. Das kann man machen, ja, es gibt Probleme, wir mĂŒssen darĂŒber denken. Aber es soll weiter (gehen). Das war fĂŒr mich und ich glaube auch fĂŒr meine Kollegen war das sehr schmerzhaft. Wir kommen aus LĂ€ndern, die auch hierher gehören, genau wie Sie (im Saal) fĂŒhlen, dass sie dazugehören. Nur können Sie nicht die Reise machen. Aber sie haben PlĂ€tze hier. Und wir wollen das aufmachen, dass sie jetzt zuhören können, sehen können und mitmachen können. Und ich fĂŒhle, wir haben hier zwei verschiedene Welten. Und wenn wir Gesellschaft wollen, wenn wir in die Zukunft sehen wollen, in die nĂ€chsten 100 Jahre, ist das ein Problem. Das muss aufgenommen und gelöst sein.»
Langer Beifall folgte, Matthias Girke, am Rednerpult, klatschte lange nach und sagte: «Ganz herzlichen Dank, Marjatta fĂŒr diesen sehr wichtigen und ich glaube auch zukunftsweisenden Beitrag von Dir.»
Das Interesse der Mitglieder aus der Welt kam in der Online-Beteiligung deutlich zum Ausdruck: Im deutschsprachigen Online-Kanal nahmen max. 60 – 80 Zuschauer insgesamt teil, im englischsprachigen deutlich und im spanischen Kanal noch weniger. Ins Französische wurde gar nicht ĂŒbersetzt. An den Abstimmungen nahmen weltweit gerade einmal 50 bzw. 60 Mitglieder online teil.
In einem Beitrag von 2018 hatte Peter Selg die Frage gestellt, wen die GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter eigentlich vertreten. Wenn man die Beteiligung an Mitgliederversammlung zugrunde legt â und dort wird ja ĂŒber die Besetzungen abgestimmt. An der deutschen Mitgliederversammlung (insgesamt ca. 12.500 Mitgliedern, 30% der Gesamtmitgliedschaft) nahmen 2016 noch 200 Mitglieder teil, 2017 waren es 150, 2018 und 2019 jeweils 100. Das sind 0,8 â 1,6 % der deutschen Mitglieder, die die jeweilige Gesellschaftsleitung bestĂ€tigen.
[1] Siehe: https://wtg-99.com/papierkorbentwurf99.
[2] Justus Wittich in AWW 7-8/21.
[3] Anthroposophie weltweit 5/18.
[4] Nur im Internet: https://www.goetheanum.org/fileadmin/kommunikation/GV_2019_Antraege.pdf (letzter Zugriff: 1. Juni. 2022).
[5] https://www.anthroposophische-gesellschaft.org/blog/zur-mitgliederversammlung-der-deutschen-landesgesellschaft
[6] https://www.anthroposophische-gesellschaft.org/blog/ist-die-weltgesellschaft-regional-oder-global
[7] https://www.anthroposophische-gesellschaft.org/blog/vorsicht-vor-unprofessionellen-quellen
[8] https://www.anthroposophische-gesellschaft.org/blog/grosser-runder-tisch. Hervorhebung TH.
Nachdem an dem Mitgliederforum am 29. MÀrz 2022 am Goetheanum deutlich geworden war, dass es erheblichen GesprÀchsbedarf seitens der Mitgliedschaft zu den Absichten des Vorstandes bzgl. der Weleda gibt, wurde ein weiteres Treffen noch vor der Generalversammlung vereinbart:
Mitgliederforum am Goetheanum
Einziges Thema: Weleda
Montag, 4. April 2022, 20 Uhr
Ort: Goetheanum (vermutlich im Halde-Saal)
Veranstalter: Zweig am Goetheanum
Zur Weleda
Nach den Ăusserungen des Vorstandes an dem Mitgliederforum vom 29. MĂ€rz 2022 und den AusfĂŒhrungen in AWW 4/22 in Bezug auf die Abstimmung zur Weleda an der Generalversammlung scheinen nun alle Klarheiten beseitigt: Es ist unklar, ob an der GV ĂŒberhaupt in Bezug auf die Weleda etwas entschieden bzw. worĂŒber abgestimmt werden soll. Was geschehen soll, wird erst an der Generalversammlung mitgeteilt. Nur soviel scheint (unverbindlich) klar zu sein, dass eine endgĂŒltige Entscheidung erst an einer a.o. GV in der 2. JahreshĂ€lfte 2022 von der Mitgliedschaft getroffen werden soll. Weiterhin kursiert jedoch die Aussage eines Mitglieds des Schweizer Landesvorstandes, dass jetzt gar nicht ĂŒber die Weleda abgestimmt werden soll.
Ob und worĂŒber auch immer an der GV abgestimmt werden soll: Eine breite Beteiligung an der diesjĂ€hrigen GV ist sehr wĂŒnschenswert, damit ein aussagekrĂ€ftiges Abstimmungsergebnis bzw. Stimmungsbild möglich wird, ganz unabhĂ€ngig vom Ergebnis. Das ist insbesondere fĂŒr den Vorstand wichtig, fĂŒr einen klaren Auftrag von der Mitgliedschaft, in welche Richtung ĂŒberhaupt gedacht werden soll.
Verkauf der Aktien â eine unsachliche Aussage?
In «Anthroposophie weltweit 1-2/22» wurde deutlich und unmissverstĂ€ndlich zum Ausdruck gebracht, dass nach dem Willen des Vorstandes der Aktienbesitz inklusive der Partizipationsscheine (PS) an der Weleda an eine Stiftung (oder an eine andere Organisation?) ĂŒbertragen werden soll. Diese Ăbertragung soll zum Nennwert erfolgen. Dabei handelt es sich um den Wert, zu dem die Aktien bzw. die PS ausgegeben wurden (der aktuelle Zeitwert liegt um das ca. 10-fache höher). In AWW 4/22 kommt weiterhin klar zum Ausdruck, dass die VerhĂ€ltnisse so gestaltet werden sollen, dass von der Mitgliedschaft eine Mitsprache in Bezug auf die Weleda und den Aktienbesitz in Zukunft nicht mehr möglich sein soll. Dazu wird es als erforderlich angesehen, dass die Aktien nicht mehr im Besitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft sind, dann also einer anderen Organisation gehören wĂŒrden, welche die Rechte an dem Aktienbesitz inklusive der Stimmrechte halten wird.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, die dazu fĂŒhren, dass der Aktienbesitz in andere HĂ€nde gelangt:
- Durch Ăbertragung ohne Gegenleistung, landlĂ€ufig «schenken» genannt.
- Durch Ăbertragung zu einem bestimmten Wert, d.h. es erfolgt eine Gegenleistung (z.B. in Form einer Bezahlung, eines Natural-Tausches oder es wird ein Darlehen gewĂ€hrt). Dieser Vorgang wird landlĂ€ufig als «verkaufen» bezeichnet, was an und fĂŒr sich kein unmoralischer Vorgang ist. Dabei ist vollkommen unerheblich, wie man diesen Vorgang nennt, ob «Ăbertragung zum Nennwert», «Neugliederung» oder eben «Verkauf». Einen sachlichen oder qualitativen Unterschied gibt es nicht.
Die Aussage «Ăbertragung zum Nennwert» ist eine klare Aussage und es ist absolut sachgemĂ€Ă, von «verkaufen» zu sprechen, da es sich nicht um einen Schenkvorgang handeln soll.
Transparente Information?
Obwohl in dem Beitrag in AWW 4/22 mehrfach von Transparenz die Rede ist, sind die Absichten des Vorstandes auch weiterhin insgesamt undeutlich, durch die neuen Verlautbarungen sogar noch nebelhafter geworden. Es ist eher das Gegenteil von transparenter Information. Oder aber die ganze Angelegenheit ist bisher so wenig durchdacht, dass man selber noch gar nicht weiss, wie das alles gehen soll. DafĂŒr spricht manches, auch informelle Verlautbarungen aus dem Goetheanum.
Klar erkennbar ist aber der Wille, einen Weg zu suchen, um eine zukĂŒnftige Mitgliedschaft sowie einen zukĂŒnftigen, möglicherweise verantwortungslosen Schatzmeister daran zu hindern, im Falle eines Falles mit Hilfe des Aktien- bzw. Partizipationsscheinbesitzes mögliche Bilanzprobleme zu lösen bzw. durch VerĂ€usserung Haushaltsdefizite zu decken und/oder ggf. eine Insolvenz zu vermeiden. Erinnern wir uns bitte, dass unter der FĂŒhrung des aktuellen Schatzmeisters einerseits immer wieder Gesellschaftsvermögen (Liegenschaften) zur Deckung von Haushaltsdefiziten (das strukturelle Defizit) verkauft wurden. Und es ist nach den Erfahrungen der letzten Jahre zu erwarten, dass ein zukĂŒnftiger Nachfolger dieses dauerhaft bestehende strukturelle Defizit erben wird. Nun soll dem zukĂŒnftigen Schatzmeister unter anderem genau die Möglichkeit verwehrt werden, die der aktuelle zur Vermeidung einer bilanziellen Ăberschuldung fĂŒr das Rechnungsjahr 2017 genutzt hatte: eine (durchaus moderate) Anpassung des Wertes der Partizipationsscheine!
Eine moderate Anpassung der Werte der Partizipationsscheine in der Bilanz ist nicht das eigentliche Problem. In einer Notsituation kann das durchaus eine sinnvolle Massnahme sein. Das Problem war und ist das weiterhin bestehende strukturelle Defizit.
Mit der Zustimmung zu der beabsichtigten Ăbertragung der Aktien und Partizipationsscheine soll also die Gesellschaft in gewisser Weise vor sich selbst geschĂŒtzt werden, damit sie nicht wie Odysseus den Verlockungen der SirenengesĂ€nge unterliegt, die fĂŒr ihn den sicheren Untergang bedeutet hĂ€tten, wĂ€re er diesen erlegen. Stellt sich allerdings die Frage, ob fĂŒr die Gesellschaftssituation nicht das Umgekehrte gilt: Wenn die Gesellschaft endgĂŒltig und unwiderruflich sich der Möglichkeit begibt, im Falle einer Notsituation auch ĂŒber das Aktien- und Partizipationsschein-Kapital in verantwortlicher Weise und im Rahmen der bestehenden Regeln (siehe weiter unten) verfĂŒgen zu können, so kann heute noch nicht abgesehen werden, welche Folgen das haben kann. Als vor Jahren die HĂ€lfte der Partizipationsscheine mit Gewinn an eine Vermögensverwaltung weiterverkauft wurde, hat man das sicher auch fĂŒr einen richtigen Weg gehalten. Aus heutiger Sicht ein schwerer Fehler, was auch vom Vorstand ganz klar so gesehen wird.
Kann man denn heute wissen, was in 5, 10 oder 20 Jahren notwendig und richtig sein wird? HĂ€lt man sich im Vorstand wirklich fĂŒr so weitblickend, um die weitere Entwicklung vorhersehen zu können und heute bereits festlegen muss, was eine zukĂŒnftige Mitgliedschaft und ein zukĂŒnftiger Vorstand auf keinen Fall darf? Dass man glaubt, diese vor sich selber schĂŒtzen zu mĂŒssen, indem man eine Entscheidung trifft und damit dieses ideelle und finanzielle Gesellschaftsvermögen endgĂŒltig und irreversibel ausgliedert (aufgibt, verkauft, ĂŒbertrĂ€gt oder wie immer man das nennen mag)? Meint man wirklich, selber moralisch und sachlich bereits heute eine Entscheidung fĂŒr eine zukĂŒnftige GesellschaftsrealitĂ€t treffen zu können und die HandlungsspielrĂ€ume â vollkommen unnötig, wie sich zeigen wird â einschrĂ€nken zu mĂŒssen?
Vermeintliche Gefahren fĂŒr die Weleda
Mit folgenden vermeintlichen «Gefahren» werden die Absichten begrĂŒndet:
Erstens: Es bestĂŒnde ein Compliance-Problem, wobei dies jetzt in AWW 4/22 allerdings in den Hintergrund getreten ist, nur noch erwĂ€hnt wird. Dieses Compliance-Problem mag zwar «rechtlich beschreibbar» sein, allerdings sind die Regelungen in den Statuten der Weleda ganz eindeutig (und darĂŒber kann sich jeder, der Aktien oder Partizipationsscheine erwerben will, zuvor informieren): Es gehört zum statuarisch festgelegten Unternehmenszweck der Weleda, anthroposophische Institutionen zu unterstĂŒtzen und zu fördern! In diese Kategorie fĂ€llt auch die AAG mit der Hochschule. Hinzu kommt, dass diese Spenden seit vielen Jahren jĂ€hrlich erfolgen, auch darĂŒber kann ein möglicher Erwerber informiert sein. Statuarisch ist dieses Vorgehen klar geregelt und so wurde auch von Justus Wittich eingerĂ€umt, dass dieses Vorgehen höchstwahrscheinlich rechtssicher in Ordnung sei. Insofern stellt sich die Frage, ob dieses theoretische (und vermutlich vermeintliche) Compliance-Problem jemals real werden könnte. Eine juristische EinschĂ€tzung scheint es nicht zu geben, da eine entsprechende Nachfrage beim Schatzmeister (nebst zweifacher Erinnerung) bis heute (3. April 2022) ohne Reaktion blieb. Muss nun aus einer Mitgliederinitiative heraus eine notwendige juristische EinschĂ€tzung eingeholt werden? Solange eine solche der Mitgliedschaft in ĂŒberprĂŒfbarer Form nicht vorliegt, sollte nicht einmal eine unverbindliche Richtungsentscheidung getroffen werden und eine weitere Diskussion unterbleiben.
Zweitens: Durch die Auslagerung des Aktien- und Partizipationsschein-Besitzes soll sichergestellt werden, dass dieser nicht durch Verkauf auf den freien Markt gelangen kann. Das könne dazu fĂŒhren, dass z.B. durch profit-orientierte AktionĂ€re die Ausrichtung des GeschĂ€ftszweckes der Weleda abweichend von den ursprĂŒnglichen Intentionen beeinflusst und damit auch die jĂ€hrlichen Spenden an die AAG in Frage gestellt werden könnten. So zumindest kann man das Ansinnen des Vorstandes verstehen. Auch das hört sich zunĂ€chst sinnvoll an, ist ein nachvollziehbarer Gedanke. Allerdings stellt sich die Frage, ob denn diese Gefahr ĂŒberhaupt besteht. Selbst wenn in der AAG die totale Verantwortungslosigkeit in dieser Frage ausbrechen wĂŒrde oder wenn gar im Falle eines Konkurses der Gesellschaft im Rahmen einer Zwangsvollstreckung die Aktien und die Partizipationsscheine zu Geld gemacht werden sollten, besteht diese Gefahr nicht. Das ergibt sich aus den Statuten der Weleda AG. Denn man hat fĂŒr genau dieses mögliche Szenario bereits vorgedacht. So heisst es in §6 der Weleda-Statuten(Auszug):
«Die Namenaktien dĂŒrfen nur mit schriftlicher Zustimmung des Verwaltungsrates der Gesellschaft ĂŒbertragen werden. Der Verwaltungsrat kann die Ăbertragung verweigern, wenn der vorgesehene Erwerber nicht Mitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, Dornach (Kanton Solothurn/ Schweiz), ist und somit nicht hinreichend dokumentiert, dass er die anthroposophische Zielsetzung der Weleda AG als berechtigt anerkennt und unterstĂŒtzt, âŠ
Auch bei Erwerb durch Erbgang, Erbteilung, eheliches GĂŒterrecht oder Zwangsvollstreckung kann der Verwaltungsrat die Eintragung in das Aktienbuch verweigern, muss aber dann dafĂŒr sorgen, dass die Aktien zum wirklichen Wert im Zeitpunkt des Gesuches ĂŒbernommen werden. Um wirksam zu sein, mĂŒssen die Ăbertragungen im Aktienbuch der Gesellschaft eingetragen sein.»
An dieser Regelung kann die AAG allein nichts Ă€ndern, es mĂŒsste also zu einem theoretischen VerĂ€usserungswillen der AAG auch die Zustimmung des Verwaltungsrates hinzukommen. Aber selbst wenn ein solcher Coup gelingen sollte, sind die Aktien immer noch nicht frei handelbar, es bleiben Namensaktien, die an der Börse nicht handelbar sind. Und um dies zu Ă€ndern, wĂ€ren noch höhere HĂŒrden zu ĂŒberwinden, denn fĂŒr eine dazu notwendige StatutenĂ€nderung wĂ€re in der Generalversammlung der Weleda nicht nur eine Zustimmung von 2/3 der Stimmrechte notwendig, sondern auch noch zusĂ€tzlich die absolute Mehrheit des Aktienkapitals. Eine nicht leicht zu ĂŒberwindende HĂŒrde, die eine ausserordentlich breite Zustimmung in der Generalversammlung der Weleda erfordern wĂŒrde. Hier mĂŒssten AAG und Klinik schon gemeinsame Sache machen. Konkret heisst das, dass sowohl der Vorstand der AAG, als auch die Mehrheit einer GV der AAG, eine Mehrheit der Klinik-Leitung und eine 2/3-Mehrheit der Weleda-GV sich einig sein mĂŒssten, diesen Weg zu gehen. Ist es wirklich notwendig, sich mit grossem Aufwand davor zu schĂŒtzen?
Ist eine Stiftung die Lösung?
Eine Stiftungs-Lösung ist vermutlich eher eine Gefahr als eine Lösung. Es liegt im Wesen einer Stiftung, dass sie von aussen nicht beherrscht werden kann wie z.B. eine Aktiengesellschaft oder eine GmbH. Der Stiftungsrat ist das höchste Organ und kann z.B. in seinem Handeln nicht an die Weisung eines AAG-Vorstandes gebunden werden. Ob es rechtsichere Gestaltungen gibt, die dennoch ermöglichen wĂŒrden, dass der Stiftungsrat nur Entscheidungen treffen kann, die im Interesse der AAG liegen bzw. nur im Einvernehmen mit dem Vorstand der AAG handeln kann, ist sehr fraglich. Und ob es wĂŒnschenswert ist, dass eine Verwaltung dieses doch besonderen ideellen Gesellschaftsvermögens unter staatlicher Aufsicht erfolgen soll, ist gewiss ebenfalls fraglich. Man vergegenwĂ€rtige sich, dass auch die Alanus-Hochschule und die UniversitĂ€t Herdecke ihren Status nur unter staatlicher Aufsicht bzw. mit staatlicher Anerkennung haben können. WĂ€re das wirklich fĂŒr die Verwaltung dieses Vermögens und den Einfluss auf die Weleda wĂŒnschenswert? Zudem weiss man nicht, wie sich der staatliche Einfluss zukĂŒnftig entwickeln kann. Im Falle einer ungĂŒnstigen Entwicklung, wĂ€re eine RĂŒckabwicklung nicht möglich!
Zwischenfazit
Die vorgetragenen vermeintlichen Gefahren, mit denen die Ausgliederung der Aktien und der Partizipationsscheine gerechtfertigt werden soll, bestehen, wenn ĂŒberhaupt, ganz offensichtlich keinesfalls in einem so bedrohlichen Mass, dass ein vorauseilendes Handeln jetzt notwendig oder gerechtfertigt erscheint, zudem damit erst zukĂŒnftig erkennbare sinnvolle Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten bereits jetzt beschrĂ€nkt oder verunmöglicht wĂŒrden.
Von der Mitgliedschaft wird die bisherige Entwicklung der Weleda durchaus als problematisch gesehen, so u.a. folgende Punkte:
- Streichung zahlreicher Medikamente.
- Die Absicht, die Querfinanzierung der Heilmittel aus Kosmetik-ErtrÀgen zumindest zu reduzieren.
- Die Verlagerung der Heilmittelproduktion nach Deutschland, obwohl dort in der EU die Gefahr eines Verbotes von Naturheilmitteln viel grösser ist als in der Schweiz.
- Immer weniger erkennbare anthroposophische Ausrichtung des Unternehmens.
- Einrichtung von Wellness-Zentren (Weleda-City-Spa).
- Fehlentwicklungen in der Vergangenheit, die fast zur ZahlungsunfĂ€higkeit der Weleda gefĂŒhrt hĂ€tten (unnötiges und sehr teures Verwaltungszentrum Basel mit mehreren Millionen CHF Aufwand pro Jahr. Inzwischen aufgegeben, womit eine positive Unternehmensentwicklung einherging!).
- ZweckĂ€nderung des Unternehmens, um Spenden in Höhe von ca. 4,5 Mio. CHF jĂ€hrlich an offensichtlich nichtanthroposophische Einrichtungen geben zu können. (Es handelt sich um den 3-fachen Betrag, den das Goetheanum jĂ€hrlich erhĂ€lt! 2022 sollen schwerpunktmĂ€ssig die Bereiche BiodiversitĂ€t, Bodengesundheit, Klimaschutz, nachhaltigere Verpackungen sowie gute UnternehmensfĂŒhrung (Governance) und Gemeinwohl gefördert werden. Inwieweit es sich dabei um anthroposophische Projekte handelt, ist nicht erkennbar und wurde nicht erwĂ€hnt.)
Diese Entwicklungen sind seitens der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft nicht von der Mitgliedschaft, sondern vom Vorstand (zusammen mit der Goetheanum-Leitung und der Medizinischen Sektion) zu verantworten.
Die Mitglieder wurden ĂŒber all diese VorgĂ€nge nicht informiert, geschweige, dass darĂŒber Rechenschaft abgelegt wurde. Ausgehend von den bisherigen Erfahrungen: Vor wem muss die Weleda geschĂŒtzt werden? Gewiss nicht vor den Mitgliedern!
Es wird höchste Zeit, dass aus der Mitgliedschaft heraus die Verantwortung auch fĂŒr die Gesellschaft endlich ergriffen wird!
Alternative Lösung
Wenn es darum geht, die VerfĂŒgungsmöglichkeiten ĂŒber den Aktien- und Partizipationsschein-Besitz innerhalb der AAG zu beschrĂ€nken bzw. zu erschweren, gĂ€be es eine einfachere Lösungsmöglichkeit: In den Statuten wĂ€re zu regeln, dass ĂŒber die Aktien und die Partizipationsscheine nur mit 2/3 (oder 3/4?) Mehrheit in der GV verfĂŒgt werden kann. Zusammen mit den Regelungen der Weleda-Statuten mĂŒsste damit einem möglichen Missbrauch in weitestgehend vorgebeugt sein.
Externe Berater?
Wer sind die externen Berater, die diese Vorgehensweisen empfehlen? Was befĂ€higt diese, im Interesse der Anthroposophie und der AAG sinnvolle Gestaltungen vorzuschlagen, fĂŒr die der Mitgliedschaft keine schlĂŒssigen und nachvollziehbaren Problembeschreibungen vorgelegt wurden?
Abschluss-Fazit
Zum angeblichen Compliance-Problem: Ohne eine auch fĂŒr die Mitgliedschaft ĂŒberprĂŒfbare juristische Beurteilung, dass dieses Problem ĂŒberhaupt besteht, sollte dieser Punkt nicht weiter verfolgt werden. Allenfalls könnte dem Vorstand der Auftrag erteilt werden, z.B. bis zum 30. Juni 2022 ein entsprechendes Rechtsgutachten vorzulegen oder aber von der Weiterverfolgung dieser Frage abzusehen. Eine ausserordentliche GV ist dann auch nicht notwendig.
Schutz der Mitgliedschaft vor sich selbst: Es besteht keinerlei Anlass, die Mitgliedschaft oder einen zukĂŒnftigen Vorstand vor einem Problem zu schĂŒtzen, wo es schon genug Schutz gibt. Allenfalls könnte beschlossen werden, dass VerfĂŒgungen ĂŒber die Aktien und die Partizipationsscheine nur mit qualifiziertem Mehr verfĂŒgt werden kann. Eine solche StatutenĂ€nderung könnte an der GV 2023 beschlossen werden. Eine a. o. GV ist dafĂŒr nicht erforderlich.
Ist es sinnvoll und entspricht es der Aufgabe der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, wenn die Weleda-Beteiligung und damit die Verantwortung endgĂŒltig und unwiderruflich an eine Organisation ĂŒbertragen wird, die weder von der Mitgliedschaft legitimiert noch dieser gegenĂŒber rechenschaftspflichtig ist? Das ist die Frage vor der wir stehen.
Thomas Heck, 3. April 2022
«Nach den Corona-Erfahrungen: Was mĂŒssen wir als Anthroposophische Gesellschaft lernen?»
Vorbemerkung
Am 29. MĂ€rz 2022 fand ein Mitgliederforum am Goetheanum zu den Erfahrungen im Umgang mit Corona statt. Dazu hiess es in der Einladung:
«Der Zusammenhalt in einer Gesellschaft wie der Anthroposophischen zeigt sich auch darin, wie wir zusammenwirken und wie wir uns bei unterschiedlichen, ja polaren Auffassungen verstĂ€ndigen. Wir laden Sie daher herzlich ein, zum Thema âčNach den Corona-Erfahrungen: Was mĂŒssen wir als Anthroposophische Gesellschaft lernen?âș ins GesprĂ€ch zu kommen. Wir möchten erfahren, wie Sie den Umgang mit den Corona-Massnahmen erlebt haben und wie wir Wege finden, um auch in GegensĂ€tzen doch miteinander eine gemeinsame Zukunft zu bauen. Dazu findet ein Mitglieder-Forum am 29. MĂ€rz 2022, 20 Uhr in der Rudolf-Steiner-Halde statt.»
Es hatten sich knapp 60 Menschen eingefunden und es entstand recht bald ein lebhaftes GesprÀch. Angesichts der bevorstehenden Generalversammlung mit doch brisanten Themen kamen auch die Fragen zum Umgang mit dem «Weleda-Besitz» der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft zur Sprache.
An dieser Stelle eine wichtige Information zum Antrag des Vorstandes: Dieser Antrag soll in der Richtung verĂ€ndert werden, dass an der kommenden Generalversammlung zwar ein Richtungs-Entscheid, jedoch noch kein endgĂŒltiger Beschluss gefasst werden soll. Dieser soll an einer ausserordentlichen Generalversammlung in der 2. JahreshĂ€lfte 2022 erfolgen, sofern ein entsprechender Richtungsentscheid jetzt am 9. April 2022 von der Mitgliedschaft gefasst wird.
Angesichts der bevorstehenden Generalversammlung und der begrenzten Zeit, soll nun am kommenden Montag, den 4. April 2022, um 20 Uhr ein weiterer GesprÀchsabend ausschliesslichen zum Thema «Weleda» stattfinden.
Nachfolgend ein erster Stimmungsbericht von Eva Lohmann-Heck aus der gestrigen Veranstaltung.
Nachklang zum Prozess und Zukunftsfragen
Sehr wichtig und anregend erlebte ich den gestrigen Mitglieder-Abend in der Halde. Wie immer in solchen ZusammenkĂŒnften lebt der Wunsch und die Hoffnung auf VerstĂ€ndigung und einen fruchtbaren Austausch. Deutlich wurde auch in den BeitrĂ€gen das BemĂŒhen, dies zu ermöglichen, herzlichen Dank in dieser Hinsicht auch an Ronald Templeton fĂŒr seine GesprĂ€chsleitung!
SelbstverstĂ€ndlich sollte es möglich sein in einer Anthroposophischen Gesellschaft, dass im Sozialen alle Sichtweisen und Auffassungen ihre Berechtigung haben und leben dĂŒrfen, zumal man voraussetzen kann, dass alle auf der Suche nach einer Erkenntnis der Wahrheit und Wirklichkeit streben.
Im Konkreten stehen wir immer aufs Neue vor der Aufgabe, wenn sich die Sichtweisen sehr unterscheiden, wie man nicht nur zu einem Sich-Geltenlassen in den Verschiedenheiten kommt â womit ja bereits eine wichtige QualitĂ€t erreicht wĂ€re â sondern wie ein echtes Erkenntnis-GesprĂ€ch möglich werden kann? â Zu den Voraussetzungen gehören selbstverstĂ€ndlich QualitĂ€ten und soziale FĂ€higkeiten, wie z.B. das Interesse an den Gedanken des anderen und an dem, was im anderen lebt, Wohlwollen und âallgemeine Menschenliebeâ, das schlichte Sich-Ausreden lassen â und die Toleranz gegenĂŒber âmenschlichen SchwĂ€chenâ (â der eine spricht zu leise, der andere zu laut, einer zu langsam, der andere zu schnell usw.âŠ). Diese QualitĂ€ten habe ich auch an gestrigen Abend erlebt. Es wurden die mitgebrachten Fragen und Themen kurz dargestellt, eine schöne Vielfalt ergab sich, im Laufe des GesprĂ€ches wurden natĂŒrlich auch die Unterschiede immer deutlicher. Jemand brachte zu Recht zum Ausdruck, wie unmöglich es sei, wenn man vom anderen nicht nur ein Denken sondern auch ein Handeln erwartet oder gar fordert im eigenen Sinne.
Meist enden die Veranstaltungen in diesem Nebeneinander âStehenlassen der Meinungen. In diesem Falle ist eine Fortsetzung geplant fĂŒr den kommenden Montag. Die Stimmung blieb konstruktiv und ich hatte den Eindruck, dass doch mit offenem Herzen alles wahrgenommen worden war. Am Montag wird es konkret nochmals um das Thema Weleda gehen, um die offenen Fragen bzw. um etwaige MissverstĂ€ndnisse zu klĂ€ren. Dann werden wir uns voraussichtlich in kleinerem Kreise und, wenn andere hinzukommen, in einer neuen Zusammensetzung wieder finden. Damit beginnt ein neuer Prozess.
Es werden womöglich erneut sehr unterschiedliche Denk- und Willensrichtungen zu Tage treten und die verschiedenen Sichtweisen nebeneinander âim Raumâ stehen, was dann? Dazu einige grundsĂ€tzliche Gedanken, zu der Frage, wie gegensĂ€tzlichen Auffassungen kĂŒnftig in einen echten gemeinsamen Erkenntnisprozess ĂŒbergefĂŒhrt werden könnten. Ein erster Schritt hierzu könnte sein, so meine Erfahrung, sich darĂŒber zu verstĂ€ndigen, auf Grund welcher Informationen oder Kenntnisse man zu seinem Urteil gekommen ist. Welches sind die Fakten bzw. Informationsquellen? Am Beispiel der Corona-Zeit: Wenn ich weiss, dass der andere sein Wissen ausschliesslich aus der Tageschau und der Tagespresse bezieht, auf den âFaktencheckâ vertraut und dort meine Aussagen ĂŒberprĂŒfen und widerlegen lĂ€sst, so kann ich wissen, dass er zu anderen Urteilen kommen m u s s als ich. â Und wem in unseren ZusammenhĂ€ngen die Aussagen Rudolf Steiners ĂŒber das Impfen oder die HintergrĂŒnde der Weltpolitik, die Ziele der GegenmĂ€chte usw. unbekannt sind, der muss ebenfalls zu anderen Urteilen ĂŒber das Zeitgeschehen kommen als ich. Konkret zum Thema Weleda: Welches sind die GrĂŒnde fĂŒr die geplante Ausgliederung und welches die gesetzlichen Vorgaben, welche dies erfordern? Wie wird die Aufgabe der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft als HauptaktionĂ€rin gesehen sowie die Aufgabe des Vorstandes als ihr Vertreter im Verwaltungsrat der Weleda? â Vielleicht treten schon hier unterschiedliche Auffassungen zu Tage, die letztlich auf die noch grössere Frage zurĂŒckfĂŒhren, welche gestern Abend ebenfalls geĂ€ussert wurde: Wie ist âunserâ Bild beziehungsweise welche Bilder leben von der Aufgabe der AAG? Rudolf Steiner sprach von dem dringend notwendigen gemeinsamen Aufgabenbewusstsein. MĂŒssten wir diese Aufgabe nicht gemeinsam finden und formulieren? Dies kann keinesfalls die Aufgabe des Vorstandes ohne die Mitgliedschaft sein!
Im Falle einer GesprĂ€chsrunde zwischen Mitgliedern, VorstĂ€nden und Sektionsleitern kommt auch noch die ungleiche Rollen â und Aufgabenverteilung hinzu. Denn um in ein echtes ErkenntnisgesprĂ€ch zu kommen, darf es keinen Handlungs-und Ergebnisdruck geben, nur echtes Interesse an der Wahrheit bzw. in diesem Falle an der Weleda und ihrer Aufgabe sowie die Verantwortung der AAG in Bezug auf die Entwicklungsrichtung dieses Unternehmens. Justus Wittich sprach auch von MissverstĂ€ndnissen, die es in der Kommunikation gab und dass man den Mitgliedern das Vorhaben besser erlĂ€utern mĂŒsste. (Leider erinnert mich dies etwas an die Aussagen von Politikern, man mĂŒsse der Bevölkerung die geplanten Massnahmen nur besser erklĂ€renâŠ.) Die Weichen sind gestellt und die EntschlĂŒsse gefasst, insofern wĂ€re es gut, sich in Bezug auf den kommenden Montag realistische Ziele zu setzen, angesichts des fortgeschrittenen Stadiums des Prozesses, jedoch auch sich ins Bewusstsein zu rufen, dass die Letztverantwortung bei den Mitgliedern liegt.
Die Wahrnehmung der Mitglieder-Ansichten in Fragen von solcher Tragweite in einer gemeinsame Bildgestaltung vor der Beschlussfassung wĂ€re da im Sinne anthroposophischer Arbeitsmethodik vielleicht ein Weg fĂŒr die Zukunft?
Ich glaube, es wĂŒrde viel Zeit und KrĂ€fte sparen, wenn wir uns zuerst ĂŒber unsere Erkenntnisgrundlagen verstĂ€ndigen wĂŒrden im oben beschriebenen Sinne. Dies wĂ€re jedoch nur der erste Schritt, er garantiert noch keineswegs, dass man zum gleichen Urteil kommt. Denn unsere Verschiedenheiten reichen selbstverstĂ€ndlich tiefer und weiter, nĂ€mlich in unsere charakterologischen Anlagen und â unbewussten Interessen, Neigungen und Intentionen. Diese immer mehr ins Bewusstsein zu heben ist Aufgabe der Schulung und ein langer WegâŠ
Soziale Gestaltung
Ich sehe kein Problem darin, wenn in unserer Gesellschaft unterschiedliche Auffassungen nebeneinander bestehen â das ist normal und gehört zu einem freien Geistesleben. Ein Problem entsteht erst, wenn nur ein Teil dieser Sichtweisen die Möglichkeit erhĂ€lt, sich allen anderen und der Ăffentlichkeit mitzuteilen, sprich, wenn zufĂ€lligerweise nur diejenigen ReprĂ€sentanten der AAG oder Institutionen sich öffentlich in der Wochenschrift und in AWW Ă€ussern können, deren Sichtweisen im Einklang stehen mit den politischen mainstream- Medien. Auch wenn die BeitrĂ€ge â wie von Ueli Hurter betont wurde â individuell entstanden sind, gingen sie doch alle in die gleiche Richtung.
So wurden andersartige Sichtweisen unterdrĂŒckt â genauso wie in der Politik â und ein wissenschaftlicher Austausch wurde ebenfalls vermieden â genauso wie in der Politik. â Noch vor 20 Jahren gab es die Möglichkeit zu ausfĂŒhrlichen Stellungnahmen und ĂŒber mehrere Ausgaben der Wochenschrift sich erstreckende inhaltliche Debatten! Das wĂ€re echte Einbeziehung der Mitgliedschaft und wĂŒrde der Urteilsbildung dienen. – Nun werden Sie sagen: Jeder kann sich doch per Leserbrief Ă€ussern! Das stimmt auch nicht. Kleine Erfahrung vor Jahren: Auf meinen Lesebrief erhielt ich erst auf mehrere Nachfragen hin nach Wochen eine Antwort, und in der hiess es, es gab leider zu viele Leserbriefe â und nun sei das Thema ja vorbei. Zahlreiche Leserbriefe zeugen doch eigentlich von einer interessierten Mitgliedschaft! Wenn man sie jedoch dermassen âeinschrĂ€nktâ oder ausgrenzt in den Möglichkeiten, sich wahrzunehmen und einzubringen, muss man sich nicht wundern, wenn sie weniger werden.âŠoder kritischer.
Nun wĂŒrde ich keineswegs eine Lösung darin sehen, die derzeit Leitenden auszuwechseln und andere zu âinstallierenâ â die dann ihrerseits wieder, um handlungsfĂ€hig zu sein, Andersdenkende sich vom Halse halten mĂŒssen, die aus der Flut von Emails ihre Auswahl treffen und die Mehrzahl unbeantwortet lassen â vor allem die unangenehmen Nachfragen – und ihre Entscheidungen in ihrem Kreise ohne Transparenz hinter verschlossenen TĂŒren fĂ€llen. â Dann dienen Mitglieder-Abende dem Ziel, dass alle mal âDampf ablassen können, damit man anschliessend in Ruhe weiterarbeiten kannâ (Zitat eines Vorstandsmitgliedes vor Jahren). â Und ehrlich gesagt â ich kann es sogar ein wenig nachvollziehen. Nur glaube ich nicht, dass eine derart geleitete Gesellschaft zukunftsfĂ€hig oder gar ein Kulturfaktor werden kann, und erst recht nicht eine wahrhaft anthroposophische Gesellschaft sein KANN!
Nein, ich sehe vielmehr das Problem in den Strukturen unserer AAG selbst. Und damit in einem viel grösseren Problem, dass nur langfristig zu lösen sein wĂŒrde! Solange wir nicht alle vollkommen selbstlos und gelĂ€utert sind, brauchen wir Sozialformen, welche diesen unseren Einseitigkeiten Rechnung tragen. Es kann kein Mensch, auch nicht eine kleine Gruppe, die Rolle Rudolf Steiners ĂŒbernehmen und eine Gesellschaft mit ĂŒber 40.000 Mitgliedern in einer zeitgemĂ€ssen Form leiten. Nur er konnte als Eingeweihter die Menschen wahrhaft erkennen, ihr tiefstes Wesen, ihre karmischen Voraussetzungen, ihre FĂ€higkeiten und Zielrichtungen. In einer modernen anthroposophischen Gesellschaft mĂŒsste eine FĂ€higkeiten-Hierarchie entstehen, damit jeder seine Aufgabe seinen KrĂ€ften und FĂ€higkeiten gemĂ€ss erfĂŒllen kann. (Wege hierfĂŒr wĂ€ren gemeinsam zu suchen!) Stattdessen haben wir ein â Verzeihung â Cliquenwesen! Wo wie in der Politik Ămter vergeben werden nach persönlicher NĂ€he und Bekanntschaft, Sympathie und karmischer Verbundenheit, nicht jedoch unbedingt nach FĂ€higkeiten, denn man kann ja gar nicht alle FĂ€higen und Geeigneten erkennen â allein schon auf Grund der Anzahl und â der karmisch gefĂ€rbten Brille oder Blindheit. Unsere Gesellschaft mĂŒsste wenigstens im Sinne des dreigliedrigen Menschen ein freies Geisteslegen ermöglichen und die Gleichheit im Rechtlich-Sozialen, was sich z.B. darin ausdrĂŒcken wĂŒrde, dass inhaltliche Darstellungen von Mitgliedern in einer Wochenschrift Raum gegeben wird und auch auf einer Generalversammlung die Redezeit nicht nur fĂŒr VorstĂ€nde und Leitende relativ unbegrenzt ist. â NatĂŒrlich mĂŒsste man machbare Formen finden! Und doch â unter Rudolf Steiners Leitung war es noch so: Die GV dauerte so lange, wie es notwendig war, um allen Gehör zu schenken und Konflikte zu lösen,⊠nĂ€mlich ĂŒber eine Woche lang. (Klingt natĂŒrlich völlig utopisch, macht aber etwas deutlich!)
Ungesunde soziale Gestaltungen mĂŒssen zu Unfrieden fĂŒhren â und schwĂ€chen doch letztlich dadurch alle, vor allem die AAG und die Anthroposophie, welche in ihr leben können sollte! â Die Sozialgestaltung ist die höchste der sieben KĂŒnste, Rudolf Steiner nennt sie die königliche Kunst. Der Tempelbau im Sozialen ist die wahre Aufgabe der Anthroposophie â und der AAG?
Wenn wir uns am Montag wiedersehen, stellt sich die Frage, wie kann es zu einem wirklich fruchtbaren Dialog kommen? Nur in einem ergebnisoffenen GesprÀch und gemeinsamer Suche nach dem richtigen Weg.
Wir haben (bisher) nur diese eine Gesellschaft, aber sie ist ein gemischter König. Das dient nur den GegenmĂ€chten. Endlich beginnen, sie zu heilen und verwandeln wĂŒrde ich als die wichtigste Aufgabe nach 3 x 33 Jahren Brand und Weihnachtstagung sehen!
Eva Lohmann-Heck, 30.MĂ€rz 2022
Vorbemerkung
UrsprĂŒnglich waren fĂŒr diesen Gedenktag BeitrĂ€ge vorgesehen, die nun aufgrund der aktuellen Themen vor der Generalversammlung warten mĂŒssen. Durchaus passend zu diesem 97. Todestag erscheint es jedoch, wenn, ausgehend von einem RĂŒckblick auf Rudolf Steiners damaliges BemĂŒhen um die Konsolidierung der Gesellschaft, die sich aktuell zuspitzende Situation der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in den Blick genommen wird.
Dazu eine persönliche Bemerkung vorab: Es lag ĂŒberhaupt nicht in meiner Absicht, mich in irgendeiner Weise im Zusammenhang mit der diesjĂ€hrigen Generalversammlung zu engagieren. Zu deutlich schienen mir die beiden vorherigen GVs von Desinteresse seitens der Mitgliedschaft geprĂ€gt. Trotz der neu gegebenen Möglichkeit der weltweiten Online-Teilnahme, wurde diese kaum genutzt: Im letzten Jahr nahmen von den mehr als 40.000 Mitgliedern gerade einmal 350 aus 45 LĂ€ndern an dem Livestream und an der Abstimmung teil. Mit einer derartig geringen Teilnahme hatte wohl kaum jemand gerechnet. 350 Teilnehmer an einer GV wĂ€ren auch fĂŒr eine PrĂ€sens-GV in Dornach nicht viel. Man kann gespannt sein, wie es dieses Jahr sein wird.
So war die deutliche Resonanz aus der Mitgliedschaft auf die Einladung zu der Informationsveranstaltung zur Weleda am 17. MĂ€rz 2022 ĂŒberraschend gross, vermutlich auch fĂŒr die Gesellschaftsleitung (siehe Rundbrief 34 und 35[1]). Es geht hier um das Schicksal der Weleda, die untrennbar verbunden ist mit der Anthroposophischen Medizin, zumindest ursprĂŒnglich. So wird die unklare Kommunikation bzgl. nicht mitgeteilter wesentlicher VerĂ€nderungen im Unternehmenszweck und der Absicht, die Weleda-Anteile an eine noch nicht existierende Stiftung zu ĂŒbertragen (und damit zu verkaufen, inzwischen wird auch von «neu gliedern» gesprochen) offensichtlich von vielen Mitgliedern nicht akzeptiert. So lohnt es, hier Licht ins Dunkel zu bringen, endlich zu erfahren, was wirklich beabsichtigt ist und dem ggf. Einhalt zu gebieten â im Interesse der ursprĂŒnglichen Intentionen der Weleda. Genau dafĂŒr trĂ€gt die Mitgliedschaft einen wesentlichen Anteil der Verantwortung, was offensichtlich auch erlebt wird. So hat sich aus der Sache und der Situation ergeben, dass jetzt ein Engagement sinnvoll erscheint. Zur weiteren Entwicklung, neuen Informationen und einem möglichen Vorgehen wird weiter unten ausgefĂŒhrt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der ebenfalls wie im Weleda-Zusammenhang, ausgerechnet jetzt, 3 x 33 Jahre nach dem Schicksalsjahr 1923 auftaucht, ist die Absicht des Vorstandes, die Zentralisierung der Gesellschaftsleitung weiter zu verstÀrken, in dem die Konferenz der GeneralsekretÀre und Landesvertreter zu einem statuarischen Gesellschaftsorgan erhoben werden soll. Auch in unserer Gesellschaft ist damit eine zunehmende «Aristokratisierung» zu beobachten.
Mit diesen Themen kann angeknĂŒpft werden an Rudolf Steiners damalige Versuche, der Anthroposophischen Gesellschaft, insbesondere der Leitung, den Spiegel vorzuhalten und die damals entstandene problematische Entwicklungsrichtung zu korrigieren. Insofern scheint es angemessen nach jetzt 99 Jahren die Frage zu stellen, ob die aktuell eingeschlagene Entwicklungsrichtung, die aus dem Handeln der Leitung deutlich wird, einer Korrektur bedarf. Eine solche Korrektur â wenn sie denn notwendig ist â kann heute nur aus der Mitgliedschaft geleistet werden.
3 x 33 Jahre nach dem Schicksalsjahr 1923 â zur Lage der Gesellschaft
Nach dem Gesetz der 33 Jahre korrespondiert das aktuelle Jahr 2022 mit den Jahren 1989 und 1923, dem Schicksalsjahr sowohl der Anthroposophischen Gesellschaft als auch Mitteleuropas (und damit der ganzen Welt). Von diesen und zwei weiteren Zeitreihen (1902 und 1913) handelten die vorherigen BeitrĂ€ge «100 Jahre Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft»[2] und «… am Grabe aller Zivilisation?»[3]. Dabei ist zu berĂŒcksichtigen, dass es sich bei der an der Weihnachtstagung gegrĂŒndeten Gesellschaft nicht um die heutige Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft handelt!
UnĂŒbersehbar leben wir in einer Zeit der Zentralisierung, in der weltweit die Macht von den nationalen Regierungen auf supranationale Organisationen verlagert wird, welche von relativ kleinen, demokratisch nicht legitimierten Gruppen beherrscht werden. Es ist weltweit zu erleben, was Rudolf Steiner bereits 1905 vorausgesagt hatte, «denn der Gang der Entwickelung ist nicht der, dass wir demokratischer werden, sondern dass wir brutal aristokratisch werden.»[4] Und kann es einen Zweifel an der AktualitĂ€t folgender Aussage geben? «Tonangebend ist eine Gruppe von Menschen, welche die Erde beherrschen wollen mit den Mitteln der beweglichen kapitalistischen Wirtschaftsimpulse. Zu ihnen gehören alle diejenigen Menschenkreise, welche diese Gruppe imstande ist, durch Wirtschaftsmittel zu binden und zu organisieren.»[5]Der schon seit LĂ€ngerem erkennbare Entdemokratisierungsprozess spitzt sich immer weiter zu, immer unverhohlener und offensiver wird diese Aristokratisierung betrieben und in den Auswirkungen tatsĂ€chlich immer brutaler. (Man denke nur an die PlĂ€ne des «Great Reset», die Impfpflicht und die EinschrĂ€nkungen der Grundrechte.) Nicht ĂŒbersehen sollten wir, dass all dieses Geschehen auch okkulte HintergrĂŒnde hat und wir es bei den uns bekannten Protagonisten zu allermeist mit Marionetten zu tun haben, «HampelmĂ€nner»[6] hat Rudolf Steiner diese genannt, Werkzeuge derer, die wirklich dieses öffentliche Geschehen steuern. Und wir sollten uns «nicht durch die schwarze Magie des Journalismus herumkriegen»[7] lassen und gutglĂ€ubig meinen, die da oben wollen nur unser Bestes.
Und machen wir uns nicht vor: Auch in unserer Gesellschaft gibt es diese Machtkonzentrationen: Die Entwicklung der Statuten seit 1925 sprechen eine deutliche Sprache: z.B. wurde 1935 das von Rudolf Steiner als «Inzucht»[8] bezeichnete Kooptionsprinzip eingefĂŒhrt. Seit 1975 ist das Dogma des sogenannten Initiativvorstandes in den Statuten festgeschrieben. 1999 fand der erste Versuch[9] statt, das Antragsrecht der Mitglieder massiv einzuschrĂ€nken, im Weiteren 2001 und dann 2002.[10] Mit der EinfĂŒhrung der AmtszeitbeschrĂ€nkung im Jahr 2011 wurden besonders hehre Ziele formuliert, obwohl in Wirklichkeit etwas ganz anderes verfolgt wurde. So sollten angeblich «⊠die Mitglieder verstĂ€rkt in die Verantwortung einbezogen werden» und «Es geht darum, dass wir ein neues soziales Feld entwickeln. Damit ist gemeint, dass die Mitglieder mehr einbezogen werden.» Und weiter: «Gern möchten wir die Zusammenarbeit der Mitglieder mit den VerantwortungstrĂ€gern verstĂ€rken, sodass die Gesellschaft zum Partner des Vorstands wird und sich nicht als GegenĂŒber versteht». Diese Ăusserungen erwiesen sich schon durch das nachfolgende Verhalten der Leitung als leere Versprechen. TatsĂ€chlich war es ein geradezu taktisches LĂŒgengebĂ€ude, denn Paul Mackay gestand 2019 öffentlich ein, dass die EinfĂŒhrung [der AmtszeitbeschrĂ€nkung] 2011 lediglich eine (mögliche Ăber-)Reaktion auf den damaligen [2011] Abwahlantrag gewesen sei! Er meinte, eine regelmĂ€ssige Besinnung auf die VorstandstĂ€tigkeit sei schon notwendig, allerdings ohne die Mitgliedschaft einzubeziehen, denn nur im Kreis der Goetheanum-Leitung und der Konferenz der GeneralsekretĂ€re sei eine Beurteilung der VorstandstĂ€tigkeit möglich![11]
Nur ein Jahr spĂ€ter (2012) wurden Vorstandsaufgaben an die neu gebildete «Goetheanum-Leitung» ĂŒbertragen, deren Bildung und Organisation weder eine statuarische noch eine gesetzliche Grundlage haben. Damit ist ein Gesellschaftsorgan entstanden, welches weder durch die Mitgliedschaft legitimiert noch dieser gegenĂŒber rechenschaftspflichtig ist. So finden wir auch innerhalb unserer Gesellschaft Entwicklungstendenzen wieder, die wir in der Weltpolitik beobachten können: eine deutliche Machtkonzentration, die nun an der diesjĂ€hrigen Generalversammlung noch verstĂ€rkt werden soll, indem die Konferenz der Landesvertreter und GeneralsekretĂ€re in den Stand eines statuarischen Organs erhoben werden sollen. Wieviel Leitungsorgane braucht diese Gesellschaft denn noch? Und Inzucht[12] herrscht in diesen Kreisen allemal: Niemand wird gegen den Willen des Vorstandes GeneralsekretĂ€r oder Landesvertreter. Und seit Jahren verstĂ€ndigt man sich bereits auf dieser Ebene, bevor man irgendetwas an die Mitglieder herantrĂ€gt. Aber wehe denjenigen, die aus diesen Konsens-Kreisen ausscheren und sich eine eigene Meinung erlauben. Davon konnte der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz ein Lied singen, der sich 2018 intern, nicht einmal öffentlich, gegen eine AmtszeitverlĂ€ngerung von Paul Mackay und Bodo von Plato ausgesprochen hatte. Intern im Kreis der Leitenden in der AAG brach eine regelrechte Hexenjagt ĂŒber sie herein.[13]
Noch ein Leitungsorgan?
Wozu soll nun dieses neue Organ gut sein? WĂ€re es nicht zeitgemĂ€sser zu fragen, wie die Mitgliedschaft tatsĂ€chlich einbezogen werden kann? Stattdessen gab es 2018 erneut AnsĂ€tze, sowohl das Verfahren von MitgliederantrĂ€gen zu modifizieren als auch Ablehnungen von AmtszeitverlĂ€ngerungen zu verhindern bzw. diese zu erschweren.[14] Damals war von «Partizipation» der Mitglieder die Rede, das Gegenteil wird und wurde jedoch betrieben. Gilt nicht auch fĂŒr unsere gesellschaftlichen VerhĂ€ltnisse, die ja MusterverhĂ€ltnisse sein sollten, was auch im Grossen gilt?
«Wir stehen heute auf einem anderen Boden, und heute sind eben die Menschen nicht so, dass sie sich von kleinen Gruppen dasjenige diktieren lassen wollen, was sie zu tun haben ⊠Heute ist die Zeit, in der man lernen muss den Unterschied zwischen herrschen und regieren. ⊠Herrschen muss heute das Volk, eine Regierung darf nur regieren. Das ist es, worauf es ankommt. Und damit ist auch gegeben, dass in einem gesunden Sinne heute die Demokratie notwendig ist. Deshalb habe ich auch keine Hoffnung, dass man mit den schönsten Ideen etwas erreichen kann, wenn man sie durch kleine Gruppen verwirklichen will und wenn man nicht getragen wird von der Erkenntnis und Einsicht der wirklichen MajoritĂ€t der Bevölkerung. Die wichtigste Aufgabe heute ist, die groĂe Mehrheit der Bevölkerung fĂŒr das zu gewinnen, was man als Möglichkeit zur VerĂ€nderung erkannt hat. So stehen wir heute vor der Notwendigkeit, fĂŒr das, was zuletzt wirklich an wahrer Sozialisierung erreicht werden wird, in demokratischer Weise die Mehrheit der Bevölkerung zu haben.»[15]
Mit recht drastischen Formulierungen hielt Rudolf Steiner 1923 insbesondere den in konkreten Aufgaben und leitenden Funktionen stehenden Mitgliedern den Spiegel vor, vergegenwĂ€rtigte die Situation und den Zustand der Gesellschaft. Diese stĂŒnde vor dem Zerfall, sie sei ein Schemen, alles was nicht verstanden wurde, sei sofort getan worden bzw. geschah das Gegenteil von dem, was er sagte. Seit 1914, verstĂ€rkt aber im Jahr 1923 sprach Rudolf Steiner von einer «inneren Opposition» und bezeichnete die Gesellschaft als «ahrimanisch durchlöchert»[16]. Das bedeutete ja nichts anderes, als dass die gegnerischen Impulse innerhalb der Gesellschaft wirkten, die Widersacher, welche sich fĂŒr ihr Wirken der Menschen bedienen.
Und heute? Ist unsere Gesellschaft auch «ahrimanisch durchlöchert»? Gibt es auch heute eine «innere Opposition» in der Gesellschaft? Ein Wirken gegen die Intentionen Rudolf Steiners? Diese Frage muss gestellt werden!
Verantwortung der Mitgliedschaft
Die AAG ist ein Verein nach Schweizer Recht. Damit ist das oberste Organ, der SouverĂ€n, die Mitgliedschaft â vertreten durch das Organ der Generalversammlung. Und damit trĂ€gt auch die Mitgliedschaft in letzter Konsequenz die Verantwortung fĂŒr das, was in der Gesellschaft geschieht, wie die Gesellschaft durch die Leitung reprĂ€sentiert wird und auch fĂŒr die Folgen, die sich ergeben können, wenn der Vorstand nicht im Sinne der Gesellschaft handelt, nicht die Interessen der Gesellschaft vertritt. All die VerhĂ€ltnisse, die wir heute in der Gesellschaft haben, können nur so sein, wie sie sind, da sie von der Mitgliedschaft mehrheitlich entweder genau so gewollt sind â oder eben toleriert werden.
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass mit der Goetheanum-Leitung ein Leitungs-Organ in der Gesellschaft geschaffen wurde, welches nicht durch die Mitgliedschaft legitimiert wurde und keine Rechenschaft ablegen muss. Das ist ein im Grunde unhaltbarer Zustand und wĂ€re unter Rudolf Steiner kaum möglich gewesen. Und so stellt sich die Frage, ob es denn nicht höchste Zeit wĂ€re, dass auch die Sektionsleitungen Rechenschaft ablegen und sich der BestĂ€tigung durch die Mitgliedschaft stellen mĂŒssten?
Entsprechend dem oben wiedergegebenen Zitat Rudolf Steiners mĂŒsste vielmehr ein Mitgliederorgan entstehen bzw. entwickelt werden, frei aus der Mitgliedschaft, nicht dominiert durch die Gesellschaftsleitung. Und diesem Organ wĂ€ren dann von der GV entsprechende Kompetenzen zu ĂŒbertragen, um ein Zusammenwirken mit den Leitungsorganen auf Augenhöhe zu ermöglichen. Dass ein solches Organ entsteht, liegt naturgemĂ€ss nicht im Interesse des Vorstandes. Nur aus der Mitgliedschaft könnte ein solches Organ entstehen. Allerdings wird auch das erst möglich sein, bzw. können entsprechende Initiativen entstehen, wenn die Mitgliedschaft Bereitschaft gezeigt hat, ihre Verantwortung zu ĂŒbernehmen.
Eine Empfehlung oder gar ein Aufruf, dem Antrag des Vorstandes fĂŒr das geplante Organ der GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter zu- oder nicht zuzustimmen, erfolgt hiermit ausdrĂŒcklich nicht. Jeder möge sich selber ein Urteil bilden â möglichst vor der GV.
Das Gleiche gilt fĂŒr die Fragen zur Weleda. Auch hier trĂ€gt die Mitgliedschaft die Letztverantwortung dafĂŒr, welche Entwicklungsrichtung eingeschlagen werden soll. Hier gilt im Besonderen: Eine sachgemĂ€sse Urteilsbildung allein an der GV ist kaum möglich.
Die Lage der Gesellschaft mag aussichtslos erscheinen, das war 1923 fĂŒr Rudolf Steiner nicht anders. Er hat es trotzdem versucht.
Zur Weleda
Das Wesentliche ist bereits beschrieben worden, nachzutragen ist einerseits, mit welcher Konsequenz die Ănderung des Unternehmenszweckes erfolgt ist. Das wird aus der BegrĂŒndung des nachfolgenden Antragsvorschlags deutlich.
Leider wurden die an Justus Wittich gestellten Nachfragen zu seinen Ăusserungen anlĂ€sslich der Informationsveranstaltung am 17. MĂ€rz 2022 bisher nicht beantwortet (Stand 28. MĂ€rz 2022). Deutlich ist, dass man auch am Goetheanum mit zahlreichen kritischen Reaktionen beschĂ€ftigt ist.
Antrag zum Tagesordnungspunkt «Entlastung des Vorstandes» (Entwurf)
Sachverhalt und BegrĂŒndung des Antrages
Es gehört zur Aufgabe des Vorstandes der AAG, die Gesellschaft nach aussen zu reprĂ€sentieren und, im Rahmen der ihm ĂŒbertragenen Kompetenzen, deren Interessen zu vertreten. Weiterhin obliegt ihm lt. Statuten u.a. die GeschĂ€ftsfĂŒhrung der Gesellschaft. Bestandteil der Gesellschaft ist die Freie Hochschule mit den verschiedenen Fachsektionen. Diese wird u.a. mit Mitteln der AAG finanziert.
Die laufende Finanzierung der Gesellschaft erfolgt aus MitgliedsbeitrÀgen, Einnahmen aus dem GeschÀftsbetrieb, freien Spenden und Legaten. Zu den Einnahmen gehören auch die Zuwendungen von der Weleda, in Form von Spenden und Dividenden.
Die AAG ist HauptaktionÀrin der Weleda AG und wird in deren Gremien (Verwaltungsrat und Generalversammlung) durch den Vorstand bzw. durch eine von diesem benannte Person vertreten.
Mit Bezug auf die Weleda AG liegt es im Interesse der AAG, dass diese insbesondere fĂŒr die Anthroposophische Medizin geeignete und benötigte Heil- und Pflegemittel herstellt und vertreibt. (Streng zu unterscheiden sind Pflegemittel und Kosmetika. Die Herstellung und der Vertrieb letzterer liegt nicht im primĂ€ren Interesse.) Weiterhin liegt es im Interesse der AAG, von der Weleda jĂ€hrlich zusĂ€tzlich zu den Dividenden einen Beitrag zur Finanzierung der Gesellschafts- und Hochschulaufgaben zu erhalten. Dies erfolgt in Form einer Spende. Diese Spendenpraxis ist durch den Unternehmenszweck legitimiert (§2 der Weleda-Statuten[17]).
Im Jahr 2020 wurde der Unternehmenszweck erweitert und die Statuten entsprechend ergÀnzt. Dort wurde ergÀnzt (§2, Abs. 4): «Die Gesellschaft verfolgt den Zweck, mit ihrer GeschÀftstÀtigkeit eine erhebliche positive Wirkung auf das Gemeinwohl sowie die Umwelt zu erzielen.»
Ebenfalls im Jahr 2020 wurde durch eine Pressemitteilung[18] veröffentlicht und mitgeteilt, dass die Weleda ab 2022 jĂ€hrlich 1% des Umsatzes fĂŒr Klimaschutz und den Erhalt der BiodiversitĂ€t spenden wird. Dieser Betrag entspricht in etwa dem Dreifachen dessen, was jĂ€hrlich an die AAG gespendet wird. Konkret sind fĂŒr das Jahr 2022 4,6 Mio. CHF vorgesehen. Laut einer aktuellen Mitteilung an die AktionĂ€re sollen schwerpunktmĂ€ssig die Bereiche BiodiversitĂ€t, Bodengesundheit, Klimaschutz, nachhaltigere Verpackungen sowie gute UnternehmensfĂŒhrung (Governance) und Gemeinwohl gefördert werden. Inwieweit es sich dabei um anthroposophische Projekte handelt, ist nicht erkennbar und wird nicht erwĂ€hnt.
Bemerkenswert ist, dass auch im §20 (Aufgaben des Verwaltungsrates) eine ErgÀnzung vorgenommen wurde. Es wurde ergÀnzt:
«Bei der Entscheidungsfindung berĂŒcksichtigt der Verwaltungsrat (i) die kurz- und langfristigen Interessen der Gesellschaft, ihrer Tochtergesellschaften und ihrer Zulieferer, (ii) den Zweck der Gesellschaft eine erhebliche positive Auswirkung auf das Gemeinwohl und die Umwelt zu erzielen, sowie (iii) die Auswirkungen ihres Handelns gegenĂŒber den relevanten Interessengruppen unter anderem: ihren Mitarbeitenden, ihren Kunden, den Regionen und Gemeinschaften, in denen sie tĂ€tig sind, und der Umwelt.» AuffĂ€llig ist, dass bei der Entscheidungsfindung insbesondere die Interessen der Anthroposophischen Medizin und die ideellen und finanziellen Interessen der anthroposophisch orientierten HauptaktionĂ€re (AAG und Klinik Arlesheim) nicht einmal erwĂ€hnt werden.
Es ist undeutlich, ob und inwieweit bei den zukĂŒnftigen Spenden in Höhe 1% des Umsatzes anthroposophische Institutionen und Initiativen ĂŒberhaupt berĂŒcksichtigt werden. Auch die fĂŒr 2022 konkret genannten Bereiche geben darĂŒber keinen Aufschluss. Es kann der Eindruck entstehen, dass anthroposophische Projekte nicht mehr priorisiert werden und es stellt sich die Frage, ob dies im ideellen bzw. finanziellen Interesse der HauptaktionĂ€rin AAG liegt.
Da eine ZweckĂ€nderung der Weleda-Statuten nur mit einer 2/3 Mehrheit möglich ist, hat der Vertreter der AAG â Paul Mackay in Vertretung und Verantwortung des Vorstands â dieser Ănderung zugestimmt.
Einerseits liegt damit eindeutig eine KompetenzĂŒberschreitung vor, denn eine derartige Ănderung des Unternehmenszweckes der Weleda mit möglicherweise gravierenden Folgen fĂŒr den Finanzhaushalt der AAG liegt nicht im Bereich einer normalen und ĂŒblichen GeschĂ€ftsfĂŒhrung eines Vereins. Derartige Kompetenzen wurden dem Vorstand nicht ĂŒbertragen!
Nochmals: Es ist also festzustellen, dass der Unternehmenszweck der Weleda geĂ€ndert wurde, dieser Ănderung durch den Vertreter des Vorstandes der AAG zugestimmt wurde, obwohl ein dafĂŒr notwendiger GV-Beschluss der AAG oder eine entsprechende KompetenzĂŒbertragung nicht vorlagen.
GegenĂŒber der Aussenwelt ist die VerĂ€nderung der Statuten rechtswirksam. Die Verantwortung liegt beim Vorstand der AAG, auch wenn dieser nur mittelbar durch einen beauftragten Vertreter (Paul Mackay) gehandelt hat. Unklar ist derzeit, ob der Vorstand rechtlich fĂŒr sein Vorgehen belangt werden könnte, da eindeutig und erkennbar nicht im Interesse der Gesellschaft gehandelt wurde.
Da die Spendenpraxis erst in diesem Jahr (2022) beginnen soll, ist ein möglicher finanzieller Schaden eventuell noch nicht eigetreten.
Da diese wesentliche und nicht im Interesse der AAG liegende VerĂ€nderung des Unternehmenszweckes der Weleda AG der Mitgliedschaft nicht mitgeteilt und keine Rechenschaft darĂŒber abgelegt wurde, gilt die Vorstandsentlastung aus dem Jahr 2021 fĂŒr diesen Vorgang nicht. (GrundsĂ€tzlich gelten Entlastungen nur fĂŒr Handlungen, ĂŒber die berichtet und Rechenschaft abgelegt wurde.)
Eine Entlastung des Vorstandes fĂŒr dieses Vorgehen erscheint nicht sinnvoll. Zudem sollten die VerĂ€nderungen des Unternehmenszweckes der Weleda AG nach Möglichkeit wieder rĂŒckgĂ€ngig gemacht werden. Daher sind folgende BeschlĂŒsse (im Sinne einzelner AntrĂ€ge) erforderlich:
Antrag A
Die GV möge beschliessen:
Eine Entlastung des Vorstandes fĂŒr alle TĂ€tigkeiten und Entscheidungen, die im Zusammenhang mit der Rolle als HauptaktionĂ€r der Weleda AG in einem unmittelbaren oder mittelbaren Zusammenhang stehen, wird zurĂŒckgestellt, bis ein lĂŒckenloser Rechenschaftsbericht ĂŒber diese VorgĂ€nge vorliegt bzw. die genannten StatutenĂ€nderungen der Weleda AG rĂŒckgĂ€ngig gemacht wurden.
Antrag B
Die Generalversammlung beauftragt den Vorstand, fĂŒr die diesjĂ€hrige Generalversammlung der Weleda AG am 20.05.2022 in Dornach einen Antrag zu stellen, der darauf hinzielt, die Erweiterung des Unternehmenszweckes von 2020 wieder vollstĂ€ndig rĂŒckgĂ€ngig zu machen (§2, Abs. 4 und §20 neuer Abs. 8 sind ersatzlos zu streichen).
Antrag C
Die Generalversammlung beauftragt den Vorstand, unverzĂŒglich im Verwaltungsrat darauf hinzuwirken, dass die fĂŒr 2022 anvisierte Spendenpraxis von 1% an Umwelt und Klima nicht weiter umgesetzt wird. Die GeschĂ€ftsleitung der Weleda AG ist unmittelbar nach der Beschlussfassung (nach der GV) ĂŒber diesen Beschluss zu informieren.
[1] https://www.wtg-99.com/Rundbrief_34 und https://www.wtg-99.com/Rundbrief_35.
[2] ENB Nr. 1/2022.
[3] ENB Nr. 6/2022.
[4] GA 93, S. 126.
[5] Manuskript zu den HintergrĂŒnden des Kriegsgeschehens teilweise veröffentlicht unter dem Titel «Der Kampf um den russischen Kulturkeim» in: Der EuropĂ€er, 3. Jg. Nr. 5 (MĂ€rz 1999), S. 3 (Manuskript Archiv Perseus Verlag), hier wiedergegen nach GA 173c.
[6] z.B. GA 173a, S. 141.
[7] GA 173c, S. 55.
[8] GA 259, S. 226.
[9] Siehe: https://wtg-99.com/papierkorbentwurf.
[10] https://wtg-99.com/Entwicklung_Antragswesen.
[11] Nur im Internet: https://www.goetheanum.org/fileadmin/kommunikation/GV_2019_Antraege.pdf (letzter Zugriff: 28.03.2022).
[12] Kooption wurde von Rudolf Steiner so bezeichnet: GA 259, S. 226.
[13] Siehe hierzu: https://wtg-99.com/letter-to-sijmons.
[14] Anthroposophie weltweit Nr. 12/18.
[15] GA 331, S.68f.
[16] GA 259, S. 302.
[17] https://weledaint-prod.global.ssl.fastly.net/binaries/content/assets/pdf/ch-de/aktien/statuten_05062020.pdf.
[18] https://www.presseportal.de/pm/25239/4913584.
Wie bereits berichtet[1] soll die Mitgliedschaft der AAG an der Generalversammlung 2022 dem Vorhaben des Vorstandes zustimmen, die seit knapp 100 Jahren bestehende Beteiligung an der Weleda an eine noch unbekannte – bzw. noch nicht bestehende – Stiftung zu ĂŒbertragen. Da dies zum Nennwert (d.h. zum Ursprungswert) erfolgen soll und damit auch eine Gegenleistung[2] erfolgen wird, kann dieser Vorgang auch als Verkauf bezeichnet werden.
Es handelt sich dabei um ein Àhnliches Vorhaben wie schon 2009[3], welches durch Einsprachen von Mitgliedern verhindert wurde. Nun taucht es wieder auf, ohne dass inzwischen ein klares oder gar konkretes Konzept entwickelt wurde.
All dies geschieht nun ausgerechnet 3 x 33 Jahre nachdem die Weleda in den Besitz der Gesellschaft kam und damit gleichzeitig 3 x 33 Jahre nach der Weihnachtstagung. Die Weleda ist in ihren UrsprĂŒngen und Urintentionen ganz eng mit dem anthroposophischen Heilimpuls verbunden. Gerade dem Bereich der Medizin und des Heilwesens mass Rudolf Steiner grosse Bedeutung zu: An der Weihnachtstagung brachte er dies sowohl im Eröffnungs- als auch im Abschlussvortrag sehr deutlich zum Ausdruck. Es war und ist ein stark umkĂ€mpftes Gebiet, dies wurde insbesondere in den letzten zwei Jahren mehr als deutlich.
Eine Richtigstellung vorab
In dem Beitrag âZu den aktuellen Absichten des Goetheanums mit der Weledaâ, der in âEin Nachrichtenblattâ Nr. 6/2022 sowie in dem Rundbrief Nr. 34[4] in âWas in unserer Gesellschaft noch vorgehtâ erschienen ist, hiess es, dass der Vorstand auch ohne einen Generalversammlungsbeschluss ĂŒber die Weleda-Beteiligungen verfĂŒgen könne. Das Gegenteil ist der Fall, eine Zustimmung der Generalversammlung ist zwingend notwendig, da es sich um eine VermögensverfĂŒgung handelt, die weit ĂŒber den Rahmen einer normalen GeschĂ€ftsfĂŒhrung hinausgeht. Hinzu kommt, dass die Generalversammlung der AAG am 27. MĂ€rz 2010 folgendem Antrag zugestimmt hatte: «Antragsteller und Vorstand beantragen, dass jegliche VerfĂŒgung ĂŒber Stimmrechte und/oder die stimmberechtigten Aktien der Weleda AG der vorherigen Zustimmung der Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft bedarf.»
Ein Compliance-Problem?
An der von Mitgliedern zu diesem Vorhaben initiierten Informationsveranstaltung vom 17. MĂ€rz 2022 in Arlesheim nahm auch Justus Wittich teil. Aus seinen AusfĂŒhrungen wurde deutlich, dass im Vordergrund dieses Vorhabens steht, die jĂ€hrlich Spende von 1,6 Mio. CHF an die AAG sicherzustellen. Theoretisch könne sich ein sogenanntes Compliance-Problem daraus ergeben, dass die AAG als einer der HauptaktionĂ€re eine (gewinnmindernde) Spende erhalte. Dadurch könnte sich einer der ĂŒbrigen DividendenempfĂ€nger benachteiligt fĂŒhlen und auf Gleichstellung klagen. Möglicherweise könnte in einem solchen Fall die Weleda zumindest vorĂŒbergehend diese Spende an die AAG nicht auszahlen und so entstĂŒnde im Haushalt der AAG ein Problem. Allerdings, so fĂŒgte Justus Wittich hinzu, sei das aktuelle Vorgehen mit grosser Wahrscheinlichkeit rechtssicher in Ordnung und wĂŒrde daher auch einer gerichtlichen PrĂŒfung standhalten.
Dieses somit theoretische und wahrscheinlich gar nicht vorhandene Problem solle nun in der Weise gelöst werden, dass die Aktien und Partizipationsscheine zum Nennwert[5] an eine (unbekannte bzw. noch zu grĂŒndende) Stiftung ĂŒbertragen werden. Die AAG wĂ€re dann ihrer Doppelrolle als HauptaktionĂ€rin und SpendenempfĂ€ngerin enthoben. Vollkommen unklar ist, wie dann die WĂ€chterfunktion der AAG erhalten bleiben soll, in jedem Fall bestĂŒnde bei einem solchen Vorgehen endgĂŒltig und unwiederbringlich keine Möglichkeit mehr, im Falle eines Falles seitens der Mitgliedschaft Einfluss z.B. auf die Entwicklungsrichtung der Weleda zu nehmen, im Sinne einer Notbremse.
Mit Blick auf die Statuten der Weleda AG scheint dieses Compliance-Problem wirklich ein nur theoretisches zu sein, denn es ist
- einerseits klar geregelt, dass es zum Unternehmenszweck gehört, anthroposophische Institutionen zu fördern (§ 2, Satz 3) und
- andererseits die Höhe der Dividende nicht abhĂ€ngig davon ist, ob oder inwieweit Spenden an steuerlich anerkannte gemeinnĂŒtzige Institutionen geleistet werden (§ 29).
Diese Regelungen sind eindeutig, jeder AktionÀr oder Partizipationsscheininhaber kann sowohl die Statuten als auch die jahrzehntelange Praxis kennen und es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass eine Klage auf Gleichstellung Chancen auf Erfolg hÀtte. Hier sollte aber noch eine anwaltliche EinschÀtzung eingeholt werden, sofern eine solche nicht bereits am Goetheanum vorliegt und zur Kenntnis gegeben werden kann. Eine entsprechende Anfrage bei Justus Wittich ist erfolgt (siehe Anhang, am 21. MÀrz 2022 angefragt, aktuell[6] unbeantwortet).
So stellt sich die Frage, ob es wirklich angemessen ist, einen derartig schwerwiegenden, lt. Justus Wittich auch sehr teuren und vor allem endgĂŒltigen Schritt zu gehen.
Hinzu kommt, dass die Absicht dieser Gestaltung fĂŒr jedermann erkennbar ist: so blieben die Spenden an die AAG auch weiterhin gewinnmindernd. Ob dies als Gestaltungsmissbrauch ausgelegt werden könnte und somit ĂŒberhaupt eine rechtssicherere Situation als aktuell entstĂŒnde, mĂŒsste ĂŒberprĂŒft werden. Es ist also fraglich, ob die gewĂŒnschte Sicherheit ĂŒberhaupt eintritt oder ob sich der Vorgang im Nachhinein als sehr viel schwerwiegenderer Fehler herausstellen kann, als der damalige Verkauf der Partizipationsscheine an eine Vermögensverwaltungsgesellschaft. Dass dies ein gravierender Fehler war, rĂ€umte Justus Wittich ganz klar ein.
WorĂŒber reden wir eigentlich?
Die Beteiligung an der Weleda steht in der Bilanz der AAG mit ca. 3,1 Mio. CHF zu Buche. Dabei handelt es sich um den Nennwert oder den Nominalwert. Das ist der Wert, den die Wertpapiere zu dem Zeitpunkt hatten, als diese erstmals ausgegeben wurden. Der Wert der Partizipationsscheine hat sich seitdem verzehnfacht[7] und auch der Wert der Aktien dĂŒrfte heute bei dem 10-fachen liegen. Demnach lĂ€ge der aktuelle Zeitwert der AAG-Beteiligung bei ca. 30 Mio. CHF. WĂ€re die Weleda ein ganz normales Unternehmen und die Aktien frei handelbar, wĂ€re der Wert vermutlich noch deutlich höher, wie hoch, ist schwer einzuschĂ€tzen.
Damit kein MissverstĂ€ndnis entsteht: Es soll hiermit keineswegs propagiert werden, die Wertpapiere zu Geld zu machen oder den Aktienbesitz als konventionelle Wertanlage zu betrachten. Wir sollten uns aber darĂŒber klar sein, dass der bilanzierte Wert von ca. 3,1 Mio. CHF bei weitem nicht reprĂ€sentiert, worĂŒber jetzt verhandelt wird. Ebenso wenig wie etliche Liegenschaften, die im Besitz der AAG sind, deren Zeitwert im Millionenbereich liegt und die mit lediglich einem Franken bewertet in der Bilanz stehen.
Umgang mit Vereinsvermögen
An dieser Stelle ist es notwendig darauf hinzuweisen, dass der Umgang mit Vereinsvermögen nicht immer, sagen wir, glĂŒcklich war. Zu erinnern ist an die VorgĂ€nge, die im Zusammenhang mit dem Wirken des damaligen Schatzmeisters Dieter Pommerening in der AGiD entstanden waren, in deren Folge Millionenverluste eintraten und die deutsche Landesgesellschaft in Gefahr war, die steuerliche GemeinnĂŒtzigkeit zu verlieren. Immer wieder mĂŒssen HaushaltslĂŒcken der AAG durch LiegenschaftsverkĂ€ufe und aus Erlösen von Legaten gedeckt werden. Das selbst formulierte Ziel der unumgĂ€nglichen Sanierung der Goetheanum-Finanzen[8] (siehe hier) konnte nicht erreicht werden, so ist nachvollziehbar, dass der Schatzmeister eigentlich mehr als Defizitmeister fungieren muss und ihn permanent Sorgen plagen, mit welchen Mitteln die GehĂ€lter und die sonstigen Ausgaben bezahlt werden sollen. Keine beneidenswerte Aufgabe. Es kann aber nicht sein, dass das Weleda-Vermögen aus GrĂŒnden der Defizitdeckung ausgelagert werden soll.
Verlagerung des Unternehmenszweckes
Die ursprĂŒnglichen Intentionen zur GrĂŒndung der Weleda-Betriebe (Chemische Werke GmĂŒnd und die Internationalen Laboratorien AG in Arlesheim) lagen eindeutig in der Entwicklung anthroposophischer Medikamente und Pflegeprodukte. Der Kosmetikbereich hat sich erst im Laufe der Zeit aus der Weiterentwicklung der medizinischen Pflegeprodukte entwickelt. Heute sei die Weleda AG der weltgrösste Hersteller von Naturkosmetik. Mit ca. 80% des Gesamt-Umsatzes liegt hier heute das HauptgeschĂ€ft. Insofern hat sich der Betrieb von den ursprĂŒnglichen Intentionen entfernt und es befremdet, wenn man hört, dass die aufgrund aufwendiger Herstellungs- und Zulassungsanforderungen im Medizinbereich entstandenen finanziellen Defizite nicht mehr durch den sehr profitablen Bereich der Naturkosmetik ausgeglichen werden sollen und stattdessen eine massive Streichung der zugelassenen Heilmittel bereits erfolgt ist. Da eine Neuzulassung unter heutigen Bedingungen unbezahlbar wĂ€re, sind diese Heilmittel â es wird davon gesprochen, dass von ursprĂŒnglich 2.500 nur noch ca. 750 ĂŒbrig sein sollen â fĂŒr die Anwendung möglichweise endgĂŒltig verloren. Inwieweit die GrĂŒndung der Weleda Healthcare AG[9] eine Lösung dieses Problems darstellen wird, konnte noch nicht geklĂ€rt werden.
Ist es Aufgabe der Weleda, Umwelt und Gemeinwohl zu fördern?
Die Weleda ist offensichtlich derartig profitabel, dass der Unternehmenszweck ergĂ€nzt wurde, damit auch eine Förderung des Gemeinwohls und der Umwelt möglich wird. Damit können keine anthroposophischen Institutionen gemeint sein, denn fĂŒr deren Förderung wĂ€re eine Erweiterung des Unternehmenszweckes nicht erforderlich gewesen.
So wurde Unternehmenszweck (§2 der Weleda-Statuten) wie folgt ergÀnzt:
âDie Gesellschaft verfolgt den Zweck, mit ihrer GeschĂ€ftstĂ€tigkeit eine erhebliche positive Wirkung auf das Gemeinwohl und die Umwelt zu erzielen.â
In diesem Zusammenhang wurde lt. Pressemitteilung der Weleda angekĂŒndigt, zukĂŒnftig ab 2022 jĂ€hrlich 1% des Umsatzes an Umweltorganisationen zu spenden. Im Vergleich zu der jĂ€hrlichen Spende an die AAG in Höhe von ca. 1,6 Mio. CHF soll also in Zukunft jĂ€hrlich zusĂ€tzlich(!) nahezu der dreifache Betrag, also ca. 4 Mio. CHF an Umwelt- und andere nichtanthroposophische Organisationen gespendet werden? Angesichts der Not bei den anthroposophischen Heilmitteln ist das nicht verstĂ€ndlich.
So stellt sich die Frage, wer fĂŒr diese Entscheidung verantwortlich ist? Die Initiative dazu kann nur aus dem Verwaltungsrat gekommen bzw. von diesem gutgeheissen worden sein. Der Beschluss wurde an der Weleda-GV 2020[10] gefasst, in der die Klinik Arlesheim und die AAG durch die entsprechenden VerwaltungsrĂ€te vertreten sind und ĂŒber eine 2/3-Mehrheit[11] verfĂŒgen. Der damalige Verwaltungsrat setzte sich aus folgenden Persönlichkeiten zusammen (Quelle: GeschĂ€ftsbericht der Weleda 2020 Seite 3, Hinweise kursiv in [] stammen nicht aus dem GeschĂ€ftsbericht):
- Paul Mackay, VerwaltungsratsprĂ€sident, [seit Januar 2020 Mitglied im Stiftungsrat WWF Deutschland und seit Juli 2020 Mitglied in dessen Finanzausschuss.     Â
Quelle: https://www.wwf.de/ueber-uns/organisation/stiftungsrat-des-wwf/]. - Monique Bourquin, VerwaltungsrĂ€tin, seit 2019, [verfĂŒgt ĂŒber fast 30 Jahre Erfahrung in der Lebensmittelindustrie und besetzte leitende Funktionen in Marketing und Sales in Unternehmen wie Knorr, Rivella und Mövenpick. Bei Unilever Schweiz war sie von 2008 bis 2012 Country Manager und bis 2016 CFO bei Unilever Deutschland fĂŒr die DACH Region. Als VerwaltungsrĂ€tin begleitet sie neben der KĂŒndig Gruppe Unternehmen wie Emmi AG, Kambly Holding SA und Weleda AG; sie ist im Stiftungsratsausschuss bei Swisscontact und PrĂ€sidentin von Promarca, dem Schweizerischen Markenartikelverband
Quelle: https://kuendig.com/governance/monique-bourquin/]. - Dr. Andreas JĂ€schke, Leiter Organisationskultur der Klinik Arlesheim.
- Ueli Hurter, Co-Leiter der Sektion Landwirtschaft am Goetheanum und Demeter-Landwirt.
- Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS-Gemeinschaftsbank.
- Elfi Seiler, Drogistin und Mitbesitzerin der St. Peter Apotheke in ZĂŒrich.
- Prof. Dr. Harald Matthes, Leitender Arzt am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin.
Nehmen wir also zu Kenntnis, dass unter dem VerwaltungsratsprÀsidenten Paul Mackay die Erweiterung des Unternehmenszweckes erfolgte, wÀhrend dieser gleichzeitig Mitglied im Stiftungsrat des WWF war.
Zwischenfazit
Die Weleda AG stellt sich heute also als ein Unternehmen dar, welches seinen Hauptumsatz in einem GeschĂ€ftsbereich erzielt, der nicht den ursprĂŒnglichen Intentionen entspricht und der aufgrund seines Umfanges UmsĂ€tze in Bereichen tĂ€tigt, die ausserhalb des eigentlichen anthroposophischen Umfeldes liegen. Dies kommt vermutlich auch zunehmend (oder bereits ĂŒberwiegend?) in der Besetzung zentraler und wichtiger Leitungspositionen zum Ausdruck. Dies ist zur Kenntnis zu nehmen und es soll der ausserordentliche Erfolg, der zumindest in seinen UrsprĂŒngen auf anthroposophischen Kernanliegen grĂŒndet, durchaus gewĂŒrdigt und keinesfalls kritisiert werden. Allerdings stellt sich die Frage, ob es nicht wesentlicher VerĂ€nderungen bedarf, damit dem ursprĂŒnglichen Unternehmensauftrag noch in angemessenem Umfang nachgekommen werden kann. Kein sinnvoller und zukunftsfĂ€higer Weg scheint es jedoch zu sein, wenn auch hier eine zunehmende Orientierung an der allgemeinen, nichtanthroposophischen Entwicklung gesucht wird, wie es in vielen anderen Kernbereichen leider zunehmend zu beobachten ist. Dazu weiter unten konkretere Gedanken.
Das Heilmittel-Problem
Schon seit Jahren wird insbesondere von Ărzten beklagt, dass die â ohnehin schon Ă€usserst aufwendige â Produktion von Heilmitteln aufgrund der immer weiter gestiegenen gesetzlichen Anforderungen reduziert wird. Der unternehmensseitige Grund dafĂŒr liegt darin, dass durch den hohen Aufwand fĂŒr die Herstellung und Zulassung der Heilmittel, die unterhalb einer gewissen Jahresmenge liegen, nicht rentabel, sondern defizitĂ€r sei. (Frage: Gibt es Listen, welche und wie viele Heilmittel in den letzten Jahren aus der Produktion genommen wurden, wieviel davon verkauft wurde, welche noch als Apothekenmittel erhĂ€ltlich sind und welche gĂ€nzlich nicht mehr zu bekommen sind? Ist das irgendwo dokumentiert?)
Dieses Problem besteht zweifellos und seit Jahren existieren Versuche, den Bereich der komplementÀren Heilmittel zu diskreditieren bis hin zu Versuchen, insbesondere die homöopathischen Mittel regelrecht zu verbieten, was in einigen LÀndern bereits erfolgt ist. Es ist ein umkÀmpftes Gebiet und wird es bleiben.
Abgesehen von der bereits angesprochenen Frage, warum mit den Profiten aus der Naturkosmetik die Defizite aus der Heilmittelproduktion nicht aufgefangen werden können (und stattdessen nun 1% des Umsatzes an Umwelt- und Gemeinwohlorganisationen gespendet werden sollen), sollte nach anderen Wegen gesucht werden, um die Heilmittel, deren Herstellung und Vertrieb fĂŒr die Weleda nicht sinnvoll möglich ist, dennoch zur VerfĂŒgung zu haben. So besteht grundsĂ€tzlich die Möglichkeit, dass Apotheken diese als Magistralrezepturen herstellen, da unterhalb einer gewissen Herstellungsmenge die aufwendigen Zulassungsbedingungen nicht gefordert werden. Von der Weleda könnten dazu die notwendigen Rezepturen und die Grundsubstanzen zur VerfĂŒgung gestellt werden. Wenn dies entsprechend organisiert wĂŒrde, in einem Zusammenspiel der Weleda (als Lizenzgeber fĂŒr die Medikamente, evtl. auch zusammen mit der Wala), mit den Ărzten und einer gewissen Anzahl von geeigneten und zugelassenen Apotheken, die diese Heilmittel herstellen könnten, wĂ€re es zumindest denkbar, auch selten â bis hin zu ganz selten â benötigte Medikamente zur VerfĂŒgung stellen zu können.
Dem Autor liegt ein erster Entwurf eines entsprechenden Konzeptes vor, welches zunĂ€chst mit Apothekern, Ărzten und ggf. mit der Weleda vorbesprochen werden mĂŒsste. Inwieweit sich ein vergleichbares Konzept durch die erwĂ€hnte Weleda HealthCare AG in Entwicklung befindet, konnte noch nicht geklĂ€rt werden.
Unternehmensaufteilung?
Es liegt in der Natur der Sache, dass in einem Unternehmen, welches zu 80% von einer sehr profitablen Naturkosmetik lebt, diese auch in jeder Beziehung alle materiellen und ideellen Ressourcen eines Unternehmens erfordert und bindet. Es gibt gewiss zwischen der Herstellung der Heilmittel und der Naturkosmetik Synergien in Bezug auf Rohstoffe und teilweise in der Produktion. SpĂ€testens jedoch im Bereich des Absatzes, des Vertriebs, des Marketings, der Produktentwicklung und -gestaltung usw. ergeben sich erhebliche unterschiedliche Anforderungen und Vorgehensweisen. In einem notwendigerweise betriebswirtschaftlich orientierten Umfeld wird schon zwangslĂ€ufig der sowohl umsatzmĂ€ssig als auch ertragsmĂ€ssig bedeutendere GeschĂ€ftsanteil im Vordergrund stehen. Zudem ist der Bereich der Heilmittel eindeutig mehr dem Geistesleben zuzuordnen, als dies fĂŒr die Naturkosmetik der Fall ist. Auch ohne konkreten Einblick in die tatsĂ€chlichen VerhĂ€ltnisse ist erkennbar, dass es quasi zwangslĂ€ufig zu Interessenskonflikten kommen muss, die allein durch eine organisatorische Trennung (die gewiss vorhanden sein wird) kaum gelöst werden können. Es ist einfach ein Riesenunterschied, einen prosperierenden und hochprofitablen Betrieb zu fĂŒhren und weiterzuentwickeln als einen, schon aufgrund unbeeinflussbarer Ă€usserlicher Gegebenheiten, sich immer weiter defizitĂ€r entwickelnden Betrieb. Dabei ist letzterer (der Heilmittelbereich) aus geistiger Sicht wesentlich bedeutender und wird auch dauerhaft auf Zuwendungen angewiesen sein. Dieser, innerhalb der Weleda insbesondere in den Bereichen der Unternehmensleitung bestehenden Interessenskonflikt könnte dadurch aufgelöst werden, dass die Bereiche eine jeweils vollstĂ€ndig eigenstĂ€ndige Unternehmensleitung erhalten. Denkbar wĂ€re, die Unternehmensteile dazu auch in rechtlicher Hinsicht z.B. in eine Weleda Naturkosmetik AG und eine Weleda Heilmittel AG aufzuteilen. Dabei könnte sowohl ein örtlicher Zusammenhang bis hin zu einer Zusammenarbeit bestehen bleiben, in all den Bereichen, in denen das sinnvoll ist und im gemeinsamen Interesse liegt. Die Unternehmen könnten sich so in ihren unterschiedlichen Kernanliegen unabhĂ€ngig und ungestört voneinander entwickeln. SelbstverstĂ€ndlich mĂŒssten auch weiterhin und auf Dauer Defizite im Heilmittelbereich aus Profiten im Kosmetikbereich abgedeckt werden, als Querfinanzierung wie bisher. Dies dann im Sinne von Schenkgeld, wie es einer Einrichtung des Geisteslebens als EmpfĂ€nger und einem mehr wirtschaftlich orientierten Unternehmen als Spender gemĂ€ss wĂ€re.
Die ĂŒbergrossen Probleme in nahezu allen Bereichen der Medizin und des Gesundheitswesens haben ihre Ursache darin, dass diese in vollkommen wesensfremder Art und Weise den Paradigmen eines konventionellen Wirtschaftlichkeitsdenkens unterworfen werden.
Verantwortung des AAG-Vorstandes
Zu den Aufgaben des Vorstandes gehören die Vertretung der AAG und deren Interessen sowohl in der Generalversammlung der Weleda als auch in deren Verwaltungsrat. In diesem Sinne ist der Vorstand Beauftragter der AAG und hat damit deren Interessen respektive die BedĂŒrfnisse der Anthroposophischen Medizin angemessen zu berĂŒcksichtigen. Zudem ist er der Mitgliedschaft auch in diesem Zusammenhang rechenschaftspflichtig. Dieser Aufgabe und Pflicht wurde in der Vergangenheit nicht ansatzweise in genĂŒgendem MaĂe nachgekommen. Im Gegenteil wurde zum Beispiel ein eindeutiger Auftrag der Generalversammlung 2011, eine ausserordentliche Generalversammlung zur Weleda durchzufĂŒhren, bis heute nicht umgesetzt.
Die Erweiterung des Unternehmenszweckes 2022 (siehe oben) und der Beschluss des Verwaltungsrates, zukĂŒnftig jĂ€hrlich 4,5 Millionen an (nichtanthroposophische) Institutionen des Gemeinwohls bzw. der Umwelt zu spenden, ist eine wesentliche VerĂ€nderung des Unternehmenszweckes und entspricht nicht den ursprĂŒnglichen Intentionen. Es ist nicht erkennbar, inwieweit diese BeschlĂŒsse, die zweifelsfrei von erheblicher Tragweite sind, im Interesse der AAG bzw. der Anthroposophischen Medizin liegen.
Von diesen Absichten und den entsprechenden BeschlĂŒssen konnte die Mitgliedschaft aus den offiziellen Gesellschaftsorganen nichts erfahren.
Zur Generalversammlung 2022
Die Generalversammlung ist ohne jeden Zweifel das Organ, in welchem die Mitglieder ihrer Verantwortung fĂŒr die GesellschaftsverhĂ€ltnisse nachkommen können, wozu auch der Umgang mit dem Eigentumsanteilen an der Weleda gehört. Um eine derartig schwerwiegende Entscheidung ĂŒber die endgĂŒltige Ausgliederung dieser Eigentumsrechte an der Weleda verantwortlich treffen zu können, sind klare und eindeutige Konzepte notwendig. AutoritĂ€tsglĂ€ubigkeit ist keine Grundlage fĂŒr eine sinnvolle Entscheidung. Damit an der GV ein tragfĂ€higer Beschluss gefasst werden kann, ist eine möglichst breite Teilnahme von Mitgliedern notwendig, die sich bereits im Vorfeld der GV informieren konnten. Dem sollen diese und ggf. folgende AusfĂŒhrungen dienen. So, wie es derzeit aussieht, ist das Vorhaben des Vorstandes weder verstĂ€ndlich erlĂ€utert noch ĂŒberzeugend begrĂŒndet oder konkret genug entwickelt. Wie im vorigen Absatz gezeigt wurde, ist der Vorstand nicht ansatzweise seinen Aufgaben und Verpflichtungen zur Wahrung der Interessen der AAG, der Anthroposophischen Medizin und der Wahrung der ursprĂŒnglichen Unternehmensintentionen der Weleda nachgekommen.
Thomas Heck, 24. MĂ€rz 2022
Anhang: Nachfrage an Justus Wittich vom 21. MĂ€rz 2022
Lieber Herr Wittich,
vielen Dank, dass Sie an unserer Informationsveranstaltung teilgenommen und auch beigetragen haben. Auch vielen Dank fĂŒr die Richtigstellungen. Dazu haben sich einige Nachfragen ergeben, die kurzfristig geklĂ€rt werden sollten.
Sie hatten korrigiert, dass es bei dem ehemaligen Lizenzvertrag nicht um die Rechte an dem Markennamen ging. Unklar blieb allerdings, wofĂŒr die Lizenz bezahlt wurde. Sie sprachen davon, dass es ein âGeheimvertragâ gewesen sei, der zur Zeit von Gisela Reuter (1977 â 1988 im Vorstand) entstanden sei. Wie ist das zu verstehen? Die aus diesem Vertrag resultierenden Zahlungen werden nicht geheim gewesen sein und wurden ĂŒber 20 Jahre lang geleistet, sodass jedermann davon erfahren konnte, sowohl die IWK als auch bestehende und zukĂŒnftige AktionĂ€re bzw. Partizipationsscheinerwerber. Was war konkret der Gegenstand der Lizenzvereinbarung? Es ist nicht nachvollziehbar, warum der Vertrag nicht weitergefĂŒhrt werden konnte und wieso es ein Geheimvertrag gewesen sein soll.
Sie hatten ausgefĂŒhrt, das die heutige Vorgehensweise vermutlich rechtssicher sei, aber dennoch die Gefahr bestĂŒnde, dass ein AktionĂ€r oder Partizipationsscheininhaber auf Gleichstellung klagen könne. In diesem Fall könne dann die Weleda zumindest vorĂŒbergehend die jĂ€hrliche Spende nicht weiter leisten. Haben wir das richtig verstanden? Wenn ja: woraus könnte sich ĂŒberhaupt der Gleichstellunganspruch begrĂŒnden lassen? Aus den Statuten? Gibt es konkrete Hinweise, dass jemand einen solchen Anspruch stellen will? Gibt es eine juristische Begutachtung der Fragestellung? Können Sie uns ggf. das Ergebnis zur VerfĂŒgung stellen?
In der Hoffnung auf eine Antwort: Vielen Dank im Voraus
Herzliche GrĂŒsse, Thomas Heck
[1] Ein Nachrichtenblatt Nr. 6/2022 und http://www.wtg-99.com/Rundbrief_34.
[2] Die Ăbertragung zum Nennwert erfordert eine Gegenleistung in dieser Höhe, andernfalls wĂ€re es eine Schenkung. Letzteres scheint jedoch nicht vorgesehen, wĂŒrde auch zu Bilanzschwierigkeiten der AAG fĂŒhren (bilanzielle Ăberschuldung).
[3] Anthroposophie weltweit 3/2009.
[4] https://wtg-99.com/Rundbrief_34.
[5] Der Nennwert bzw. Nominalwert entspricht dem ursprĂŒnglichen Wert der Aktie zum Zeitpunkt der Erst-ausgabe. Der Zeitwert gibt den aktuellen Wert wieder. Eine Weleda-Aktie mit dem Nennwert von 1â000 CHF hat heute den ca. 10-fachen Zeitwert, also 10â000 CHF.
[6] Stand 24. MĂ€rz 2022.
[7] https://www.finanzen.ch/aktien/weleda-aktie.
[8] http://www.wtg-99.com/Rundbrief_25.
[9] https://www.weledahealthcare.ch/.
[10] https://weledaint-prod.global.ssl.fastly.net/binaries/content/assets/pdf/ch-de/aktien/beschluesse_97gv_2020.pdf.
[11] AAG und Klinik halten zusammen knapp 80% der Stimmrechte in der GV der Weleda AG.
Nein, gewiss nicht. Gerne wird darauf hingewiesen, dass Rudolf Steiner vor jedem Radikalismus in dieser Hinsicht, dem «fanatischen Sichstellen gegen diese Dinge» gewarnt habe. Ausserdem wird bisweilen darauf hingewiesen, dass er sich selber habe gegen Pocken impfen lassen. Bei diesem Hinweis wird es zumeist belassen, um auch mit Rudolf Steiner im Hintergrund eine positive Einstellung zur Impfung gegen SARS-CoV-2 rechtfertigen zu können. Bei nĂ€herer Betrachtung erweist sich diese selektive Zitierung jedoch als nicht haltbar. Allerdings lassen sich schon seine AusfĂŒhrungen zur Ansteckung nicht mit den derzeit vertretenen Annahmen in Einklang bringen, darauf wurde bereits hingewiesen.[1]
Schauen wir uns das Zitat[2] genauer an:
âUnd die Pockenimpfung? Da ist man in einem eigentĂŒmlichen Fall. Sehen Sie, wenn man jemand impft, und man hat den Betreffenden als Anthroposophen und erzieht ihn anthroposophisch, so schadet es nichts. Es schadet nur denjenigen, die mit vorzugsweise materialistischen Gedanken heranwachsen. Da wird das Impfen zu einer Art ahrimanischer Kraft; der Mensch kann sich nicht mehr erheben aus einem gewissen materialistischen FĂŒhlen. Und das ist doch eigentlich das Bedenkliche an der Pockenimpfung, daĂ die Menschen geradezu mit einem Phantom durchkleidet werden. Der Mensch hat ein Phantom, das ihn verhindert, die seelischen EntitĂ€ten so weit loszukriegen vom physischen Organismus wie im normalen BewuĂtsein. Er wird konstitutionell materialistisch, er kann sich nicht mehr erheben zum Geistigen. Das ist das Bedenkliche bei der Impfung. NatĂŒrlich handelt es sich darum, daĂ da die Statistik immer ins Feld gefĂŒhrt wird. Es ist die Frage, ob eben gerade in diesen Dingen auf die Statistik so viel Wert gelegt werden muĂ. Bei der Pockenimpfung handelt es sich sehr stark um etwas Psychisches. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daĂ da der Glaube, daĂ die Impfung hilft, eine unberechenbar groĂe Rolle spielt. Wenn man diesen Glauben durch etwas anderes ersetzen wĂŒrde, wenn man naturgemÀà erziehen wĂŒrde die Menschen, so daĂ sie beeindruckbar wĂ€ren durch etwas anderes als dadurch, daĂ man sie impft, etwa dadurch, daĂ man die Menschen wiederum an den Geist nĂ€her heranbrĂ€chte, so wĂ€re es durchaus möglich, daĂ man gegen das unbewuĂte Hereindringen: hier ist Pockenepidemie! – durch vollstĂ€ndiges BewuĂtsein davon: hier ist ein Geistiges, wenn auch ein unberechtigtes Geistiges, gegen das ich mich aufrechthalten muĂ! -ebenso gut wirken wĂŒrde, wie man ĂŒberhaupt den Menschen stark machen mĂŒĂte gegen solche EinflĂŒsse.â
Frage: âWenn die VerhĂ€ltnisse so liegen, wie zum Beispiel in unserer Gegend, wo die Einwirkung durch die Erziehung und so weiter sehr schwierig ist, wie soll man sich da verhalten?â
Rudolf Steiner: âDa muĂ man eben impfen. Es bleibt nichts anderes ĂŒbrig. Denn das fanatische Sichstellen gegen diese Dinge ist dasjenige, was ich, nicht aus medizinischen, aber aus allgemein anthroposophischen GrĂŒnden, ganz und gar nicht empfehlen wĂŒrde. Die fanatische Stellungnahme gegen diese Dinge ist nicht das, was wir anstreben, sondern wir wollen durch Einsicht die Dinge im GroĂen anders machen. Ich habe das immer, wenn ich mit Ărzten befreundet war, als etwas zu BekĂ€mpfendes angesehen, zum Beispiel bei Dr. Asch, der absolut nicht geimpft hat. Ich habe das immer bekĂ€mpft. Denn wenn er nicht impft, so impft eben ein anderer. Es ist ein völliges Unding, so im Einzelnen fanatisch vorzugehen.â
ZunĂ€chst zu den schwarzen Pocken. Diese gelten ebenfalls als eine virale Erkrankung. Diese aber mit einer Grippe oder Covid-19 zu vergleichen ist nicht angemessen. Der erste Versuch einer Immunisierung erfolgte bereits 1717 mittels âVariolationâ.[3] Dazu entnahm man Material von einer Pocke und ritzte davon eine geringe Menge in die Haut einer anderen Person. Deutlich war, dass dadurch die Krankheit ĂŒbertragen werden konnte und diese auch wiederum ansteckend war. Damit ist ein durchaus respektabler Hinweis gegeben, dass den Pocken ein Krankheitserreger zugrunde liegt. Vollkommen gegenteilige Erfahrungen machte man 1918, als man mit Ă€hnlichen Methoden versuchte Ansteckungen mit Grippe kĂŒnstlich vorzunehmen. Nichts davon gelang. (Es kann nur dringend empfohlen werden, sich mit den Tatsachen der Spanischen Grippe zu beschĂ€ftigen, da immer wieder BezĂŒge zu heutigen Situation gezogen werden. Mit Wikipedia kommt man allerdings nicht weiter.[4]) Dies reicht natĂŒrlich nicht als wissenschaftlicher Nachweis, korrespondiert jedoch auffallend mit Rudolf Steiner Angaben, gerade in Bezug auf die Ansteckung mit Grippe. Deutlich ist damit, dass die Aussage zur Impfung in Bezug auf die Pocken keineswegs einfach auf die Grippe oder jetzt Corona ĂŒbertragen werden kann.
Eine Aussage wie diese: âwenn er nicht impft, dann impft eben ein andererâ von Rudolf Steiner ist unerwartet. Es kann doch nicht sein, dass man etwas tut, nur weil es sonst ein anderer tĂ€te? Angesichts der von ihm selber beschriebenen erheblichen Auswirkungen der Pockenimpfung kann er das so nicht gemeint haben. Irritieren kann auch, dass er sich selber habe auch gegen Pocken impfen lassen. So berichtet Hedda Hummel, eine wichtige Stenographin:
âBekanntlich hatte die Gesellschaft damals einen Kinderhort eingerichtet. In Berlin waren an einer Ecke die Pocken ausgebrochen. So viel ich mich erinnere, wurden in den Schulen und Kinderhorten die Kinder geimpft. Dr. Steiner ordnete an, dass auch die Kinder in unserem Kinderhort geimpft wĂŒrden und auch die Menschen, die im Kinderhort aus- und eingingen. Dr. Steiner selbst lieĂ sich auch impfen, auch Frau Dr. Steiner und auch wir alle oder fast alle, die im Hause aus- und eingingen. Dr. Steiner bekam selbst einen schlimmen Arm, die Pocken schlugen an, wie man sagt. Es ging damals der Witz rund, Dr. Steiner mache die Frauenbewegung mit â die darin bestand, dass wir alle, meistens Frauen, eben oft den kranken Arm gerieben haben.â
Wirklich verstĂ€ndlich wird dies allerdings erst, wenn man einbezieht, dass es damals im Deutschen Reich eine Impfpflicht gegen Pocken gab (im Gegensatz zu Ăsterreich, daher war Rudolf Steiner offensichtlich nicht als Kind geimpft worden):
âObgleich die Pocken also ihr GefĂ€hrdungspotenzial verloren hatten und die âGewissensbedrĂ€ngnisâ der Zwangsimpfungen in der âTagespresse und in Volksversammlungenâ immer hĂ€ufiger Anlass zu heftiger Kritik bot, stand der Impfzwang im Deutschen Reich nicht zur Disposition, im Gegenteil: Seit Ausrufung der Republik wurden Pockenschutzimpfungen rigider denn je durchgesetzt.â[5]
Auch wenn nicht ĂŒberliefert ist, wann diese Impfungen erfolgten, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um eine behördliche Massnahme gehandelt hat. So wird die Aussage verstĂ€ndlich, denn die Kinder mussten geimpft werden und wenn der eine Arzt das nicht durchfĂŒhren wollte, nun, dann musste es eben ein anderer tun.
Mit diesem Hintergrund dĂŒrft nun klar sein, dass dieses Zitat von Rudolf Steiner vollkommen ungeeignet ist, ein Impfen gegen Covid-19 zu befĂŒrworten.
[1]â Siehe mein Rundbrief Nr. 28, https://wtg-99.com/Rundbrief_28.
[2]â GA 314, 287f.
[3]â Dr. Suzanne Hupfries, Roman Bystrianyk, âDie Impfillusionâ, Rottenburg, 2020, S. 77ff.
[4]â Engelbrecht/Köhnlein, aaO, S. 254f. und Impfreport, Seite 4, https://www.impf-report.de/download/impf-report_2005.pdf.
[5]â Malte ThieĂen, âVom immunisierten Volkskörper zum âprĂ€ventiven Selbstâ. Impfen als Biopolitik und soziale Praxis vom Kaiserreich zur Bundesrepublikâ, Oldenbourg Wissenschaftsverlag | 2013          https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/vfzg.2013.0002/html
«Wir leben in einer katastrophalen Zeit. Es wĂ€re natĂŒrlich durchaus falsch, wenn man glauben wollte, dass dasjenige, was im Weihnachtssinn katastrophal ist, auch im Ostersinn katastrophal sein mĂŒsste. Aus dem Katastrophalen von heute kann sich allerdings gerade das Umgekehrte, das GröĂte des Menschen Schaffens ergeben, wenn die Menschheit Mittel und Wege findet, um von dem zu lernen und mit geradem Sinne hinzuschauen auf dasjenige, was eingetreten ist.»[1]
Im ersten Teil («100 Jahre AAG?») wurde auf drei verschiedene ZeitstrĂ€nge im 33 Jahres-Rhythmus hingewiesen, die sich aus den drei GrĂŒndungs-Terminen der Anthroposophischen Gesellschaft ergeben:
- Eigentliche GrĂŒndung der Anthroposophischen Gesellschaft: 1902 â 1935 â 1968 â 2001/2
- GrĂŒndung der AG in Köln und Johannes-Bau-Impuls:          1912 â 1945 â 1978 â 2011/12
- Weihnachtstagung und NeugrĂŒndung der AG:Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â 1923 â 1956 â 1989 â 2022/23
Mit Blick auf diesen Rhythmus wurde deutlich, dass insbesondere die GrĂŒndungsimpulse von 1902 und 1912 nach jeweils 33, 66 bzw. 99/100 Jahren durch die Auseinandersetzungen in den zentralen Gesellschaftskonflikten verdeckt und vergessen wurden. Die Folgen waren schon rein menschlich zerstörerisch und fĂŒhrten zu Spaltungen, ganz abgesehen von der Missachtung bzw. dem Vergessen der ursprĂŒnglichen spirituellen Impulse und der Möglichkeit einer Neuergreifung zu diesen Zeitpunkten. «Denn nachher ist nichts mehr zu erreichen auf demjenigen Wege, auf dem das in dem genannten Zeitraume erreichbar gewesen wĂ€re.»[2] Die Handreichungen aus der geistigen Welt waren nicht ergriffen worden. So stehen wir jetzt, 2022/2023, vor der wohl allerletzten Gelegenheit (fĂŒr lange Zeit) das wiederum bestehende Entgegenkommen aus der geistigen Welt zu ergreifen.
Auf die konkreten Impulse, die mit der Weihnachtstagung verbunden waren, wird noch zurĂŒckzukommen sein.
Der Versuch, abstrakt und akademisch zu ergrĂŒnden, ob es sich nun um 3 x 32 â
, ganze 33 oder 33 â
Jahre handelt,[3] wird nicht weiterfĂŒhren.[4] Es wird einen zeitlichen Spielraum geben und von 99 Jahren ausgehend korrespondiert das ganze Jahr 2022 mit dem ganzen, sogenannten Schicksalsjahr 1923. Es war das Jahr, in dem Rudolf Steiner versuchte die Gesellschaft vor dem endgĂŒltigen Zerfall zu retten, so wies er z.B. an der Delegierten-Tagung Ende Februar 1923 in Stuttgart darauf hin, «dass von diesen drei Tagen das Schicksal der Gesellschaft abhĂ€ngt.»[5] In diesem Zusammenhang hielt er auch die VortrĂ€ge zur Gemeinschaftsbildung (in GA 257).
Wenn man sich vergegenwĂ€rtigt, welch apokalyptische Zukunfts-Perspektiven fĂŒr die Menschheit Rudolf Steiner der Mitgliedschaft nach der Weihnachtstagung eröffnete, fĂŒr den Fall, dass diese und die Impulse der Anthroposophie nicht genĂŒgend aufgenommen und verstanden wĂŒrden, so tritt das Gesellschaftsschicksal deutlich in den Hintergrund. Rudolf Steiner begann am 1. Juli 1924 ĂŒber das Karma der Anthroposophen und das der Anthroposophischen Gesellschaft zu sprechen und wies auf die weit ĂŒber die GesellschaftsverhĂ€ltnisse hinausragenden Konsequenzen hin, die sich aus einer ungenĂŒgenden Aufnahme der Anthroposophie und der damit verbundenen Impulse ergeben wĂŒrden. Es mĂŒsse eine «spirituelle Erneuerung, die auch das Intellektuelle in das Spirituelle herauffĂŒhrt, mit dem Ende des 20. Jahrhunderts» eintreten, es bedĂŒrfe einer «Wiederspiritualisierung der Kultur im 20. Jahrhundert.» «Dass das eintrete, dĂŒrfen sich die Menschen des 20. Jahrhunderts nicht verscherzen! Da aber alles heute vom freien Willen abhĂ€ngt, so hĂ€ngt, dass dies eintrete, auch davon ab, ob die Anthroposophische Gesellschaft versteht, im rechten Sinne hingebend die Anthroposophie zu pflegen.» [6] Und weiter:
«Ich habe angedeutet, wie diejenigen Menschen, die mit völliger IntensitĂ€t drinnen stehen in der anthroposophischen Bewegung, am Ende des Jahrhunderts wiederkommen werden, dass sich dann andere mit ihnen vereinigen werden, weil dadurch eben jene Rettung der Erde, der Erdenzivilisation vor dem Verfall letztgĂŒltig entschieden werden muss.»[7]
«Finden sich solche ehrlichen Anthroposophenseelen, die die SpiritualitĂ€t in dieser Weise in das Erdenleben hineintragen wollen, dann wird es eine Bewegung nach aufwĂ€rts geben. Finden sich solche Seelen nicht, dann wird die Dekadenz weiterrollen. Der Weltkrieg mit all seinen ĂŒblen Beigaben wird nur der Anfang von noch Ăblerem sein. Denn es steht heute die Menschheit vor einer groĂen EventualitĂ€t: vor der EventualitĂ€t, entweder in den Abgrund hinunterrollen zu sehen alles, was Zivilisation ist, oder es durch SpiritualitĂ€t hinaufzuheben, fortzufĂŒhren im Sinne dessen, was im Michael-Impuls, der vor dem Christus-Impuls steht, gelegen ist.»[8]
«Kann so gearbeitet werden, wie es von Michael vorbestimmt, prĂ€destiniert ist, dann kommt Europa, dann kommt die moderne Zivilisation heraus aus dem Niedergang. Aber auf keine andere Weise sonst! Dieses HerausfĂŒhren der Zivilisation aus dem Niedergang ist verbunden mit dem VerstĂ€ndnis von Michael. [âŠ] Es geht um GroĂes, es geht um Riesiges!»[9]
«Und im Laufe dieses 20. Jahrhunderts, wenn das erste Jahrhundert nach dem Kali Yuga verflossen sein wird, wird die Menschheit entweder am Grabe aller Zivilisation stehen oder am Anfang desjenigen Zeitalters, wo in den Seelen der Menschen, die in ihrem Herzen Intelligenz mit SpiritualitÀt verbinden, der Michael-Kampf zugunsten des Michael-Impulses ausgefochten wird.»[10]
Rudolf Steiner hatte mit seinen Ăusserungen gewiss vor Augen, welche AbgrĂŒnde und Katastrophen Mitteleuropa bevorstĂŒnden, wenn der Nationalsozialismus in Deutschland herrschende Kraft wĂŒrde. Dieser aus alten und vollkommen unzeitgemĂ€ssen okkulten Impulsen gespeisten Bewegung[11] hĂ€tte nur Einhalt geboten werden können durch ein Erkennen und ein genĂŒgendes Ergreifen der notwendigen spirituellen Impulse. Denn auch diese menschenverachtende und zerstörerische okkulte Bewegung, die ja keineswegs mit dem Dritten Reich untergegangen ist, schöpfte und schöpft aus entsprechenden Quellen:
«WĂ€hrend Michael oben seine Scharen schulte, wurde eine Art unterirdischer, unmittelbar unter der OberflĂ€che der Erde liegende ahrimanische Schule gegrĂŒndet. Daher kann man davon sprechen, dass im Ăberirdischen die Michael-Schule ist; unmittelbar in der Region, auf der wir stehen – denn auch im Unterirdischen ist Geistiges tĂ€tig und wirksam -, wurde die ahrimanische Gegenschule begrĂŒndet. Und wenn von Michael jetzt gerade in dieser Zeit keine Impulse herunterströmten, um die Intelligenz himmlisch zu inspirieren, wenn die Intelligenz auf der Erde sich zunĂ€chst selbst ĂŒberlassen war, so bemĂŒhten sich umso mehr die ahrimanischen Scharen, von unten herauf Impulse in die intelligente Menschheitsentwickelung hineinzusenden. Es ist ein gewaltiges Bild, das einem da vor Augen stehen kann. Man stelle sich vor: die ErdoberflĂ€che, oben Michael, seine Scharen belehrend, ihnen mit groĂen gewaltigen Weltenworten das enthĂŒllend, was die alte Initiatenweisheit war; dem gegenĂŒberstehend die ahrimanische Schule in den UntergrĂŒnden der Erde. Auf der Erde sich entwickelnd die vom Himmel herabgefallene Intelligenz; Michael zunĂ€chst gegenĂŒber dem Irdischen in himmlischer Einsamkeit Schule haltend – keine Strömungen gehen von oben nach unten – , die ahrimanischen MĂ€chte umso mehr ihre Impulse nach oben sendend.»[12]
Dieses Widersacherwirken, welches sich seit dem Sturz der Geister der Finsternis zum Ende des 19. Jahrhunderts erheblich verstĂ€rkt hatte, ist gewiss nach wie vor RealitĂ€t im Weltgeschehen. Und auch der Materialismus, hat sich seit 1879 erheblich gesteigert. Die Widersacher und deren Wirken sind RealitĂ€ten und mehr denn je aktiv, man denke nur an Rudolf Steiners Aussagen zu 1998 (in GA 346), der zu erwartenden Inkarnation Ahrimans (in GA 192 und GA 193) und der Hinweise zu den HintergrĂŒnden des Weltgeschehens (in «Zeitgeschichtliche Betrachtungen», u.a. in GA 173).
«Und die materialistische Weltanschauung kann genannt werden: die groĂe Verschwörung gegen den Geist. Diese materialistische Weltanschauung ist nicht bloĂ ein Irrtum, sie ist eine Verschwörung, die Verschwörung gegen den Geist.»[13]
1923
FĂŒr die Entwicklung des Jahres 1923 kommen zumindest zwei Aspekte in Betracht: Einerseits die Gesellschaftssituation und andererseits die sich anbahnende Katastrophe in Mitteleuropa durch den Nationalsozialismus.
Die Gesellschaft hatte sich nicht wie erhofft entwickelt. Es hatte sich ab 1914 eine «innere Opposition», eine innere Gegnerschaft gebildet. Nach dem Krieg konnte die esoterische Arbeit aus inner-gesellschaftlichen GrĂŒnden nicht wieder aufgegriffen werden. Auf der anderen Seite nahm das öffentliche Interesse an der Anthroposophie zu und erreichte 1922 einen Höhepunkt.[14] Auch wenn die Ă€ussere Gegnerschaft stark zugenommen hatte, lag der hauptsĂ€chliche Grund dafĂŒr, dass Rudolf Steiner sein öffentliches Wirken nahezu vollstĂ€ndig aufgeben musste, in dem ungenĂŒgenden inneren RĂŒckhalt und VerstĂ€ndnis aus der Mitgliedschaft. Die Situation kulminierte zum Jahreswechsel 1922/23 mit dem Brand des Goetheanum – weder er selber noch der Bau konnten durch die Mitgliedschaft ausreichend geschĂŒtzt werden. Das Folgejahr 1923 war geprĂ€gt von dem Versuch, die gesamte Situation zu konsolidieren, um ĂŒberhaupt weiterarbeiten zu können â allerdings erwies sich die Gesellschaft als weitgehend konsolidierungsresistent, sodass Rudolf Steiner erwog, die anthroposophische Bewegung ausserhalb der Gesellschaft weiterzufĂŒhren, sich aus dieser gĂ€nzlich zurĂŒckzuziehen.[15] Und die Dreigliederungs-BemĂŒhungen mussten als gescheitert bezeichnet werden:
«Man möchte sagen, als von dem Dreigliederungsimpuls im sozialen Leben gesprochen worden ist, da war das gewissermaĂen eine PrĂŒfung, ob der Michael-Gedanke schon so stark ist, dass gefĂŒhlt werden kann, wie ein solcher Impuls unmittelbar aus den zeitgestaltenden KrĂ€ften herausquillt. Es war eine PrĂŒfung der Menschenseele, ob der Michael-Gedanke in einer Anzahl von Menschen stark genug ist. Nun, die PrĂŒfung hat ein negatives Resultat ergeben. Der Michael-Gedanke ist noch nicht stark genug in auch nur einer kleinen Anzahl von Menschen, um wirklich in seiner ganzen zeitgestaltenden Kraft und KrĂ€ftigkeit empfunden zu werden.»[16]
Bereits ein Jahr zuvor: «Denn der Zeitpunkt, wo man das, was in den âčKernpunkten der sozialen Frageâș steht, realisieren sollte, der ist vorĂŒber fĂŒr Mitteleuropa.»[17]
Wie sehr sich die Situation in Bezug auf die Dreigliederung bereits 1923 geĂ€ndert hatte, brachte er an der Weihnachtstagung, am 31. Dez. 1923 zum Ausdruck: «Wenn heute einer die Dinge [die Dreigliederung] in derselben Weise vertritt, mit der man sie 1919 vertreten hat, man da um Jahrhunderte zurĂŒckgeblieben ist.»[18]
Aber das Jahr 1923 war auch in anderer Hinsicht ein Schicksalsjahr â insbesondere fĂŒr Mitteleuropa, und weit darĂŒber hinaus.
In Deutschland entwickelte sich der Nationalsozialismus, eine zweifellos «antianthroposophische Bewegung»,[19] die auch an den Störungen und Angriffen auf Rudolf Steiner in MĂŒnchen und Velbert beteiligt war. Insbesondere der 9. Nov. 1923, an dem der blutig niedergeschlagene Ludendorff-Hitler-Putsch stattfand, wurde von ihm sehr ernst genommen (rĂŒckblickend zu Recht, denn das Geschehen fĂŒhrte zu einem schwarzmagischen Totenkult und der 9. November war der höchste Feiertag im Dritten Reich[20]). Er reagierte sofort, als er am 10. November Kenntnis von dem Putsch genommen hatte und beschloss, den Berliner Wohnsitz aufzugeben und den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag nach Dornach zu verlegen.[21] Zu dem Putsch Ă€usserte er sich wie folgt: «Wenn diese Gesellschaft sich durchsetzt, bringt dies fĂŒr Mitteleuropa eine groĂe Verheerung.»[22]
Rudolf Steiner waren die okkulten HintergrĂŒnde des Nationalsozialismus sehr bewusst, ebenso wie das mögliche Schicksal Mitteleuropas, die Gefahren fĂŒr die Menschheitsentwicklung und fĂŒr die Erdenmission, wenn sich diese KrĂ€fte durchsetzen könnten. Insofern war die Weihnachtstagung und die NeugrĂŒndung keineswegs eine reine Gesellschaftsangelegenheit, mit dem erhofften «Welten-Zeitenwende-Anfang» ging es um die Rettung der Menschheitsmission, wie aus den oben angefĂŒhrten Zitaten deutlich hervorgeht, es ging um die «Rettung der Erde, der Erdenzivilisation vor dem Verfall.»[23]
Mit Blick auf diesen Hintergrund kann verstĂ€ndlich werden, warum Rudolf Steiner die erheblichen Risiken einging, die mit der «Tat» der Weihnachtstagung und der NeugrĂŒndung verbunden waren. Einerseits bestand das Risiko, dass der Strom der Offenbarungen abbrechen könnte, wenn die Tat von der geistigen Welt nicht angenommen wĂŒrde. Andererseits kam nun alles darauf an, dass die Mitgliedschaft in genĂŒgendem Masse die Impulse verstehen und ergreifen wĂŒrde. Andernfalls könnte die Situation eintreten, dass es «besser gewesen [wĂ€re], man hĂ€tte sich [zur Weihnachtstagung] nicht versammelt.»[24] Noch deutlicher hatte sich Rudolf Steiner gegenĂŒber Ita Wegman geĂ€ussert:
«MĂ€chtig war dann die Weihnachtstagung. Sie war so mĂ€chtig, dass Rudolf Steiner sogar zu mir sagte, dass nachdem er alle Elemente, alle Geistigkeit aufgerufen habe, und wenn die Menschen von jetzt ab nicht auch geistig sich entwickeln wĂŒrden, ein ungeheurer RĂŒckschlag eintreten wĂŒrde. âčIn frĂŒheren Zeitenâș, sagte er nochâ âčhĂ€tte ein Mensch, der einen solchen esoterischen Akt vollzogen hĂ€tte, dieses vielleicht sogar mit einem plötzlichen Tod bezahlen mĂŒssen. Jetzt mit der Christuskraft sind solche Dinge möglich, und weil die Menschheit in ihrem jetzigen Zustand es braucht, mĂŒsse man das Vertrauen, auch den Mut dazu haben, solche gewaltigen Dinge zu tun.âș»[25]
So war 1923 eine Gelegenheit gegeben, einerseits zu einer Gemeinschafts- bzw. Gesellschaftsbildung, im Sinne einer Bruderschaft (wie im ersten Teil ausgefĂŒhrt), welche fĂŒr einen «Welten-Zeitenwende-Anfang» notwendig gewesen wĂ€re. Und andererseits bestand die Möglichkeit, den aus alten, vorchristlichen Herrschaftsimpulsen wirkenden nationalsozialistischen Intentionen einen zukunftsfĂ€higen, freiheitlich-spirituellen Entwicklungsimpuls entgegenzustellen.
1956
Es wĂŒrde an dieser Stelle zu viel Raum einnehmen, die relevanten Ereignisse der Jahre 1956 und 1989 ausfĂŒhrlich zu beschreiben. Dies wird nur in aller KĂŒrze möglich sein, weitere Informationen finden sich im Internet, fĂŒr einen ersten Ăberblick sind die Darstellungen bei Wikipedia durchaus geeignet.
Ungarn
Nach dem 2. Weltkrieg war Ungarn Bestandteil des Warschauer Pakts, hatte eine autoritĂ€re kommunistische Regierung und das sowjetische MilitĂ€r war als Besatzungsmacht im Land stationiert. Schon 1955 entstand eine Freiheitsbewegung, die dann im Jahr 1956 auch politische Forderungen stellte (z.B. die UnabhĂ€ngigkeit studentischer Organisationen). Wohl angeregt durch den polnischen Arbeiteraufstand des gleichen Jahres, durch den die Besetzung des Postens des ersten SekretĂ€rs des Zentralkomitees gegen den Willen der Sowjets durchgesetzt und eine militĂ€rische Intervention abgewendet werden konnte, kam es am 23. Oktober zu einer friedlichen studentischen Demonstration in Budapest. Diese eskalierte, als die Regierung am Abend in die schnell wachsende Menge schiessen liess. Damit entstand eine bewaffnete Auseinandersetzung, die Regierung wurde gestĂŒrzt und durch eine aus verschiedenen Parteien gebildete ersetzt. Der Warschauer Pakt wurde gekĂŒndigt und Ungarn fĂŒr neutral erklĂ€rt. Dem inzwischen verstĂ€rkten sowjetischen MilitĂ€r war diese von breiten Schichten getragene Revolution jedoch nicht gewachsen, der Aufstand wurde bereits am 4. November 1956 militĂ€risch niedergeschlagen. In der nachfolgenden SĂ€uberung wurden hunderte AufstĂ€ndische durch die Machthaber hingerichtet, zehntausende wurden eingekerkert oder interniert und hunderttausende Ungarn flĂŒchteten in den Westen. Der Impuls, liberale und menschenwĂŒrdige VerhĂ€ltnisse zu schaffen, war zunĂ€chst gescheitert. Ein Erfolg hĂ€tte schon damals den Zusammenhalt des Ostblocksystems in Frage gestellt. Der Westen hatte offensichtlich kein Interesse an VerĂ€nderungen, ausser verbalen Ăusserungen gab es keine UnterstĂŒtzung fĂŒr die AufstĂ€ndischen. Der 23. Oktober wurde 1989, 33 Jahre spĂ€ter, zum Nationalfeiertag erklĂ€rt.
Ăgypten â Naher Osten
Etwa zur gleichen Zeit versuchte Ăgypten sich aus der Ăbermacht der KolonialmĂ€chte zu befreien. Im Vordergrund standen die Nutzungsrechte des Suezkanals. Dieser wurde 1956 von dem Ă€gyptischen Regierungsoberhaupt Abdel Nasser verstaatlicht. Nach ergebnislos verlaufenen Verhandlungen erfolgte eine gemeinsame militĂ€rische Intervention und Besetzung Ă€gyptischen Staatsgebietes durch französisches, englisches und israelisches MilitĂ€r («Suez-Krise», «Sinai-Feldzug»). In ungewöhnlicher Einigkeit erzwangen die USA gemeinsam mit der UdSSR mithilfe der UNO die Beendigung der Besetzung. Auch wenn Ăgypten militĂ€risch hoffnungslos unterlegen war, konnte es so politisch einen Sieg fĂŒr sich proklamieren. Der von den Angreifern geplante und erhoffte Sturz Abdel Nassers wurde nicht erreicht und der Suezkanal stand fortan unter Ă€gyptischer Kontrolle.
Deutlich konnten die Hegemonial-MĂ€chte ihre Interessen durchsetzen und die Liberalisierungsbestrebungen der Bevölkerung verhindern. Dies galt auch fĂŒr Ăgypten, welches sich fortan enger mit der UdSSR verbĂŒndete. Die der freiheitlichen Entwicklung entgegenstehenden KrĂ€fte konnten sich mit militĂ€rischer Gewalt durchsetzen.
1989
Die Ereignisse von 1989 sind vielen Zeitgenossen noch gelĂ€ufig, so kann hier auch nur an weniges erinnert werden. Es war das Jahr, in dem das «sozialistische Experiment»[26] nach 72 Jahren endete bzw. beendet wurde. Gewiss hatten die beharrlichen Demonstrationen, die in der damaligen DDR insbesondere von den Montagsgebeten in der Nikolaikirche in Leipzig ausgingen und im Herbst sehr schnell zu grossen Demonstrationen fĂŒhrten, einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung. Andererseits scheint es aber auch irgendeine Art von Einvernehmen sowie Absprachen im Hintergrund gegeben zu haben, dieses Experiment nun zu beenden. Dennoch bleibt fĂŒr diejenigen, die diese VorgĂ€nge miterleben bzw. mitverfolgen konnten, das damalige Geschehen eindrucksvoll. Man erinnere sich an die Besetzung der Botschaft in Prag, die Reaktionen auf die Ausreisegenehmigungen und die Bilder des 9. November 1989, als die Mauer fiel. Aber schon zuvor, im Juli und August, hatte ausgerechnet Ungarn zumindest teilweise die Grenze geöffnet und liess DDR-BĂŒrger ungehindert ausreisen.
So schien das westlich orientierte, vermeintlich freiheitliche Modell der reprÀsentativen Demokratie auch im ehemaligen Ostblock seinen Siegeszug fortzusetzen.
2022
Inzwischen sollte sich weitgehend gezeigt haben, dass gerade mit dem Modell der reprĂ€sentativen Demokratie einerseits und mittels angeblicher Wissenschaftlichkeit andererseits die Grundrechte in der ebenfalls vermeintlichen freien Welt massiv eingeschrĂ€nkt wurden â und kaum zu erwarten ist, dass diese in vollem Umfang innerhalb der bestehenden politischen Systeme wiederhergestellt werden. Gerade in den letzten Jahren, vor der sogenannten Pandemie, wurde durch Prof. Rainer Mausfeld deutlich herausgearbeitet, dass es sich bei der reprĂ€sentativen Demokratie nur vermeintlich um Demokratie handelt. Inzwischen sollte sich in breiteren Kreisen die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass es eine kleine Gruppe von Oligarchen ist, die versuchen, die Welt zu beherrschen. Denn es zeigt sich bei nĂ€herem Hinsehen, dass die «reprĂ€sentative Demokratie» als Mittel «zur Verhinderung von Demokratie»[27] installiert wurde, wie Rainer Mausfeld eindrĂŒcklich beschreibt: «Die Erfinder dieses Modells [der reprĂ€sentativen Demokratie], die GrĂŒndervĂ€ter der amerikanischen Verfassung, entwickelten mit diesem Konzept einen Demokratiebegriff, der seiner Natur nach das Modell einer wirklichen, also partizipatorischen Demokratie auf der Basis einer ungeteilten souverĂ€nen Selbstgesetzgebung des Volkes ausschloss. FĂŒr diese Form einer durch demokratische Wahlen legitimierten Oligarchie [Herrschaft von wenigen] wurde die Bezeichnung âčDemokratieâș beibehalten, um das BedĂŒrfnis des Volkes nach einer Volksherrschaft zu befriedigen – und zwar durch die Illusion von Demokratie.»[28]
Als in Deutschland nach dem Kaiserreich um ein neues politisches System gerungen wurde, sagte Rudolf Steiner dazu:
«Man kann sich kaum etwas UnglĂŒcklicheres denken als den Aberglauben, dass es einen Zauber bewirken werde, wenn man zu dem ĂŒbrigen, was man sich hat von England gefallen lassen, nun auch noch das fĂŒgt, dass man sich die demokratische Schablone von ihm aufdrĂ€ngen lĂ€sst. Damit soll nicht gesagt werden, dass Mitteleuropa nicht im Sinne einer inneren politischen Gestaltung eine Fortentwickelung erfahren solle, allein eine solche darf nicht die Nachahmung des westeuropĂ€ischen sogenannten Demokratismus sein, sondern sie muss gerade dasjenige bringen, was dieser Demokratismus in Mitteleuropa wegen dessen besonderer VerhĂ€ltnisse verhindern wĂŒrde. Dieser sogenannte Demokratismus ist nĂ€mlich nur dazu geeignet, die Menschen Mitteleuropas zu einem Teile der englisch-amerikanischen Weltherrschaft zu machen, und wĂŒrde man sich dazu auch noch auf die sogenannte zwischenstaatliche Organisation der gegenwĂ€rtigen Internationalisten einlassen, dann hĂ€tte man die schöne Aussicht, als MitteleuropĂ€er innerhalb dieser zwischenstaatlichen Organisation stets ĂŒberstimmt zu werden.»[29]
Aktuell gibt es auch aus der Bevölkerung heraus Bestrebungen zu einer Liberalisierung der VerhĂ€ltnisse, man denke nur an die vielen Demonstrationen 2020 und derzeit die zahlreichen SpaziergĂ€nge in Deutschland, an denen Hunderttausende teilnehmen an mehr als 1.500 Orten. Wie 1989 in der DDR wird an einigen Orten versucht, «runde Tische» mit den örtlichen Politikern zu initiieren und mit diesen ins GesprĂ€ch zu kommen. Zu diesem Widerstand gegen die als unangemessen angesehenen Corona-Massnahmen gehören auch die Trucker-Proteste in Kanada, die aktuell Widerstandsbewegungen in anderen LĂ€ndern als Anregung dienen. Deutlich ist, dass hier Bewegungen aus der Bevölkerungen entstehen â der einzig angemessene und zeitgemĂ€sse Weg, unsere sozialen VerhĂ€ltnisse zu gestalten. An dieser Stelle sei auch auf das aktuell wachsende Interesse an der Dreigliederung nebst entsprechenden Initiativen hingewiesen.
Schlussfolgerung und Ausblick
Als Rudolf Steiner damals auf den 33-Jahres Rhythmus hinwies, konnte man diesen zunĂ€chst nur im RĂŒckblick auf die gewordene Geschichte anwenden. Seitdem dieses Wissen jedoch in der Welt ist, können wir uns nicht damit begnĂŒgen. Wenn es also richtig ist, dass nun, nach 99 Jahren eine besonders gĂŒnstige Gelegenheit besteht, sich um die damaligen Impulse (im Sinne einer letzten Gelegenheit) zu deren Erneuerung bzw. Aufgreifen oder gar Realisieren mit besonderer UnterstĂŒtzung aus der geistigen Welt zu bemĂŒhen, so ergibt sich fĂŒr den, der dies erkennt, eine Mitverantwortung fĂŒr die weitere Entwicklung, fĂŒr das Geschehen in der Welt. Wenn man mit diesem Blick konkret auf das Jahr 1923 schaut, so ergeben sich zunĂ€chst folgende Aufgabenfelder â ganz unabhĂ€ngig von einem gesellschaftlichen oder institutionellen Zusammenhang:
- Rudolf Steiner hat damals insbesondere den Verantwortlichen der Gesellschaft schonungslos den Spiegel vorgehalten, drĂ€ngte auf (Selbst-)Erkenntnis der gesellschaftlichen VerhĂ€ltnisse, in dem Sinne, dass nur auf der «Grundlage der Erkenntnis der Mangelhaftigkeiten â die ja wohl zugegeben werden â, also der konkreteren Erkenntnis desjenigen, was mangelhaft ist, zu einer Gestaltung des Positiven geschritten»[30] werden kann. Die notwendige gesellschaftliche Selbsterkenntnis war damals nicht möglich. Hier stellt sich die Frage, ob es heute anders ist? Die Aufgabe, den Spiegel vorzuhalten, kann heute nur aus der Mitgliedschaft ergriffen werden und bedarf erfahrungsgemĂ€ss einer gewissen Ăffentlichkeit. Zum Teil geschieht dies immer wieder, eine BĂŒndelung, der Versuch, eine Ăberschau zu ermöglichen, könnte die Voraussetzung fĂŒr ein weiteres Vorgehen sein, welches zur «Gestaltung des Positiven» fĂŒhren könnte.
- Als weiteres wurde von Rudolf Steiner auf die Notwendigkeit der Gemeinschaftsbildung hingewiesen, im Sinne eines umgekehrten Kultus, somit eine mit spirituellem Bewusstsein durchdrungene Gemeinschaftsbildung. Dies war nicht in dem erforderlichen Masse entstanden, bereits 1905 war auf die Notwendigkeit und die daraus entstehenden Möglichkeiten hingewiesen worden: «Vereinigung bedeutet die Möglichkeit, dass ein höheres Wesen durch die vereinigten Glieder sich ausdrĂŒckt. ⊠So sind die menschlichen Vereinigungen die geheimnisvollen StĂ€tten, in welche sich höhere geistige Wesenheiten herniedersenken, um durch die einzelnen Menschen zu wirken, wie die Seele durch die Glieder des Körpers wirkt. ⊠Zauberer sind die Menschen, die in der Bruderschaft zusammen wirken, weil sie höhere Wesen in ihren Kreis ziehen. ⊠Der Zukunft obliegt es, wieder Bruderschaften zu begrĂŒnden, und zwar aus dem Geistigen, aus den höchsten Idealen der Seele heraus.»[31] Damit liegt eine Aufgabe vor, die nur in einem konkreten ĂŒberschaubaren menschlichen Zusammenhang realisierbar ist. Rudolf Steiner hielt die VortrĂ€ge zur Gemeinschaftsbildung am 27. und 28. Febr. 1923 an der damaligen Delegiertentagung in Stuttgart (und anschliessend in Dornach vor der dort lebenden Mitgliedschaft). Damit war gewiss die Hoffnung verbunden, dass die Zuhörer diese Gedanken in ihre konkreten menschlichen VerhĂ€ltnisse trugen, damit diese die erforderliche spirituell-gemeinschaftliche Grundlage fĂŒr den notwendigen Gesellschaftszusammenhang bilden konnten.
Aber haben wir das alles nicht schon zur GenĂŒge versucht und sind immer wieder gescheitert? Gewiss, aber ging es Rudolf Steiner anders? Trotz verstĂ€ndlicherweise bestehender Frustrationen und Resignationen könnten individuelle und gemeinschaftliche BemĂŒhungen, ausgehend von den Initiativen einzelner, gerade jetzt lohnen, lĂ€ngst aufgegebenen Ideen und Hoffnungen doch noch aufleben zu lassen. Wenn es richtig ist, dass jetzt besondere Möglichkeiten bestehen, auch im Sinne einer letzten Gelegenheit, so mĂŒsste das doch bemerkbar sein!
Das Jahr 2022 hat gerade erst begonnen. Es ist noch einiges möglich.
Nachtrag
Dieser Beitrag war bereits fertig, als am 22. Febr. 2022 russisches MilitĂ€r aktiv in den schwelenden Ukraine-Konflikt eingriff. Mit unerwarteter Deutlichkeit wird der Bezug zu den vergangenen Ereignissen offenbar, denn es ist wiederum eine Ost-West-Auseinandersetzung, die nun zu einem heissen Konflikt geworden ist â wir wissen nicht, was daraus werden wird. Vor 3 x 33 Jahren wurden die Weichen gestellt, die zu den Ost-West-Auseinandersetzungen fĂŒhrten. Denn hĂ€tten das Dritte Reich und die Naziherrschaft verhindert werden können, wĂ€re die Spiritualisierung der Zivilisation aus der Anthroposophie heraus möglich geworden, hĂ€tte dieser Ost-West-Gegensatz sich nicht in dieser SchĂ€rfe ausleben mĂŒssen, wie es geschehen ist, und wie wir es jetzt wieder erleben. Aktuell werden nun die ganzen Illusionen offenbar, die mit den Ereignissen von 1989 verbunden waren.
Thomas Heck, 27. Februar 2022
[1] GA 180, 1980, S. 81.
[2] GA 185, 1982, S. 95.
[3] Eine schlĂŒssige BegrĂŒndung mit konkretem Bezug auf Rudolf Steiner, dass es sich doch um 3 x 33 1/3 Jahre handeln wĂŒrde, habe ich bisher nicht erhalten. Insofern gehe ich von 99 Jahren aus, auch wenn 99/100 geschrieben wird.
[4] Wer sich mit dieser Frage nĂ€her beschĂ€ftigen möchte, sei die Ăbersicht von Jens Göken «Das Gesetz der 3 x 33 Jahre» empfohlen: www.wtg-99.com/33Jahre.
[5] GA 259, S. 390.
[6] GA 240, 1977, S. 161.
[7] GA 237, S. 142, Dornach, 3. August 1924
[8] GA 240, 1992, S. 307,
[9] GA 240, S. 180.
[10] GA 240, S. 183.
[11] TH in www.wtg-99.com/Rundbrief_08 und www.wtg-99.com/Rundbrief_15 . Dieter SchÀfer: «Der Christus-Diener und das Sorat-Medium», ENB 17/2019.
[12] GA 240, 1992, S. 191.
[13] GA 254, 1986, S. 266.
[14] Rudolf Steiner sprach vor vollen SÀlen, z.B. in der Berliner Philharmonie mit 1.600 PlÀtzen und beim Ost-West-Kongress in Wien vor 2.000 Zuhörern.
[15] AusfĂŒhrungen zu den möglichen Konsequenzen in TH, «Ein aphoristisches Fragment», https://wtg-99.com/Aphoristisches-Fragment.
[16] GA 223, 1990, S. 50f., Dornach 1923.
[17] GA 305, 1991, S. 205, Oxford 1922.
[18] GA 260, S. 219.
[19] Nach Karl Heyer.
[20] Siehe hierzu: TH, «Zum 9. November», Rundbrief 8, https://wtg-99.com/Rundbrief_8.
[21] GA 259, S. 862f.
[22] Karl Lang, Lebensbegegnungen, S. 67, hier zitiert nach GA 259
[23] GA 238, 1991, S. 142.
[24] GA 260a, 1987, S. 92. (Hervorhebung vom Verfasser.)
[25] Zitiert nach Emanuel Zeylmans van Emmichoven, «Wer war Ita Wegman», Bd. 2.
[26] GA 174b, 1994, S. 359f.
[27] Rainer Mausfeld: «Die Angst der Machteliten vor dem Volk». Transkript eines Vortrages. Quelle: https://www.uni-kiel.de/psychologie/mausfeld/pubs/Mausfeld_Die_Angst_der_Machteliten_vor_dem_Volk.pdf.
[28] Rainer Mausfeld: «Warum schweigen die LÀmmer», 2. Aufl., o.J., Westend-Verlag. Im Internet sind viele VortrÀge von Rainer Mausfeld zu finden, zumeist Videos, aber auch Transskripte.
[29] GA 24, 1982, S. 350, «Erstes Memorandum», Juli 1917,
[30] GA 259, S. 377, Stuttgart 26. Februar 1923.
[31] GA 54, 1983, S. 192f. und GA 265, 1987, S. 122.
âWenn die Menschen dem Genius eines Zeitalters absagen, dann tritt an sie heran der DĂ€mon dieses Zeitalters.â Rudolf Steiner[1]
In Bezug auf die Umlaufszeiten geistiger Impulse spricht Rudolf Steiner eigentlich von einem Zeitraum von 3 x 33, also 99 Jahren, wonach diese erneuert bzw. wieder aufgegriffen werden können.[2] Geschieht dies nicht, so könne zumindest fĂŒr sehr lange Zeit daran nicht mehr angeschlossen werden mit der Folge, dass diese Impulse den WidersacherkrĂ€ften ĂŒberlassen werden mĂŒssen. Die Möglichkeit einer Erneuerung kann nun nichts anderes bedeuten, als dass zu den entsprechenden Zeiten seitens der geistigen Welt die entsprechenden Voraussetzungen zu einer Erneuerung bestehen. Es liegt also keineswegs in der Beliebigkeit der Menschen, wann dies geschehen kann. Doch nur wenn diese geistigen Impulse von Menschen erkannt und aktiv ergriffen werden, nur dann kann die Erneuerung RealitĂ€t werden. Es hĂ€ngt also alles davon ab, ob fĂŒr ein mögliches Wiederergreifen ein realistisches Bewusstsein und ein notwendiger Wille vorhanden ist.
Damit ergeben sich als Voraussetzung:
- Eine realistische/wahre Erkenntnis des ursprĂŒnglichen Impulses.
- Eine zeitlich richtige Zuordnung, da nur zu bestimmten Zeiten die Erneuerungsmöglichkeit besteht.
- Eine realistische Erkenntnis der damaligen und heutigen KrÀfte, die einer möglichen Ergreifung entgegenstehen.
Nun gehört es zu den Besonderheiten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, dass ausgerechnet an unrichtigen und unwahren Bildern der eigenen Geschichte â insbesondere um das Geschehen und die Tatsachen an und nach der Weihnachtstagung â auch dann festgehalten wird, wenn die RealitĂ€t fĂŒr jedermann erkennbar geworden ist. Nachfolgend dazu einige Beispiele, auf die in spĂ€teren Ausarbeitungen konkret eingegangen werden kann:
- Der Grundstein-Spruch ist zu differenzieren von dem Grundstein selber.
- Dieser wurde nicht von Rudolf Steiner âin die Herzen der Mitgliederâ gelegt!
- Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft wurde nicht an der Weihnachtstagung, sondern bereits 1913 gegrĂŒndet.
Weitergehend ergibt sich zwischen dem, was heute zumeist unter dem Impuls der Weihnachtstagung verstanden wird eine Differenz zu dem, was Rudolf Steiner mit dieser Formulierung zum Ausdruck brachte. Und wenn auch heute vom â100-jĂ€hrigen Fortwirken der Weihnachtstagungâ[3] gesprochen wird, so ist das Hypothetische des gesamten Weihnachtstagungs-Geschehens und der NeugrĂŒndung der Gesellschaft, worauf R. Steiner immer wieder hingewiesen hatte, offensichtlich aus dem Blick geraten.
Mit diesen wenigen SĂ€tzen ist ein ganzes BĂŒndel von Themen angesprochen, die nur nach und nach angeschaut werden können, um Klarheit zu bekommen fĂŒr die nun bevorstehende sĂ€kulare Wiederkehr der Weihnachtstagung. Erst durch die Beantwortung bzw. KlĂ€rung offener Fragen kann ein realistisches Bild entstehen und damit die Voraussetzung dafĂŒr, an eine Möglichkeit zur Erneuerung der damaligen Impulse auch nur zu denken. Ob, inwieweit und woran wir heute noch anknĂŒpfen können, muss sich ebenfalls aus der KlĂ€rung ergeben.
Auch wenn nachfolgend vornehmlich die GesellschaftsgrĂŒndungen in den Blick genommen werden, ist die Bedeutung keineswegs auf die heutigen GesellschaftsverhĂ€ltnisse begrenzt, im Gegenteil, sind doch gerade die mit der Weihnachtstagung verbundenen Absichten von Bedeutung fĂŒr die ganze Menschheitsentwicklung.
99 oder 100 Jahre?
Dieser Frage soll hier nicht nachgegangen werden, dies ist anderweitig bereits ausfĂŒhrlich geschehen und diskutiert worden, darauf sei hier lediglich verwiesen.[4] Ich gehe davon aus, dass es nicht falsch sein kann, bereits 99 Jahre zu berĂŒcksichtigen und es ist sicher ein gewisser Spielraum gegeben um diesen Zeitpunkt. Man kann aber auch die Frage haben, ob es sich bei den ĂŒblich gewordenen 100 Jahren um einen Trick der Widersacher handelt, damit eine VerspĂ€tung eintritt. WĂ€hrend zum 100. Geburtstag Friedrich Schillers 1859 ein Schiller-Jahr begangen wurde, hat Rudolf Steiner genau dieses als das Todesjahr des eigentlichen Idealismus bezeichnet.[5]
So kann diese Frage offen bleiben â mit der Möglichkeit, eine VerspĂ€tung zu vermeiden.
Der richtige Zeitpunkt?
BegriffsklÀrung
Nun ist nicht nur die sĂ€kulare Wiederkehr der Weihnachtstagung in den Blick zu nehmen, sondern auch die damit verbundene NeugrĂŒndung der Gesellschaft. Von der Gesellschaftsleitung wird nach wie vor öffentlich und offiziell vertreten, dass die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft an der Weihnachtstagung von Rudolf Steiner gegrĂŒndet worden sei.[6] Als 2019 zu den Kolloquien zur KlĂ€rung der Konstitutionsfrage eingeladen wurde, erfolgte dies âim Hinblick auf das Ereignis âč100 Jahre GrĂŒndung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaftâș 2023/24â.[7] Aber genau in dieser Formulierung wird schon die hier angesprochene Problematik deutlich, denn sowohl die Gesellschaftsleitung als auch die Mitgliedschaft glaubte eben seit 1925, dass es sich bei der âAllgemeinen Anthroposophischen Gesellschaftâ um die an der Weihnachtstagung 1923/24 neugegrĂŒndete Gesellschaft handeln wĂŒrde, man also in der AAG Mitglied der Weihnachtstagungs-Gesellschaft sei. TatsĂ€chlich aber handelt es sich bei der AAG um den am 8. Febr. 1925 in âAllgemeine Anthroposophische Gesellschaftâ umbenannten âVerein des Goetheanum freie Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaftâ, den sogenannten Bauverein. Dieser ging zurĂŒck auf die GrĂŒndung des âJohannesbau-Vereinsâ in Basel im Jahr 1913 und hatte seinen eigentlichen Ursprung in der GrĂŒndung eines gleichnamigen Vereins in MĂŒnchen im Jahr 1910.[8] Davon war (und ist) streng zu unterscheiden die an der Weihnachtstagung neugegrĂŒndete Gesellschaft namens âAnthroposophische Gesellschaftâ.[9]
Obwohl bereits an der Generalversammlung 1963 durch engagierte Mitglieder die wirklichen Tatsachen vorgebracht wurden und damit im Gesellschaftszusammenhang bekannt geworden waren, hat sich der Glaube, die AAG sei mit der Weihnachtstagungs-Gesellschaft identisch, bis heute gehalten. Anstatt 1963 in einen notwendigen Erkenntnisprozess einzutreten, wurde die weitere Diskussion verhindert, indem die damaligen Protagonisten rechtzeitig vor der nĂ€chsten Generalversammlung aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Seitens der Leitung wurde bis Ende der 90er Jahre geleugnet, dass es ĂŒberhaupt ein Problem mit der Konstitution gibt.
Auf die Fragestellungen zur Konstitution wird demnÀchst detaillierter eingegangen werden können, wenn ein zumindest vorlÀufiges Ergebnis aus der 2-jÀhrigen Kolloquiums-Arbeit zur Konstitution der AAG veröffentlicht werden wird.
Nachfolgend wird nun unterschieden:
- Die âAllgemeine Anthroposophische Gesellschaftâ, bei der es sich um den am 8. Febr. 1925 umbenannten âJohannesbau-Vereinâ handelt. Dieser Verein ist mit der heutigen AAG identisch, in der viele von uns Mitglied sind.
- Die an der Weihnachtstagung 1923/24 neugegrĂŒndete âAnthroposophische Gesellschaftâ, die zur Unterscheidung hier auch Weihnachtstagungs-Gesellschaft genannt wird.
Wann wurde die âAnthroposophische Gesellschaftâ gegrĂŒndet?
Rudolf Steiner erinnert nach der Weihnachtstagung an die GrĂŒndung der âAnthroposophischen Gesellschaftâ und bezieht sich dabei explizit auf den Beginn der anthroposophischen Arbeit im Jahr 1902 (!) im Rahmen der Theosophischen Gesellschaft:
âAls aus dem Schosse der Theosophischen Gesellschaft heraus im Beginne des Jahrhunderts in Berlin die Anthroposophische Gesellschaft begrĂŒndet worden ist, âŠâ[10] und âDie Anthroposophische Gesellschaft hat ja in sehr, sehr kleiner Form begonnen, und diese kleine Form war dazumal im Beginne des Jahrhunderts in der Theosophischen Gesellschaft enthalten.â[11]
Allein aus diesen Bemerkungen wird die KontinuitĂ€t deutlich, die er dem gesellschaftlichen VerhĂ€ltnis beimisst, abseits formaler oder juristischer Gegebenheiten: Sowohl die GrĂŒndung der Anthroposophischen Gesellschaft 1912 als auch die NeugrĂŒndung an der Weihnachtstagung 1923/24 stehen in diesem KontinuitĂ€ts-Strom seit der GrĂŒndung der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft 1902 und der Ăbernahme der Aufgabe des GeneralsekretĂ€rs durch Rudolf Steiner. Ganz unabhĂ€ngig von den Ă€usseren Formen wurden diese Gesellschaften nicht unterschieden â in seinem VerstĂ€ndnis ist es immer die gleiche Gesellschaft! Die GrĂŒndung 1912 erfolgte, weil sich die Bedingungen in der Theosophischen Gesellschaft geĂ€ndert hatten:
âUnd wĂ€ren Gesinnung, Haltung und Wirken der [Theosophischen] Gesellschaft so geblieben, wie sie damals waren, mein und meiner Freunde Austritt hĂ€tte nie zu erfolgen gebraucht. Es hĂ€tte nur innerhalb der Theosophischen Gesellschaft die besondere Abteilung âčAnthroposophische Gesellschaftâș offiziell gebildet werden können.â[12]
Etwas anders stellte sich die Situation 1923 dar: Da sich die Gesellschaft nicht so entwickelt hatte, wie 1912 erhofft und die versuchte Konsolidierung im Jahr 1923 sich als nicht möglich erwiesen hatte, war die NeugrĂŒndung und insbesondere die Ăbernahme der Gesellschafts-Leitung Rudolf Steiners letzter Versuch, um doch noch zu erreichen, was von Anfang intendiert war:
âIch will auf die Kraft bauen, die es mir ermöglicht, âčGeistesschĂŒlerâș auf die Bahn der Entwickelung zu bringen. Das wird meine Inaugurationstat allein bedeuten mĂŒssenâ.[13]
âEine geistige Bewegung in Europa ins Leben zu rufenâ und zwar âeine solche Bewegung, die an den abendlĂ€ndischen Okkultismus und ausschlieĂlich an diesen anknĂŒpft und diesen fortentwickelt.â[14]
Der Menschheit die notwendige Verbindung zu ihren geistigen UrsprĂŒngen sowie zeitgenmĂ€sse neue Mysterien zu ermöglichen: An diesen Intentionen Rudolf Steiners hatte sich auch 1923/24 nichts geĂ€ndert. Wie er schon 1905 ausfĂŒhrte ging es darum, dass spirituelle Vereinigungen auf bruderschaftlicher (menschlicher) Basis entstehen:
âVereinigung bedeutet die Möglichkeit, dass ein höheres Wesen durch die vereinigten Glieder sich ausdrĂŒckt. Das ist ein allgemeines Prinzip in allem Leben. FĂŒnf Menschen, die zusammen sind, harmonisch miteinander denken und fĂŒhlen, sind ⊠nicht bloĂ die Summe aus den fĂŒnf. ⊠Eine neue, höhere Wesenheit ist mitten unter den fĂŒnfen, ja schon unter zweien oder dreien. âčWo zwei oder drei in meinem Namen vereinigt sind, da bin ich mitten unter ihnen.âș Es ist nicht der eine und der andere und der dritte, sondern etwas ganz Neues, was durch die Vereinigung entsteht. ⊠So sind die menschlichen Vereinigungen die geheimnisvollen StĂ€tten, in welche sich höhere geistige Wesenheiten herniedersenken, um durch die einzelnen Menschen zu wirken, wie die Seele durch die Glieder des Körpers wirkt. ⊠Zauberer sind die Menschen, die in der Bruderschaft zusammen wirken, weil sie höhere Wesen in ihren Kreis ziehen. ⊠Der Zukunft obliegt es, wieder Bruderschaften zu begrĂŒnden, und zwar aus dem Geistigen, aus den höchsten Idealen der Seele heraus.â[15]
So setzte er 1923 âletzte Hoffnungâ[16] darauf, diese Intentionen nun nach der Weihnachtstagung im gesellschaftlichen Zusammenhang âdurchfĂŒhrenâ[17]zu können.
Verpasste Möglichkeiten?
2001/2002 – die sĂ€kulare Wiederkehr der GrĂŒndung der âAnthroposophischen Gesellschaftâ
Geht man wie Rudolf Steiner davon aus, dass die eigentliche GrĂŒndung der âAnthroposophischen Gesellschaftâ bereits im Jahr 1902 stattfand, wĂ€ren im 33-Jahres-Rhythmus (1935, 1968 und 2001) Erneuerungsmöglichkeiten gegeben gewesen. Stattdessen finden sich in diesen Jahren Kulminationspunkte der grossen Gesellschaftskonflikte:
- Im Jahr 1935 kulminierte der bereits unmittelbar nach Rudolf Steiners Tod ausgebrochene Gesellschaftskonflikt in den AusschlĂŒssen von Ita Wegman und Elisabeth Vreede aus dem Vorstand, den AusschlĂŒssen einiger Einzelpersonen sowie der gesamten hollĂ€ndischen und englischen Landesgesellschaft aus der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. DarĂŒber hinaus wurden Statuten-Ănderungen beschlossen, âum die Statuten den Prinzipien weitgehend anzugleichenâ[18], was allerdings nicht den Tatsachen entsprach: So wurde insbesondere die Position des 1. Vorsitzenden gegenĂŒber den anderen VorstĂ€nden gestĂ€rkt[19], diesem das alleinige Recht zur Aufnahme von Mitgliedern ĂŒbertragen und insbesondere fĂŒr Vorstandserweiterungen das Kooptions-Prinzip eingefĂŒhrt. Von all dem konnte in der Konstitution der Weihnachtstagungs-Gesellschaft nicht die Rede sein.
- Im Jahr 1968 beschloss der Vorstand, ab sofort die von der Nachlassverwaltung herausgegebenen BĂŒcher (insbesondere Schriften und VortrĂ€ge Rudolf Steiners) nicht weiter zu verleugnen und diese auch im Goetheanum zu verkaufen. Damit wurde ein 20-jĂ€hriger Boykott der Nachlassverwaltung aufgehoben, ohne dass jedoch der Nachlassstreit angemessen aufgearbeitet worden wĂ€re. Zudem wurde ein neuer jahrelanger Konflikt erzeugt, da Herbert Witzenmann den Mehrheitsbeschluss nicht mittragen wollte und er seine Position öffentlich gegenĂŒber der Mitgliedschaft vertrat. Dies fĂŒhrte erneut zu Spannungen und Spaltungen in der Gesellschaft. NĂ€heres hierzu siehe Fussnote.[20]
- Im Jahr 2001 â nach fast 40 Jahren â konnte die Existenz des Konstitutionsproblems von Vorstandsseite nicht weiter geleugnet werden. Davon zeugte die Veröffentlichung des sogenannten âMannheimer Ergebnissesâ[21] als Zwischenresultat einer Arbeitsgruppe, die aus FunktionĂ€ren sowie Mitgliedern bestand, die sich in der Konstitutionsfrage engagiert hatten. Allerdings wurden alle Hoffnungen auf eine gemeinsame weitere Vorgehensweise durch den Alleingang des Vorstandes zunichte gemacht, als dieser ohne jede Absprache und entgegen dem vereinbarten Vorgehen einseitig die weitere gemeinsame Arbeit verunmöglichte und einen eigenen Weg zu Lösung des Problems einschlug.[22] Dieser fĂŒhrte zu weiteren Konflikten und mehrjĂ€hrigen gerichtlichen Auseinandersetzungen. Eine wirkliche Lösung des Konstitutions-Problems wurde jedoch nicht erreicht. Letztlich hat der Vorstand durch unkluges Agieren die Streitigkeiten provoziert, die Gerichtsprozesse vorhersehbar verloren und anschliessend mit einer weiteren Unwahrheit behauptet, das Gericht habe festgestellt, aufgrund einer konkludenten Fusion sei die AAG mit der WTG identisch.[23] Letztere Ansicht wird auch heute noch vertreten â tatsachenwidrig wider besseren Wissens.[24]
Eine Aufarbeitung all dieser Konflikte und Gesellschaftskatastrophen steht nach wie vor aus. Insbesondere die (negative) Bedeutung des Rekonstitutionsversuches von 2001/2002 ist in seiner Tragweite bisher zuallermeist kaum realisiert worden.
Allein schon die Bedeutung der Tatsache, dass die Möglichkeit vollkommen verpasst wurde, bewusst und aktiv an die ursprĂŒnglichen geistigen Impulse zur GesellschaftsgrĂŒndung anzuknĂŒpfen, dĂŒrfte schwerwiegend sein: Wurden diese damit fĂŒr lange Zeit endgĂŒltig vertan? Konnte damit der âDĂ€mon dieses Zeitaltersâ Herrschaft ĂŒber die weitere Entwicklung erlangen? Vergleichbar mit dem, was Rudolf Steiner zu dem Nichtergreifen der liberalen Ideen im 19. Jahrhundert ausfĂŒhrte? âDenn nachher ist nichts mehr zu erreichen auf demjenigen Wege, auf dem das in dem genannten Zeitraume erreichbar gewesen wĂ€re. Nachher ist nur durch völliges Erwachen im geisteswissenschaftlichen Erleben etwas zu erreichen. So hĂ€ngen die Dinge historisch in der neueren Geschichte zusammen.â[25] Noch deutlicher kommt das an anderer Stelle zum Ausdruck:
âWenn so etwas [wie die Spiritualisierung der Menschheit] – da die Menschheit in der neueren Zeit auf Freiheit gestellt werden muss – aus dem freien Menschenwillen heraus unterlassen wird, so sinkt die Waagschale auf die andere Seite hinunter. Dann entlĂ€dt sich das, was auf spirituellem Wege hĂ€tte erreicht werden können, durch das Blut. Dann entlĂ€dt sich das auf eine, ich möchte sagen, ĂŒberphysische Weise. Es ist nur das Gleichstellen der Waage, was wir in unserer katastrophalen Zeit erleben. Die Menschheit, die zurĂŒckgewiesen hat die Spiritualisierung, muss in die Spiritualisierung hineingezwungen werden. Das kann durch eine physische Katastrophe [damals der erste Weltkrieg] geschehen.â[26]
Lassen wir die weitere Beurteilung dieser Ereignisse und die heutige Bedeutung zunÀchst offen.
Die sÀkulare Wiederkehr des Bauimpulses.
Einen genauen ursprĂŒnglichen Zeitpunkt fĂŒr den Bauimpuls zu finden ist nicht einfach. Da der Bau zunĂ€chst in MĂŒnchen entstehen sollte, wurde dort auch der erste Johannesbau-Verein im Jahr 1910 gegrĂŒndet. Im Oktober 1912 war Rudolf Steiner erstmals in Dornach und erkundete die Umgebung des ihm angebotenen GelĂ€ndes. Die endgĂŒltige Entscheidung fĂŒr Dornach wurde 1913 gefĂ€llt, die Grundsteinlegung fand am 20. September 1913 statt und 2 Tage spĂ€ter wurde der Dornacher âJohannesbau-Vereinâ gegrĂŒndet. Innerhalb dieses Zeitraumes liegt die GrĂŒndung der Anthroposophischen Gesellschaft in Köln 1912. Insofern bietet sich dieses Jahr fĂŒr eine weitere Untersuchung an. Im 33er-Rhythmus ergibt sich die Folge: 1912 â 1945 â 1978 â 2011/12 (ErgĂ€nzungen fĂŒr die nachfolgend angefĂŒhrten Ereignisse sind willkommen).
- Im Jahr 1945 begann die Eskalation des Nachlassstreites. Marie Steiner gab die Ăbertragung ihrer Rechte an den 2 Jahre zuvor gegrĂŒndeten Nachlassverein bekannt. âEine Bombe schlĂ€gt einâ[27], so ĂŒberschreibt Lorenzo Ravagli das entsprechende Kapitel. Die damit beginnenden und vor allem eskalierenden Auseinandersetzungen prĂ€gten Jahrzehnte der Gesellschaftsgeschichte mit Auswirkungen, die auch heute noch zu spĂŒren sind. Eine Aufarbeitung ist nicht erfolgt, die einzige mir bekannte einigermassen umfassende Darstellung findet sich in dem zitierten Werk von Lorenzo Ravagli.
- 1978: Beginnende Kulmination des Interesses insbesondere der Jugend an der Anthroposophie. BlĂŒte der Jugendsektion, der SeminartĂ€tigkeiten und der AusbildungsstĂ€tten â bis in die 80er/90er Jahre.
- 2011: An die Stelle einer Erinnerung an die ursprĂŒnglichen Impulse trat wieder ein Gesellschaftskonflikt. Aufgrund eines Abwahlantrages, der bereits Monate zuvor bekannt war, hatte der Vorstand beschlossen, diesem zuvor zu kommen und die Amtszeit der VorstĂ€nde zukĂŒnftig auf 7 Jahre zu begrenzen. Insbesondere von Paul Mackay und Bodo von Plato wurden hehre Ziele und Absichten vorgebracht. So sollten â⊠die Mitglieder verstĂ€rkt in die Verantwortung einbezogen werdenâ und âEs geht darum, dass wir ein neues soziales Feld entwickeln. Damit ist gemeint, dass die Mitglieder mehr einbezogen werden.â sowie âGern möchten wir die Zusammenarbeit der Mitglieder mit den VerantwortungstrĂ€gern verstĂ€rken, sodass die Gesellschaft zum Partner des Vorstands wird und sich nicht als GegenĂŒber verstehtâ, erwiesen sich schon durch das nachfolgende Verhalten der Leitung als leere Versprechen. Als geradezu taktisches LĂŒgengebĂ€ude offenbarten sich diese durch Paul Mackays öffentliches EingestĂ€ndnis, als er zur BegrĂŒndung seines Antrages zur Aufhebung dieser AmtszeitbeschrĂ€nkung vorbrachte, dass deren EinfĂŒhrung 2011 lediglich eine (mögliche Ăber-)Reaktion auf den damaligen Abwahlantrag gewesen sei! Des Weiteren fĂŒhrte er aus, dass schon regelmĂ€ssig eine Besinnung auf die VorstandstĂ€tigkeit erfolgen sollte, allerdings ohne die Mitgliedschaft einzubeziehen, denn nur im Kreis der Goetheanum-Leitung und der Konferenz der GeneralsekretĂ€re sei eine Beurteilung der VorstandstĂ€tigkeit möglich![28]
Die sÀkulare Wiederkehr der Weihnachtstagung 2022/23
Mit Blick auf die Weihnachtstagung ergibt sich die Jahresfolge: 1923 â 1956 â 1989 â 2022/23.
Die Jahre 1956 und 1989 sind offensichtlich keine markanten Krisenjahre im gesellschaftlichen Zusammenhang. Der Fall der Mauer 1989, die damit verbundene Auflösung des sozialistischen Experimentes im Osten traf die anthroposophische Gemeinschaft unvorbereitet. Die Versuche freier Initiativen, die allesamt ihren Ursprung nicht im gesellschaftlichen Zusammenhang hatten, Elemente der Dreigliederung in die Neugestaltung der sich auflösenden StaatsverhĂ€ltnisse einzubringen, blieben letztlich erfolglos und so konnten sich die westlichen Hegemonieambitionen durchsetzen. Es ist offensichtlich, dass heute, ca. 33 Jahre spĂ€ter, wieder eine Zuspitzung stattfindet â diesmal weltweit. Insbesondere mit Blick auf einige aktuelle Verlautbarungen der medizinischen und sozialwissenschaftlichen Sektion[29] drĂ€ngt sich die Frage auf, ob die Leitung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Hochschule die aktuelle Weltlage realistisch einschĂ€tzt.
Noch steht das Ereignis 99 Jahre Weihnachtstagung vor uns. Sind damit noch alle Möglichkeiten offen?
Nun wird es darauf ankommen, zunĂ€chst die tatsĂ€chlichen Impulse und Absichten, die mit der Weihnachtstagung und der NeugrĂŒndung von Gesellschaft und Hochschule verbunden waren, herauszuarbeiten.
Fazit
âDie Weisheit liegt nur in der Wahrheitâ
Motto der Anthroposophischen Gesellschaft
Es ist offensichtlich ein Symptom im Zusammenhang der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, sich an die ursprĂŒnglichen Impulse nicht erinnern zu wollen. Stattdessen kulminierten ausgerechnet an etlichen entscheidenden Zeitpunkten des 33-Jahresrhythmus die Gesellschaftskonflikte mit den damit verbundenen Ausgrenzungen und Spaltungen, wodurch den WidersachermĂ€chten fĂŒr ihr Wirken TĂŒr und Tor geöffnet wurde. Man kann sich fragen, ob nach all den hier beschriebenen Gegebenheiten nun mit der sĂ€kularen Wiederkehr der Weihnachtstagung â dem letzten Versuch Rudolf Steiners, seine Aufgabe, seine Mission fĂŒr die Menschheitsentwicklung doch noch erfĂŒllen zu können â auch fĂŒr uns die allerletzte Möglichkeit gegeben sein wird, sich die ursprĂŒnglichen Impulse zu vergegenwĂ€rtigen und zu ergreifen, was noch ergriffen werden kann. Ohne eine zumindest anfĂ€ngliche Aufarbeitung der Gesellschaftsgeschichte â die ja gleichzeitig die Geschichte der Entwicklung der Anthroposophie ist â wird das jedoch kaum möglich sein.
Die Erinnerung an die Weihnachtstagung und die Besinnung auf die damit verbundenen Impulse und Absichten werden nur dann fruchtbar werden können, âwenn auf Grundlage der Erkenntnis der Mangelhaftigkeiten ⊠also der konkreteren Erkenntnis desjenigen, was mangelhaft ist, zu einer Gestaltung des Positiven geschritten wird.â[30] (Rudolf Steiner im Zusammenhang mit dem Konsolidierungsversuch der Gesellschaft am 26. Febr. 1923).
Das Mysteriengeschehen der Weihnachtstagung war keineswegs ein isoliertes Ereignis fĂŒr die Anthroposophische Gesellschaft, es war ein Menschheitsereignis, der letzte Versuch, aus den âZeichen der Zeitâ eine spirituelle Vereinigung von Menschen zu bilden, mit der eine Erneuerung der Mysterien hĂ€tte möglich werden können, âfĂŒr den Fortschritt der Menschenseelen, fĂŒr den Fortschritt der Welt.â[31]
Jeder, der sich mit Rudolf Steiner und der Anthroposophie verbunden erlebt, kann sich hier angesprochen fĂŒhlen, initiativ zu werden, auch jenseits des gesellschaftlichen Zusammenhangs.
Thomas Heck, 6. Jan. 2022
[1] GA 225, S. 166.
[2] Hierzu insbesondere GA 180, VortrÀge 1-4.
[3] Justus Wittich, AWW 12/2021, S. 3.
[4] Eine ausfĂŒhrliche Literaturliste in Jens Göken, âDas Gesetz der 33 Jahreâ, Gegenwart Nr. 2 / 2011. Frank Spaan, âĂber den 33 Jahres-Rhythmusâ, Privat-Druck, Bezug: postfs@protonmail.com.
[5] GA 222, 1989, S. 18, 11. MĂ€rz 1923.
[6] Siehe z.B. Internetseite www.goetheanum.org und rosa Info-Heft fĂŒr neue Mitglieder.
[7] AWW 9/19, S. 3.
[8] Der âJohannesbauâ sollte ursprĂŒnglich in MĂŒnchen entstehen. Dem standen jedoch verschiedene WiderstĂ€nde entgegen, sodass diese Absicht 1913 aufgegeben wurde.
[9] Ohne dem Ergebnis der Kolloquiumsarbeit vorgreifen zu wollen kann aber gesagt werden, dass in dieser Frage bei den Teilnehmern ein breiter Konsens herrscht.
[10] GA 238, S. 16, 5. Sept. 1924.
[11] GA 260a, S. 94, 18. Jan. 1924.
[12] GA 28, 1982, S. 309.
[13] Brief vom 16. Aug. 1902 an Wilhelm HĂŒbbe-Schleiden, hier zitiert nach GA 264, S. 19.
[14] Aus dem GesprÀch zwischen Marie von Sivers und Rudolf Steiner am 17. Nov. 1901, GA 254, 1986, S. 48.
[15] GA 54, 1983, S. 192f. und GA 265, 1987, S. 122.
[16] GA 259, 1991, S. 865. Aus einem Brief von Rudolf Steiner an Marie Steiner
[17] GA 260a, 1987, S. 183.
[18] Nachrichtenblatt Nr. 11/12, 17. MĂ€rz 1935.
[19] Der 1. Vorsitzende wurde quasi allmĂ€chtig und bestimmte die Vollmachten der ĂŒbrigen Vorstandsmitglieder â und konnte sie diesen auch entziehen, siehe §13 der damaligen Statuten. Nachrichtenblatt 11/12, 17. MĂ€rz 1935.
[20] Lorenzo Ravagli, Selbsterkenntnis in der Geschichte, Band 1, Glomer.com, o.J.
[21] Nachrichtenblatt Nr. 20, 20. Mail 2001.
[22] Justus Wittich, âKonstitutionsgruppe als wichtiger Wegbereiterâ, Nachrichtenblatt 42/2002.
[23] âMythen der Konstitutions-Frage: âDie Fusion durch konkludentes Handelnââ, https://wtg-99.com/mythos-fusion.
[24] Justus Wittich, âStĂ€rkung der Hochschule in den Statutenâ in AWW 1-2/2014.
[25] GA 185, 1982, S. 95.
[26] 174a, 1985, S. 230f.
[27] Lorenzo Ravagli, Selbsterkenntnis in der Geschichte, Band 1, Glomer.com, o.J.
[28] Nur im Internet: https://www.goetheanum.org/fileadmin/kommunikation/GV_2019_Antraege.pdf (letzter Zugriff: 28.12.2021).
[29] Gemeint sind hier die diversen Positionierungen zu den Corona-Impfungen und die Ăusserung G. HĂ€fners, Deutschland habe unbewusst die Dreigliederung gewĂ€hlt.â (âDas Goetheanumâ, 15. Okt. 2021).
[30] GA 259, S. 377.
[31] Zitate aus dem Eröffnungsvortrag der Weihnachtstagung 24. Dez. 1923, GA 260.
Liebe Freunde,
es ist im Moment kaum möglich, mit der Entwicklung der Ereignisse – und leider auch der Bedrohungen – die durch das politische Handeln der Verantwortlichen erzeugt werden, mitzukommen. Die Veröffentlichung einer umfangreichen und wohl sehr zutreffenden Analyse aus dem Bundesinnenministerium offenbart, mit wie wenig Ăberblick und vor allem mit fehlender RisikoabschĂ€tzung Massnahmen ergriffen wurden, die nach allem, was jetzt bekannt ist, weit mehr SchĂ€den anrichten – auch an Menschenleben – als durch die Massnahmen vermeintlicher Nutzen erzeugt wurde. Anstatt sich nun der wirklich bestehenden Probleme zuzuwenden, denkt man ĂŒber marginale Lockerungen nach. Offensichtlich man bestrebt, die Massnahmen so weit und so lange als möglich gesichtswahrend aufrecht zu erhalten. Der Umgang mit dem geleakten Dokument aus dem Bundesinnenministerium spricht BĂ€nde: Auf den brisanten Inhalt wird nicht eingegangen, sehr wohl aber auf das angebliche Fehlverhalten des inzwischen beurlaubten Mitarbeiters.
Ein Artikell von Lorenzo Ravagli zu dem Vorgang um das Dokument aus dem BMI:
https://anthroblog.anthroweb.info/2020/corona-virus-menschheit-am-scheideweg/
Rundbrief Nr. 23: www.wtg-99.com/Rundbrief_23
Sie werden alle bereits ĂŒberflutet sein mit Informationen und Hinweisen auf Videos und Veröffentlichungen und man kann nicht alles wahrnehmen. Dennoch möchte ich einige Hinweise geben:
Ein Artikel von Johannes Mosmann: âCorona – Menschheit am Scheidewegâ
https://www.dreigliederung.de/files/download/essays/2020-05-johannes-mosmann-corona-virus-menschheit-am-scheideweg.pdf
Ein Beitrag von Peter Selg thematisiert vor allem die entstehenden totalitÀren Entwicklungen im historischen Kontext:
https://kernpunktecom.files.wordpress.com/2020/05/kernpunkte_no._6_2020-1.pdf
Ein Ărztin bringt vieles auf den Punkt:
https://www.youtube.com/watch?v=YKKe_t20ml0
Die ParteigrĂŒndung von dem Arzt Bodo Schiffmann www.widerstand2020.de hat nun vor allem damit zu kĂ€mpfen, dass sie von Anmeldungen hoffnungslos ĂŒberrannt (mehr als 100.000 Anmeldungen in ca. 14 Tagen) und natĂŒrlich auch auf allen Ebenen angegriffen wird. Widerstand ist im Moment vielleicht wirklich angesagt und man kann nur hoffen, dass dieser Ansturm irgendwie bewĂ€ltigt werden wird. FĂŒr unterstĂŒtzungswĂŒrdig halte ich persönlich Bodo Schiffmann in jedem Fall:
https://kenfm.de/dr-bodo-schiffmann/
Mit herzlichen GrĂŒssen
Thomas Heck
Was Greta Thunberg nicht geschafft hat («I want to panic you»), fĂŒr das Corona-Virus war es kein Problem: Die Welt in Panik, in Angst und Schrecken zu versetzen. Unvorstellbares ist eingetreten: Grosse Teile der Weltbevölkerung unterliegen derzeit AusgangsbeschrĂ€nkungen und die Weltwirtschaft ist in weiten Teilen zum Stillstand gekommen. Inzwischen kommen aber auch Zweifel an der GlaubwĂŒrdigkeit der offiziellen Berichterstattung auf und es wird gefragt, ob mit dieser sogenannten Pandemie und ihren Folgen möglicherweise auch ganz andere Interessen verfolgt werden. ….
Weiter im Rundbrief Nr. 21
Inhalt
– Corona und der Kampf um die Deutungshoheit
– IrrefĂŒhrende Berichterstattung
. Erfolgreiche Propaganda
– Weltregierung und “Neue Weltordnung”
Diverse Links zu interessanten Informations-Seiten, Petitionen und interessanten Videos finden Sie unter www.wtg-99.com/corona
Hinweis: Die Internetseite von der RechtsanwÀltin Beate Bahner war zum Zeitpunkt des Versandes nicht erreichbar. Auf derartige ZwischefÀlle und Löschungen von Seiten wird auch von Swiss Propaganda Research (www.swprs.org/covid-19-hinweis-ii/) hingewiesen!
Der aktuelle Rundbrief enthÀlt einen Beitrag zum Todestag Rudolf Steiners am 30. MÀrz, der dieses Jahr wie 1925 auf einen Monat fÀllt.
Rundbrief zur Anthroposophie von Friedwart Husemann vom 1. Dezember 2019Â
Liebe Freunde,
Sie können sich an der Kontroverse um die Steiner Studies beteiligen. Hier der Link:
Steiner Studies
Rudolf Steiner hat ĂŒber Welt, Erde und Mensch, aber auch zur Anthroposophischen Bewegung, zur Soziologie der Anthroposophischen Gesellschaft und zur Gegnerfrage sehr ausfĂŒhrlich sich geĂ€uĂert. Beispielweise wollte er, dass man Gegner moralisch beurteilt, wenn sie R. Steiner verleumdeten oder LĂŒgen verbreiteten, und er wollte, dass man dieses Urteil öffentlich ausspricht (GA 259, siehe âRudolf Steiner zur Gegnerfrageâ unter âDokumentationâ im obigen Link). Meiner Meinung nach ist es so, dass im Falle von Helmut Zander dieser Ratschlag R. Steiners angewendet werden sollte.
Allerdings leben wir heute in einer Zeit, wo moralische Urteile als anstöĂig empfunden werden. DarĂŒber hinaus hat sich in leitenden Kreisen der Anthroposophischen Gesellschaft die Meinung ausgebreitet, dass es die Gegner so wie damals bei R. Steiner nicht mehr gibt. Ich bin dieser Meinung nicht. Wir können aber in Ruhe warten, bis die Tatsachen selber sprechen.
Mit herzlichen GrĂŒĂen
Ihr Friedwart HusemannÂ
Dr. med. Friedwart Husemann
Internist – Homöopathie
Anthroposophische Medizin (GAĂD)
Poghausener Str. 46
26670 Uplengen
Tel:Â 04956 4047007
Fax: 04956 4047006
www.husemannpraxis.de
friedwart.husemann@gmx.de
Sehr geehrte Frau Sandtmann,
dieser offene Brief – als Reaktion auf Ihre Erwiderung auf den Brief des Dresdner Zweiges – geht stellvertretend an Sie, im Grunde ist von den folgenden AusfĂŒhrungen die gesamte weltweite Gesellschafts-Leitung betroffen, insbesondere als Mitglieder der Freien Hochschule.
Es ist wirklich beeindruckend, wie seitens der Leitenden in unserer Gesellschaft durch die Beherrschung der Kommunikation auf sachlich-kritische (im Sinne des terminus-technikus, wie Sie es formuliert haben) Stimmen aus der Mitgliedschaft hĂ€ufig gar nicht, ansonsten manipulativ und extrem einseitig reagiert wird. So auch auf die – im besten Sinne – kritischen Reaktionen auf die Mitwirkung namhafter und leitender Persönlichkeiten aus der anthroposophischen Gesellschaft an der Initiative der âSteiner Studiesâ.
Auf einen wirklichen Dialog mit den eigenen Mitgliedern lÀsst man sich nicht ein, sehr wohl aber mit unwissenschaftlich agierenden Gegnern Rudolf Steiners und der Anthroposophie.
Im Einzelnen zum aktuellen Vorfall:
- So, wie Sie aus dem Brief des Dresdner Zweiges zitieren, entsteht ein einseitiges Bild und es wird nicht deutlich, was die 20 Unterzeichner wirklich zum Ausdruck bringen. Unter den Unterzeichnern sind gewiss auch Hochschulmitglieder, die ihr âReprĂ€sentant-Seinâ ernst nehmen und aus Sorge ĂŒber die Entwicklungen in unserer Gesellschaft und aus einer gelebten Verantwortung gegenĂŒber Rudolf Steiner, der Anthroposophie und der Hochschule sich zu Wort gemeldet haben.
- Durch Weglassen der zentralen Argumente – insbesondere dem Hinweis, dass seitens der Gesellschafts- und der Hochschulleitung zu den unwissenschaftlichen und diffamierenden Ăusserungen der Initiatoren der âSteiner Studiesâ bisher nie Stellung bezogen wurde – wird verhindert, dass sich der Leser ein eigenstĂ€ndiges Urteil bilden kann.
- Sie nennen die Namen der Unterzeichner dieses offenen Briefes nicht. So wird nicht sichtbar, dass zumindest drei der Unterzeichner Mitglieder im Vorstand des Arbeitszentrums Ost sind.
- Sie fĂŒhren aus, dass die âSteiner Studies von der AGiD weder veranlasst noch beauftragtâ wurden. Dadurch entsteht der Eindruck, dies sei in dem Brief behauptet worden. Ein derartig absurder Vorwurf wurde jedoch gar nicht erhoben. Das kann der Leser aber nicht erkennen und muss das Gegenteil annehmen.
- Bemerkenswert ist, dass Sie NĂ€heres ĂŒber die Intentionen der âSteiner Studiesâ wissen und so etwas darĂŒber aussagen können, wie die âkritische Steiner-Forschungâ von den Initiatoren wirklich gemeint sei. Woher wissen bzw. woraus schliessen Sie das und wie kommen Sie dazu, diese Initiative zu verteidigen?
- Wie Sie zu dem Urteil kommen, dass es sich bei den âSteiner Studiesâ um eine wirklich âwissenschaftliche Zeitschriftâ handeln wird, ist nicht nachzuvollziehen, da – soweit bekannt – eine Ausgabe dieser Zeitschrift bisher nicht einmal vorliegt.
- Nach C. Clements Ansicht fĂŒhren die Forschungsmethoden Rudolf Steiners nicht zur Erkenntnis einer wirklichen geistigen Welt und auch nicht zu auĂerhalb des (alltĂ€glichen) Bewusstseins des Menschen existierenden geistigen Wesen. Steiner begegne in seiner Geistesforschung nur sich selbst (siehe z.B. Frank Linde, Die Drei 11/2015).  Nach allem, was von und ĂŒber C. Clement bekannt ist, urteilt er ĂŒber die Anthroposophie und die Schriften Rudolf Steiners, ohne selber sich um den anthroposophischen Schulungsweg bemĂŒht zu haben. Denn wenn man Rudolf Steiner und den von ihm formulierten Voraussetzungen ernst nimmt, kann man C. Clements Urteilen keine Berechtigung zusprechen: â ⊠doch nimmt die Leitung der Schule fĂŒr sich in Anspruch, dass sie von vornherein jedem Urteile ĂŒber diese Schriften die Berechtigung bestreitet, das nicht auf die Schulung gestĂŒtzt ist, aus der sie hervorgegangen sind. Sie wird in diesem Sinne keinem Urteil Berechtigung zuerkennen, das nicht auf entsprechende Vorstudien gestĂŒtzt ist, wie das ja auch sonst in der anerkannten wissenschaftlichen Welt ĂŒblich ist.â (§8 der Statuten der Weihnachtstagungs-Gesellschaft). So stellt sich auch in diesem Zusammenhang die Frage, wie Sie sicher sein können, dass es sich bei den âSteiner Studiesâ wirklich um eine âwissenschaftlicheâ Zeitschrift handeln wird? Und wie kommen Sie zu der Annahme, dass jemand wie H. Zander im positiven Sinne zu kritischer Wissenschaftlichkeit gegenĂŒber Rudolf Steiner neigen könnte, wenn er sich wie folgt Ă€ussert:
âKritiker und Wissenschaftler haben sich auch gefragt, welche psychische Disposition Steiner besass, ob er, polemisch gefragt, âșgeisteskrankâč war oder, seriöser, an Schizophrenie litt. ⊠Oder nahm er vielleicht doch Drogen? Mit dem Schnupftabak, den er liebte, könnte er auch Kokain, den âșSchneeâč wie es in seinen Briefen heisst, zu sich genommen haben, vielleicht bewusst, vielleicht auch ohne es zu wissen. Halluzinogene Mittel mögen, wenn er sie denn nahm, einzelne Erfahrungen erklĂ€ren, aber seine BeschĂ€ftigung mit meditativen Techniken ĂŒber zweieinhalb Jahrzehnte geht darin nicht auf.â
- Im Zusammenhang mit dem vorherigen Punkt stellt sich die Frage, inwieweit Sie (und Ihre Kollegen) – soweit Sie Hochschulmitglieder sind – in Ihrem Verhalten und in Ihrer Argumentation gegenĂŒber den Initiatoren und deren Werken selber der Bedingung der âReprĂ€sentanz fĂŒr die anthroposophische Sacheâ insbesondere als Hochschulmitglieder mit Leitungsaufgaben und ggf. als Lektoren – gerecht werden, wenn Sie sich derartig fĂŒr C. Clement, H. Traub, H. Zander u.a. einsetzen, obwohl es sich offenkundig um Gegner der Anthroposophie und Rudolf Steiners handelt?
- Es ist kaum anzunehmen, dass Rudolf Steiner ein derartiges Verhalten von Hochschulmitgliedern geduldet hĂ€tte, ein Ausschluss aus der Hochschule wĂ€re wohl spĂ€testens jetzt die Folge gewesen. Sich in dieser Art und Weise fĂŒr die Gegner der Anthroposophie und Rudolf Steiners einzusetzen, kommt im Grunde einem Selbstausschluss gleich, wohl nicht rechtlich, jedoch moralisch. Da dieses Verhalten aber gerade aus der Leitung der Gesellschaft heraus erfolgt und von der Hochschulleitung und den Sektionsleitungen geduldet – wenn nicht sogar begrĂŒsst – wird, mĂŒssten auch alle diejenigen, die dieses Verhalten decken und beschweigen, nach den selbst vertretenen Bedingungen der Hochschulmitgliedschaft aus dieser ausgeschlossen werden. So werden diese Bedingungen zur Hochschulmitgliedschaft immer wieder eingefordert – selber aber hĂ€lt man sich nicht daran!
- Wer der Ansicht ist, man könne mit C. Clement oder H. Zander auf geisteswissenschaftlichem Niveau fruchtbar zusammenarbeiten, mĂŒsste dies angesichts der vorliegenden fundierten kritischen Auseinandersetzungen mit deren Veröffentlichungen begrĂŒnden und belegen können. Es scheint aber evident zu sein, dass sich gerade diejenigen, die meinen, sich auf einen Dialog mit C. Clement u.a. einlassen zu mĂŒssen, einen solchen mit den im besten wissenschaftlichen Sinne kritischen Mitgliedern vermeiden. So ist z.B. von einer Auseinandersetzung von J. Schieren oder W.-D. KlĂŒnker mit F. Linde oder L. Ravagli nichts bekannt. Ebenso existieren keine Stellungnahmen z.B. seitens der Hochschulleitung. Auf die Unvereinbarkeit mit dem selbst vertretenen ReprĂ€sentanz-Anspruch wurde bereits hingewiesen.
Ein sachlicher Dialog im Sinne einer gemeinsamen ErkenntnisbemĂŒhung ist mehr als ĂŒberfĂ€llig. Aus Ihren AusfĂŒhrungen ist nicht erkenntlich, ob dazu eine Bereitschaft besteht. Und um eine Personaldebatte geht es nicht – es geht um Erkenntnisfragen! Werden wir es noch erleben, dass die Leitung der Gesellschaft und der Hochschule ihre Aufgabe und Verantwortung ergreift, um endlich Stellung zu beziehen und sich auf einen inhaltlichen Dialog mit den Mitgliedern einzulassen?
Mit freundlichem Gruss
Thomas Heck, Dornach, den 22. November 2019, Kontakt: thomas@lohmann-heck.de
Samstag, den 21. September 2019, 9:30 – 18 Uhr
Themen
- Die Stellung des Weihnachtstagungsgeschehens in der Menschheitsentwicklung
- Rudolf Steiners Mission
- Rudolf Steiners Intentionen im Hinblick auf die Weihnachtstagung
- Was zur Weihnachtstagung und zur Neukonstituierung der Gesellschaft fĂŒhrte
- Zur Form: Wie wollte Rudolf Steiner die einheitliche Konstituierung realisieren?
- Zur IdentitÀt: in welchem Zusammenhang steht die AAG mit der Weihnachtstagungs-Gesellschaft?
Seminaristische Arbeit mit Thomas Heck
Anmeldung: thomas@lohmann-heck.de oder 061 / 599 16 47
Kostenbeteiligung: 80 CHF, ErmĂ€Ăigung möglich.
Maximal 20 Teilnehmer
Ort: Veranstaltungsraum der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz, Oberer Zielweg 60, 4143 Dornach.
Pressemitteilung der Goetheanum-Leitung
Im Rahmen des Projektes âGoetheanum in Entwicklungâ und im Zuge der zunehmenden Unzufriedenheit vieler Mitglieder mit den Entwicklungen am Goetheanum ist, nun ein professionelles Beschwerdemanagement fĂŒr UnmutsĂ€usserungen und Kritik an der Leitung des Goetheanums, der Hochschule und der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft eingerichtet worden. Besonderer Wert wurde dabei auf das SchutzbedĂŒrfnis von Mitgliedern gelegt, die Kritik oder Beschwerden vorbringen möchten.
Ab sofort können entsprechende Beschwerden schriftlich an das Goetheanum (Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, Abt. Beschwerdemanagement , HĂŒgelweg 45, 4143 Dornach oder per Email an beschwerden@goetheanum.ch) verschickt werden. Es wird absolute Diskretion zugesichert. Dies wird insbesondere dadurch erreicht, dass erhaltenen Briefe sofort ungeöffnet und ungelesen einer zertifizierten Aktenvernichtung zugefĂŒhrt werden. Damit ist allen Beteiligten optimal gedient: Der BeschwerdefĂŒhrer hat sich unbehindert und frei Ă€ussern können ohne mit negativen Folgen wie z.B. schlechtem Ansehen oder der Kritik, kritisiert zu haben, rechnen zu mĂŒssen. Auch der Beschwerde bzw. der Kritik als solcher ist absolute Diskretion zugekommen, indem weiter niemand von ihr etwas erfĂ€hrt und sich so darĂŒber auch niemand, insbesondere die Leitung des Goetheanums, Ă€rgern oder angegriffen fĂŒhlen muss. Durch eine zertifizierte Software ist sichergestellt, dass die Emails nach Eingang sofort gelöscht werden und auch keine Sicherungskopien erstellt werden. FĂŒr dringende telefonische Beschwerden wurde eine automatische Annahme (7 x 24 Stunden Bereitschaft) eingerichtet (061 / 706 99 99). Auch hier wurde sichergestellt, dass der Anrufer ungestört (vor allem ungehört) ausfĂŒhrlich sprechen kann. Aus den bereits genannten DiskretionsgrĂŒnden wurde die Aufnahmefunktion des Anrufbeantworters ausser Betrieb gestellt.
So werden kritische Zuschriften an die Leitung der Gesellschaft auch in Zukunft nicht beantwortet. Der wesentliche Fortschritt besteht nun darin, dass man nicht wie bisher unangemessenes Verhalten der Leitung vermuten kann, da diese definitiv nichts von der Zuschrift erfĂ€hrt und frei nach dem Grundsatz: âWas ich nicht weiss, macht mich nicht heissâ nach GutdĂŒnken und ungestört ihren Intentionen nachgehen kann.
Mitglieder, die diesem Verfahren keine positive Seite abgewinnen können, werden ausdrĂŒcklich auf die neu vorgestellten Medikamente des SofimedÂź Heilmittellabors hingewiesen, besonders EgalodoronÂź und Ovis silens compÂź[1] werden gewiss hervorragend Abhilfe schaffen. Empfehlenswert ist auch die folgende Meditationsformel, mit der evtl. bestehendes Unbehagen wirkungsvoll beseitigt werden kann: âBevor ich mich aufrege, ist es mir lieber egal.â
Die Goetheanum-Leitung, 1. April 2019
[1] NĂ€here Angaben zu den Medikamenten erscheinen in einer Pressemitteilung der SofimedÂź Heilmittel AG in âEin Nachrichtenblattâ.
Freitag, 23 MĂ€rz 2018, Generalversammlung im groĂen Saal, auf der Tagesordnung: Aussprache zu den AntrĂ€gen und Anliegen. In eindrĂŒcklichen Worten, mit strenger Stimme, ermahnte der Versammlungsleiter Florian Oswald die ca. 650 anwesenden Mitglieder, sie mögen sich vergegenwĂ€rtigen, in welchem Raum sie sich befinden. Dabei wies er demonstrativ auf die Deckenmalerei und die Fenster. Es sei die WĂŒrde des groĂen Saales zu berĂŒcksichtigen, wenn man hier spricht. Durch die von vielen Mitgliedern empfundene unangemessene und oberlehrerhafte Ermahnung entstand eine beklemmende Stimmung im Saal, in die hinein dann die Regeln fĂŒr die Aussprache genannt wurden: maximal 3 Minuten Redezeit, er habe das Recht zu unterbrechen und er wolle keine Mitglieder sehen, die sich zum Sprechen an der BĂŒhne anstellen. Man solle sich melden und er wĂŒrde auswĂ€hlen, wer sprechen kann. Sowohl der Inhalt als auch die Art und Weise, wie Florian Oswald selber sprach, standen im krassen Widerspruch zur WĂŒrde des Saales. Die Mitglieder nahmen die Massregelungen hin, lediglich ein Zwischenruf âwas erlauben Sie sich?â brachte die Situation auf den Punkt, blieb jedoch ohne Reaktion. In der Folge, und das dann besonders am Sonntagvormittag, sollte sich zeigen, dass die WĂŒrde durch die Mitgliedschaft gewahrt blieb, einzig aus der Goetheanum-Leitung und dem Kreis der GeneralsekretĂ€re bzw. der Landesvertreter fielen einige aus der Rolle, indem sie einzelne Mitglieder bzw. ganze Mitgliedergruppen in zum Teil hochemotioneller Art und Weise diskreditierten. DenkwĂŒrdig war der Sonntagvormittag, als einige Leitungspersönlichkeiten ihre Empörung ĂŒber das Abstimmungsergebnis zum Ausdruck brachten und den Mitgliedern regelrecht die Leviten gelesen haben.
Nein, der WĂŒrde des Goetheanums und der Gesellschaft entsprach vieles nicht, was durch die Leitung der Gesellschaft und der Hochschule zu verantworten war:
- Der Umgang mit der ZĂ€sur von Bodo von Plato und Paul Mackay war im Grunde eine Verhöhnung der Mitgliedschaft, angesichts der 2011 zur EinfĂŒhrung der ZĂ€sur vorgeschobenen BegrĂŒndung, man wolle die Mitgliedschaft mehr einbeziehen und der nahezu vollstĂ€ndigen Nicht-Information (und damit Nicht-Einbeziehung) der Mitglieder in Bezug auf die ZĂ€sur 2018. (Siehe âEin neues soziales Feld entwickelnâ in dieser Ausgabe)
- Die regelrechte Treibjagt und Diskreditierung der Vorstandsmitglieder AGiS, die sich auf Nachfrage des Vorstands am Goetheanum die Freiheit erlaubt hatten, eine AmtszeitverlĂ€ngerung nicht zu befĂŒrworten.
- Die Berichterstattung darĂŒber in Anthroposophie weltweit, die in dem Beitrag von Jaap Sijmons gipfelte.[1]
- Durch die zeitliche enge Vorgabe des Vorstandes fĂŒr die Behandlung von MitgliederantrĂ€gen und -Anliegen 2018 und 2019 wird deutlich gemacht, dass man einen Einbezug der Mitgliedschaft nicht wĂŒnscht, es drĂŒckt sich darin eine regelrechte Missachtung der Mitgliedschaft aus, die 2019 insofern noch gesteigert ist, indem die AntrĂ€ge und Anliegen nicht wie seit Jahrzehnten ĂŒblich im vollen Wortlaut in AWW veröffentlicht wurden und auch eine Ăbersetzung bisher nicht erfolgt ist (Stand 22. MĂ€rz 2019).
- Die Ignoranz der Leitung gegenĂŒber den Argumenten und GrĂŒnden derjenigen, die einer AmtszeitverlĂ€ngerung nicht zustimmen konnten.
- Die Verheimlichung der Tragweite der Aufgabendelegation an die Goetheanum-Leitung, die 2012 vereinbart wurde, der Mitgliedschaft jedoch erst 2018 durch den dritten Mitgliederbrief offenbart wurde.
- Die Veröffentlichung der BeitrĂ€ge âDie offene Anthroposophie und ihre Gegnerâ[2] und die darin enthaltene vollkommen haltlose Diskreditierung von Mitgliedern – und Rudolf Steiner, verantwortet durch den Chefredakteur und den Sprecher des Goetheanum – damit verantwortet auch durch die Gesellschaftsleitung!
- Die unwahre Berichterstattung in den Publikationsorganen der Gesellschaft, die im Grunde durch ein sehr deutliches Votum der Mitgliedschaft an der Generalversammlung 2018 zu einem entsprechenden Antrag (Antrag 8) bestÀtigt wurde. Sowohl diese Tatsache als auch die in dem Antrag genannten Beispiele unwahrer Berichterstattung wurden durch das totale Schweigen der Leitung und der Redaktionen ebenfalls als zutreffend bestÀtigt.
- Im Zuge der Rechenschaft zu der Faustinszenierung 2016 wurde die UnfĂ€higkeit der Leitung deutlich, bei der selber in Auftrag gegebenen Faustinszenierung im Gegensatz zu vielen Mitgliedern nicht rechtzeitig erkennen zu können, dass diese âspirituell nicht genĂŒgend durchdrungenâ (Bodo von Plato) war (Paul Mackay, warum es so lange gedauert habe: âWir haben eben so lange gebraucht.â). Auch fĂŒr die Neu-Inszenierung 2020 ist nicht zu erwarten, dass diese der WĂŒrde des Goetheanums angemessen sein wird. (Siehe âčFAUST 2020âș in âEin Nachrichtenblattâ Nr. 5, 10. MĂ€rz 2019).
- âSeit ĂŒber 10 Jahren zeichnet sich ab, dass am Goetheanum die Spanne zwischen Ausgaben und Einnahmen zu gross wirdâ, so lautete die Feststellung des Vorstandes im Jahr 2010. Diese Situation hat sich in den letzten Jahren in dramatischer Weise zugespitzt. Auch nach fast 20 Jahren kann vom Vorstand nicht erlĂ€utert werden, wie das Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes erreicht werden soll.
- Weiter könnte der Umgang mit dem Zander-Zitat im Zusammenhang mit der Ausstellung âRudolf Steiner Bilderâ, die öffentliche und weltweite ungerechtfertigte Diskreditierung eines Mitgliedes durch J. Wittich in diesem Zusammenhang, der Umgang und die Haltung zur âSteiner Kritischen Ausgabeâ von Christian Clement und vieles andere mehr genannt werden.
Als wenn das alles nicht reichen wĂŒrde – nun auch noch dieses:
Fotoshooting fĂŒr Modewerbung im und am Goetheanum, im groĂen Saal, die Fenster im Hintergrund und, ganz gezielt, auch die Deckenmalerei. Ein Model in aufreizenden Pose, gekonnt inszeniert im oberen Saaleingang, das rote Fenster im Hintergrund (auch wenn es nicht auf den ersten Blick erkennbar ist) und auf weiteren Bildern Models in Eurythmie persiflierenden Stellungen Und als wenn das nicht schon genug wĂ€re auch noch der Sektionsleiter, Mitglied der Hochschulleitung und Lektor sowie weitere Mitglieder des Goetheanum-Eurythmie Ensembles als Models in Designerklamotten und halbeurythmischen Posen!
Zu den Fotos
Aus der ErklĂ€rung von W. Held: âDas Goetheanum erhĂ€lt beinahe wöchentlich Anfragen von Redaktionen und Agenturen, den Bau von auĂen und innen fotografieren oder filmen zu dĂŒrfen. In der Mehrzahl der FĂ€lle â wenn es um Produktmarketing geht â lehnen wir solche Gesuche ab, um die IdentitĂ€t des Goetheanum zu schĂŒtzen. … Die Tatsache, dass Lukas Wassmann, der Fotograf des im Magazin publizierten Beitrags, seiner verstorbenen Mutter, die, selbst Eurythmistin, an der Else-Klink-Eurythmieschule als HaushĂ€lterin tĂ€tig war, diese Fotoserie widmen wollte, lieĂ uns sein Vorhaben wohlwollend prĂŒfen. In diesem Fall haben wir nach RĂŒcksprache im Haus der Fotoserie zugestimmt. “
Hier stellen sich gleich mehrere Fragen: Der einzige positive Grund, der von Wolfgang Held genannt wird, ist die Tatsache, dass der Fotograf der Sohn einer verstorbenen Eurythmistin gewesen ist. Das allein soll ausgereicht haben, um ein Vorhaben fĂŒr eine Produktwerbung, die als Reportage getarnt ist, zu genehmigen? Und mit wem hat er RĂŒcksprache gehalten, wer ist mit âim Hausâ gemeint, den er gefragt hat und der letztlich fĂŒr die Genehmigung den Ausschlag gegeben hat? Und wie sind die Mitglieder des Eurythmie Ensembles dazu gekommen, als Models mitzumachen? Haben sie von der BĂŒhnenleitung oder der Sektionsleitung einen entsprechenden Auftrag erhalten? Von Justus Wittichs Stellungnahme wurde berichtet: “Justus Wittich sprach von einer Gratwanderung, den der arme Wolfgang Held beschreiten mĂŒsse, um solche an das Goetheanum gestellte Anfragen zu entscheiden. Er [J. Wittich] habe sich die Bilder angeschaut und den Text hierzu [der Reportage] gelesen, und er meine, die Bilder seien grossartig, man hĂ€tte so etwas auch mit anthroposophischen Bekleidungsideen lĂ€ngst machen sollen, und der Text sei von allerhöchster QualitĂ€t.”
Wenn in der Leitung des Goetheanum und der Gesellschaft schon kein GespĂŒr mehr fĂŒr die WĂŒrde des Hauses vorhanden ist (man vergegenwĂ€rtige sich, dass es sich bei den Leitenden um Mitglieder der Hochschulleitung handelt, die zumeist auch Lektoren sind, d. h. Klassenstunden halten) muss man doch fragen, ob denn niemand auf die Idee gekommen ist, dass diese vollkommen unnötige Aktion von sehr vielen Mitgliedern empört abgelehnt werden könnte? Zu meinen, man habe das nicht bedacht, wĂ€re wohl eine Beleidigung der intellektuellen FĂ€higkeiten der Verantwortlichen.
Zur WĂŒrde des Goetheanums gehört auch, inwieweit wahr und ehrlich im Goetheanum gesprochen (und geschrieben) wird. Die ZĂ€sur wurde 2011 eingefĂŒhrt, weil âauch die Mitglieder verstĂ€rkt in die Verantwortung einbezogen werdenâ [3] sollten und âGern möchten wir die Zusammenarbeit der Mitglieder mit den VerantwortungstrĂ€gern verstĂ€rken, sodass die Gesellschaft zum Partner des Vorstands wird und sich nicht als GegenĂŒber versteht.â[4] Hatte die Entwicklung der letzten Jahre bereits gezeigt, dass davon keine Rede sein konnte, wird jetzt durch den Antrag von Paul Mackay zugegeben, dass es sich bei den damaligen BegrĂŒndungen und Aussagen um Unwahrheiten – oder wohl doch: um bewusste LĂŒgen – gehandelt hatte, eine schwere Verletzung der WĂŒrde des Goetheanum und der Gesellschaft und, so stellte sich jetzt heraus, ein schwerer Vertrauensbruch gegenĂŒber der Mitgliedschaft, denn, wie schon angedeutet, wurde nichts von dem, was damals versprochen wurde, auch nur im Ansatz zu realisieren versucht. Im Gegenteil, wie die ZĂ€sur 2018 gezeigt hat und wie sich jetzt fĂŒr die ZĂ€sur 2019 ebenfalls abzeichnet. So ist die BegrĂŒndung, die Paul Mackay vorbringt, ein regelrechter Paukenschlag: denn er gibt heute unumwunden zu, dass die damalige EinfĂŒhrung der ZĂ€sur eine taktische Gegenreaktion auf den damaligen Abwahlantrag war. Nachdem er nun Opfer seiner eigenen Taktik geworden ist, möchte er dass die Amtszeitbegrenzung wieder aufgehoben wird. Dieses Vorgehen erscheint an unverfrorener Dreistigkeit kaum noch zu ĂŒberbieten zu sei. Oder doch? Denn ist es vorstellbar, dass dieser Antrag von ihm nicht im Einvernehmen mit dem Vorstand, der Goetheanum-Leitung und/oder den GeneralsekretĂ€ren gestellt wurde? Auch dieses Vorgehen ist mit der WĂŒrde nicht nur des groĂen Saales sondern der Gesellschaft, der Anthroposophie und einer Verantwortung der Hochschule gegenĂŒber vollkommen unvereinbar.
Die Genehmigung des Jahresabschlusses und die Entlastung des Vorstandes erfolgen an den Generalversammlungen in aller Regel mit grosser Mehrheit, auch wenn in den letzten Jahren die Enthaltungen (die wohl gezĂ€hlt, aber nicht gewertet werden) durchaus zugenommen haben. Die Zustimmung und Entlastung entspricht einem Auftrag: âBitte weiter so!â Angesichts dieses Auftrags seitens der Mitglieder ist es dann aber auch nicht verwunderlich, wenn sich die hier beispielhaft angefĂŒhrten Zu- und MissstĂ€nde fortsetzen und steigern.
Thomas Heck, 22. MĂ€rz 2019
[1] Anthroposophie weltweit 7-8/18 und âWann treten Sie zurĂŒck?â, Ein Nachrichtenblatt Nr. 18, 16. September 2018 bzw. www.gv-2019.com/letter-to-sijmons
[2] Anthroposophie weltweit 7-8/18
[3] Anthroposophie weltweit 3/11
[4] Anthroposophie weltweit 5/11
ErlĂ€uterungen zur Unterscheidung der Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, dem sogenannten GrĂŒndungs-Statut und den Statuten der Weihnachtstagungs-Gesellschaft folgen in KĂŒrze.
Weitere z.T. in den Fussnoten erwÀhnte BeitrÀge und Materialien zu den AntrÀgen:
FĂŒr Rudolf Steiner bestand mit dem Beginn des öffentlichen Wirkens fĂŒr die Anthroposophie und die Ermöglichung neuer christlicher Mysterien von Anfang an die Notwendigkeit, dafĂŒr einen geeigneten Gesellschaftszusammenhang zur VerfĂŒgung zu haben. Die alten, auf autoritativen Formen und strengen Regeln beruhenden Sozial-ZusammenhĂ€nge, in denen das Mysteriengeschehen stattfand, kamen fĂŒr den zur Freiheit strebenden Menschen nicht mehr in Frage, sie waren nicht mehr zeitgemĂ€ss. âWir haben kein Recht, AutoritĂ€t zu erzwingen: Erste Gemeinschaft, die Organisation mit Freiheit anstrebt.â[1] so Rudolf Steiner im Jahr 1906 an der Generalversammlung der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft. Nachdem ein Wirken im Rahmen dieser Gesellschaft nicht mehr möglich war, erfolgte die GrĂŒndung der Anthroposophischen Gesellschaft 1913 in Köln. Im Gegensatz zur Theosophischen Gesellschaft ĂŒbernahm Rudolf Steiner in dieser Gesellschaft keine Leitungsaufgaben, worauf er nach der Weihnachtstagung hinwies:
âAls die Anthroposophische Gesellschaft 1913 begrĂŒndet worden ist, hat es sich darum gehandelt, einmal wirklich aus einem okkulten Grundimpuls heraus die Frage zu stellen: Wird diese Anthroposophische Gesellschaft sich weiter entwickeln durch die Kraft, die sie bis dahin in ihren Mitgliedern gewonnen hatte? Und das konnte nur dadurch auserprobt werden, dass ich selber, der ich ja bis dahin als GeneralsekretĂ€r die Leitung der Deutschen Sektion hatte, als welche die anthroposophische Bewegung in der Theosophischen Gesellschaft drinnen war, dass ich selber dazumal nicht weiter die Leitung der Anthroposophischen Gesellschaft in die Hand nahm, sondern zusehen wollte, wie diese Anthroposophische Gesellschaft sich nun aus ihrer eigenen Kraft entwickelt.â[2]
Die Mitglieder konnten die Impulse nicht ergreifen und nach dem vergeblichen BemĂŒhen um eine Konsolidierung der Gesellschaft im Jahr 1923, hatte Rudolf Steiner erwogen, sich ganz von der Anthroposophischen Gesellschaft zurĂŒckzuziehen.[3] Erst kurz vor der Weihnachtstagung fĂ€llt der endgĂŒltige Entschluss zur NeubegrĂŒndung, ânach schwerem inneren Ăberwindenâ[4], ein letzter Versuch, so schreibt Rudolf Steiner am 1. Dezember 1923 an Marie Steiner: âDenn ich setze fĂŒr die Gesellschaft gewissermaĂen letzte Hoffnungen auf die Weihnachtszusammenkunft.â[5] Es handelte sich um einen frei gefassten Entschluss von Rudolf Steiner, die Initiative zu der NeugrĂŒndung zu ergreifen und auch mit der Aufgabe des 1. Vorsitzenden die Leitung der Gesellschaft wieder zu ĂŒbernehmen. Er allein entwickelt die Statuten, bestimmt die Struktur und die Gestalt dieser NeugrĂŒndung. Die Einsetzung des Vorstandes erfolgt einerseits durch ihn, er bezeichnet dies selbst als âetwas aristokratisch gehandhabte Einsetzung des Vorstandes.â[6] Die tatsĂ€chliche Einsetzung des Vorstandes und die Entstehung der Gesellschaft ist aber von der Zustimmung der Mitglieder abhĂ€ngig. Die Initiative geht vollstĂ€ndig von Rudolf Steiner aus, die freie Tat eines Menschen einerseits, gleichzeitig ein esoterischer Vorgang und eine esoterische Handlung eines Eingeweihten andererseits, den Impulsen der geistigen Welt folgend, um wieder eine Verbindung zwischen der geistigen Welt und den Menschen zu ermöglichen. Ein eigentlich in sich widersprĂŒchliches, von der Zeit gefordertes völlig neues Unterfangen: Eine Synthese aus der streng hierarchischen Ordnung der geistigen Welt und den Anforderungen einer durch die Mitglieder selbst bestimmten Organisation, die dem sich zur Freiheit entwickelnden Menschen Rechnung trĂ€gt. Diese Synthese kann nicht ausschliesslich auf einer bestehenden Rechtsordnung grĂŒnden, dazu ist ein freies VertrauensverhĂ€ltnis notwendig, dass das jeweilige Ăberhandnehmen des aristokratischen oder des demokratischen Prinzips ausschliesst. Rudolf Steiner am 25. Dezember 1923 wĂ€hrend der Statutenbesprechung:
âAlso ich meine, in der Praxis wird kein so groĂer Unterschied sein zwischen Demokratie und Aristokratie. Wir könnten ja in den nĂ€chsten Tagen einmal die Probe aufs Exempel machen und könnten fragen, ob der Vorstand, den ich vorgeschlagen habe, gewĂ€hlt oder nicht gewĂ€hlt wird. Dann hĂ€tten wir ja auch eine demokratische Voraussetzung; denn ich setze voraus, daĂ er gewĂ€hlt wird, sonst wĂŒrde ich doch auch wieder zurĂŒcktreten! Nicht wahr, es muĂ doch Freiheit herrschen. Aber, meine lieben Freunde, Freiheit muĂ auch ich haben. Ich kann mir nichts aufoktroyieren lassen. Freiheit muĂ doch vor allen Dingen auch derjenige haben, der die Funktion ausĂŒben soll.â[7]
Die Freiheit Rudolf Steiners besteht darin, dass er zurĂŒcktreten wĂŒrde, wenn ihm der von ihm vorgeschlagene Vorstand von den Mitgliedern nicht zur Seite gestellt oder das VertrauensverhĂ€ltnis auf andere Art und Weise beeintrĂ€chtigt worden wĂ€re.
Die Statuten dieser Gesellschaft
â… sind auf das rein Menschliche eingestellt. Sie sind nicht eingestellt auf Prinzipien, sie sind nicht eingestellt auf Dogmen, sondern in diesen Statuten ist etwas gesagt, was rein an das TatsĂ€chliche und Menschliche anknĂŒpft, meine lieben Freunde.â[8]
Rudolf Steiner stellt seine Initiative frei vor die versammelten Mitglieder hin, er bezieht sie ein durch die intensive Beratung der Statuten und die Beantwortung von Fragen, er erlĂ€utert jede Formulierung bis ins Detail und begrĂŒndet gegenĂŒber den Mitgliedern jede Entscheidung in Bezug auf die Vorstandsmitglieder und die Sektionsleiter. Der gesamte langwierige Prozess ermöglichte den Mitgliedern jeden Schritt vollbewusst zu durchdringen und mittragen zu können.
Die Vorstandseinsetzung wird dann durch die Mitglieder bestÀtigt:
âDann bitte ich Sie, jetzt nicht durch eine Abstimmung in dem Sinne wie die frĂŒheren Abstimmungen waren, sondern mit dem GefĂŒhl: Sie geben diesem Grundcharakter der FĂŒhrung einer wirklichen Anthroposophischen Gesellschaft recht, bitte ich Sie, Ihre Zustimmung dazu zu geben, dass dieser Vorstand hier fĂŒr die FĂŒhrung der Anthroposophischen Gesellschaft gebildet werde.â [9]
Auch den Statuten als Ganzes stimmen die versammelten Mitglieder am 28. Dezember 1923 zu.
Die Mitglieder bilden so in freier Selbstbestimmung nach der Initiative Rudolf Steiners mit ihm diese neue Gesellschaftsform. Es vereinigt sich das aristokratisch-esoterische Prinzip der Initiative âvon oben nach untenâ aus der geistigen Welt heraus mit dem irdisch-demokratischen Prinzip, hier der BestĂ€tigung der geschaffenen Wirklichkeit durch die Zustimmung âvon unten nach obenâ. So entsteht die modernste Gesellschaft, die es geben kann – âdenn die modernste Gesellschaft soll eben die Anthroposophische Gesellschaft sein, die hier begrĂŒndet wirdâ[10]
Bestand wird dieses Gebilde nur dann haben können, wenn es aus dem Bewusstsein dieser besonderen Gestalt jenseits rechtlicher AnsprĂŒche das âLebenâ aus dem gegenseitigen Vertrauen gestalten kann.
âMan sollte sich zum Bewusstsein bringen, dass damit die Anthroposophische Gesellschaft eigentlich einen esoterischen Charakter bekommen hat; nicht mehr eigentlich eine Vereinigung wie andere ist, sondern etwas ist, was selber Anthroposophie wirken will. Das wird sie nur können, wenn dieses wirklich ĂŒberall verstanden wird. Denn Anthroposophie kann wirklich nur in voller Freiheit wirken, wenn dieses Wirken ĂŒberall immer auf VerstĂ€ndnis auftrifft. Anthroposophisches Wirken kann kein Wirken von oben herein sein, obwohl es ein Wirken sein muss, das von Initiative abhĂ€ngig ist. Deshalb haben wir bei der Dornacher Tagung so stark betont, dass der dort gebildete Vorstand ein Initiativvorstand, und nicht ein Verwaltungsvorstand sein will. Man wird deshalb auf dasjenige sehen mĂŒssen, was er tut, weil ihm etwas einfĂ€llt, weil er Gedanken und Ideen hat zum Wirken, weil er ein Initiativvorstand ist. Und als solchen wird man ihn anzusehen haben als eine Art wirklichen esoterischen Mittelpunkt der anthroposophischen Bewegung. In viel höherem Grade als das bisher der Fall war, wird man anthroposophische Bewegung und Anthroposophische Gesellschaft zu identifizieren haben. Sie werden eins sein. Nur unter diesen Bedingungen konnte ich mich selber entschlieĂen, den Vorsitz zu ĂŒbernehmen und diese Gesellschaft bei der Dornacher Weihnachtstagung zu ersuchen, denjenigen Vorstand mir an die Seite zu stellen, mit dem ich glauben kann, dass ich meine Intentionen durchfĂŒhren kann.â [11]
Die eigentliche Gesellschaftsbildung entsteht in der Mitte, es ist ein lebendiger Prozess, im vertrauensvollen Zusammenwirken dadurch, dass die geistigen Impulse von den Mitgliedern ergriffen werden und sich diese um die Verbindung zur geistigen Welt bemĂŒhen. Es entstand so in diesem Zusammenwirken der Initiative Rudolf Steiners als ReprĂ€sentant der geistigen anthroposophischen Bewegung mit den sich frei in diese Gesellschaft stellenden Mitgliedern eine Art dreigliedriges Wesen. Dessen Mitte konnte als atmendes pulsierendes Leben nur in vertrauensvoller Zusammenarbeit entstehen, indem die Mitglieder die Intentionen Rudolf Steiners in Freiheit bejahen und verwirklichen und damit gleichzeitig durch ihre Arbeit aus dem Umkreis die individuellen Bausteine fĂŒr das âgeistige Goetheanumâ bringen.
So war die modernste Gesellschaft entstanden, die es geben kann. Was aus daraus geworden ist, soll im nÀchsten Jahr angeschaut werden.
Thomas Heck
[1] Zitiert nach Hella Wiesberger, GA 259, 1991, S. 843
[2] GA 260a, 1987, S. 204, Hervorhebung Thomas Heck
[3] U.a. in Dr. F. W. Zeylmans van Emmichoven: Entwicklung und Geisteskampf 1923-1935, Den Haag, 1935 oder GA 232, 1998, S. 234.
[4] GA 260, 1994, S. 39
[5] GA 262, 2002, S. 361
[6] GA 260, 1994, S. 82
[7] GA 260, 1994, Seite 82f
[8] GA 260, 1994. Seite 41
[9] GA 260,1994, Seite 162
[10] GA 260,1994, Seite 125
[11] GA 260a, 1991, S. 182f
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Nach dem Brand des ersten Goetheanum 1922/23 hatte Rudolf Steiner den desolaten Zustand der 1913 in Köln gegrĂŒndeten Anthroposophischen Gesellschaft deutlich und mehrfach benannt. Das Jahr 1923 war geprĂ€gt davon, dass er seine öffentliche VortragstĂ€tigkeit stark einschrĂ€nkte und sich vor allem anderen der Konsolidierung der Gesellschaft widmete. Mehrfach hatte er ernsthaft erwogen, sich aufgrund der Situation der Gesellschaft, die dadurch geprĂ€gt war, dass eine âinnere Oppositionâ (s.u.)7 gegen ihn entstanden war und die Mitglieder seine Impulse völlig ungenĂŒgend aufgegriffen hatten, gĂ€nzlich abzuwenden und in einem kleinen Kreis, einer Art Orden oder Bruderschaft, weiter zu arbeiten.13
Wir haben heute wenig im Bewusstsein, in welchem Zustand die Anthroposophischen Gesellschaft sich im Jahr 1923 befand und was dies fĂŒr Rudolf Steiner bedeutete. [1] Die folgende kleine Auswahl von Zitaten kann dies deutlich machen:
âAber zerfallen wird sie [die Gesellschaft] ganz sicher, wenn sie, da sie jetzt zu alledem, was sie schon hat an Ă€uĂeren BegrĂŒndungen, auch noch das Goetheanum wieder aufbaut, wenn nicht jenes BewuĂtsein entsteht, von dem ich in diesen VortrĂ€gen gesprochen habe [GA 258], wenn diese Selbstbesinnung nicht da ist. Dann aber, wenn sie zerfĂ€llt, wird sie sehr rasch zerfallen. Aber das hĂ€ngt ganz von dem Willen derer ab, die innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft sind. Anthroposophie wird sicher nicht aus der Welt geschafft. Aber sie könnte fĂŒr Jahrzehnte und lĂ€nger, ich möchte sagen, in einen latenten Zustand zurĂŒcksinken und dann spĂ€ter wieder aufgenommen werden. Es wĂ€re aber Ungeheures verloren fĂŒr die Entwickelung der Menschheit.â[2]
Insbesondere gegenĂŒber den leitenden FunktionĂ€ren der Gesellschaft[3] sprach sich Rudolf Steiner deutlich aus: âDiese Gesellschaft ist im Zerfall begriffenâ[4],  âEs kann so nicht weitergehenâ[5], âDie Anthroposophische Gesellschaft ist ĂŒberall ahrimanisch durchlöchertâ[6] und âMeine lieben Freunde, ich habe oftmals ⊠davon gesprochen, daĂ eine innere Opposition innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft vorhanden ist gegen dasjenige, was ich manchmal aus dem Zentrum der Anthroposophie heraus zu vertreten habe.[7]
 Aus Briefen, die Rudolf Steiner an Edith Maryon schrieb:
â… FĂŒr die Gesellschaft habe ich eigentlich nur zu sagen, dass ich am liebsten nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte. Alles, was deren VorstĂ€nde tun, widert mich anâ
â… Es schlĂ€ft hier die A. G. weiter, man bringt sie zu keinem Erwachenâ
â… in der Gesellschaft geht es ganz unglaublich schrecklich. Aus allen Ecken kommen die Unmöglichkeitenâ
â… Sonst ging alles gut mit der allerdings gewichtigen Ausnahme, dass auch unsere Wiener Mitglieder schlafenâ
âEs scheint eben doch alles auch in der anthrop. Ges. in das Chaos einzumĂŒnden. … die Ges. ist auch hier in einer grĂ€ulichen Verfassung, Uneinigkeit, UngenĂŒgendheit usw. â[12]
- W. Zeylmans van Emmichoven berichtet von einem GesprÀch mit Rudolf Steiner:
âWie schwer diese Sorgen auf Rudolf Steiners Seele lasteten, ging hervor aus einem GesprĂ€ch am 17. November 1923, am Vorabend der Bildung der Anthroposophischen Gesellschaft in Holland, als er seine Zweifel darĂŒber Ă€uĂerte, ob ein Weitergehen mit der Gesellschaft als solcher ĂŒberhaupt noch möglich sei. Er beklagte sich darĂŒber, daĂ man nirgends zu verstehen scheine, was er ĂŒberhaupt wolle und daĂ es vielleicht nötig sein wĂŒrde, mit nur ganz wenigen Menschen innerhalb eines strengen Zusammenschlusses weiter zu arbeiten.[13]
Am 23. Dezember 1923, am Vorabend der Weihnachtstagung, Rudolf Steiner:
âEs ist schon so, daĂ gegenwĂ€rtig die Dinge sehr, sehr ernst, bitter ernst genommen werden mĂŒssen. Sonst mĂŒĂte eigentlich dennoch dasjenige eintreten, wovon ich ja oftmals gesprochen habe, daĂ ich mich von der Anthroposophischen Gesellschaft zurĂŒckziehen mĂŒĂte.â[14]
Erst am 17. November 1923 in Den Haag fiel die endgĂŒltige Entscheidung fĂŒr die Weihnachtstagung und die NeugrĂŒndung der Gesellschaft, die entscheidende Frage hatte Ita Wegman gestellt. Rudolf Steiner schrieb an Marie Steiner: âDenn ich setze fĂŒr die Gesellschaft gewissermassen die letzte Hoffnung auf die Weihnachtszusammenkunft.â[15]
Die BegrĂŒndung der neuen Gesellschaft und der Hochschule ging allein von ihm aus, es war seine Initiative, er ĂŒbernahm selber den Vorsitz und lieĂ sich den von ihm vorgeschlagenen Vorstand von der GrĂŒndungsversammlung an die Seite stellen, in der Hoffnung, damit seine Intentionen verwirklichen zu können:
âNur unter diesen Bedingungen konnte ich mich selber entschlieĂen, den Vorsitz zu ĂŒbernehmen und diese Gesellschaft bei der Dornacher Weihnachtstagung zu ersuchen, denjenigen Vorstand mir an die Seite zu stellen, mit dem ich glauben kann, daĂ ich meine Intentionen[16] durchfĂŒhren kann.â [17]
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Die esoterische Bedeutung des Vorstandes war allein dadurch gegeben, dass es Rudolf Steiner war, der Vorsitzender des Vorstandes war. Diese esoterische Bedeutung ergab sich nicht von Amts wegen. In Bezug auf die Ăbernahme des Vorsitzes in der Gesellschaft weist er immer wieder darauf hin, dass er dies tun musste
Die Situation vor der Weihnachtstagung beschreibt Gerhard v. Beckerath wie folgt
â1. Alle endlosen Versuche Rudolf Steiners, die Gesellschaft zu einem tauglichen selbstĂ€ndigen Instrument fĂŒr die anthroposophische (geistig-seelische) Bewegung zu erziehen, waren gescheitert. Die Gesellschaft war am Ende. Es fehlten damit auch jegliche Voraussetzungen, um aus ihrem Boden wieder eine esoterische Arbeit in einer esoterischen Schule aufzunehmen.        Â
- Auch er war an einem Ende angelangt. Der Kampf um die Gesellschaft und der mit ihm zusammenhĂ€ngende, ihm zusĂ€tzlich aufgebĂŒrdete verschĂ€rfte Kampf mit den Gegnern waren unvereinbar mit seiner Geistesforschung. Ein weiterer zermĂŒrbender KrĂ€fteverschleiĂ in auswegloser Situation hĂ€tte seinem Leben schnell ein Ende bereitet.
- Er musste versuchen, eine ganz neue Situation mit der Aussicht auf eine Wende zum Besseren herbeizufĂŒhren. In manchem schweren Moment des Versagens der Gesellschaft gegenĂŒber dem so hĂ€sslich gefĂŒhrten Kampf der Gegner neigte er dazu, wie Marie Steiner berichtete, «die Bewegung ohne die Gesellschaft weiterzufĂŒhren». «FĂŒr alle Fehler der Gesellschaft werde ich verantwortlich gemacht und darunter leidet die [geistige anthroposophische] Bewegung»â[20]
Mit der Ăbernahme der Leitung war ein grosses Risiko verbunden, wie in Paris ausfĂŒhrt wurde:
âWas zu Weihnachten ĂŒbernommen worden ist, war in gewissem Sinne ein Wagnis. Denn es war eine gewisse EventualitĂ€t vorhanden: diese, daĂ vielleicht – dadurch, daĂ die Leitung der Anthroposophischen Gesellschaft unmittelbar zusammengebracht wurde mit der Vertretung des spirituellen Weisheitsgutes – jene geistigen MĂ€chte, welche in der geistigen Welt die anthroposophische Bewegung leiten, ihre HĂ€nde hĂ€tten abziehen können. Es darf gesagt werden, daĂ dies nicht der Fall war, sondern das Gegenteil ist der Fall: Mit einer gröĂeren Gnade, mit einem höheren Wohlwollen kommen diese geistigen MĂ€chte demjenigen entgegen, was durch die anthroposophische Bewegung flieĂt.â
Seine Entscheidung war von der geistigen Welt angenommen worden, aber es kam darauf an, dass die Impulse von den Mitgliedern ergriffen wurden:
âEs liegt auch in einem gewissen Sinne ein Versprechen vor gegenĂŒber der geistigen Welt. Dieses Versprechen wird in unverbrĂŒchlicher Weise erfĂŒllt werden, und man wird sehen, daĂ in der Zukunft die Dinge geschehen werden, wie sie der geistigen Welt gegenĂŒber versprochen wurden. So daĂ nicht nur der anthroposophischen Bewegung, sondern auch der Anthroposophischen Gesellschaft gegenĂŒber dem Vorstande eine Verantwortung auferlegt ist.â[21]
Das Versprechen gegenĂŒber der geistigen Welt, fĂŒr welches  Rudolf Steiner mit seinem Karma die Verantwortung ĂŒbernommen hatte, konnte jedoch nur durch die Mitglieder erfĂŒllt werden: âSo daà ⊠auch der Anthroposophischen Gesellschaft gegenĂŒber dem Vorstande eine Verantwortung auferlegt ist.â Diese Verantwortung bestand gegenĂŒber Rudolf Steiner, die Mitglieder konnten sie letztlich nicht tragen.
Verbunden war mit der Situation nach der Weihnachtstagung aber auch
âdaĂ allerdings auch â ich meine von der geistigen Seite her â sehr starke gegnerische MĂ€chte, dĂ€monische Machte gegen die anthroposophische Bewegung anstĂŒrmen.â[22]
Deutlich weist Rudolf Steiner darauf hin, dass die Weihnachtstagung nicht eine Tagung wie jede andere war:
âWenn diese Weihnachtstagung nur so genommen wird, wie man so gern frĂŒhere Tagungen nahm, dann verduftet sie allmĂ€hlich, dann verliert sie ihren Inhalt, und es wĂ€re besser gewesen, man hĂ€tte sich nicht versammelt.â[23]
Man vergegenwĂ€rtige sich die Deutlichkeit und die Konsequenz dieser Aussage! Auf die Frage, wie sich die Anthroposophie und das Wirken Rudolf Steiners hĂ€tte entwickeln können, wenn man sich nicht versammelt hĂ€tte, kommen wir noch zurĂŒck.
Es trat das BefĂŒrchtete ein: Die Impulse Rudolf Steiners wurden weiterhin kaum ergriffen, stattdessen lĂ€hmten ihn die persönlichen BedĂŒrfnisse der Mitglieder.
Rudolf Steiner zu Ehrenfried Pfeiffer im FrĂŒhjahr 1924:
âEin Hauptgrund dafĂŒr, dass meine Impulse nicht wirksam werden, liegt darin, dass die Mitglieder nicht auf das hören können, was ich sage, sondern sich selbst zum Ausdruck bringen wollen; und vor allen Dingen wollen sie die Menschen nicht akzeptieren, durch die ich aufgrund des Karmas wirken mussâŠ. Wenn nur zwei zu mir halten wĂŒrden, dann könnte ich meine Aufgabe, glaube ich, vollenden.â[24]
Rudolf Steiner im Nachrichtenblatt vom 19. Oktober 1924:
âEs handelt sich darum, dass, wĂ€hrend ich den eigentlichen Kurs -TĂ€tigkeiten, die so umfangreich in den letzten Monaten waren, durchaus gewachsen war, ich den Bogen meiner physischen TĂ€tigkeit ĂŒberspannen musste durch die ĂŒbergrossen Forderungen, die neben der KurstĂ€tigkeit aus der Mitgliedschaft kamen. ⊠Man denkt eben nicht oft daran, was von aussen bewirkte ĂberbĂŒrdung in Bezug auf Zeit bei jemand, der in geistgetragener TĂ€tigkeit ist, fĂŒr verheerende Folgen haben kann ⊠Aber zuletzt muss ja alles das schicksalsgemĂ€ss (karmisch) empfunden werden.â
Andrej Belyj:
âEr selbst hat uns wiederholt gesagt, dass das, was ihn aufs Lager niederstreckte, die vielen Privatbesprechungen waren. 400 Besucher zĂ€hlt der TorwĂ€rter in der Zeit, wo er tĂ€glich vier VortrĂ€ge gab âŠâ[25]
Marie Steiner:
âWir wissen, es hat nicht alles durchgefĂŒhrt werden können, so wie es von Dr. Steiner beabsichtigt war. ZunĂ€chst war der Ansturm von Seiten der Mitglieder ein zu starker; um alles zu bewĂ€ltigen, was an BedĂŒrfnissen der Seelen herantrat, muĂte manche eigene Intention fĂŒr eine spĂ€tere Zeit zurĂŒckgestellt werden. Dann â trat der Tod dazwischen.â[26]
Wie wenig reif die Mitglieder waren und wie unrealistisch die EinschĂ€tzung diesbezĂŒglich selbst von einem Vorstandsmitglied war, zeigt eine von Marie Steiner ĂŒberlieferte Aussage von Guenther Wachsmuth:
âDr. G. W. bringt es fertig, der Reife der majorenn [mĂŒndig] gewordenen Gesellschaft zuzuschreiben, dass Dr. Steiner dadurch die Möglichkeit gefunden hĂ€tte, sich mit ihr ganz persönlich karmisch zu verbinden.â[27]
Ăber die Weihnachtstagung und die an dieser
âStatt nun, wie er es sich vorher ĂŒberlegt hatte, ein neues Werkzeug fĂŒr sein geistiges Wirken zu schaffen [die Internationale Anthroposophische Gesellschaft], entschloss er sich, das Opfer seiner Person zu bringen. Er entschloss sich, sein Karma mit dem der Gesellschaft zu verbinden, wĂ€hrend er frĂŒher versucht hatte, sie gleichsam auf sich selbst zu stellen und als ein sie beratender geistiger Lehrer zur SelbstĂ€ndigkeit hin zu erziehen. Nun sah er, dass sie diese Stufe der Reife noch nicht hatte, und ĂŒbernahm den Vorsitz.â
Marie Steiner fasste zusammen:Â Â Â
âWas diese Opfertat bedeutete, haben wir erlebt: Eine schier unĂŒbersehbare FĂŒlle geistiger Offenbarungen hat er heruntergeholt, die er mit seinem physischen Tode bezahlt hat.â [28]
Wie schon in der 1913 in Köln gegrĂŒndeten Gesellschaft konnten die Mitglieder auch in dieser NeugrĂŒndung die Impulse Rudolf Steiners kaum aufgreifen, der von ihm als erforderlich angesehen esoterische Zug, der durch die Gesellschaft hĂ€tte gehen mĂŒssen, erfolgte nicht, das Versprechen wurde nicht eingehalten. Und so konnte Rudolf Steiner nach neun Monaten in der Gesellschaft nicht weiter wirken, er hatte seine Intentionen nicht wie erhofft und allenfalls ansatzweise verwirklichen können. Offensichtlich konnten die 4 x 12 Menschen[29], die von ihm hĂ€tten erkannt werden mĂŒssen, sich nicht zeigen. Ein Weiterwirken war nicht möglich.
Historisch und auch gegenwĂ€rtig lebt bei den Mitgliedern der Gesellschaft weitestgehend das Bild, dass die Entscheidung Rudolf Steiners zur Weihnachtstagung und zur NeugrĂŒndung der Gesellschaft auf jeden Fall gut und richtig war, denn ohne seinen Entschluss gĂ€be es die Weihnachtstagung, den Grundstein, die Grundsteinmeditation, die Grundsteinlegung und die Klassenstunden sowie die reichhaltigen Offenbarungen und Mitteilungen nicht, die im Nachgang der Weihnachtstagung erfolgt waren. Das alles ist Wirklichkeit geworden, das kennen wir.
Und wenn sich Rudolf Steiner tatsĂ€chlich zurĂŒckgezogen hĂ€tte von der Anthroposophischen Gesellschaft?
Wie wĂ€re wohl die Entwicklung verlaufen, wenn Rudolf Steiner sich tatsĂ€chlich von der Gesellschaft zurĂŒckgezogen hĂ€tte? Er hĂ€tte gewiss seine Aufgabe und seine Mission auch weiterhin zu erfĂŒllen versucht und in diesem Sinne weitergearbeitet. Vermutlich hĂ€tte er wesentlich lĂ€nger wirken können, womöglich bis in die DreiĂiger- oder gar Vierzigerjahre hinein, in denen das Erscheinen des Christus im Ătherischen erfolgen sollte. Und hĂ€tte ein mehrjĂ€hriges Weiterwirken dazu fĂŒhren können, dass weitere und vielleicht sogar umfangreichere Offenbarungen und Mitteilungen in Wort und Schrift hĂ€tten gegeben werden können? Rudolf Steiner wĂ€re gewiss seiner Aufgabe und seiner Mission, den Menschen, der Anthroposophie und den begonnenen âProjektenâ wie zum Beispiel der Medizin, der HeilpĂ€dagogik, der Eurythmie, der Sprachgestaltung, den Naturwissenschaften und der Landwirtschaft treu geblieben. Auch der von Marie Steiner gefĂŒhrte Verlag wĂ€re gewiss nicht aufgegeben worden. Es war ja nicht die eigentliche anthroposophische Arbeit, die Forschung auf geistigem Gebiet und die VortrĂ€ge, die ihn ĂŒberanstrengten: âDiese VortrĂ€ge halten mich gerade gesund”, sagte er, âdas, was mĂŒde macht, das sind die toten Gedanken, die an einen herantreten, es ist der Unverstand, das Nichtverstehen der Menschen, was einen lĂ€hmt.”[30] Durch einen RĂŒckzug Rudolf Steiners hĂ€tten sich auch nicht die bestehenden anthroposophischen Institutionen und Gruppierungen wie die Landesgesellschaften, die Zweige, und die Christengemeinschaft einfach aufgelöst, all das hĂ€tte sich auch so weiterentwickeln können und das Interesse fĂŒr die Anthroposophie und der damit verbundenen und tĂ€tigen Menschen hĂ€tte zweifellos weiterhin bestanden. Insbesondere diejenigen, die sich bereits voller Enthusiasmus fĂŒr die Anthroposophie einsetzten, wie zum Beispiel das Lehrerkollegium der Waldorfschule in Stuttgart. Die GrĂŒndung der Waldorfschule war keine Frucht der Anthroposophischen Gesellschaft und die WaldorfpĂ€dagogik hat sich auch in der Folge eigenstĂ€ndig und unabhĂ€ngig vom Goetheanum entwickelt. Unter der Annahme, dass Rudolf Steiner noch viele Jahre hĂ€tte wirken können, hĂ€tte auch der Weltschulverein (der dann tatsĂ€chlich von A. Steffen verhindert wurde!) entstehen können und eine weitere Verbreitung der WaldorfpĂ€dagogik unter seiner Mitwirkung wĂ€re möglich gewesen. Gewiss hĂ€tte auch die Klinik in Arlesheim weiterhin bestanden und die anthroposophische Medizin wĂ€re in Zusammenarbeit mit Ita Wegman vermutlich sehr viel weiter entwickelt und auch verbreitet worden, als es so nach der Weihnachtstagung noch möglich war. Der Entschluss zum landwirtschaftlichen Kurs war bereits vor der Weihnachtstagung getroffen worden und der Kontakt nach Koberwitz bestand seit 1922. Auch auf diesem Gebiet hĂ€tte Rudolf Steiner sich weiterhin engagiert und Impulse gegeben. Die Weiterentwicklung der Eurythmie und der Sprachgestaltung waren nicht von der Gesellschaft abhĂ€ngig, der öffentliche Erfolg der umfangreichen Tourneen, die Marie Steiner durchfĂŒhrte, waren ganz offensichtlich keineswegs von dem Gesellschaftszusammenhang abhĂ€ngig. Auch die Bereiche der HeilpĂ€dagogik, der Naturwissenschaft usw. wĂ€ren von Rudolf Steiner weiter impulsiert worden, wenn er, befreit von der Last der Gesellschaft, mit den engagierten Menschen hĂ€tte weiterarbeiten können, die seine Gedanken aufgriffen und erfolgreich tĂ€tig waren. Man denke nur an Persönlichkeiten wie Carl Unger, Ludwig Polzer-Hoditz, Daniel Dunlop, Walter Johannes Stein, Lili und Eugen Kolisko, Ehrenfried Pfeiffer, Willem Zeylmans van Emmichoven, Albrecht Strohschein, Siegfried Pickert, Karl König, sowie viele mehr und natĂŒrlich Marie Steiner, Ita Wegman und Elisabeth Vreede. Die meisten der genannten Persönlichkeiten konnten nach den AusschlĂŒssen 1935 im Zusammenhang mit der Gesellschaft und der Hochschule nicht mehr wirken.
Grosse Projekte, wie z.B. die am 31. Dezember 1923 skizzierte Forschungsaufgabe zur Entwicklung einer anthroposophischen Methodik, die zu einer âwissenschaftlichen Gesamtanschauungâ hĂ€tte fĂŒhren können und fĂŒr dessen Realisierung Rudolf Steiner 50 – 75 Millionen Schweizer Franken veranschlagte[31], hĂ€tten sicherlich eines sehr grossen gesellschaftlichen Zusammenhanges bedurft. Rudolf Steiner muss ein solches Projekt an der Weihnachtstagung noch fĂŒr grundsĂ€tzlich realisierbar gehalten haben, sonst hĂ€tte er nicht davon gesprochen. Allerdings liess die folgende Entwicklung ein derartiges Projekt nicht zu, es geriet âin Vergessenheitâ. Ganz gewiss darf angenommen werden, dass auch die esoterische Arbeit intensiv neubegonnen worden wĂ€re, denn diese hatte er 1918 nach dem Krieg  aufgrund der schwierigen Situation in der Gesellschaft nicht wieder aufnehmen können Und vieles andere wĂ€re möglich gewesen. Wir können auch nicht abschĂ€tzen, welche Wirkung ein Weiterwirken in dieser Art auf die politische Entwicklung in Europa hĂ€tte haben können, auch hier wĂ€ren andere Geschichts-VerlĂ€ufe durchaus denkbar. Denn man darf wohl sicher davon ausgehen, dass die problematische Entwicklung in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft nach 1925 die Entwicklungen insbesondere in Deutschland eher begĂŒnstigt hatte.
Es ist im Grunde kaum auszudenken, was alles hÀtte entstehen können, wenn Rudolf Steiner noch 10 oder 20 Jahre hÀtte weiter wirken können.
Es ist bemerkenswert, dass diese Fragen bzw. diese Möglichkeiten kaum in Betracht gezogen werden und a priori der tatsÀchliche Verlauf der Entwicklung in gewisser Weise als alternativlos angesehen wird.
Wie es tatsÀchlich weiterging
Wie bereits erwĂ€hnt hatte Rudolf Steiner die Gesellschaft mit diesem Vorstand in der Hoffnung gegrĂŒndet, âseine Intentionenâ, seine Mission im Sinne des Zeitgeistes Michaels verwirklichen zu können. In den Statuten waren keine Regelungen aufgenommen worden, wie Vorstandserweiterungen bzw. Vorstandswahlen erfolgen sollten. Das ist sehr unĂŒblich, jedoch von Rudolf Steiner gewiss nicht vergessen worden. Ohne eine solche Regelung hĂ€tte Schweizer Recht gegolten[33], was kaum Rudolf Steiners Intention gewesen sein kann und so muss angenommen werden, dass zumindest zunĂ€chst fĂŒr diese neu grĂŒndete Gesellschaft eine Vorstandserweiterung oder eine Nachfolge nicht vorgesehen war. In Bezug auf die Hochschule wurde in den Statuten erwĂ€hnt, dass ein eventueller Nachfolger nur durch Rudolf Steiner hĂ€tte ernannt werden können. Dies war die Ausgangslage nach der GrĂŒndung der Gesellschaft und auch bis kurz vor seinem Tod hatte Rudolf Steiner weder fĂŒr die Gesellschaft noch fĂŒr die Hochschule sich zur Nachfolge geĂ€ussert. Eine direkte Frage von Ita Wegman kurz vor seinem Tod nach der Zukunft âwurde [von ihm] bewusst mit nein beantwortetâ.[34]
Wie kann das bewerten werden? War es ein Versehen? Hatte er wirklich nicht mit seinem Tod gerechnet zu diesem Zeitpunkt und deshalb noch keine Notwendigkeit gesehen, die Nachfolge zu regeln? Ein VersĂ€umnis kann wohl ausgeschlossen werden. Vielmehr wĂ€re die Frage zu stellen, ob aus der Art und Weise der GrĂŒndung  und auch der Art und Weise, wie er sich als esoterischer Vorstand an die Spitze der Gesellschaft gestellt hatte, eine FortfĂŒhrung sowohl der Gesellschaft als auch der Hochschule in der von ihm gegebenen Form ohne ihn aufgrund der Entwicklung nicht möglich und auch bewusst nicht vorgesehen war? HĂ€tte denn eine esoterische Hochschule in dieser Form weiterbestehen können ohne einen esoterischen Lehrer? Gewiss, die Inhalte waren gegeben und vorhanden, damit konnte weitergearbeitet werden. Aber die freie Hochschule zu leiten hĂ€tte doch einer esoterischen Einsetzung bedurft, die nur von Rudolf Steiner hĂ€tte erfolgen können. Und auch die Gesellschaft, vor allem der Vorstand: war dieser denn ohne Rudolf Steiner noch esoterisch? Kann es einen esoterischen Vorstand als Ganzes geben, wenn die Vorstandsmitglieder nicht miteinander esoterisch arbeiten?[35] Im Vorstand kam nach Rudolf Steiners Tod nicht einmal eine exoterische Zusammenarbeit zustande. War und ist nicht die Vorstellung von einem esoterischen Vorstand nach Rudolf Steiners Tod eine vollstĂ€ndige Fiktion?
BezĂŒglich der Hochschule muss man heute vor einem RĂ€tsel stehen, wenn ernsthaft geglaubt wird, die von Rudolf Steiner gegrĂŒndete Hochschule als âHimmels-Institutionâ[36] habe man damals einfach fortfĂŒhren können und sie bestehe auch heute noch. Diese freie Hochschule war letztlich eine Einsetzung aus der geistigen Welt, ein Nachfolger hĂ€tte nur von Rudolf Steiner ernannt werden können, dies erfolgte nicht. Kann man wirklich der Ansicht sein, dass der Vorstand[37] in spirituell berechtiger Weise die Leitung damals ergreifen und die Hochschule fortfĂŒhren konnte, in dem dieser die von Rudolf Steiner gegebenen Regeln auf sich anwendete und somit sich selber zum Nachfolger erklĂ€rte?[38] Konnte diese Leitung weiterhin beansprucht werden, auch nachdem mit Ita Wegman das einzige Vorstandsmitglied, welches von Rudolf Steiner mit Hochschulaufgaben betraut worden war, von ihren Vorstandes-Kollegen aus dem Vorstand ausgeschlossen worden war? In der neueren Zeit wurde dann irgendwann vom Vorstand die Leitung der Hochschule an die Sektionsleiter delegiert, diese haben dann die Leitung der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion ihrerseits wiederum an den Vorstand zurĂŒck delegiert und jetzt soll aus der Goetheanum-Leitung (in Zusammenarbeit mit einem GeneralsekretĂ€r und einem Sektionsleiter)[39] eine neue Leitung der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion âinauguriertâ werden. Muss hier nicht die Frage gestellt werden, wer den damals und heute Handelnden die Vollmacht fĂŒr derartige âInaugurationenâ[40] verliehen hat? Es mag ja mancher glauben, dass dasjenige, was heute âFreie Hochschuleâ am Goetheanum genannt wird, die aus der geistigen Welt durch Rudolf Steiner gegrĂŒndete âHimmels-Institutionâ sei. Einer unbefangenen ErkenntnisbemĂŒhung wird dieser Glaube jedoch weder aus den historischen noch aus den gegenwĂ€rtigen Tatsachen standhalten können. Der Autor ist der Ăberzeugung, dass in einer freien Hochschule es heute auch nur einen freien Umgang mit den ĂŒberlieferten Inhalten geben kann, ohne eine zentralistische und von Dogmen dominierte Leitung In Bezug auf die Gesellschaft ist neben der Frage, ob die an Weihnachten 1923 gegrĂŒndete Gesellschaft eventuell mit Rudolf Steiners Tod aufgehört hat zu existieren bzw. ihre Existenzgrundlage verloren hatte, die Konstitutions-Entwicklung anzuschauen. So wurde an der Weihnachtstagung die âAnthroposophische Gesellschaftâ gegrĂŒndet, am 8. Februar 1925 sollte der Bauverein (âVerein am Goetheanum freie Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaftâ, ursprĂŒnglich 1913 als âJohannesbau Vereinâ gegrĂŒndet) nach Rudolf Steiners Absicht als Verwaltungsgesellschaft in âAllgemeine Anthroposophische Gesellschaftâ umbenannt und die Administration der âAnthroposophische Gesellschaftâ (Weihnachtstagungs-Gesellschaft[43]) und des Goetheanums, sowie die Klinik und der Verlag als Unterabteilungen bei jeweils vollstĂ€ndiger rechtlicher SelbststĂ€ndigkeit eingegliedert werden. Da Rudolf Steiner die notwendigen VorgĂ€nge  zwar vorbereiten, jedoch krankheitshalber selber nicht durchfĂŒhren konnte, hatte er offensichtlich Guenther Wachsmuth mit der DurchfĂŒhrung betraut. IrrtĂŒmlicher Weise war man allerdings offensichtlich der Ansicht, dass mit diesem Vorgang eine Integration des Bauvereines in die Weihnachtstagungs-Gesellschaft vorgesehen war und demensprechend erfolgte die mĂŒndliche Verhandlung am 8. Februar 1925 Dieses MissverstĂ€ndnis wurde jedoch nicht erkannt und so hatte tatsĂ€chlich, bis auf den Notar, wohl niemand verstanden, wie Rudolf Steiner die einheitliche Konstitution verwirklichen wollte, auch niemand von den Vorstandsmitgliedern. Am 22. MĂ€rz 1925 erschien ein Bericht im Nachrichtenblatt, der den irrtĂŒmlichen Eindruck vermittelte, am 8. Februar 1925 seien der Bauverein, die Klinik und der Verlag in die Weihnachtstagungs-Gesellschaft integriert worden. Diese Mitteilung bestand im Wesentlichen aus einer Ansprache, die Rudolf Steiner am 29. Juni 1924 bei einer auĂerordentlichen Generalversammlung des Bauvereines gehalten hatte, deren Inhalt jedoch so verĂ€ndert, eigentlich muss man sagen: âmanipuliertâ worden war, dass alle Hinweise und Namen, die sich auf den Bauverein bezogen, entfernt worden waren. Sowohl ein versehentliches VerĂ€ndern dieses Textes als auch die Vermutung, Rudolf Steiner habe selber jene irrefĂŒhrenden VerĂ€nderungen vorgenommen, können ausgeschlossen werden.[45] Der Bericht war nicht namentlich gekennzeichnet, nur mit âder Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaftâ unterzeichnet Rudolf Steiner selber konnte das entstandene MissverstĂ€ndnis bzw. diesem Irrtum erst aus dieser Veröffentlichung bemerken. Dass er ihn bemerkt hat, ist sehr wahrscheinlich, entweder bereits in den Druckfahnen oder im gedruckten Nachrichtenblatt. Niemand der ĂŒbrigen Beteiligten hatte diesen Irrtum bemerkt und Rudolf Steiner darauf angesprochen. Im Grunde war mit diesem MissverstĂ€ndnis bzw. diesem Irrtum und vor allem dem UnverstĂ€ndnis auch der allernĂ€chsten Mitarbeiter in Rudolf Steiners unmittelbarer Umgebung, die Weihnachtstagungs-Gesellschaft als Grundlage fĂŒr ein weiteres Wirken Rudolf Steiners zerstört. Er selber hat nichts richtig gestellt. Warum dies nicht geschehen ist, muss offen bleiben. Möglicherweise konnte er aus sich heraus nichts richtig stellen, wie es teilweise charakteristisch fĂŒr sein Wirken war: So kann es sein, dass er warten musste, bis er gefragt worden wĂ€re, bevor er hĂ€tte handeln können. Er wurde nicht gefragt. Wenige Tage spĂ€ter, am 30. MĂ€rz 1925, endete Rudolf Steiners Erdendasein.
Es ist von Rudolf Steiner keine abschliessende Beurteilung ĂŒber die Entwicklung nach der WeihnachtstagungÂ ĂŒberliefert, vermutlich gibt es eine solche auch nicht. Aber wie hĂ€tte wohl seine Beurteilung gelautet? Ist nicht zu vermuten, dass diese um keinen Deut gĂŒnstiger ausgefallen wĂ€re als die Beurteilung der gesellschaftlichen Situation vor der Weihnachtstagung? Hatte sich denn in der Mitgliedschaft ĂŒberhaupt etwas geĂ€ndert? Waren die Impulse Rudolf Steiners jetzt genĂŒgend aufgegriffen worden? HĂ€tte nicht ein reicher Strom an Initiativen aus der Mitgliedschaft entstehen mĂŒssen? Einzelne haben gewiss die Notwendigkeiten erkannt und sich entsprechend engagiert. Das aber war auch schon vor der Weihnachtstagung der Fall.
Ist es nicht an der Zeit, dass wir die Geschichte und die Entwicklung der Gesellschaft endlich aufarbeiten, offen und vorurteilslos erkenntnismĂ€ssig durchdringen und uns dadurch auch ĂŒber die Grundlage der heutigen Situation aufklĂ€ren? Können wir ohne diese Selbsterkenntnis in Bezug auf die Gesellschaftshistorie wirklich behaupten, die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft sei eine Erkenntnisgesellschaft? Ohne eine solche Erkenntnis und in Unkenntnis der IrrtĂŒmer, Fehler und Illusionen, mit denen wir leben, wird eine Erneuerung des Weihnachtstagungsimpulses zur sĂ€kularen Wiederkehr der Weihnachtstagung 2023/2024 und ein fruchtbares Wirken als Zivilisationsbeitrag fĂŒr die Zukunft der Menschheit aus der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft heraus kaum möglich sein.
Thomas Heck
Dornach, 9. Dezember 2018
[1] Wer sich ein Bild ĂŒber Rudolf Steiners Leidensweg mit der Anthroposophischen Gesellschaft verschaffen möchte, kann auf die sehr umfangreiche, allerdings auch ernĂŒchternde Zusammenstellung von Zitaten und Ăberlieferungen von Gerhard Beckerath âDer Leidensweg Rudolf Steinersâ, Dornach 2014 verwiesen werden.
[2] GA 258, 1981, S. 170, âDie Geschichte und die Bedingungen der anthroposophischen Bewegung im VerhĂ€ltnis zur Anthroposophischen Gesellschaftâ.
[3] GA 259, 1991.
[4] GA 259, S. 223.
[5] GA 259, S. 213.
[6] GA 259, S. 302.
[7] GA 259, S. 152.
[8] GA 263/1990, S. 117.
[9] GA 263, S. 121.
[10] GA 263, S. 126.
[11] GA 263, siehe oben, S. 163.
[12] GA 263, S. 165.
[13] Dr. F. W. Zeylmans van Emmichoven: Entwicklung und Geisteskampf 1923-1935, Den Haag, 1935.
[14] GA 232, 1998, S. 234.
[15] GA 259, 1991, S. 865. Aus einem Brief von Rudolf Steiner an Marie Steiner.
[16] Hervorhebungen auch in den folgenden Zitaten Rudolf Steiners erfolgten durch den Autor.
[17] Rudolf Steiner, Prag, 29. MĂ€rz 1924, GA 260a, 1987, S.183.
[18] GA 260a, S. 113, 248, 263 .
[19] Gerhard von Beckerath, a.a.O., Seite 203
[20] GA 264/1996, S. 470.
[21] GA 260a, 1994, S. 335, und GA 240, 1992, S. 143, Rudolf Steiner am 18. Juli 1924 in Arnheim.
[22] GA 260a, 1994, S. 236, Rudolf Steiner am 23. Mai in Paris.
[23] GA 260a, 1987, S. 92. (Hervorhebung vom Verfasser).
[24] Ehrenfried Pfeifer, Ein Leben fĂŒr den Geist, 2000 S.131.
[25] Andreij Belyj, Verwandeln des Lebens, 1977, S. 61.
[26] Rudolf Steiner: Die Konstitution der Freien Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaft. Ihre Gliederung in Sektionen. Verlag der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Dornach, 1957. Aus dem Vorwort von Marie Steiner.
[27] Marie Steiner in ihrem Brief an Richard DĂŒrich vom 3. September 1947 in «Briefe und Dokumente», Dornach 1981, S. 330.
[28] GA 260a, S. 863).
[29] Letzte Ansprache am 28. September 1924, GA 238.
[30] Ita Wegman: An die Mitglieder, Nachrichtenblatt 4. Oktober 1925.
[31] Rudolf Steiner, Die Weihnachtstagung zur BegrĂŒndung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, 1923/24, GA 260, 1994 S. 210-213f und Roland TĂŒscher, Anthroposophie neu erschliessen, Ein Nachrichtenblatt Nr. 19, 30. September 2018.
[32] NĂ€heres hierzu in GA 266c, 1998, S. 353f.
[33] Nach dem Vereinsrecht wĂŒrde der Vorstand von der Mitgliedschaft gewĂ€hlt. Jeder könnte VorschlĂ€ge machen und jeder könnte sich auch selbst zur Wahl stellen.
[34] Ita Wegman, NB Nr. 17, 26. April 1925.
[35] Es bestanden offensichtlich sehr unterschiedliche ErfahrungshintergrĂŒnde bei den Vorstandsmitgliedern bzgl. der esoterischen als auch der exoterischen Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner: M. Steiner, I. Wegman und E. Vreede waren bereits in der Theosophischen Gesellschaft mit Rudolf Steiner z.T. eng verbunden, setzten sich fĂŒr die Gesellschaftsentwicklung ein und waren esoterische SchĂŒler. Ganz anders die Situation bei A. Steffen und G. Wachsmuth, die beide erst 1920 nach Dornach kamen und die bis dahin in ihren LebenszusammenhĂ€ngen deutlich weniger mit Rudolf Steiner und der Gesellschaft in Beziehung gestanden hatten. Dies hier nur fragmentarisch als Anmerkung, eine wirkliche Beurteilung bedarf einer ausfĂŒhrlicheren Bearbeitung und Darstellung.
[36] GA 270c, 1999, S. 14.
[37] Dies gilt eigentlich nur fĂŒr A. Steffen und G. Wachsmuth. M. Steiner hat diese Hochschulleitung zumindest spĂ€ter erklĂ€rtermassen nicht anerkannt und I. Wegman und E. Vreede wurden aus dem Vorstand – und damit auch aus der Hochschule – ausgeschlossen, bevor diese Frage aufkam und entsprechende AnsprĂŒche geĂ€ussert  wurden.
[38] Zu bedenken ist, dass die einheitliche Form fĂŒr alle Klassenstunden, wie sie heute gehalten werden, erst nach Rudolf Steiners Tod eingefĂŒhrt wurde. Das gilt ebenfalls fĂŒr das Vorlesen an sich und das Lektorensystem. Siehe hierzu: Johannes Kiersch, âSteiners individualisierte Esoterik einst und jetztâ, 2012.
[39] Siehe âVierter Brief an die Mitglieder (Mitte Juni)â, AWW 7-8/18.
[40] Inaugurieren: feierlich einsetzen.
[41] Beispielsweise gehören neue VorstÀnde auch dann der Hochschulleitung an, wenn sie zuvor kein Hochschulmitglied gewesen sind und können schon nach relativ kurzer Zugehörigkeit selber Klassenstunden halten.
[42] Ein angemessener Umgang mit den Inhalten der Hochschule hĂ€tte wohl im Rahmen einer geistigen Bruderschaft ohne MachtansprĂŒche angemessen erfolgen können. Siehe dazu: GA 54, Vortrag vom 23.11.1905
[43] Die Bezeichnung âWeihnachtstagungs-Gesellschaftâ ist ein Hilfsbegriff, mit dem die an der Weihnachtstagung 1923 begrĂŒndete âAnthroposophische Gesellschaftâ von dem umbenannten Bauverein âAllgemeine Anthroposophische Gesellschaftâ, der 1913 gegrĂŒndet wurde, deutlicher unterschieden wird. Zur Namensfrage siehe: Ein Nachrichtenblatt Nr. 3, 2017, 5. Februar 2017 oder http://www.wtg-99.com/name-wtg/
[44] Tagebucheintragung von Albert Steffen, 9 Februar 1925 (GA 260a, 1991, S. 22) sowie der Bericht von Hans Locher, der an der Versammlung teilgenommen hatte, in âMitteilungen aus der anthroposophischen Bewegung, Nr. 68, 1980.
[45] Die Abweichung der in Mitteilung vom 22. MÀrz 1925 (heute in GA260a, 1987, S. 567ff) von dem Originaltext der Ansprache vom 29. Juni 1924 (GA 260a, 1987, S. 501ff) konnte nicht erkannt werden, da die Ansprache vom 29. Juni 1924 erstmals erst im Jahr 1966 veröffentlicht wurde. Ein kommentierter Textvergleich findet sich in Rudolf Saacke: Die Formfrage der Anthroposophischen Gesellschaft und die innere Opposition gegen Rudolf Steiner, 2000, ab Seite 127, auch als PDF unter http://fvn-rs.net/PDF/andere/Saacke_DieFormfrage.PDF
[46] Diese âFalsch-Mitteilungâ kann als der Beginn der irrefĂŒhrenden Berichterstattung angesehen werden, deren Einseitigkeit sich mit den zunehmenden Gesellschaftskonflikten steigerte und die bis heute besteht.
“The General Anthroposophical Society was founded by Rudolf Steiner at the Christmas Conference 1923/24”
This statement does not correspond to the facts, since it was the “Anthroposophical Society” (Christmas Conference Society[1]) that was founded at the Christmas Conference. The “General Anthroposophical Society” is the Johannesbau-Verein (Bauverein[2]), founded in 1913, which has carried the present name since 8th February 1925 and corresponds to the society of which we are members. It has however been claimed repeatedly that there has been an amalgamation of the two societies and that in this respect the “General Anthroposophical Society” is also the Christmas Conference Society. This is based on an alleged amalgamation by “conclusive action”. As will be shown below, this is an unproven theory.
The following can be regarded as clarified today:
- The name of the society founded by Rudolf Steiner at the Christmas Conference was “Anthroposophical Society”, not “General Anthroposophical Society”[3].
- The “General Anthroposophical Society” is in fact the “Bauverein”, founded in 1913, which was renamed on 8th February 1925 and has carried this name ever since.
Brief historical outline
Until 1999, the leadership of the Society held the view that there was only one society, namely the General Anthroposophical Society, and that it had been founded at the Christmas Conference. As a result of the Riemer report (see below for further details), this uniform view was abandoned and from then on it was assumed that originally, two corporations had existed (Weihnachtstagungsgesellschaft and Bauverein), that an amalgamation of these two corporations had taken place, and that the General Anthroposophical Society can therefore be traced back to the Weihnachtstagungsgesellschaft after all. In 2000, a working group was formed to clarify the constitutional question, in which the legal opinion of Furrer/Erdmenger[4] led to the conclusion that an amalgamation had not taken place after all and that the General Anthroposophical Society therefore was not the Christmas Conference Society. It was assumed that the latter continued to exist as an orphaned corporation, although no general meetings had been held for more than 70 years, no executive council had existed since 1963, no members had been admitted for more than 70 years and thus hardly any members were left[5]. There had never been any awareness of this supposedly separate existence during the period from 1925 to 2002. With the Extraordinary General Meeting at Christmas 2002, this orphaned and allegedly still existing society was to be “revived”. Two groups of members sought judicial clarification against the actions of the Executive Council. After the courts had failed to agree with the arguments of the Executive Council even in the second instance, the Executive Council explained[6] in 2005 why the judgments were actually wrong and justified this with a statement from March 2005[7], commissioned from the lawyers Furrer and Erdmenger. Nevertheless, the Executive Council has itself referred to this judgment (which it had regarded as wrong) from then on and since 2005 has put forward the opinion that an amalgamation had taken place and that the General Anthroposophical Society therefore is the Christmas Conference Society after all. Paul Mackay claimed that this had been established “by Swiss jurisdiction” and Justus Wittich stated in 2014 that this was the case “from the point of view of the competent cantonal courts”[8].
This much for a brief outline. The following will be clarified and presented below:
- why the assumption that an amalgamation had taken place is an unproven theory,
- why the Riemer expert opinion does not carry any value of knowledge and
- that the judgments as well as the reasons for those judgments by the courts principally cannot have any value in the sense of true findings.
The theory of an âamalgamation by conclusive actionâ (âFusion durch konkludentes Handelnâ)
“In general, a theory is knowledge gained by thinking as opposed to knowledge gained by experience”[9]. Experiential knowledge can be gained from a historical event by means of reports, documents or other “traces” or results left behind by it. No such evidence exists with regard to a possible amalgamation of the “Anthroposophical Society” (Weihnachtstagungsgesellschaft) and the “General Anthroposophical Society” (renamed Bauverein): There are neither reports nor documents, nor any other suitable indications. The course of events between the Christmas Conference and the General Meeting in 1925 is well documented, and the legal actions necessary for an amalgamation would certainly have left enough “traces”, since both bodies would have had to pass resolutions at general meetings and a written amalgamation agreement would also have been necessary. There is no indication of any such event or agreement, even if one assumes that not all formal necessities were adhered to at that time.
Therefore, according to the current state of facts, there is no empirical knowledge of an amalgamation of the two bodies and if such an amalgamation is nevertheless to be assumed, it would consequently be dependent on the formation of theories.
It is now claimed that the amalgamation took place by “conclusive action” and that this explains the lack of supporting documents.
What is a “conclusive action” (konkludente Handlung)?
A conclusive action is one which clearly shows that the acting person consciously intends to perform a certain legal act without making a declaration of intention or concluding a contract, either orally or in writing. If, for example, someone takes a newspaper out of the kiosk display and puts the money on the counter, this constitutes a conclusive action which creates a sales contract. Similar things often happen in everyday life. It is however hard to imagine that a complex legal process, such as the amalgamation of two associations or legal entities, could take place by conclusive action. It should not be overlooked that the person performing such a conclusive action must always be aware of the significance of this action. An amalgamation which happened “by mistake” and remained unnoticed for more than 70 years is simply impossible. This means that both the members of the Christmas Conference Society and the members of the Bauverein should have been aware[10] that an amalgamation had been decided and implemented. There is no record of that. Moreover, as explained above, there was no possibility, not even implicitly, to take such a decision.[11]
The Riemer report
In “Anthroposophy Worldwide” 9/1999, Paul Mackay reproduced an assessment of the constitutional problem by Prof Riemer[12], which was a written reproduction of the contents of a telephone call[13]. In “Anthroposophy Worldwide” 3/2000, this assessment then appears under the heading “Legal Opinion”. As is generally the case with expert opinions, all underlying bases for judgement were listed. These show that no written documents were available for evaluation, not even the Statutes. The society, which was founded in 1923/24, is not referred to by its real name, but only by “Christmas Conference Society”. The expert opinion was based on the following assumptions:
- The Christmas Conference Society was founded in the period from 24 December 1923 to 1 January 1924, whereby it can be assumed that it was formed as an association within the meaning of Art. 60ff. of the Swiss Civil Code ZGB.
- On 8 February 1925, the name of the existing association âAssociation of the Goetheanum of the School of Spiritual Scienceâ [Bauverein] (“Verein des Goetheanum der Freien Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaft”), which had already been on the commercial register for some time (also in accordance with the meaning of Art. 60ff. of the Swiss Civil Code), was changed to “General Anthroposophical Society” (GAS), and at the same time the composition of the association’s executive council was changed so that its executive council and the executive council of the Christmas Conference Society became identical. The changed name was subsequently entered in the commercial register.
- Ever since then, the association has had a uniformed existence under the name “General Anthroposophical Society” (GAS). This uniform association life under the name “General Anthroposophical Society” refers particularly to General Assemblies, the acquisition of membership, the Executive Council and the Association’s assets, as well as to external relationships.
This is far too little information for a viable assessment, the actual events are not taken into account and the legal assessment is thus also formulated rather vaguely:
“In my opinion, it is … more obvious and also more appropriate to assume a conclusive amalgamation …”
Even though “legal opinion” was chosen as the heading, these are merely considerations based on insufficient information and by no means a well-founded expert opinion. Moreover, it remains a mere theory here as well, since the question of whether, how and when an amalgamation actually took place or could have taken place was not posed in the first place.
The Processes around the Constitutional Question in 2003 and 2004
Since 2005, the leadership of the Society has claimed that “…it has been determined by Swiss jurisdiction and is legally final and binding for the future”, that an amalgamation has taken place (the complete quote: see below).
Swiss jurisdiction most certainly meets the highest standards and its judgments are of great importance. This also applies to the judgments referred to here. The only problem is how to refer to them and how to use them:
- Self-acquired knowledge is substituted by a foreign knowledge, without revising the original own knowledge and without emulating the “foreign” knowledge. Due to the general reputation of the court, one’s own knowledge is replaced by the (alleged) court decision and made one’s own. That’s nothing other than “belief in authority”. In addition, the Executive Council, which had its own insights and confirmed their correctness even after the proceedings had been concluded in 2005, nevertheless adopted the “alleged court knowledge” as its own, even though it contradicted its own findings!6,7 Consequently one must actually speak of a belief in authority against better knowledge!
- It is in the nature of civil proceedings that only the facts presented by the parties may be taken into account by the court[14]. In civil proceedings, the court has no mandate to clarify the facts objectively; asking questions and conducting proceedings “must not lead to the facts being established ex officio”[15]. The primary objective is to resolve the dispute. It follows clearly from this that a judgment arising from civil proceedings cannot be ascribed a general value in terms of knowledge or truth.
Although it has already been clarified that the judgments are fundamentally unsuitable as a substitution for knowledge, it must be pointed out that the judgments say nothing at all about whether an amalgamation took place or not. The possibility of an amalgamation is only mentioned in the “deliberations” made by the court and set out in the so-called grounds for judgment, without clarifying whether such an amalgamation would have been at all possible in this specific case.[16]
Paul Mackay’s statement of 19 March 2005[17]:
“According to Swiss jurisdiction it is thus legally conclusive and also binding for the future that on 8th February 1925, the association which Rudolf Steiner founded during the Christmas Conference on 28th December 1923 was merged into the association which at that time had already existed since 1913.”
and the Declaration by Justus Wittich of 2014[18]:
“From the point of view of the competent cantonal courts, the legal conduct of the Executive Council and the members of the Anthroposophical Society over the decades had led to a “conclusive amalgamation” of the General Anthroposophical Society (founded during the Christmas Conference 1923/24) and the Bauverein.”
How is it to be seen if the Executive Council of an anthroposophical society substitutes its own knowledge for the belief in authority in relation to a judgment from a civil lawsuit, which even in principle, as has been described, has no objective truth content, and rates it higher than the existing and correctly recognized own judgement of knowledge whilst this “adopted” view of knowledge completely contradicts one’s own knowledge?
Summary
- The assumption that an amalgamation of the corporate bodies of the Christmas Conference Society and the General Anthroposophical Society (former Bauverein) had taken place is pure theory, the legitimate assumption of which is still not supported by any substantiated documents or evidence.
- With regard to the question of a possible amalgamation, the Court judgments do not make any statement, direct or indirect.
- The grounds for the judgment of the courts are unsuitable as a replacement for one’s own knowledge (as a substitute for knowledge), since they are merely considerations.
- Judgments – and thus also the grounds for those judgments – from civil proceedings are unsuitable as a substitute for knowledge for reasons of principle alone.
- The Riemer report does not constitute sufficient proof of an amalgamation.
Thus, there is no basis or evidence to support the theory of a conclusive amalgamation. On the contrary, it may be assumed that no such event has taken place and could not have taken place. This is also clearly demonstrated by the aforementioned legal opinion of Erdmenger and Furrer4 as well as their opinion on the judgments of the cantonal courts of March 20057.
Conclusion
Quite apart from all these remarks, the question remains how it is possible that in anthroposophical contexts one’s own judgement can be replaced by the judgement of a court? For these issues are questions of knowledge and by no means purely legal questions, the clarification of which can be left to experts and courts who only possess incomplete information.
At this point it is worth remembering the serious obstacles that arise for anthroposophical work when acting on untrue and unclear foundations, and being “of good faith” does not help to remedy this situation. Rudolf Steiner has repeatedly drawn attention to this and to the devastating effect of untruth in the context of spiritual science[19]. In addition, when people are told “by authority things that are untrue, their consciousness is subdued to the dullness of the consciousness of dreams”[20].
“Because untrue statements, even if they stem from goodwill, so to speak, are something that has a destructive effect within an occult movement. There must be no deception in this regard, but only complete clarity. It’s not intentions that matter, because it’s often very easy for a person to have those, but objective truth is what really matters. And one of the first duties of an esoteric student is not merely to say what he believes to be true, but to feel obliged to check that what he says truly is the objective truth. For only if we serve, in the sense of objective truth, the divine-spiritual powers whose forces pass through this school, will we be able to navigate through all the difficulties that anthroposophy is going to face.” [21]
Thomas Heck
19 November 2018
[1] The terms âChristmas Conference Societyâ (“Weihnachtstagungsgesellschaft”) and “Bauverein” are only used here to make a clearer distinction. These are not historically justified.
[2] Translated: âBuilding associationâ. This term is used as a short form for the society founded in 1913.
[3] http://www.wtg-99.com/name-wtg/
[4] Lawyer Prof Dr Andreas Furrer, Zurich and Dr JĂŒrgen Erdmenger, Brussels. Newsletter No 18 of 28 April 2002.
[5] In 2002, Marjorie Spock was perhaps the last living member of the original Christmas Conference Society. The Executive Council, which itself was neither a member nor an officer of the Executive Board of this Christmas Conference Society, had been commissioned by the latter to carry out the reconstitution! Source: Justification of the judgement by the Dorneck-Thierstein District Court, judgement of 2/3 February 2004, page 18.
[6] Declaration by the Executive Council dated March 19, 2005, published in Nachrichtenblatt No. 15, April 8, 2005.
[7] The wording “on behalf of the Executive Council” makes it clear that this is not an independent statement, but a partisan statement by the Executive Council. This also applies to the expert opinion drawn up by the legal representatives of the Executive Council in 2002 (Newsletter No. 18 of 28 April 2002), which is to be regarded as a partisan rather than an independent expert opinion, not least because of its solution orientation. Until recently, this statement was to be found on the Goetheanum website. We have no knowledge of other publications.
[8] The quotes are reproduced in full below.
[9] See Wikipedia.
[10] Certainly, not all members would have had to agree, but each member would have had to be given the opportunity to participate, by corresponding invitation to a general meeting with an indication of the agenda.
[11] Nobody has yet explained how a decision in such a case could have been taken by conclusive action or how this might be possible at all. Moreover, until at least 2004 there had been no known case in Swiss legal history of an amalgamation of corporations by conclusive action.
[12] Prof Dr Hans Michael Riemer, until 2005 Chair of Private Law at the University of Zurich and recognized legal expert for association law in Switzerland.
[13] See “Anthroposophy worldwide” 10/1999, p. 6: “According to Paul Mackay, no written expert opinion by Hans Michael Riemer exists. He has however agreed in writing to the reproduction by Paul Mackay.”
[14] Even information or expertise held by the court but not provided by at least one of the parties may not be included in the judgment. This, and also the maxim that the court may not conduct its own investigations, is important for the neutrality of the court, because any additional information could benefit one of the parties and the impartiality of the court would thus be called into question.
[15] See Principles of Negotiation (Art. 55 ZPO), for explanations see:
Prozessmaximen im Zivilprozess
[16] This clarification could not have been made by the court itself; it would have been the task of one of the parties to demand it. That did not happen.
[17] Nachrichtenblatt No. 15, 8Â April 2005
[18] In “Anthroposophy Worldwide” 1-2/2014: Justus Wittich also confuses the two societies in this statement: At Christmas 1923/24 the “Anthroposophical Society” was founded and the “General Anthroposophical Society” is the renamed Bauverein from 1913!
[19] z.B. GA 205, 1987, p. 238ff.
[20] GA 198, 1984, p. 125
[21] GA 270a, w.Y., p. 129. Highlighting by the author.
âDie Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft wurde an der Weihnachtstagung 1923/24 durch
Rudolf Steiner begrĂŒndetâ
Diese Aussage entspricht nicht den Tatsachen, denn an der Weihnachtstagung wurde die âAnthroposophische Gesellschaftâ (Weihnachtstagungsgesellschaft[1]) gegrĂŒndet. Bei der âAllgemeinen Anthroposophischen Gesellschaftâ handelt es sich um den 1913 gegrĂŒndeten Johannesbau-Verein (Bauverein), welcher seit dem 8. Februar 1925 den heutigen Namen trĂ€gt und der Gesellschaft entspricht, in der wir Mitglied sind. Allerdings wird immer wieder behauptet, es habe eine Fusion der beiden Gesellschaften gegeben und insofern sei die âAllgemeine Anthroposophische Gesellschaftâ doch auch die Weihnachtstagungsgesellschaft. GestĂŒtzt wird dies auf eine angeblich erfolgte Fusion durch âkonkludentes Handelnâ. In der Folge wird sich zeigen, dass es sich hierbei um eine unbewiesene Theorie handelt.
Folgendes kann heute als geklÀrt gelten:
- Der Name der an der Weihnachtstagung von Rudolf Steiner gegrĂŒndeten Gesellschaft lautete âAnthroposophische Gesellschaftâ und nicht âAllgemeine Anthroposophische Gesellschaftâ[2].
- Bei der âAllgemeinen Anthroposophischen Gesellschaftâ handelt es sich um den bereits 1913 gegrĂŒndeten Bauverein, der am 8. Februar 1925 umbenannt wurde und seitdem diesen Namen trĂ€gt.
Kurzer historischer Abriss
Bis zum Jahr 1999 wurde von der Gesellschaftsleitung die Ansicht vertreten, es gĂ€be nur eine Gesellschaft, die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, und diese sei an der Weihnachtstagung begrĂŒndet worden. Infolge des Riemer-Gutachtens (nĂ€here AusfĂŒhrungen dazu weiter unten) wurde diese Einheitsauffassung aufgegeben und von nun an davon ausgegangen, dass ursprĂŒnglich zwei Körperschaften existierten (Weihnachtstagungsgesellschaft und Bauverein), eine Fusion dieser beiden Körperschaften stattgefunden habe und insofern die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft doch auf die Weihnachtstagungsgesellschaft zurĂŒckgehe. Im Jahr 2000 wurde eine Arbeitsgruppe zur KlĂ€rung der Konstitutions-Frage gebildet, in der man durch das Rechtsgutachten Furrer/Erdmenger[3] zu der Erkenntnis kam, dass eine Fusion doch nicht stattgefunden habe und es sich daher bei der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft nicht um die Weihnachtstagungsgesellschaft handle. Es wurde angenommen, dass letztere als verwaiste Körperschaft weiter existent sei, obwohl seit ĂŒber 70 Jahren keine Generalversammlungen stattfanden, seit 1963 kein Vorstand mehr existierte, seit ĂŒber 70 Jahren keine Mitglieder aufgenommen wurden und somit fast keine Mitglieder[4] mehr vorhanden waren. Ein Bewusstsein von dieser angeblich separaten Existenz war in dem Zeitraum von 1925 bis 2002 zu keinem Zeitpunkt vorhanden gewesen. Mit der ausserordentlichen Generalversammlung an Weihnachten 2002 sollte diese verwaiste und angeblich noch existierende Gesellschaft âwiederbelebtâ werden. Gegen das Vorgehen des Vorstandes wurde von zwei Mitgliedergruppen eine gerichtliche KlĂ€rung angestrebt. Nachdem die Gerichte auch in 2. Instanz nicht den Argumentationen des Vorstandes gefolgt waren, wurde im Jahr 2005 von diesem  erklĂ€rt[5] und durch eine in Auftrag gegebene Stellungnahme der RechtsanwĂ€lte Furrer und Erdmenger vom MĂ€rz 2005[6] begrĂŒndet, warum die Urteile eigentlich falsch seien. Dennoch hat sich der Vorstand fortan auf diese selber berufen und seit 2005 die Ansicht vertreten, aus den (aus seiner Sicht falschen) Gerichtsurteilen ginge hervor, dass eine Fusion stattgefunden habe und es sich daher bei der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft nun doch um die Weihnachtstagungsgesellschaft handle. Paul Mackay berief sich darauf, dies habe âdie Schweizer Gerichtsbarkeitâ festgestellt und Justus Wittich fĂŒhrte 2014 aus, dies sei âaus Sicht der zustĂ€ndigen kantonalen Gerichteâ der Fall.[7]
Soweit ein kurzer Abriss. In der Folge soll geklÀrt bzw. dargestellt werden:
- warum es sich bei der Annahme, es habe eine Fusion stattgefunden, um eine unbewiesene Theorie handelt,
- warum dem Riemer-Gutachten kein Erkenntniswert zukommt und
- dass den Urteilen bzw. den UrteilsbegrĂŒndungen der Gerichte schon grundsĂ€tzlich ein Erkenntniswert nicht zukommen kann.
Die Theorie von der âkonkludenten Fusionâ
âEine Theorie ist eine im Allgemeinen durch Denken gewonnene Erkenntnis im Gegensatz zum durch Erfahrung gewonnenen Wissenâ[8]. Von einem historischen Ereignis kann Erfahrungs-Wissen durch Berichte, Dokumente oder andere âSpurenâ bzw. Ergebnisse, die dieses hinterlassen hat, gewonnen werden. In Bezug auf eine mögliche Fusion der âAnthroposophischen Gesellschaftâ (Weihnachtstagungsgesellschaft) und der âAllgemeinen Anthroposophischen Gesellschaftâ (umbenannter Bauverein) gibt es derartige Belege nicht: weder Berichte noch Dokumente und auch keine anderen geeigneten Hinweise. Der Verlauf der Ereignisse zwischen der Weihnachtstagung und der Generalversammlung im Jahr 1925 ist gut dokumentiert und die fĂŒr eine Fusion notwendigen Rechtshandlungen hĂ€tten gewiss genĂŒgend âSpurenâ hinterlassen, da fĂŒr beide Körperschaften GeneralversammlungsbeschlĂŒsse notwendig gewesen wĂ€ren und es auch einer schriftlichen Fusionsvereinbarung bedurft hĂ€tte. FĂŒr ein solches Geschehen bzw. eine solche Vereinbarung fehlt jeder Hinweis, selbst wenn man unterstellt, dass man sich damals nicht an alle formalen Notwendigkeiten gehalten habe.
Nach aktueller Tatsachenlage ist daher ein Erfahrungs-Wissen von einer Fusion der beiden Körperschaften nicht gegeben und so ist man, wenn dennoch eine Fusion angenommen werden soll, auf eine Theorienbildung angewiesen.
Nun wird behauptet, die Fusion habe durch âkonkludentes Handelnâ stattgefunden, aus diesem Grunde gĂ€be es keine Unterlagen.
Was ist eine âkonkludente Handlungâ?
Konkludent ist eine Handlung dann, wenn daraus eindeutig hervorgeht, dass der Handelnde bewusst eine bestimmte Rechtshandlung vornehmen will, ohne dass dazu mĂŒndlich oder schriftlich eine WillenserklĂ€rung abgegeben bzw. ein Vertrag abgeschlossen wird. Wenn z.B. jemand eine Zeitung am Kiosk aus dem StĂ€nder nimmt und das Geld auf die Theke legt, so ist dies eine konkludente Handlung, durch die ein Kaufvertrag entsteht. Ăhnliches geschieht im Alltag vielfach. Allerdings ist das Zustandekommen eines komplexen Rechts-Vorganges wie der einer Fusion von zwei Vereinen oder Rechtskörperschaften, durch konkludentes Handeln kaum vorstellbar. Nicht ĂŒbersehen werden darf, dass sich der konkludent Handelnde immer ĂŒber die Bedeutung seiner Handlung bewusst sein muss. Eine unbemerkte Fusion âaus Versehenâ, die man erst ĂŒber 70 Jahre spĂ€ter bemerkt, ist eine Unmöglichkeit. Das bedeutet, dass sowohl die Mitglieder der Weihnachtstagungsgesellschaft als auch die Mitglieder des Bauvereins ein Bewusstsein davon hĂ€tten haben mĂŒssen[9], dass eine Fusion beschlossen und vollzogen wurde. Davon ist nichts ĂŒberliefert. Zudem hatte es, wie bereits dargestellt wurde, eine Gelegenheit zu einer Beschlussfassung nicht gegeben, auch nicht konkludent.[10]
Das Riemer-Gutachten
In âAnthroposophie weltweitâ 9/1999 wurde von Paul Mackay eine durch Prof. Riemer[11] vorgenommene Beurteilung der Konstitutions-Problematik wiedergegeben, wobei es sich um die schriftliche Wiedergabe des Inhaltes eines Telefonates gehandelt hatte.[12] In âAnthroposophie weltweitâ 3/2000 erscheint dann diese Beurteilung mit der Ăberschrift âRechtsgutachtenâ. Wie bei Gutachten allgemein ĂŒblich wurden alle zugrunde liegenden Urteilsgrundlagen benannt. Daraus ist ersichtlich, dass keine schriftlichen Unterlagen zur Beurteilung vorgelegen haben, auch die Statuten nicht. So wird die 1923/24 gegrĂŒndete Gesellschaft nicht mit ihrem richtigen Namen, sondern nur mit âWeihnachtstagungsgesellschaftâ benannt. Folgende Annahmen lagen dem Gutachten zugrunde:
- Die Weihnachtstagungsgesellschaft wurde in der Zeit vom 24. DeÂzember 1923 bis 1. Januar 1924 gegrĂŒndet, wobei davon ausgegangen werden kann, es sei dadurch ein Verein im Sinne von Art. 60ff. ZGB entstanden.
- Am 8. Februar 1925 wurde der Name des bestehenden, bereits seit lĂ€ngerem im Handelsregister eingetragenen Vereins «Verein des Goetheanum der Freien Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaft» (ebenÂfalls ein Verein im Sinne von Art. 60ff. ZGB) abgeĂ€ndert in «AllgeÂmeine Anthroposophische Gesellschaft» (AAG), und gleichzeitig wurde die Besetzung des Vorstandes des Vereins so geĂ€ndert, dass sein Vorstand und der Vorstand der Weihnachtstagungsgesellschaft identisch wurden. In der Folge wurde der abgeĂ€nderte Name im Handelsregister eingetragen.
- Seit dieser Zeit fand ein einheitliches Vereinsleben unter dem NaÂmen «Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft» (AAG) statt. Dieses einheitliche Vereinsleben unter dem Namen «Allgemeine AnÂthroposophische Gesellschaft» bezieht sich namentlich auch auf die Generalversammlungen, den Erwerb der Mitgliedschaft, den VorÂstand und das Vereinsvermögen, ferner auch auf die AuĂenbeziehung
FĂŒr eine tragfĂ€hige Beurteilung sind das viel zu wenige Informationen, das tatsĂ€chliche Geschehen bleibt unberĂŒcksichtigt und so ist auch die rechtliche Beurteilung recht vage formuliert:
âMeines Erachtens ist es ⊠naheliegender und auch sachgerechter, von einer konkludenten Fusion auszugehen âŠâ.
Auch wenn als Ăberschrift âRechtsgutachtenâ gewĂ€hlt wurde, handelt es sich doch lediglich um ErwĂ€gungen aufgrund unzureichender Grundlagen und keineswegs um eine gutachterlich fundierte Beurteilung. Zudem bleibt es auch hier eine Theorie, da die Frage, ob, wie und wann eine Fusion tatsĂ€chlich stattgefunden hat oder hĂ€tte stattfinden können, gar nicht erst gestellt wurde.
Die Prozesse um die Konstitutionsfrage in den Jahren 2003 und 2004
Nun wird seit 2005 von der Leitung der Gesellschaft behauptet, es sei â⊠in rechtlicher Hinsicht abschliessend und auch fĂŒr die Zukunft bindend von der schweizerischen Gerichtsbarkeit festgestelltâ worden, dass eine Fusion stattgefunden habe (das vollstĂ€ndige Zitat: siehe weiter unten)
Gewiss kommt der Schweizer Gerichtsbarkeit höchstes Niveau und den Urteilen ein hoher Stellenwert zu. Das gilt auch fĂŒr die hier angesprochenen Urteile. Problematisch ist lediglich, wie man sich darauf bezieht bzw. wie man sie benutzt:
- Es wird die eigene Erkenntnis substituiert durch eine fremde Erkenntnis, ohne dass die ursprĂŒngliche eigene Erkenntnis revidiert und die âfremdeâ Erkenntnis nachvollzogen wird. An die Stelle der eigenen Erkenntnis wird aufgrund einer allgemeinen Reputation eines Gerichtes dessen Urteil gesetzt und sich zu Eigen gemacht. Das ist nichts anderes als âAutoritĂ€tsglĂ€ubigkeitâ. Hinzu kommt, dass der Vorstand, der ĂŒber eine eigene Erkenntnis verfĂŒgte und auch nach Abschluss der Prozesse im Jahr 2005 die Richtigkeit derselben bekrĂ€ftigte, sich dennoch die âangebliche Gerichtserkenntnisâ zu eigen machte, obwohl diese der eigenen Erkenntnis widersprach!5,6  So muss man eigentlich von einer AutoritĂ€tsglĂ€ubigkeit wider besseren Wissens sprechen!
- Es liegt im Wesen des Zivilprozesses, dass nur die von den Parteien vorgetragenen Sachverhalte vom Gericht berĂŒcksichtigt werden dĂŒrfen[13]. Das Gericht hat im Zivilprozess keinen Auftrag zur objektiven TatsachenaufklĂ€rung, Nachfragen und die ProzessfĂŒhrung des Gerichtes dĂŒrfen ânicht dazu fĂŒhren, dass die Sachverhaltsfeststellung von Amtes wegen stattfindet.â[14]
Das Ziel ist in erster Linie die Streitbeilegung. Daraus folgt eindeutig, dass einem Urteil aus einem Zivilprozess ein allgemeiner Erkenntnis- oder Wahrheitswert nicht zukommen kann.
Deutlich ist, dass eine Berufung auf diese Gerichtsurteile nicht sachgemÀss und eigentlich unverantwortlich ist.
Obwohl damit bereits geklĂ€rt ist, dass die Urteile als Erkenntnissubstitution grundsĂ€tzlich ungeeignet sind, muss darauf hingewiesen werden, dass die Urteile gar nichts darĂŒber aussagen, ob eine Fusion stattgefunden hat oder nicht. Lediglich in den âErwĂ€gungenâ, die das Gericht angestellt hatte und die in den sogenannten UrteilsbegrĂŒndungen dargestellt sind, wird die Möglichkeit einer Fusion erörtert ohne zu klĂ€ren, ob eine solche im konkreten Fall ĂŒberhaupt möglich gewesen wĂ€re.[15]
Die ErklÀrung von Paul Mackay vom 19. MÀrz 2005[16]:
âEs ist damit in rechtlicher Hinsicht abschliessend und auch fĂŒr die Zukunft bindend von der schweizerischen Gerichtsbarkeit festgestellt, dass der Verein, den Rudolf Steiner wĂ€hrend der Weihnachtstagung am 28. Dezember 1923 gegrĂŒndet hat, am 8. Februar 1925 in den damals bereits seit 1913 bestehenden Verein hineinfusioniert wurde.â
sowie die ErklÀrung von Justus Wittich aus dem Jahr 2014[17]:
âAus Sicht der zustĂ€ndigen kantonalen Gerichte war durch das ĂŒber Jahrzehnte hinweg gelebte rechtliche Verhalten von Vorstand und Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft eine «konkludente Fusion» der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft (gegrĂŒndet wĂ€hrend der Weihnachtstagung 1923/24) und dem Bauverein erfolgt.â
Wie ist es zu bewerten, wenn der Vorstand einer anthroposophischen Gesellschaft an die Stelle der eigenen Erkenntnis den AutoritĂ€tsglauben gegenĂŒber einem Urteil aus einem Zivilprozess stellt, dem, wie dargestellt wurde, schon prinzipiell kein objektiver Wahrheitsgehalt zukommt, und diesen höher bewertet, als das vorhandene und fĂŒr richtig erkannte eigene Erkenntnisurteil und diese âĂŒbernommeneâ Sichtweise der eigenen Erkenntnis zudem vollkommen widerspricht?
Zusammenfassung
- Die Annahme, es habe eine Fusion der Körperschaften der Weihnachtstagungsgesellschaft und der Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (ehemaliger Bauverein) stattgefunden ist eine reine Theorie, zu deren berechtigter Annahme bis heute stichhaltige Belege und Indizien fehlen.
- In Bezug auf die Frage nach einer möglichen Fusion wird in den Gerichtsurteilen weder mittelbar noch unmittelbar eine Aussage gemacht.
- Die UrteilsbegrĂŒndungen der Gerichte sind als Ersatz fĂŒr die eigene Erkenntnis (als Erkenntnis-Substitut) ungeeignet, da es sich lediglich um ErwĂ€gungen handelt.
- Urteile â und damit auch die UrteilsbegrĂŒndungen â aus einem Zivilprozess sind als Erkenntnis-Ersatz schon aus prinzipiellen GrĂŒnden ungeeignet.
- Das Riemer-Gutachten ist als Beweis fĂŒr ein Fusionsgeschehen nicht ausreichend.
Damit gibt es keine Grundlagen und Hinweise, die die Theorie einer konkludenten Fusion stĂŒtzen. Im Gegenteil ist davon auszugehen, dass eine solche nicht stattgefunden hat und auch nicht stattgefunden haben kann. Dies wird auch eindeutig belegt von dem genannten Rechtsgutachten3 von Erdmenger und Furrer sowie deren Stellungnahme zu den Urteilen der kantonalen Gerichte vom MĂ€rz 20056.
Abschluss
Ganz abgesehen von all diesen AusfĂŒhrungen bleibt die Frage, wie es möglich ist, dass in anthroposophischen ZusammenhĂ€ngen an die Stelle eines eigenen Erkenntnisurteils ein Gerichtsurteil gestellt werden kann? Denn es handelt sich bei diesen Fragen um Erkenntnisfragen, keinesfalls um reine Rechtsfragen, deren KlĂ€rung man unvollstĂ€ndig informierten Gutachtern und Gerichten ĂŒberlassen kann.
Es sei an dieser Stelle daran erinnert, welch gravierende Hindernisse sich fĂŒr die anthroposophische Arbeit ergeben, wenn auf unwahren und unklaren Grundlagen gewirkt wird, da hilft es auch nicht, wenn man âguten Glaubensâ ist. Darauf und auf die verheerende Wirkung der Unwahrheit gerade im geisteswissenschaftlichen Zusammenhang hat Rudolf Steiner vielfach hingewiesen[18]. Hinzu kommt: Wenn Menschen âunter AutoritĂ€t Dinge, die unwahr sindâ erzĂ€hlt werden, so âdĂ€mpft man [dadurch] ihr Bewusstsein bis zu der Dumpfheit des Traumbewusstseins herunter.â[19]
âDenn nicht-wahre Aussagen, auch wenn sie sozusagen aus gutem Willen hervorkommen, sind etwas, was innerhalb einer okkulten Bewegung zerstörend wirkt. DarĂŒber darf keine TĂ€uschung sein, sondern darĂŒber muss völligste Klarheit herrschen. Nicht Absichten sind es, auf die es ankommt, denn die nimmt der Mensch oftmals sehr leicht, sondern objektive Wahrheit ist es, auf die es ankommt. Und zu den ersten Pflichten eines esoterischen SchĂŒlers gehört es, dass er sich nicht bloĂ dazu verpflichtet fĂŒhlt, dasjenige zu sagen, wovon er glaubt, dass es wahr ist, sondern dass er sich verpflichtet fĂŒhlt, zu prĂŒfen, ob dasjenige, was er sagt, wirklich objektive Wahrheit ist. Denn nur, wenn wir im Sinne der objektiven Wahrheit dienen den göttlich-geistigen MĂ€chten, deren KrĂ€fte durch diese Schule gehen, werden wir hindurchsteuern können durch all diejenigen Schwierigkeiten, die sich der Anthroposophie bieten werden.â[20]
Thomas Heck, 19. November 2018
[1] Die Bezeichnungen âWeihnachtstagungsgesellschaftâ und âBauvereinâ werden hier lediglich zur klareren Unterscheidung benutzt. Diese sind nicht historisch begrĂŒndet.
[2] http://www.wtg-99.com/name-wtg/
[3] Rechtsanwalt Prof. Dr. Andreas Furrer, ZĂŒrich und Dr. JĂŒrgen Erdmenger, BrĂŒssel. Nachrichtenblatt Nr. 18 vom 28. April 2002.
[4] Möglicherweise war im Jahr 2002 Marjorie Spock das einzige noch lebende Mitglied der ursprĂŒnglichen Weihnachtstagungsgesellschaft. Von dieser hatte sich der Vorstand, der ja selber weder Mitglied noch Vorstand dieser Weihnachtstagungsgesellschaft war, den Auftrag geben lassen, die Rekonstituierung durchzufĂŒhren! Quelle: UrteilsbegrĂŒndung des Richteramtes Dorneck-Thierstein, Urteil vom 2./3. Februar 2004, Seite 18.
[5] VorstandserklÀrung vom 19. MÀrz 2005, veröffentlicht im Nachrichtenblatt Nr. 15 vom 8. April 2005.
[6] Die Formulierung âim Auftrag des Vorstandesâ macht deutlich, dass es sich nicht um eine unabhĂ€ngige Stellungnahme, sondern um eine parteiliche, die des Vorstandes handelt. Das gilt auch fĂŒr das von den Rechtsvertretern des Vorstandes im Jahr 2002 erstellte Gutachten (Nachrichtenblatt Nr. 18 vom 28. April 2002), das allein schon durch die Lösungsorientierung als parteiliches und nicht als unabhĂ€ngiges Gutachten zu werten ist. Diese Stellungnahme konnte bis vor kurzem auf den Internetseiten des Goetheanums gefunden werden. Weitere Veröffentlichungen sind unbekannt.
[7] Die Zitate werden weiter unten vollstÀndig wiedergegeben.
[8] Siehe Wikipedia.
[9] Gewiss hĂ€tten nicht alle Mitglieder zustimmen mĂŒssen, aber jedes Mitglied hĂ€tte die Möglichkeit einer Beteiligung gegeben werden mĂŒssen, durch eine entsprechende Einladung zu einer Generalversammlung mit Angabe der Traktanden.
[10] Wie man sich ĂŒberhaupt in einem derartigen Fall eine Beschlussfassung durch konkludentes Handeln vorzustellen hat bzw. wie dies ĂŒberhaupt möglich sein soll, wurde noch von niemandem dargestellt. Zudem gab es zumindest bis 2004 in der Schweizer Rechtsgeschichte keinen bekannten Fall einer Fusion von Körperschaften durch konkludentes Handeln.
[11] Prof. Dr. Hans Michael Riemer, bis 2005 Lehrstuhl fĂŒr Privatrecht an der UniversitĂ€t ZĂŒrich und anerkannter Rechtsexperte fĂŒr Vereinsrecht in der Schweiz.
[12] Siehe âAnthroposophie weltweitâ 10/1999, S. 6: âNach Angabe von Paul Mackay liegt von Hans Michael Riemer kein schriftliches Gutachten vor. Dieser hat sich aber schriftlich einverstanden erklĂ€rt mit der Wiedergabe durch Paul Mackay.â
[13] Selbst Informationen oder Sachkenntnisse, ĂŒber die das Gericht verfĂŒgt, die jedoch nicht von wenigstens einer der Parteien vorgetragen wurden, dĂŒrfen nicht in die Urteilsfindung einbezogen werden. Dies, und auch die Maxime, dass das Gericht keine eigenen Nachforschungen anstellen darf, ist wichtig fĂŒr die NeutralitĂ€t des Gerichtes, denn jede zusĂ€tzliche Information könnte einer Partei zum Vorteil gereichen und damit wĂ€re die Unparteilichkeit des Gerichtes in Frage gestellt.
[14] Siehe Verhandlungsgrundsatz (Art. 55 ZPO), dazu ErlÀuterungen unter:
Prozessmaximen im Zivilprozess
[15] Diese KlÀrung hÀtte das Gericht nicht von sich aus vornehmen können, es wÀre die Aufgabe einer der Parteien gewesen, dies zu fordern. Das ist nicht geschehen.
[16] Nachrichtenblatt Nr. 15 vom 8. April 2005
[17] In âAnthroposophie weltweitâ 1-2/2014: Justus Wittich verwechselt in dieser Aussage zudem die beiden Gesellschaften: An Weihnachten 1923/24 wurde die âAnthroposophische Gesellschaftâ gegrĂŒndet und bei der âAllgemeinen Anthroposophischen Gesellschaftâ handelt es sich um den umbenannten Bauverein von 1913!
[18] z.B. GA 205, 1987, S. 238ff.
[19] GA 198, 1984, S. 125
[20] GA 270a, o.J., S. 129. Hervorhebungen vom Verfasser.
In âAnthroposophie weltweitâ 7-8/18 und auf der Internet-Seite der Albert Steffen-Stiftung war unter dem Titel âRehabilitierung – ein Nachtrag und eine Vorschauâ eine Stellungnahme zur Rehabilitierungs-Initiative sowie zur Aufhebung der BeschlĂŒsse von 1935 an der Generalversammlung 2018 von der Albert Steffen-Stiftung erschienen. Darauf wird im Folgenden eingegangen.
A statement on the rehabilitation initiative as well as on the repeal of the decisions of 1935 at the General Assembly 2018 of the Albert Steffen Foundation had appeared in âAnthroposophy worldwideâ 7-8/18 under the title âRehabilitation â postscript and previewâ. This will be discussed below.
Eine Zustimmung zu der an der Generalversammlung 2018 beantragten Aufhebung des Beschlusses, mit dem Ita Wegman und Elisabeth Vreede 1935 aus dem Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft ausgeschlossen und von ihrer TĂ€tigkeit als Sektionsleiterinnen der Freien Hochschule fĂŒr Geisteswissenschaft getrennt worden waren, konnte nur demjenigen möglich gewesen sein, der der Ansicht war, dass diese Absetzungen 1935 zu Unrecht erfolgten. Wer der gegenteiligen Ansicht war bzw. ist, musste selbstverstĂ€ndlich gegen die Aufhebung stimmen oder sich zumindest enthalten. Mehrheiten, auch ĂŒberwĂ€ltigende, sind keine Garantie dafĂŒr, dass die dadurch getroffenen Entscheidungen zu Recht oder zu Unrecht erfolgt sind, dies gilt fĂŒr den Beschluss von 1935 ebenso wie fĂŒr die Aufhebung dieses Beschlusses an der Generalversammlung von 2018.
Zur Erinnerung: 1935 wurden mit einer einzigen Abstimmung nicht nur Ita Wegman und Elisabeth Vreede aus dem Vorstand und von ihren weiteren Wirkensmöglichkeiten in ihren Sektionen (Teil I des damaligen Antrages), sondern auch sechs weitere, namentlich genannte Einzelpersönlichkeiten[1] (Teil II) sowie die hollÀndische und die englische Landesgesellschaft aus der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft ausgeschlossen (Teil III). Die Teile II und III wurden bereits an der Generalversammlung 1948 einstimmig, also auch mit Zustimmung der anwesenden VorstÀnde Albert Steffen und Guenther Wachsmuth, aufgehoben. Der Bericht im Nachrichtenblatt lautete wie folgt:
âDie Generalversammlung von Ostern 1948 erklĂ€rt den Beschluss der Generalversammlung vom 14. April 1935 bezĂŒglich der Zugehörigkeit zur Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft als aufgehoben und dass sie jeden, der sich der Gesellschaft wieder anschliesst, begrĂŒsst.”[2]
Diese Formulierung liess nicht deutlich werden, dass der Beschluss von 1935 lediglich teilweise aufgehoben worden war. Diese Tatsache war bis 2017 nicht bekannt, denn auch Uwe Werner berichtete im Nachrichtenblatt 51-52/2002 von der Aufhebung aller Teile des Beschlusses. Insofern werden viele im Februar 2017 ĂŒberrascht gewesen sein, als bekannt wurde, dass der den Ausschluss Ita Wegmans und Elisabeth Vreedes betreffende Teil des Beschlusses weiterhin Bestand hatte.
Im Jahr  1948 konnte durchaus anerkannt werden, dass die AusschlĂŒsse âals solcheâ zumindest teilweise ein Fehler waren. Dies geschah durch die einstimmige Annahme des Antrages. Die Möglichkeit, eine unvoreingenommene und vorurteilslose Bewertung des Geschehens von 1935 vorzunehmen oder gar die Anerkennung, dass Unrecht geschehen sein könnte, war noch nicht gegeben.[3] Dass dies heute anders sei, von dieser Ăberzeugung gingen die Initiatoren der Rehabilitierung-Initiative aus, nachdem bereits seit Jahrzehnten von etlichen Autoren wesentliche BeitrĂ€ge zu einer Aufarbeitung vorliegen[4].
Ein doch gegensĂ€tzliches Bild ergibt sich aus dem Artikel von Christine Engels, PrĂ€sidentin der Albert Steffen-Stiftung. Dort werden erhebliche EinwĂ€nde und Vorbehalte gegenĂŒber der Aufhebung des Beschlusses und dem RehabilitierungsbemĂŒhen in sachlicher und moralischer Hinsicht erhoben. Auf einige Motive soll im Folgenden eingegangen werden.
Zu den AusfĂŒhrungen im Einzelnen:
Im ersten Absatz wird behauptet, dass
âdie Persönlichkeit Albert Steffens als damaligem Erstem Vorsitzenden (neben der von Guenther Wachsmuth) Zielpunkt der Kritik in Bezug auf die AusschlĂŒsse von 1935â
gewesen sei. Mit dem folgenden Zitat aus der BroschĂŒre[5] soll diese Aussage gestĂŒtzt werden:
âAn dieser Stelle sei angemerkt, dass in keinster Weise eine absolute Verurteilung der Persönlichkeiten Albert Steffen und Guenther Wachsmuth intendiert ist oder erfolgen darf. Auch ihr Einsatz fĂŒr die Anthroposophie ist hoch zu schĂ€tzen. [âŠ] Einen Fortschritt in Richtung einer Bewusstseinsseelenhaltung könnte es bedeuten, wenn wir in den Taten eines Menschen das Wirken der GegenmĂ€chte erkennen können[6], ohne dadurch die Liebe zu ihm als Mensch zu verlieren oder sein wahres Streben zu verkennen.â
Allerdings bezieht sich dieses Zitat keineswegs ausschliesslich auf die AusschlĂŒsse 1935 sowie Albert Steffen und Guenther Wachsmuth und schon gar nicht auf deren Persönlichkeit, was aber erst aus dem Zusammenhang ersichtlich wird, dem das Zitat entnommen wurde. Hier der ganze Kontext, in dem die von der Albert Steffen-Stiftung zitierten Passagen unterstrichen dargestellt sind:
âIm Laufe der nĂ€chsten Jahre wurde auch Marie Steiner, die an den AusschlĂŒssen ihrer Vorstands-Kolleginnen beteiligt war, von der Mitwirkung im Vorstand und der Gestaltung der Gesellschaft ausgeschlossen. Damit war auch das weibliche Element des Urvorstandes vollstĂ€ndig beseitigt. Die Bedeutung eines Gleichgewichtes in mĂ€nnlich-weiblicher Wirksamkeit fĂŒr die erneuerte Esoterik wurde von Rudolf Steiner jedoch schon in den frĂŒhen esoterischen Stunden besonders betont.
Vor dem Hintergrund der AbendvortrĂ€ge, die Rudolf Steiner bei der NeugrĂŒndung der Anthroposophischen Gesellschaft im Dezember 1923 hielt, und aus denen sein ĂŒber Jahrtausende wĂ€hrendes Zusammenwirken mit Ita Wegman im Dienste Michaels sichtbar wird, erscheint der Ausschluss vor allem Ita Wegmans aus dem Vorstand von besonderer Tragik und Folgenschwere. [7]
Als Wilhelm Rath nach der Generalversammlung 1935 Elisabeth Vreede aufsuchte und sie von den AusschlĂŒssen erfuhr, sagte sie, was in Dornach geschehe, habe Auswirkungen auf das ganze Weltgeschehen. âDer Damm gegen den Nationalsozialismus sei nun gebrochen.â[8]
Vom einstigen Urvorstand und der durch ihn reprĂ€sentierten relativen Vielfalt geistiger Strömungen waren nur noch Albert Steffen und Guenther Wachsmuth geblieben, die in einer unvermeidbaren Einseitigkeit nun ĂŒber Jahrzehnte bestimmend blieben fĂŒr die weitere Entwicklungsrichtung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Diese versank langsam in den Zustand der LĂ€hmung und Wirkungslosigkeit, fĂŒr Jahrzehnte, auf den Rudolf Steiner als drohende Gefahr hingewiesen hatte, wenn der Impuls der Weihnachtstagung nicht aufgenommen wĂŒrde. âAnthroposophie wird sicher nicht aus der Welt geschafft. Aber sie könnte fĂŒr Jahrzehnte und lĂ€nger, ich möchte sagen, in einen latenten Zustand zurĂŒcksinken. Es wĂ€re aber Ungeheures verloren fĂŒr die Entwicklung der Menschheit.â[9]
An dieser Stelle sei angemerkt, dass in keinster Weise eine absolute Verurteilung der Persönlichkeiten Albert Steffen und Guenther Wachsmuth intendiert ist oder erfolgen darf. Auch ihr Einsatz fĂŒr die Anthroposophie ist hoch zu schĂ€tzen. Wir verdanken z.B. Guenther Wachsmuth, dass der Bau des zweiten Goetheanum ĂŒberhaupt möglich wurde und Albert Steffen seine grossartigen Dichtungen, Dramen und heilenden Bilder. Es darf jedoch auch nicht darĂŒber hinweggesehen werden, wie durch diese beiden VorstĂ€nde die Gesellschaftsentwicklung geprĂ€gt wurde. Einen Fortschritt in Richtung einer Bewusstseinsseelenhaltung könnte es bedeuten, wenn wir in den Taten eines Menschen das Wirken der GegenmĂ€chte erkennen können[10], ohne dadurch die Liebe zu ihm als Mensch zu verlieren oder sein wahres Streben zu verkennen. Wir könnten den gesamten Werdegang der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft im Lichte des permanenten Scheiterns und Versagens der Mitglieder sehen, uns eingeschlossen, weil wir es mit âstarken gegnerischen MĂ€chten, dĂ€monischen MĂ€chtenâ[11] zu tun haben, welche âgegen die anthroposophische Bewegung anstĂŒrmenâ11 und âdie sich ja doch der Menschen auf Erden bedienenâ11. Jegliche âinnere Oppositionâ[12], von der Rudolf Steiner so hĂ€ufig sprach â âbis in meine allernĂ€chste Umgebung hineinâ[13] â entstammte dem Einfluss der GegenmĂ€chte.â
Deutlich wird einerseits, dass die Zitate nicht auf Albert Steffen und Guenther Wachsmuth âangewendetâ wurden, sondern die gesamte Mitgliedschaft gemeint war – uns selber eingeschlossen. HĂ€tten wir diesen Hinweis lediglich auf Albert Steffen und Guenther Wachsmuth beziehen wollen, so hĂ€tten wir das auch deutlich formuliert, z.B. in dieser Art: â⊠wenn wir in den Taten dieser Menschen âŠâ bzw. â⊠dieser beiden Menschen âŠâ hĂ€tte es zumindest heiĂen mĂŒssen. So ist dieser vermutete Bezug auf Albert Steffen und Guenther Wachsmuth nicht gegeben, was auch deutlich aus dem Hauptzitat hervorgeht, auf das wir uns bezogen haben:
â⊠er [der Wanderer der Chymischen Hochzeit] soll in die BeweggrĂŒnde des menschlichen Wollens und Handelns tiefere Blicke tun, als sie dem gewöhnlichen BewuĂtsein zuteil werden. Der Darsteller der «Chymischen Hochzeit» will sagen, daĂ dieses gewöhnliche BewuĂtsein nur die AuĂenseite des Wollens und Handelns kennenlernt, und daĂ auch die Menschen durch dieses BewuĂtsein von ihrem eigenen Wollen und Handeln nur diese AuĂenseite gewahr werden. Die tiefer liegenden geistigen Impulse, die aus der ĂŒbersinnlichen Welt heraus in dieses Wollen und Handeln sich ergieĂen, und die das menschliche soziale Zusammenleben gestalten, bleiben diesem BewuĂtsein unbekannt. Der Mensch kann in dem Glauben leben, ein bestimmter Beweggrund fĂŒhre ihn zu einer Handlung; in Wahrheit ist dieser Beweggrund nur die bewuĂte Maske fĂŒr einen unbewuĂt bleibenden. Insofern die Menschen ihr soziales Zusammenleben nach dem gewöhnlichen BewuĂtsein regeln, greifen in dieses Zusammenleben KrĂ€fte ein, die nicht im Sinne der Entwickelung liegen, welche der Menschheit heilsam sindâŠâ[14]
Es entsteht der Eindruck, dass u.a. durch das aus dem Zusammenhang herausgenommene Zitieren den Initiatoren der Rehabilitierungs-Initiative etwas unterstellt wird, was von diesen nicht intendiert war und auch nicht schlĂŒssig aus den Original-Zitaten hervorgeht.
Es ist allerdings eine Tatsache, dass A. Steffen die AusschlĂŒsse von 1935 nicht nur befĂŒrwortet, sondern sein Verbleiben im Amt des ersten Vorsitzenden davon abhĂ€ngig gemacht hatte, dass die Generalversammlung die AusschlĂŒsse beschliessen wĂŒrde.[15] Wenn diese AusschlĂŒsse ein Unrecht darstellten, so war A. Steffen daran beteiligt, dass dies entstand.
Weiter wird in dem Beitrag von C. Engels ausgefĂŒhrt:
âJustus Wittich betonte in seinem Artikel in <Anthroposophie weltweit> Nr. 1-2/2018, dass es mittlerweile erwiesen sei, dass Ita Wegman und Elisabeth Vreede «ohne Makel» gewesen seien, und schloss sich implizit der Ansicht an, dass die AusschlĂŒsÂse aufgrund einer objektiven Fehlleitung der VerantwortungstrĂ€ger der Gesellschaft geschehen seien.â
TatsÀchlich bringt Justus Wittich folgendes zum Ausdruck:
âDie Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz stellte spĂ€ter ĂŒber mehrere Jahre Material zu jedem Mitglied des GrĂŒndungsvorstandes zusammen, verschiedene Biografien erschienen allmĂ€hlich, und im Bewusstsein einer dritten Generation von Anthroposophen waren die ehemals abberufenen Ita Wegman und Elisabeth Vreede ganz selbstverstĂ€ndlich und ohne jeden Makel mit in den GrĂŒndungsvorgang und die Gesellschaftsentwicklung eingeschlossen.â
und an anderer Stelle:
âIn der Anschauung der meisten Mitglieder sind die damals abberufenen Vorstandsmitglieder deshalb von einer gewissen Warte aus bewusstseinsmĂ€Ăig heute im 21. Jahrhundert lĂ€ngst ohne Makel. Eine offizielle Rehabilitierung hat aber nie stattgefunden. [âŠ] In der von 1.820 Mitgliedern im provisorisch fertiggestellten Zweiten Goetheanum besuchten Generalversammlung vom 14. MĂ€rz stellte eine Gruppe von Mitgliedern im Einklang mit den restlichen Vorstandsmitgliedern den Antrag auf Abberufung von Ita Wegman und Elisabeth Vreede von ihren VorstandsĂ€mtern (und dadurch auch von den Leitungen ihrer Sektionen).â
Die verkĂŒrzte Darstellung gibt nicht wieder, was Justus Wittich tatsĂ€chlich geschrieben hat. Woraus geschlossen wird, J. Wittich habe von einer âobjektiven Fehlleistung der VerantwortungstrĂ€gerâ geschrieben, ist unklar. Wenn damit die Formulierung âin Einklang mit den restlichen Vorstandsmitgliedernâ gemeint sein sollte, so kann an der Richtigkeit dieser Aussage kein Zweifel bestehen.
Inwieweit die Aufhebung der BeschlĂŒsse an der Generalversammlung 2018 fĂŒr die Albert Steffen-Stiftung zu frĂŒh kam, soll hier nicht beurteilt werden. Die Albert Steffen-Stiftung:
âDas Thema [die VorgĂ€nge um 1935] ist so groĂ und vielschichtig, dass es viel Zeit braucht, um sich darin auszukennen.â
Das ist gewiss richtig und es ist ja schon vieles geleistet worden, so hat z.B. Emanuel Zeylmans van Emmichoven zwölf Jahre an seiner Dokumentation gearbeitet, die seit 25 Jahren vorliegt.
Weiter heisst es:
âDazu kommt, dass uns – wir bitten um Verzeihung – die Art und Weise der RehabilitierungsbemĂŒhungen unseriös erscheint. Rehabilitierung ohne Aufarbeitung mit dem Hinweis, das zu den BemĂŒhungen berechtigende Material sei (fast ausschlieĂlich) in BĂŒchern zu finden, die enge Mitarbeiter Ita Wegmans verfasst haben, ist schon eher eine unangenehme Sache und wendet sich an das GefĂŒhl, nicht an die UrteilsfĂ€higkeit.â
Emanuel Zeylmans von Emmichoven, Lily Kolisko und Peter Selg beispielsweise sollen enge Mitarbeiter Ita Wegmans gewesen sein? Eine etwas âunangenehme Sacheâ ist dieser Beitrag der Albert Steffen-Stiftung, denn in der Argumentation wird auf nichts verwiesen, auch nicht auf eine zugrunde liegende Literatur. Was hatte man erwartet? Dass wir alles noch einmal publizieren, was bereits publiziert ist? Unsere BroschĂŒre enthĂ€lt zahlreiche Fussnoten mit Quellenangaben und es sind die wichtigsten Veröffentlichungen im Literaturverzeichnis angegeben.4 Eine unabhĂ€ngige Urteilsbildung fĂŒr diejenigen, die sich noch kein Urteil gebildet hatten, war damit möglich, auch fĂŒr Angehörige der Albert Steffen-Stiftung. Stattdessen werden Vermutungen und Behauptungen aufgestellt. Ist es nicht gerade dieser Duktus des Artikels der Stiftung, der sich âan das GefĂŒhl, nicht an die UrteilsfĂ€higkeitâ des Lesers wendet?
Weiter aus dem Wortlaut:
â⊠da jedes Steffen-Zitat, das ihn von VorwĂŒrfen freisprechen wĂŒrde, sicher mit einem Zitat, das das Gegenteil aufzeigen wĂŒrde, beantwortet wĂŒrde, haben wir uns entschlossen, uns in der anthroposophisch-öffentlichen Diskussion der Sache nicht zu Ă€uĂern. Wir empfinden dies selbst als Makel, stehen aber lieber zur LĂŒcke, als hinterher vielleicht hinter selbstproduzierten Stellungnahmen stehen zu mĂŒssen, die sich als weder fundiert noch haltbar erweisen könnten.â
Wird damit nicht die Absicht unterstellt, man wolle Albert Steffen etwas vorwerfen? Und sind denn alle die Zeylmans, Kirchner-Bockholts, Meyers, Selgs, Wittichs und Hecks Gegner Albert Steffens? Der bisherige Stand der Aufarbeitung besteht schliesslich bei weitem nicht aus Zitaten, sondern in der Sichtung und Auswertung von Dokumenten und Berichten. Ist man in der Albert Steffen-Stiftung wirklich der Ansicht, dass es – ausserhalb ihrer selber – keinen unvoreingenommenen Erkenntniswillen in dieser Angelegenheit gibt und stattdessen nur darauf gewartet wird, âentlastende Zitateâ sofort mit âbelastenden Zitatenâ zu beantworten?
Weiter im Artikel:
âDie diesjĂ€hrige Abstimmung war auf der Grundlage aufgebaut, «es sei Unrecht geschehen». Dabei wurde dieses Unrecht der damaligen <Gewinnerseite> zugeschoben, und die damals Ausgeschlossenen wurden als unschuldige Opfer dargestellt. Ăber die GrĂŒnde fĂŒr die AusschlĂŒsse wurde nicht gesprochen und somit den fast 1700 Mitgliedern, die fĂŒr die AusschlĂŒsse gestimmt hatten (die Gegen- und Enthaltungsstimmen beliefen sich zusammen auf 129), Fehlurteil oder Irregeleitet sein unterstellt.â
Waren die AusschlĂŒsse damals zu Recht oder zu Unrecht gefasst worden? WĂ€re dies nicht die relevante Frage? Stattdessen wird unterstellt, dieses Unrecht sei der damaligen âGewinnerseite zugeschobenâ worden. Der Vorwurf, ĂŒber die GrĂŒnde fĂŒr die AusschlĂŒsse sei gar nicht gesprochen worden, entspricht nicht den Tatsachen. Unsere BroschĂŒre4 ist, wie schon erwĂ€hnt, voll mit Hinweisen auf GrĂŒnde, die seit Jahrzehnten bekannt sind und auch Peter Selg hat mehrfach darĂŒber geschrieben und gesprochen. Im Zweig am Goetheanum gab es auf unsere Anregung hin im MĂ€rz 2018 einen offenen GesprĂ€chsabend. Der Hinweis auf das Abstimmungsergebnis von 1935 ist einseitig, denn unterlagen die vielen, die in den vergangenen Jahrzehnten an der Aufarbeitung beteiligt waren, alle nur Fehlleitungen und IrrtĂŒmern? Oder hatten alle nur das ausschliessliche Ziel, Albert Steffen zu verleumden und die Unschuldigen schuldig zu sprechen? So auch die Mehrheit an der diesjĂ€hrigen Generalversammlung und die ĂŒber 1.500 UnterstĂŒtzer der Initiative? Im Gegensatz zu 1935 war 2018 mehrere Monate vor der Generalversammlung das Thema aktuell und jeder konnte sich, wie bereits erwĂ€hnt, ein eigenes Urteil bilden. 1935 war die Denkschrift[16], die auch nach eigener Auffassung der Autoren derselben sowohl parteiisch als auch eine Streitschrift[17] gewesen ist, gerade einmal 3 Wochen vor der Generalversammlung erschienen. Ansonsten konnten sich die Mitglieder aus einem tendenziösen und fehlerbehafteten VorlĂ€ufer der Denkschrift[18] von Hermann Poppelbaum informieren. Die âNachrichten fĂŒr die Mitgliederâ waren auch damals ungeeignet, um sich eine eigene Urteilsgrundlage zu verschaffen. Da ist die Situation heute eine ganz andere (die Situation der Mitglieder, nicht die der offiziellen Publikationsorgane!): Wer urteilsfĂ€hig sein will, kann es sein. Dass die Albert Steffen-Stiftung in den Jahrzehnten nur sehr wenig zu dieser neuen Situation und fĂŒr die Aufarbeitung beigetragen hat, ist bedauerlich. Angesichts der Tatsache, dass denjenigen, die sich um Aufarbeitung bemĂŒht haben, oftmals ein Zugang zum Steffen-Archiv nicht gewĂ€hrt wurde, ist es schon erstaunlich, wenn jetzt nach Jahrzehnten deren Ergebnisse pauschal und ohne auf konkrete Punkte einzugehen in dieser Art in Frage gestellt werden.
Sofern allerdings in der Albert Steffen-Stiftung die Ansicht besteht, die AusschlĂŒsse 1935 seien zu Recht erfolgt, so wĂ€re es gut, dies deutlich zum Ausdruck zu bringen anstatt denjenigen, die zu anderen Beurteilungen gekommen sind, unlauteres und gar unseriöses Vorgehen zu unterstellen. Noch besser wĂ€re es freilich, wenn die Ansichten sachlich und inhaltlich begrĂŒndet und die Urteilsgrundlagen dazu der Forschung und Aufarbeitung uneingeschrĂ€nkt zugĂ€nglich gemacht wĂŒrden
Weiter aus dem Beitrag der Albert Steffen-Stiftung:
âEs war sicher ein VersĂ€umnis von unserer Seite, das, was hier nach ĂŒber zwei Monaten recht unaktuell daherkommt und vor allem von unserer derzeitigen Inkompetenz in der bewussten Angelegenheit spricht, nicht bereits vorher veröffentlicht zu haben.â
Hier wird die eigene âInkompetenz in der bewussten Angelegenheitâ eingestanden.
Wie aber ist es zu verstehen, wenn man dennoch glaubt, ĂŒber andere, die sich in die Publikationen und Dokumente der zugĂ€nglichen Archive eingearbeitet haben und deren Arbeiten urteilen zu können? Ist man tatsĂ€chlich den angegebenen Quellen und Hinweisen nicht nachgegangen?
Weiter aus dem Artikel:
âZeitweise befĂŒrchteten wir, das Ergebnis der RehabilitierungsbemĂŒhungen könnte sein, dass als NĂ€chstes Albert Steffen und Guenther Wachsmuth rehabilitiert werden mĂŒssten.â
Gibt es denn BeschlĂŒsse der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, die Albert Steffen oder Guenther Wachsmuth in ihrem Wirken und in ihrem sozialen Zusammenhang beeintrĂ€chtigt haben und die man im Sinne eines Beitrages zu einer Rehabilitierung aufheben könnte? (Gewiss gibt es mindestens einen Generalversammlungs-Beschluss, der gegen Marie Steiner gerichtet war[19], aber das ist eine andere Angelegenheit.) Auch scheint man keinen angemessenen Begriff vom Wesen und Ziel einer Rehabilitierung zu haben, denn âindem der Akzent auf dem âöffentlichen Ansehenâ liegt, nicht auf dem Sein der Betroffenen, wird unzweifelhaft deutlich, dass primĂ€r die Gesellschaft von einem Rehabilitierungsverfahren betroffen bzw. von ihm gemeint ist â die damalige und die heutige.â[20]
Fazit
Der Beitrag von Christine Engels bringt in der Sache keine Erkenntnis, lediglich die Situation der Albert-Steffen-Stiftung wird deutlich, einerseits die selbst eingestandene Inkompetenz in dieser Angelegenheit und andererseits, dass es wohl noch Jahre dauern wird, bis es zu Veröffentlichungen eventuell vorhandener Materialien zur Gesellschaftsgeschichte der fraglichen Zeit kommen wird. Dennoch wird ĂŒber die Intentionen und das Vorgehen anderer in dieser Angelegenheit sachlich und moralisch geurteilt.
Dornach, 22. September 2018, Thomas Heck
[1] Es handelte sich um D. N. Dunlop, George Kaufmann, Dr. F. W. Zeylmans, P. J. de Haan, JĂŒrgen von Grone und Dr. E. Kolisko.
[2] Laut Bericht im Nachrichtenblatt Nr. 16/1948
[3] In der BegrĂŒndung des Antragstellers Emil Leinhas hiess es: âdass – welche Verfehlungen herĂŒber und hinĂŒber auch vorgekommen sein mögen – der Ausschluss als solcher ein Fehler war.â Quelle: Einige Gesichtspunkte zum VerstĂ€ndnis der VorgĂ€nge in der Anthroposophischen Gesellschaft nach Rudolf Steiners Tod. Emil Leinhas, Selbstverlag. 1963
[4] Siehe Literaturverzeichnis am Ende der BroschĂŒre: http://wegman-vreede.com/wp1/wp-content/uploads/2017/11/Rehabilitierung_Wegman-Vreede_A5.pdf
[5] Initiative zur Rehabilitierung von Ita Wegman und Elisabeth Vreede, Verantwortlich: Thomas Heck und Eva Lohmann-Heck, Privatdruck 2017, www.wegman-vreede.com
[6]   âDer Mensch kann in dem Glauben leben, ein bestimmter Beweggrund fĂŒhre ihn zu einer Handlung; in Wahrheit ist dieser Beweggrund nur die bewusste Maske fĂŒr einen unbewusst bleibendenâŠ.â Rudolf Steiner, GA 35, S. 349f: âDie Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutzâ
[7] GA 233, âDie Weltgeschichte in anthroposophischer Beleuchtungâ, sowie u.a.: Zeylmans: Wer war Ita Wegman, Bd. I, 1992.
[8]Â Â Â Heinz Eckhoff: Schicksal der Menschheit an der Schwelle. Stuttgart 1998, S. 96.
[9]   GA 258, 1981, S. 171. Zum Beispiel fanden wĂ€hrend des zweiten Weltkrieges vier Jahre lang keine Vorstandssitzungen statt, von 1943 bis 1949 wurden am Goetheanum keine Klassenstunden gehalten â wĂ€hrend die Hochschularbeit anderenorts durchaus weiterging.
[10] âDer Mensch kann in dem Glauben leben, ein bestimmter Beweggrund fĂŒhre ihn zu einer Handlung; in Wahrheit ist dieser Beweggrund nur die bewusste Maske fĂŒr einen unbewusst bleibendenâŠ.â Rudolf Steiner, GA 35, S. 349f: âDie Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutzâ
[11]Â GA 260a, 1987, S. 235.
[12] Mehrfach in GA 258, besonders hÀufig in GA 259 angesprochen u.a.
[13]Â Zeylmans: Wer war Ita Wegman, Bd. III, 2013, S. 435.
[14] GA 35, S. 349
[15] Nachrichtenblatt Nr. 19 vom 12. Mai 1935
[16] Bei der âDenkschrift ĂŒber Angelegenheiten der Anthroposophischen Gesellschaft in den Jahren 1925 – 1935â handelt es sich in Wirklichkeit um eine Kampfschrift mit einem Umfang von 154 Seiten, mit welcher der Ausschluss von Ita Wegman und Elisabeth Vreede aus dem Vorstand sowie der Ausschluss namhafter Mitglieder und der LandesverbĂ€nde von Holland und England begrĂŒndet wurden. Diese âDenkschriftâ wurde offiziell von der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft bis 1949 vertrieben und inhaltlich nie widerrufen.
[17] Siehe Seite 7 der Denkschrift.
[18] Die Angabe âFebruar 1935â in der Denkschrift entsprach nicht dem tatsĂ€chlichen Erscheinungsdatum.
[19] âAnfang 1947 stellte der Berner Zweig angesichts der verfahrenen Situation den Antrag an die bevorstehende Generalversammlung, Albert Steffen und Guenther Wachsmuth alleine die Leitung der Gesellschaft zu ĂŒbertragen. Die Generalversammlung stimmte diesem Vorschlag im FrĂŒhjahr zu. Steffen nahm daraufhin seine Arbeit wieder auf und sah seine Position durch diesen Beschluss so weit gestĂ€rkt, dass er sich weigern konnte, mit Marie Steiner weiter im Vorstand zusammenzuarbeiten. Den Mitgliedern der von ihr geleiteten Sektion fĂŒr redende und musizierende KĂŒnste stellte er 1948, wie Marie Steiner sich ausdrĂŒckte, einen »Freibrief« aus, zu seiner Sektion fĂŒr schöne Wissenschaften Â»ĂŒberzulaufen«.â Quelle: https://www.anthroweb.info/geschichte/geschichte-ag/verhaertete-fronten-kuenftige-versoehnung.html
[20] Rudolf Steiner: Briefe und Meditationen fĂŒr Ita Wegman. Zur Rehabilitierung Ita Wegmans. Band I. Hrsg. Peter Selg, Verlag des Ita Wegman Instituts 2018. Aus dem Vorwort von Peter Selg.
English version
Lieber Herr Sijmons,
in Anthroposophie weltweit 5/2018 hatte Peter Selg in Bezug auf die ZĂ€sur geschrieben, dass, wenn man âein solches Mitgliedervotum auch in Zukunft einholen und entscheiden lassen will, so sollte das mit einem detaillierten Rechenschaftsbericht ĂŒber die bisherige Amtszeit und die persönlich in ihr durchgefĂŒhrten Arbeiten geschehen sowie mit einer klaren Beschreibung dessen, was in der nĂ€chsten Periode die konkreten eigenen Aufgaben sind.â Ihre Reaktion darauf in AWW 6/2018: âDas ist ein vernĂŒnftiger Gedanke, aber er kommt hier etwas spĂ€tâŠâ.
Ihre Antwort ĂŒberrascht und wirft Fragen auf. Ist denn niemand in den Leitungsgremien (Vorstand, Goetheanum-Leitung, GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter) auf die Idee gekommen, dass ein Rechenschaftsbericht fĂŒr die Mitgliedschaft erforderlich und angemessen wĂ€re? Ist es wirklich notwendig, Sie alle darauf hinzuweisen, angesichts der Tatsache, dass ĂŒberall, wo abgestimmt wird, die Menschen mehr oder weniger umfĂ€nglich informiert werden, damit sie urteilsfĂ€hig sind? Die Voten – auch von Ihnen – man möge die AmtszeitverlĂ€ngerung bestĂ€tigen, weil diese von der Goetheanum-Leitung gewĂŒnscht wird, reichten keinesfalls aus. Die offensichtliche Erwartung, man solle ohne jegliche inhaltliche Beteiligung und Information zustimmen, zeigt nicht nur eine GeringschĂ€tzung der Mitglieder, sondern entspricht geradezu einer Beleidigung ihres Urteilsvermögens.
Nun beklagen Sie, dass Peter Selgs Hinweis nicht schon im November 2017 erfolgt sei. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt damit rechnen, dass es keinen Rechenschaftsbericht geben wird!
Aber ganz abgesehen davon, dass ein Rechenschaftsbericht und eine wirklich ausfĂŒhrliche Information eigentlich eine SelbstverstĂ€ndlichkeit sein mĂŒssten, ist immer wieder davon die Rede, dass Sie (als Leitungsgremien) sich den Impulsen der Weihnachtstagung verpflichtet fĂŒhlen, so auch in Ihrem Beitrag. Nicht nur deshalb mĂŒsste Ihnen eigentlich auch der §10 der Statuten der Weihnachtstagung bekannt sein, nach dem die Gesellschaft laut Statuten ihre Aufgaben und Ziele verfolgt: âDie Anthroposophische Gesellschaft hĂ€lt jedes Jahr im Goetheanum eine ordentliche Jahresversammlung ab, in der von dem Vorstande ein vollstĂ€ndiger Rechenschaftsbericht gegeben wird.â
Was soll man nun davon halten, dass durch Ihren Beitrag öffentlich bekannt geworden ist, dass die Notwendigkeit eines Rechenschaftsberichtes niemandem in der Gesellschaftsleitung in den Sinn gekommen zu sein scheint?
Vielleicht wĂ€re es eine gute Idee, fĂŒr das Treffen im November einen Workshop vorzusehen: âTheorie und Praxis des Rechenschaftsberichtes im Umfeld einer aufgeklĂ€rten und entscheidungsfĂ€higen Mitgliedschaftâ. Empfehlenswert wĂ€re das Studium der Rechenschaftsberichte, wie sie noch bis in die 90er Jahre durchaus gepflegt wurden. Als Arbeitsmaterial könnten z.B. die Rechenschaftsberichte aus den 70er und 80er Jahren dienen.
2018 war der bisherige Tiefpunkt in dieser Angelegenheit: Gerade einmal 10 Minuten fĂŒr den Rechenschaftsbericht fĂŒr den gesamten Vorstand – und die Aussprache dazu wurde vom Versammlungsleiter vergessen! (Anmerkung: Die Entwicklung zu einem immer engeren Zeitkorsett an den Generalversammlungen fĂ€llt insbesondere in die Amtszeit von Bodo von Plato und Paul Mackay!)
Sind Sie wirklich der Ansicht, dass Peter Selg Ihnen nicht richtig zugehört hat? Abgesehen von der Frage, ob es fĂŒr einen GeneralsekretĂ€r angemessen ist, in derartig polemischer Art und Weise sich ĂŒber einen Kollegen öffentlich zu Ă€ussern, stellt sich doch eher die Frage, ob Sie denn selber immer richtig zugehört bzw. gelesen haben. Das wird in zweifacher Weise deutlich:
Erstens: In Ihrer Laudatio ĂŒber Paul Mackay erwĂ€hnen Sie, dass Sie auch 3 Monate nach der Generalversammlung âsich nicht sicher seien, was die Gegenvoten bei der ZĂ€sur motivierte âŠâ. Haben Sie Ihrerseits vielleicht denjenigen nicht richtig zugehört, die ihre Motive klar und deutlich geĂ€ussert haben? Das betrifft doch auch Ihre Kollegen aus dem Kreis der GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter, bei denen es durchaus auch Bedenken gab. Falls die interne Kommunikation so schlecht ist, dass Sie die Motive der VorstĂ€nde der AGiS nicht erfahren haben, so hĂ€tten Sie nachfragen können. Aber auch diverse Ereignisse der jĂŒngeren Vergangenheit, ĂŒber die u.a. in âEin Nachrichtenblattâ berichtet wurde, die gestellten AntrĂ€ge und nicht zuletzt die MitgliederbeitrĂ€ge an der Generalversammlung selber gaben Aufschluss ĂŒber die BeweggrĂŒnde, einer AmtszeitverlĂ€ngerung nicht zuzustimmen. Wen vertreten Sie eigentlich als GeneralsekretĂ€r? Die Mitglieder offensichtlich nicht, das wurde an der Generalversammlung wieder sehr deutlich, ansonsten hĂ€tten Sie sich wohl kundig gemacht und nicht nach 3 Monaten selber kundgetan, dass Sie die Motive immer noch nicht kennen, sich also dafĂŒr offensichtlich auch nicht interessieren.
Zweitens: Sie kritisieren weiter:
Es mutet doch als ein âčStrohmannâș-Argument an, als hĂ€tte dieser Druck daraus bestanden, dass ich oder eine(r) meiner Kolleg/inn/en behauptet hĂ€tten: Eine NichtbestĂ€tigung «wĂ€re das Ende der anthroposophischen Sache in der Welt». Das glaube ich natĂŒrlich nicht und habe es auch nicht gesagt, und ich kann mich nicht erinnern, eine(r) der Kolleg/inn/en hĂ€tte solches gesagt. Es ist ja auch Unsinn, aber trifft gerade den Punkt, von dem ich glaube â und das mag vielleicht den ganzen Schweizer Vorstand treffen â, Peter Selg hat mir (oder ich glaube doch sagen zu können: dem Gremium der GeneralsekretĂ€re in groĂer Mehrheit) nicht gut zugehört.
Allein der Ton und die Art und Weise, wie Sie sich als GeneralsekretĂ€r ĂŒber die VorstĂ€nde der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz auslassen, ist an sich schon ausserordentlich peinlich und wĂ€re selbst dann unangemessen und ungehörig, wenn Ihre Kritik berechtigt wĂ€re. Letzteres ist allerdings nicht der Fall, denn Peter Selg hatte folgendes geschrieben:
In dieser Hinsicht [in Bezug auf die UrteilsfĂ€higkeit der Mitglieder] haben mich nicht zuletzt die vehementen Voten einiger GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter im Verlauf der Debatte betroffen gemacht. Ich verstand, dass sie weiter mit den genannten Kollegen zusammenarbeiten wollen, aus wertschĂ€tzenden und freundschaftlichen GrĂŒnden, und weil sie ihnen viel verdanken. FĂŒr mein GefĂŒhl aber wurden die anwesenden Mitglieder sehr unter Druck gesetzt und der Eindruck erzeugt, eine NichtbestĂ€tigung wĂ€re das Ende der anthroposophischen Sache in der Welt, der Worst Case der anthroposophischen Bewegung.
Was Sie kritisieren, ist nicht behauptet worden! Zumindest haben Sie es bei Ihrem angeblichen Zitat an der notwendigen Sorgfalt mangeln lassen und haben aufgrund dieser unwahren Darstellung Peter Selg sowie seine Kollegen vom Schweizer Landesvorstand weltweit öffentlich an den Pranger gestellt. Ein Versehen? Oder war es Absicht? In jedem Fall ein nicht tolerierbarer Vorgang fĂŒr einen ReprĂ€sentanten einer anthroposophischen Gesellschaft.
Der von Peter Selg geschilderte Eindruck, dass auf die Mitglieder in der Frage der ZĂ€sur unangemessener – und vor allem argumentationslos und inhaltsleer – Druck aufgebaut wurde, kann nur bestĂ€tigt werden. Der unisono vorgetragene Wunsch der allermeisten FunktionĂ€re, dass man weiter zusammen arbeiten wolle, können Sie doch nicht ernsthaft als âklare, vernĂŒnftige GrĂŒndeâ bezeichnen. Dieser gemeinsame Wunsch war sehr wohl in kollektivistischer Weise zum Ausdruck gebracht worden, dies wurde vor allem noch durch einen Auftritt unterstrichen, bei dem fast alle GeneralsekretĂ€re und Landesvertreter auf die BĂŒhne gingen und sich demonstrativ hinter den Vorstand stellten, um ihren kollektiven Wunsch nach einer weiteren Amtszeit von Bodo von Plato und Paul Mackay zum Ausdruck zu bringen.
Als Mitglieder erfahren wir offensichtlich nicht, was sich hinter den Kulissen abspielt bzw. abgespielt hat. Die gewiss verhaltenen Formulierungen des Schweizer Vorstandes in Anthroposophie weltweit 6/18 lassen erahnen, dass es sich hier nur um die Spitze eines Eisberges einer internen Auseinandersetzung handelt:
âEs hat uns tief betroffen gemacht, in welche Ecke wir im Rahmen eines demokratischen Gemeinwesens im Laufe der Versammlung und im Nachhinein gestellt worden sind. ⊠Der Druck, der sich seither gegenĂŒber dem Schweizer Vorstand aufgebaut hat, dem die Schuld fĂŒr das Abstimmungsergebnis zugeschoben wurde, ist massiv und entspricht in keiner Weise den wirklichen Geschehnissen.â
Wann treten Sie zurĂŒck?
Mit freundlichen GrĂŒssen
Thomas Heck, Dornach, 16. September 2018
VollstĂ€ndige Version des Leserbrief an âDas Goetheanumâ. Die um 50% gekĂŒrzte Version ist am 3. August 2018 in “Das Goetheanum” erschienen.
Lieber Herr Deféche
Ich beziehe mich auf Ihren Artikel âDornach: Einheit und Spaltungâ im »Goetheanum« Nr. 14 und die daran anschlieĂende Korrespondenz mit Mario Betti. Ich möchte zunĂ€chst auf Ungenauigkeiten hinweisen, durch die ein falsches Bild entstehen kann. So schreiben Sie, dass es einerseits galt, Elisabeth Vreede und Ita Wegman âzu rehabilitierenâ. Es war auĂerordentlich aufwendig (mehr als 100 Seiten Schriftverkehr!) Justus Wittich und Gerald HĂ€fner davon zu ĂŒberzeugen, dass es nicht darum geht und auch nicht möglich ist, die beiden damaligen Vorstandsmitglieder durch einen Beschluss âzu rehabilitierenâ, sondern dass durch die Aufhebung der BeschlĂŒsse von 1935 lediglich ein â gewiss wesentlicher â Beitrag zur Rehabilitierung geleistet werden kann. Gerald HĂ€fner hatte diese Sichtweise ĂŒbernommen und an der Generalversammlung auch deutlich darauf hingewiesen. Die nun von Ihnen verwendete Formulierung kann zu dem Eindruck fĂŒhren, dass mit dem Beschluss an der Generalversammlung die Rehabilitierung abgeschlossen sei. Davon kann jedoch keineswegs die Rede sein, da noch vieles aufzuarbeiten ist, so ist zum Beispiel die Denkschrift inhaltlich noch nicht durchdrungen worden und auch die Rolle des Gesellschaftsorganes âVorstandâ am Zustandekommen der damaligen BeschlĂŒsse bedarf noch der KlĂ€rung.
In Bezug auf die ZĂ€sur verwenden Sie leider auch eine unklare Formulierung, Sie schreiben von âeiner BestĂ€tigung der Amtszeitâ. Auch diese Formulierung ist ungenau, denn es ging tatsĂ€chlich um eine âVerlĂ€ngerung der Amtszeitâ. Dies war der Wunsch des Vorstandes und der FunktionĂ€re, dem hat jedoch die Generalversammlung mehrheitlich nicht zugestimmt.
Sie schreiben dann weiter, dass ein seltsames Bild entstanden sei, in dem âklare Einheitâ und âharte Spaltungâ im gleichen Raum auftraten. Auch wenn sie dies nicht explizit zum Ausdruck bringen, so kann der Eindruck entstehen, dass die âklare Einheitâ positiv und die âharte Spaltungâ negativ zu bewerten sei. In der Frage der ZĂ€sur hat an der Generalversammlung eine deutliche Mehrheit das erreichte Ergebnis gewĂŒnscht. Und es liegt im Wesen des sozialen Lebens, dass man sich nicht immer einig ist. Dies dann gleich als Spaltung zu bezeichnen und negativ zu belegen, ohne auf die zugrunde liegenden Ursachen Bezug zu nehmen, ist gewiss nicht sach- und auch nicht wesensgerecht.
Sie respektieren das Ergebnis durchaus, sind aber dann doch der Ansicht, dass âmanâ, also die Allgemeinheit, bedauern könne, dass nun mit diesen zwei âerfahrenenâ Menschen nicht weitergearbeitet werden könne und Sie verweisen auf die âerfolgreiche, unternehmerische Energieâ Paul Mackays und auf Bodo von Plato, âder die Anthroposophie mit einer herausragenden Offenheit reprĂ€sentiertâ habe. Hier wĂ€re interessant zu erfahren, worauf Sie Ihr Urteil ĂŒber die erfolgreiche TĂ€tigkeit von Paul Mackay und die ReprĂ€sentanz der Anthroposophie durch Bodo von Plato grĂŒnden. Hierzu einige Beispiele:
- Die in jeder Hinsicht missratene Faustinszenierung, die nun endgĂŒltig als die kĂŒrzeste, ungenĂŒgendÂste und als einzige mit einem erheblichen Defizit in die Geschichte der Gesellschaft eingehen wird. Daran tragen gewiss die beiden ehemaligen Vorstandsmitglieder eine erhebliche Mitverantwortung. FrĂŒhere Faustinszenierungen haben durch ĂberschĂŒsse in erheblichem Masse zur Finanzierung der Goetheanums beigetragen â jetzt haben wir ein Mehrere-Millionen-Defizit.[1]
- Die Tatsache, dass Paul Mackay nach eigenen Angaben bereits seit dem Jahrtausendwechsel klar war, dass das strukturelle Defizit zu hoch ist (AWW 9/2010), sich aber daran nicht nur nichts geÀndert hat, sondern das Defizit in erheblichem Masse gestiegen ist und die finanzielle Lage der Gesellschaft heute als ausgesprochen prekÀr und dramatisch bezeichnet werden muss.
- Die kommentarlose Veröffentlichung des Rudolf Steiner diskreditierenden und diffamierenden Zitates von Helmut Zander in âRudolf Steiner Bilderâ.[2]
- Die ausgesprochen unkĂŒnstlerischen, teuren und unnötigen Umgestaltungen im Goetheanum, die zu einer lieblosen und kalten AtmosphĂ€re gefĂŒhrt haben.[3]
- In der Konstitutionsfrage wurde 2005 insbesondere durch Paul Mackay und Bodo von Plato die zuvor gewonnene eigene Erkenntnis, dass die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft nicht die Weihnachtstagungsgesellschaft sei, ersetzt durch ErwĂ€gungen eines Solothurner Gerichtes, welches aufgrund unzureichender Informationen und auch aus anderen GrĂŒnden in dieser Fragestellung keinesfalls angemessen urteilsfĂ€hig war. Entgegen der eigenen Erkenntnis von 2002 wird auch weiterhin der Mythos verbreitet, die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft sei von Rudolf Steiner an der Weihnachtstagung begrĂŒndet worden, was definitiv nicht richtig ist. Siehe hierzu: http://www.wtg-99.com/mythos-fusion/.
- WĂ€hrend der Amtszeit von Paul Mackay und Bodo von Plato konnte der MitgliederrĂŒckgang nicht gestoppt werden.
- Insbesondere durch die Umgestaltung der Wochenschrift, sowohl optisch als auch inhaltlich, hat sich die Auflage in etwa halbiert auf derzeit ca. 5-6000.
- Ebenfalls in die Amtszeit der beiden fĂ€llt die Abschaffung des Nachrichtenblattes und damit die auch schon zuvor spĂ€rlichen Kommunikationsmöglichkeiten fĂŒr die Mitgliedschaft.
Diese Liste lieĂe sich durch weitere Punkte ergĂ€nzen, besonders auch die Hochschule betreffend. Von all diesen Aspekten war in dem Interview, das Sie im Vorfeld der Generalversammlung 2018 mit den beiden Vorstandsmitgliedern gefĂŒhrt haben, ĂŒberhaupt nicht die Rede. Jeglicher RĂŒckblick auf die konkreten TĂ€tigkeiten der beiden war offensichtlich vermieden worden. So hatte dieses Interview allenfalls den Charakter einer konventionellen WerbemaĂnahme und war fĂŒr eine sachgemĂ€Ăe, bzw. im Rahmen einer anthroposophischen Gesellschaft wesensgemĂ€Ăen Orientierung der Mitglieder vollkommen ungeeignet.
Aus Ihrem Artikel spricht deutlich eine gewisse Betroffenheit Ihrerseits und man darf wohl mit Recht annehmen, dass Sie sich ein anderes Ergebnis gewĂŒnscht hĂ€tten. Das ist Ihr gutes Recht und steht Ihnen uneingeschrĂ€nkt zu. Es muss aber die Frage erlaubt sein, ob es die Aufgabe der Redaktion der Wochenschrift ist, in diesen Artikeln die Betroffenheit eines Redaktionsmitgliedes zum Ausdruck zu bringen. Ein solcher Beitrag kann nur einseitig sein. Im Gegensatz dazu hat ein sehr groĂer Teil der an der Generalversammlung anwesenden Mitglieder zum Ausdruck gebracht, dass man sich eine wahrheitsgemĂ€ssere und ausgeglichenere Berichterstattung wĂŒnscht. Die in Ihrem Beitrag durchscheinenden Bewertungen sind zum Teil auf nichts gegrĂŒndet bzw. werden die Grundlagen nicht genannt, sind sogar als eigentlich oberflĂ€chlich zu bezeichnen. So ist âEinigkeitâ kein positiver Wert an sich, letztendlich kĂ€me es darauf an worĂŒber man sich einig ist. Und auch eine âSpaltungâ im Sinne unterschiedlicher Auffassungen ist nicht negativ an sich. Auf Ihre unbegrĂŒndeten Beurteilungen der TĂ€tigkeiten der beiden ehemaligen Vorstandsmitglieder hatte ich bereits hingewiesen.
Zu fragen ist, ob Sie sich denn mit den Mitgliedern und deren Argumenten, die diese gegen eine weitere Amtszeit vorgebracht haben, auseinandergesetzt haben? Haben Sie z.B. mit den betreffenden Mitgliedern (darunter auch inzwischen ehemalige Mitarbeiter des Goetheanums) das GesprĂ€ch gesucht? Warum kommen diese Mitglieder im Rahmen eines freien Geisteslebens im Rahmen der Publikationsorgane der Gesellschaft nicht zu Wort? WĂ€re es nicht geradezu eine Aufgabe, Ihre Aufgabe, einen Dialog und einen Austausch zu ermöglichen? Wie soll sonst eine Versöhnung, von der Sie schreiben, möglich werden? Hierin wĂŒrde ich eine angemessene und auch wĂŒnschenswerte Aufgabe sowohl fĂŒr die Wochenschrift als auch fĂŒr âAnthroposophie weltweitâ sehen. Gewiss ist es nicht produktiv und auch nicht versöhnlich, wenn ausschlieĂlich die Betroffenheiten der Redakteure zum Ausdruck gebracht werden, wie es in Ihrem Artikel und in dem Artikel von Wolfgang Held âHĂ€ssliche Weckwesenâ[4] erfolgt ist. Wenn Sie nicht nachvollziehen können, dass diese Artikel, wie auch von Mario Betti bemerkt, als suggestiv erlebt werden, wird sich der weitere Niedergang der Wochenschrift und auch der Gesellschaft kaum aufhalten lassen.
Thomas Heck, 6. Juni 2018
[1] âAnthroposophie weltweitâ, 11/17, wobei nicht der gesamte Aufwand dargestellt ist, wie Justus Wittich am Mitgliedertag am 3. November 2017 ausfĂŒhrte.
[2] Ein Nachrichtenblatt, Nr.21, 9. Oktober 2016, Zum Vorfall der Goetheanum-Publikation âčRudolf Steiner Bilderâș – »Das Goetheanum ist ein Haus, das mit sich selbst uneins geworden ist«, Stephen E. Usher
[3] Ein Nachrichtenblatt PLUS VII, Warum die ZĂ€sur notwendig war, John C. Ermel
[4] http://www.wtg-99.com/rundbrief-ein-fuerwahr-wirklich-haessliches-weckwesen/, sowie: Ein Nachrichtenblatt PLUS VII/2018
Die 2. Ausgabe des Rundbriefes ist erschienen:
The 2nd issue of the Newsletter has been published;
Liebe Freunde,
die Generalversammlung 2018 der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft wird gewiss als ein herausragendes Ereignis in die Geschichte der Gesellschaft eingehen. Zwei Ereignisse ragen â neben weiteren ebenfalls wichtigen und bedeutungsvollen Aspekten â deutlich hervor:
- mit der Aufhebung des Beschlusses von 1935, mit dem Ita Wegman und Elisabeth Vreede aus dem Vorstand ausgeschlossen wurden, ist erstmals ein Schritt in der Aufarbeitung der Gesellschaftsgeschichte durch ein Organ der Gesellschaft erfolgt.
- Ebenfalls erstmals in der Geschichte der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft ist die Mitgliedschaft den WĂŒnschen des Vorstandes in einer Frage der Vorstandszusammensetzung nicht gefolgt.
Der gesamte Verlauf der Generalversammlung war geprĂ€gt durch eine vorgegebene viel zu enge Zeitgestaltung und dem deutlichen Willen des Vorstandes, entgegen entsprechenden Forderungen aus der Mitgliedschaft, den Zeitrahmen nicht zu erweitern. Dadurch war die Generalversammlung von Zeitdruck geprĂ€gt, eine angemessene Behandlung der Tagesordnungspunkte war nicht möglich und es kam teilweise zu unwĂŒrdigen Situationen, die durch die jeweilige Versammlungsleitung zu verantworten waren. Insbesondere die Abstimmung ĂŒber eine weitere Amtszeit als Vorstand von Paul Mackay und Bodo von Plato fĂŒhrte zu einer Polarisierung zwischen Gesellschaftsleitung und FunktionĂ€ren einerseits und einem groĂen Teil der Mitgliedschaft andererseits, welche dann am Sonntag zum Abschluss der ganzen Tagung nach einer gemeinsamen Klassenstunde in einer regelrechten Mitgliederbeschimpfung durch die FunktionĂ€re gipfelte.
All dies kann hier zunĂ€chst nur angedeutet werden und wird in nachfolgenden BeitrĂ€gen ausfĂŒhrlich dokumentiert und dargelegt werden.
Ausgesprochen klar war das Votum der Mitgliedschaft fĂŒr eine tatsachengetreue und wahrhaftigere Berichterstattung in den Gesellschaftsorganen âDas Goetheanumâ, âAnthroposophie weltweitâ und im Internet, wie es in dem Mitgliederantrag 8 gefordert worden war. Die Hoffnung, dass durch dieses Votum eine VerĂ€nderung eintreten könnte, wurde jedoch bisher enttĂ€uscht, wie aus dem Beitrag im Anhang beispielhaft deutlich wird.
Aus den offiziellen Berichten kann aufgrund der weiterhin einseitigen Berichterstattung fĂŒr die allermeisten Mitglieder kein Bild des wirklichen Geschehens an der Generalversammlung entstehen. Auch die HintergrĂŒnde zu einigen wichtigen Themen, die an der Generalversammlung behandelt wurden, sind weitgehend unbekannt. Auch aus diesem Grund sollen weitere BeitrĂ€ge folgen. Wer gerne in diesem Sinne selber beitragen möchte, ist herzlich eingeladen.
Mit herzlichen GrĂŒĂen
Thomas Heck
PS: Bitte fĂŒhlen Sie sich frei, diese Information weiter zu geben bzw. weiterzuleiten. Weitere Interessenten können sich auch gerne auf der Seite www.gv-2018.com/Newsletter in den Verteiler fĂŒr diesen Rundbrief eintragen. Soweit es möglich und auch leistbar ist, sollen auch die weiteren BeitrĂ€ge in englischer Sprache erscheinen. Auf www.gv-2018.com sind neben aktuellen BeitrĂ€gen auch grundlegende Fragen zur Gesellschaftsgeschichte und zur Konstitution zu finden.
Ein fĂŒrwahr wirklich âhĂ€ssliches Weckwesenâ
In dem § 8 der Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft ist festgelegt, dass fĂŒr die Aufgaben und Ziele der Gesellschaft ausschlieĂlich der Vorstand zustĂ€ndig ist und die Generalversammlung kein verbindliches Mitspracherecht hat. Aus diesem SelbstverstĂ€ndnis des Vorstandes heraus wurde bereits vor der Generalversammlung deutlich gemacht, dass die Abstimmungen zu einigen der AntrĂ€ge nur fakultativ seien, das Ergebnis also fĂŒr den Vorstand nicht bindend sei. Dies betraf auch den Antrag 8, mit dem der Vorstand beauftragt werden sollte, fĂŒr eine ausgewogene und der Wahrheit verpflichtete Berichterstattung in den Publikations-Organen der Gesellschaft zu sorgen. Diese Forderung wurde an der Generalversammlung von einer sehr deutlichen Mehrheit unterstĂŒtzt.
Offensichtlich hat man dieses Votum der Mitglieder tatsĂ€chlich nicht wirklich ernst genommen, denn es ist schon bemerkenswert, wie sich die einseitige Berichterstattung in dem Artikel âHĂ€ssliche Weckwesenâ von Wolfgang Held in der Wochenschrift vom 20. April 2018[1] fortsetzt, insbesondere, da sich dieser gerade auf die Generalversammlung bezieht, an der eine grosse Mehrheit der Mitglieder fĂŒr eine andere Art der Berichterstattung votiert hatten. Die Tatsache, dass sich der Kommunikationsbeauftragte der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und Goetheanumsprecher öffentlich in dieser Art und Weise Ă€ussert, ist wirklich sehr bemerkenswert. Von Mitgliedern wird diese Ăusserung allerdings nur bedingt wahrgenommen, da viele die Wochenschrift nicht mehr beziehen. (Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis die Auflage unter 5.000 sinkt. Zudem wird im ganzen nicht-deutschsprachigen Raum dieser Beitrag wohl gar nicht wahrgenommen.) Bemerkenswert ist auch, dass sich die hinter diesem Artikel stehende Haltung einerseits öffentlich offenbart, aber nicht wirklich offen gegenĂŒber der gesamten Mitgliedschaft artikuliert wird.
Es folgen Ausschnitte aus dem Artikel von Wolfgang Held mit Kommentierungen (in kursiver Schrift).
»HÀssliche Weckwesen«
»Es sei beklemmend wie kaum zuvor gewesen. So beschrieben die Mitarbeitenden in der Cafeteria und am Empfang am Goetheanum die AtmosphÀre an der Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft, als es um die BestÀtigung des Vorstandsamts von Bodo v. Plato und Paul Mackay ging.«
Soll mit dieser Formulierung der Eindruck erweckt werden, dass die Beklemmung der AtmosphĂ€re ausschlieĂlich im Zusammenhang mit der Abstimmung ĂŒber die AmtszeitverlĂ€ngerung von Bodo von Plato und Paul Mackay entstanden sind? Zudem ist die Formulierung ungenau, es ging nicht um die BestĂ€tigung des Vorstandsamtes sondern um die Erneuerung der abgelaufenen Amtszeit.
»Irritierend war ebenfalls, dass zur eigentlichen Abstimmung die Anzahl der anwesenden Mitglieder um 300 zunahm.«
Hier hat der Autor ein schlechtes GedĂ€chtnis, denn die Generalversammlung ist ĂŒblicherweise an den Samstagen und insbesondere bei den Abstimmungen immer besser besucht als zu den anderen Zeiten. An der Generalversammlung 2017 war die Differenz so gross, dass die Anzahl der vorbereiteten Stimmzettel nicht ausreichte und es dadurch zu einer Stockung beim Einlass in den grossen Saal kam
»Sie hatten an den zweitÀgigen Beratungen zuvor nicht teilgenommen.«
Es entsteht der Eindruck, dass die Teilnehmer an dem Samstag ĂŒberhaupt nicht an Beratungen teilgenommen hĂ€tten. TatsĂ€chlich wurden von den insgesamt elf MitgliederantrĂ€gen und dem Vorstandsantrag zur ZĂ€sur lediglich zwei AntrĂ€ge bereits am Freitag beraten, die Beratung aller anderen AntrĂ€ge erfolgte auch am Samstag und wurde von den Hinzugekommenen sehr wohl wahrgenommen[2]. Die Meinungsbildung zu den beiden bereits am Freitag beratenen AntrĂ€gen (Aufhebung des Beschlusses von 1935, Entscheidung ĂŒber die neue Amtszeit) dĂŒrfte wohl bereits fĂŒr die allermeisten Mitglieder im Vorfeld abgeschlossen gewesen sein. Insbesondere zur ZĂ€sur wurden von den BefĂŒrwortern einer weiteren Amtszeit in der Beratung keine inhaltlichen BegrĂŒndungen angegeben, wie dies auch im Vorfeld schon nicht der Fall war. Inhaltlich substantielle BeitrĂ€ge wurden ausschlieĂlich von denjenigen vorgetragen, die die AmtszeitverlĂ€ngerung infrage stellten. Die kurzen und wenig aussagekrĂ€ftigen und zudem unvollstĂ€ndigen Berichte ĂŒber ihre TĂ€tigkeiten der beiden Kandidaten wurden erst am Samstag, entgegen der eigentlichen Planung, gegeben. Auch diese konnten von den Hinzugekommenen wahrgenommen werden.
»⊠Aus der ZĂ€sur der Vorstandsmitglieder wird ein umfassender Halt â ein Halt zu einem hohen Preis.«
Wie kann man diesen letzten Satz verstehen? Entsteht ein umfassender Halt bei den FunktionĂ€ren bzw. der Goetheanum-Leitung? Ein Halt gegenĂŒber was oder wem? Der Mitgliedschaft? Und was mag mit dem hohen Preis gemeint sein?
»Denn das Wie des Wahlgeschehens hatte kaum etwas mit der viel zitierten âčPflege des seelisch-geistigen Lebensâș zu tun.«
Auch hier nur Andeutungen, die wohl in Richtung der Mitgliedschaft zielen? Eine Unterstellung an denjenigen Teil der Mitglieder, die der Ansicht waren, dass eine weitere VorstandstĂ€tigkeit von Paul Mackay und Bodo von Plato nicht sinnvoll sei? Es mag an anderer Stelle ausfĂŒhrlicher und detaillierter darzustellen sein, wie den Mitgliedern in den letzten Monaten keinerlei Urteilsgrundlagen gegeben wurden, um eine verantwortbare Entscheidung zu treffen. Es ist evident, dass lediglich berichtet wurde, dass intensive Beratungen zur ZĂ€sur stattgefunden hĂ€tten. Ăber die Inhalte wurde nichts berichtet. Auch das Interview in der Wochenschrift (âDas Goetheanum, 10. MĂ€rz 2018) Ă€hnelt mehr einer herkömmlichen Wahlwerbung und war frei von Inhalten ebenso wie die schriftlichen BeitrĂ€ge zur Generalversammlung in Anthroposophie weltweit (Nr. 1-2/2018). (Allerdings konnten sich engagierte Mitglieder die notwendigen Urteilsgrundlagen im Laufe der letzten Jahre aufgrund der ganz offenbaren Entwicklung des Goetheanum selber verschaffen und werden dies gewiss auch getan haben.) Diese Art und Weise des Umganges mit den Mitgliedern diente wohl kaum der âPflege des seelischen Lebens ⊠in der menschlichen Gesellschaftâ[3].
»Die stehende und anhaltende Ovation fĂŒr die 17 und 22 Jahre Vorstandsarbeit war dann auch der Wunsch, die eben geschlagenen Wunden schlieĂen zu wollen â verstĂ€ndlich und widersprĂŒchlich.«
Auch hier eine einseitige Beurteilung des Verhaltens der Mitglieder: Ist es fĂŒr Wolfgang Held unvereinbar, dass man der Ansicht ist, es solle jemand nicht weiter im Vorstand tĂ€tig sein und ihm trotzdem menschlich und aus ganzem Herzen fĂŒr die Vergangenheit stehenden Applaus zu spenden? Ist vielleicht nicht gerade in diesem Verhalten ein Beitrag zu einer âPflege des seelischen Lebens âŠ.â in der Gesellschaft zu sehen?
»Nicht anders als im eigenen Seelenhaushalt, wo ein hĂ€sslicher Zug hereinbricht und entzweit und dann sein Licht wirft, so könnte hier auch in der VerdĂŒsterung Erhellendes liegen. Ich vermute es hier: Der SchlĂŒssel zu Demut und GroĂherzigkeit gegenĂŒber dem anderen Empfinden und Verstehen findet sich nicht in den eigenen Ăberzeugungen und Idealen, wĂ€chst aus keinem Gegebenen, ihn wird nicht die Anthroposophie und nicht Rudolf Steiner stiften, sondern diese GroĂherzigkeit gibt sich allein aus dem persönlichen Entschluss, den anderen und sein Anderssein zu wollen.«
Dieser Abschluss stellt dann auch tatsĂ€chlich einen traurigen Höhepunkt dar, in dem sich der Autor in moralischen Vermutungen, subtilen Andeutungen und Beurteilungen versteigt. Handelt es sich hier möglicherweise geradezu um eine Projektion? Fehlt es nicht gerade dem Autor an âGroĂherzigkeitâ und Respekt gegenĂŒber dem Denken und Wollen eines Teils der Mitgliedschaft, welches nicht seinem eigenen entspricht? Wie lĂ€sst sich das mit einem freien Geistesleben vereinbaren? Wie ist es möglich, dass in unserer Gesellschaft jemand Goetheanum-Sprecher, zustĂ€ndig fĂŒr die Kommunikation am Goetheanum und Redakteur der Wochenschrift sein kann, der sich öffentlich derartig herablassend, moralisierend und diskreditierend ĂŒber einen Teil der Mitgliedschaft auslĂ€sst und dies bei weitem nicht zum ersten Mal?
Aber was vielleicht noch gravierender ist: wie ist es möglich, dass sich Mitglieder derartige ĂuĂerungen, man möchte schon sagen âBeleidigungenâ, immer wieder bieten lassen? Und warum entsteht nicht ein Sturm der EntrĂŒstung? In diesem letzteren Aspekt sehe ich das eigentliche Hauptproblem in unserer Gesellschaft.
Thomas Heck, 27. Mai 2018
Email: info@gv-2018.com
Website: www.gv-2018.com
[1] Auch im Internet zu finden: https://dasgoetheanum.com/ausgaben/2018/ausgabe-16
[2] Die zeitlich auseinandergezogene Gestaltung der Generalversammlung, eingebettet in die Tagung âJahrestreffen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaftâ war im Vorfeld auf unterschiedliche Reaktionen gestoĂen. Insbesondere fĂŒr auswĂ€rtige Mitglieder wĂ€re eine Teilnahme an allen Tagen mit erheblichen Kosten und Zeitaufwand verbunden gewesen.
[3] Worauf sich das Zitat von Wolfgang Held bezieht ist mir nicht ganz klar, möglicherweise bezieht er sich damit auf die Statuten der Weihnachtstagungs-Gesellschaft, dort heiĂt es in dem ersten Statut: âDie Anthroposophische Gesellschaft soll eine Vereinigung von Menschen sein, die das seelische Leben im einzelnen Menschen und in der menschlichen Gesellschaft auf Grundlage einer wahren geistigen Erkenntnis der geistigen Welt pflegen wollen.â
Dear friends,
The 2018 General Assembly of the General Anthroposophical Society will certainly go down in the history of the Society as an outstanding event. Among other equally important and significant aspects of the Meeting, two events stand out clearly:
- With the annulment of the resolution of 1935, in which Ita Wegman and Elisabeth Vreede were excluded from the Executive Council, for the first time a step was taken in the process of working through the Societyâs history by an organ of the Society itself.
- Likewise for the first time in the history of the General Anthroposophical Society, the membership did not comply with the wishes of the Executive Council in a question of the Councilâs composition.
The entire course of the General Assembly was marked by an overly tight time-schedule and by the clear will of the Executive Council not to expand the time-frame, contrary to corresponding requests from the membership. As a result, the General Meeting was characterized by being pressed for time; it was not possible to deal appropriately with the items on the agenda, and, in some cases, undignified situations arose, the responsibility for which lay with the particular moderators of those parts of the meeting. In particular, the vote on a further term of office in the Council for Paul Mackay and Bodo von Plato led to a polarization between the Society leadership and officials on the one hand, and a large part of the membership on the other; this culminated on Sunday, at the end of the entire conference and after a Class Lesson, in an outright insult toward members by the officials.
All this can, initially, only be given in outline and will be documented and explained in detail in following articles and contributions.
What was abundantly clear was the membershipâs vote for a more factual and truthful practice of reporting in the Societyâs publications Das Goetheanum, Anthroposophy Worldwide, and on the internet, as requested by the membership in Motion 8. However, the hope that this vote could bring about a change has so far been disappointed, as is clearly exemplified in the attached article.
Due to the continued one-sided way of reporting in the official reports, for the vast majority of members no real picture can emerge of what actually happened at the General Meeting. In addition, the background to some important topics discussed at the General Assembly remains largely unknown. For this reason, too, further contributions should follow. Whoever would like to contribute in this sense is cordially invited to do so.
With kind regards,
Thomas Heck
PS: Please feel free to pass along, or forward, this information. Others who are interested are also welcome to subscribe to the mailing list for this newsletter on the website www.gv-2018.com/Newsletter. As far as possible and affordable, the additional contributions should also appear in English. In addition to current contributions, the website www.gv-2018.com will also contain contributions on fundamental questions regarding the history of the Society and the Societyâs constitution.
Translation: T. OâKeefe
A Truly âUgly Wake-up Callâ
Article 8 of the Statutes of the General Anthroposophical Society stipulates that the Executive Council is exclusively responsible for the tasks and objectives of the Society and that the General Assembly has no binding say. From this self-understanding it was already made clear before the 2018 General Assembly that, for some of the motions [i.e., the proposals put forth by members to be voted upon at the Assembly], an implementation of the outcome of the vote would only be optional; that is, that the result of the vote would not be binding on the Executive Council. This also applied to Motion 8, which was to entrust the Executive Council with the task of ensuring balanced and truthful reporting in the Societyâs publications. This demand was supported by a very clear majority at the General Assembly.
Apparently this vote by the members truly was not taken seriously, as it is indeed remarkable how the one-sided reporting continues in Wolfgang Heldâs article âUgly Wake-up Call,â in the April 20, 2018 issue[1] of the weekly magazine Das Goetheanum â especially since it was written in direct reference to the General Assembly at which the members had voted by a majority for a different kind of reporting. The fact that the Communications Officer of the General Anthroposophical Society, and Goetheanum spokesperson, expresses himself publicly in this way is really very striking. In any case, members will only perceive this expression to a limited extent, since many no longer receive this weekly publication. (It will probably not be long before the circulation falls below 5,000. Moreover, this contribution will likely not even be noticed in the entirety of the non-German-speaking world.) It is likewise noteworthy that the attitude behind this article is, on the one hand, publicly revealed, yet, on the other hand, not really openly articulated before the view of the entire membership.
What follows are excerpts from the article by Wolfgang Held (in italics) with my commentary.
âUgly Wake-up Call
It was more nightmarish than ever before. This is how the staff in the cafeteria and at the reception at the Goetheanum described the atmosphere at the General Assembly of the Anthroposophical Society when it came to the confirmation of Bodo v. Plato and Paul Mackayâs positions in the Executive Council.â
Is this wording intended to give the impression that the trepidation of the atmosphere arose exclusively in connection with the vote on the extension of Bodo von Plato and Paul Mackayâs terms of office? Moreover, the wording is imprecise; it was not actually a question of confirming the positions of the Executive Council members, but of renewing the expired terms of office.
âIt was likewise irritating that the number of members present for the actual vote increased by 300.â
Here the author has a poor memory, because the General Assembly is traditionally better attended on the Saturday of the Assembly â and especially during the voting period â than at other times. At the 2017 General Assembly, the difference in attendees (between the day of voting and the other days of the General Assembly) was so great that the number of ballot papers prepared was insufficient, resulting in a stoppage at the entrance to the Great Hall.
âThey [the 300 additional members] had not taken part in the preceding two-day deliberations.â
The impression emerges here that the participants who had come for Saturday had not taken part at all in the important deliberations. In fact, of the eleven motions put forward by members and the additional motion from the Executive Council for a caesura [i.e., a pause of the current terms of office for the two Executive Council members, followed by a consideration and a vote regarding whether or not to renew these terms of office for a further seven years], only two motions were discussed on Friday; the discussion of all other all other motions occurred on Saturday, and these discussions were very well perceived by the members who had newly arrived on Saturday.[2] The formation of opinions about the two motions that had already been discussed on Friday (the repeal of the 1935 decision and the decision regarding the renewed terms of office) is likely to have been completed in advance for the vast majority of members. Especially regarding the caesura, the proponents of a further term of office did not contribute to the discussion any substantive reasons for their view, as was, in contrast, not the case during the weeks and months leading up to the General Assembly. At the General Assembly, substantial contributions were made exclusively by those who brought into question the extension of the terms of office. The short, not very informative, and incomplete reports on the activities of the two candidates were only given on Saturday, contrary to what had been planned. These reports were also perceived by the newcomers [i.e., the members who arrived on Saturday].
âFrom the caesura of the Executive Council members, there emerges a comprehensive halt â a halt that comes at a high price.â
How can one understand this last sentence? Will there actually come about a comprehensive halt for the officials or Goetheanum Leadership? A halt with regard to what or whom? The membership? And what could be meant by the âhigh priceâ?
âFor the âHowâ of the election process had barely anything to do with the much quoted âcare of the soul-spiritual lifeâ.â
Here, too, there are only hints that are perhaps directed at the membership? An insinuation regarding that part of the membership which was of the opinion that a further period of activity on the Executive Council for Paul Mackay and Bodo von Plato would not make sense? It may be possible to describe in more detail at a later time how the members, in recent months, had been given no basis for judgment whatsoever, upon which to arrive at a responsible decision on this question. It is evident that it was merely reported that intensive deliberations on the caesura had taken place. Nothing was reported about the content of these deliberations. Even the interview in the weekly magazine Das Goetheanum (March 10, 2018) was more like a conventional election canvassing and was free of content, just as were the written contributions [by the Council Members up for reaffirmation] to the General Assembly in Anthroposophy Worldwide (No. 1-2/2018). (In any case, engaged members were able to obtain for themselves the necessary basis for judgement over the course of the last few years due to the quite obvious orientation of the Goetheanumâs development, and they will certainly have done so.) This way of dealing with the members hardly served the âcare of the soul life . . . in the human Society.â[3]
âThe standing and sustained ovation for the 17 and 22 years of Executive Council work was then also the desire to close the wounds that had just been inflicted â understandable and contradictory.
Again, a one-sided assessment of the membersâ behaviour: Is it incompatible for Wolfgang Held that one is of the opinion that someone should no longer be active on the Executive Council and nevertheless give him human and heartfelt applause for the past? Is this behaviour not perhaps precisely a contribution to a âcare of the soul lifeâ in the Society?
âNo different than in oneâs own soulâs household, where an ugly stroke enters and separates and then casts its light, there could also be something illuminating here in the darkening. I suspect it is here: The key to humility and magnanimity toward others is not found in oneâs own convictions and ideals, it does not grow out of anything given, it will not be brought about by anthroposophy and not by Rudolf Steiner, but this magnanimity is based solely on the personal decision to will others and their othernessâ.
This conclusion actually represents a sad climax in which the author goes so far as to express moral presumptions, subtle intimations, and judgments. Is this possibly a projection? Is it not precisely the author who lacks âmagnanimityâ and respect for the thinking and will of a part of the membership that does not correspond to his own? How can this attitude be reconciled with a free spiritual-cultural life? How is it possible that in our Society someone can be a Goetheanum spokesperson, responsible for communication at the Goetheanum, and editor of the weekly publication Das Goetheanum, and yet can be so publicly condescending, moralizing, and discrediting toward a part of the membership? And this is by no means the first time.
But what is perhaps even more serious: How is it possible that many members allow for such statements, one might even say âinsults,â to be offered again and again? And why is there not a storm of indignation? In this latter aspect, I see the real main problem in our Society.
Thomas Heck, May 27, 2018
Email: info@gv-2018.com
Website: www.gv-2018.com
Translation: T. OâKeefe
[1] This can also be found on the internet (in German): https://dasgoetheanum.com/ausgaben/2018/ausgabe-16
[2] The temporally dispersed structure of the General Assembly, which was embedded in the larger conference âThe Annual Meeting of the General Anthroposophical Society,â had met with different reactions in advance. Particularly for members visiting from other countries, participation on all days would have meant significant cost and time-commitment.
[3] What the quote [âcare of the soul-spiritual lifeâ] cited by Wolfgang Held refers to is not entirely clear to me; possibly it refers to the Statutes of the Christmas Conference Society, where it says in the first statute: âThe Anthroposophical Society should be an association of human beings who wish to cultivate the soul life in individual human beings and in human society on the basis of a true spiritual knowledge of the spiritual world.â
Mit der bevorstehenden Generalversammlung scheint die Gesellschaft doch an einem wichtigen Entscheidungspunkt zu stehen, der fĂŒr die weitere Entwicklung von grosser Bedeutung sein kann. Als wesentliche Aspekte sind da zu nennen:
- Die vorgesehene Aufhebung des Beschluss von 1935 zur Rehabilitierung von Ita Wegman und Elisabeth Vreede. Dabei geht es insbesondere auch darum, wie sich die Gesellschaft zu ihrer eigenen Geschichte stellt. Es ist eben auch eine Rehabilitierung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, denn diese hat sich durch ihre Organe Vorstand und Generalversammlung 1935 in fragwĂŒrdiger Art und Weise verhalten. Heute steht nun die Frage an, wie wir das damalige Geschehen und Verhalten bewerten und ob bei uns eine Bereitschaft besteht, geschehenes Unrecht anzuerkennen und damit die moralische IntegritĂ€t unserer Gesellschaft in dieser Angelegenheit wieder herzustellen. Dies wird von entscheidender Bedeutung fĂŒr die Zukunft sein.
- Durch die ZĂ€sur wird der Fokus gelegt auf bestehende GegensĂ€tze wie Erneuerung vs. KontinuitĂ€t oder Einfluss der Mitglieder auf die Geschicke der Gesellschaft vs. weiterer zentralistischer FĂŒhrung. Dies drĂŒckt sich aus und spitzt sich zu in der Tatsache, dass die Mitgliedschaft in keinster Weise inhaltlich in die Ăberlegungen zur Fragestellung einer weiteren Amtszeit von Bodo von Plato und Paul Mackay einbezogen bzw. informiert wurde. FĂŒr den Rechenschaftsbericht fĂŒr die letzten 7 Jahre Amtszeit sind an der Generalversammlung gerade einmal je 5 Min.[1] Eine ganz neue Dimension in unserer Gesellschaft stellt auch die Art der âWahlwerbungâ in der Wochenschrift[2] und im Internet[3] in Form von gegenseitigen Belobigungen dar. Die Tatsache, dass sich die Gesellschaft und das Goetheanum nach 17- bzw. 22jĂ€hriger Amtszeit dieser beiden massgeblichen Vorstandsmitglieder in jeder Hinsicht in einer existenziellen Krise befindet, wurde dabei vollkommen ausgeblendet. Die Mitgliedschaft soll nun in blindem Vertrauen der Empfehlung des Vorstandes, der Goetheanum-Leitung und der GeneralsekretĂ€re folgen[4]. Was ist aus der Gesellschaft geworden, die eine Erkenntnisgemeinschaft im Zeitalter der Bewusstseinsseelenentwicklung sein sollte?
- Ăber die Wege, Massnahmen und Projekte, mit denen die Gesellschaft aus der Krise gefĂŒhrt und zukunftsfĂ€hig gemacht werden soll, wird von jenen Kreisen und FunktionĂ€ren entschieden, welche die Gesellschaft in die Krise gefĂŒhrt haben. RĂŒckschau und Rechenschaft darĂŒber erfolgt allenfalls intern, nicht gegenĂŒber der Mitgliedschaft. Diese wird zumeist nicht einbezogen und erst informiert, wenn Entscheidungen getroffen worden sind bzw. sich bereits in Umsetzung befinden (siehe z.B. Goetheanum-Assoziation, Antrag 6 zur diesjĂ€hrigen Generalversammlung). Ăber das Projekt âGoetheanum in Entwicklungâ wird nicht vollstĂ€ndig informiert, bei der Veröffentlichung wurden wesentliche Teile weggelassen und Nachfragen nicht beantwortet. Damit ist im Grunde fĂŒr die Mitgliedschaft die Zukunft der Gesellschaft ungewiss und es wird erwartet, dass man sich auf die FunktionĂ€re verlassen möge, âsie werden schon alles richtig machenâ.
- FĂŒr die bevorstehende Generalversammlung ist von der Gesellschaftsleitung ein Zeitkorsett vorgeben worden, dass eine angemessene Behandlung aller Tagesordnungspunkte nicht ermöglicht. Letzteres war von der Leitung auch nicht beabsichtigt, sondern es sollte eine âschlankeâ Generalversammlung in eine Tagung âals Fest der Begegnungâ eingebettet werden. Als Grund fĂŒr diese Gestaltung wurde angegeben, dass insbesondere viele Mitglieder aus der Peripherie eine solche Gestaltung wĂŒnschen wĂŒrden und Generalversammlungen, wie sie sonst ĂŒblich sind, ablehnen. Derartige Argumentationen sind nicht neu, allerdings blieben die Mitglieder, die diese WĂŒnsche haben, immer im Hintergrund, Ă€usserten sich nicht selber, nicht durch BeitrĂ€ge und auch nicht durch AntrĂ€ge an der Generalversammlung.[5] Warum bringen sie sich nicht aktiv ein? Es drĂ€ngt sich die Frage auf, ob es sie ĂŒberhaupt in relevanter Anzahl gibt. Die Gesellschaft lebt davon, dass sich die Mitglieder aktiv einbringen. Die kommende Generalversammlung ist nach dem Wunsch dieser unbekannten Mitglieder gestaltet. Nun muss sich zeigen, wie die wirklichen VerhĂ€ltnisse sind.
Damit stehen an der diesjĂ€hrigen Generalversammlung wichtige und zukunftsgestaltende Richtungsentscheidungen an, allem voran die Frage, ob die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft eine FunktionĂ€rs-Gesellschaft[6] bleiben soll oder ob die Mitgliedschaft ihre Verantwortung fĂŒr die Geschicke der Gesellschaft ergreifen und an der zukĂŒnftigen Entwicklung mitwirken will. Und damit auch die Frage, ob wir in unserer Gesellschaft, auch als Beitrag zur Lösung der weltweiten Krisen im Zusammenleben der Menschen, durch Mitglieder-Initiative in unserer Gesellschaft konstruktive LösungsbeitrĂ€ge entwickeln möchten, oder ob wir uns auch weiterhin den veralteten Formen[7] einer zentralistischen FĂŒhrung anvertrauen wollen, in der Hoffnung, dass âdie da oben es schon richten werdenâ?
So kann man hoffen, dass es eine aktive und rege Beteiligung der Mitgliedschaft an dieser Generalversammlung geben wird. Die Ausdehnung auf 3 Tage ist gewiss fĂŒr viele ungĂŒnstig. Allerdings werden nach der vorliegenden Planung die BeschlĂŒsse alle erst am Samstag gefasst werden.
Thomas Heck, 17. MĂ€rz 2018
[1] Aus einem internen Ablaufplan, Stand 12.3.2018, der sich noch Ă€ndern kann. Allerdings korrespondiert diese Zeiteinteilung mit der veröffentlichten Zeiteinteilung in “Anthroposophie weltweit” 1-2/18.
[2] âDas Goetheanumâ, Nr. 10, 2018
[3] https://dasgoetheanum.com/schwerpunkte/2018/3/9/interview-mackay-plato
[4] Dabei darf nicht ĂŒbersehen werden, dass es auch intern kritische Stimmen gegenĂŒber einer weiteren Amtszeit gibt. Diese Tatsache wurde inzwischen aus der Berichterstattung vollkommen eliminiert. Dokumentation hierzu in “Ein Nachrichtenblatt” PLUS I vom 11. MĂ€rz 2018 oder http://www.wtg-99.com/wp-content/uploads/2018/03/180311_ENB_PLUS_I_ZĂ€sur.pdf
[5] Ich habe inzwischen sehr viel Korrespondenz mit Mitgliedern. Allerdings ist mir die dargestellte Argumentation bisher bei Mitgliedern nicht begegnet.
[6] Abgesehen von dem Verhalten der Gesellschaftsleitung geht dies eindeutig aus den ersten SĂ€tzen Paul Mackays in dem erwĂ€hnten Interview sowie aus dem Beitrag âZĂ€sur von Paul Mackay und Bodo von Platoâ von Justus Wittich, “Anthroposophie weltweit” 1-2/18 hervor. Zudem vergegenwĂ€rtige man sich die § 8 und 12 in den Statuten (AAG).
[7] Die Gestaltung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft kann nicht auf Rudolf Steiner zurĂŒckgefĂŒhrt werden, da es sich bei der Gesellschaft um den umbenannten Bauverein handelt, der nie als Mitgliedergesellschaft vorgesehen war. Die entscheidenden Regelungen, die zur heutigen Struktur gefĂŒhrt haben, wurden beginnend 1935 (Kooptionsprinzip) nach und nach statuarisch verankert. NĂ€heres hierzu auf www.gv-2018.com.
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Aufgrund der extrem knapp bemessenen Zeit fĂŒr die Behandlung der Tagesordnungspunkte ist ein Antrag zur Ănderung der tagesordnung gestellt und veröffentlicht worden.
Es besteht bis zum 16. MÀrz, ca. 22 Uhr noch die Möglichkreit, sich zu beteiligen. (Kontaktformular)
Vielen Dank fĂŒr die UnterstĂŒtzung. In der kurzen Zeit sind 71 Unterschriften zusammengekommen und der Antrag wurde rechtzeitig eingereicht.
NĂ€here Informationen zum Antrag und HintergrĂŒnde in Ein Nachrichtenblatt PLUS II
Lieber Herr Girke, lieber Herr Wittich,
nachdem nun die Traktanden der Generalversammlung feststehen und die von Ihnen vorgesehene Struktur des Ablaufes der Generalversammlung bzw. des Jahrestreffens deutlich ist, möchte ich bzw. wir hier einige Gedanken und VorschlÀge dazu einbringen. Aus dem Kreis der Mitantragsteller und auch von anderen Mitgliedern, denen ich diesen Brief im Entwurf zur Kenntnis gegeben hatte, erhielt ich ausschliesslich zustimmende Voten.
ZunĂ€chst möchte ich aus meinem Anschreiben zitieren, mit denen ich Ihnen meine AntrĂ€ge ĂŒbersendet hatte:
âLeider ist es in unserer Gesellschaft seit Jahrzehnten ĂŒblich, Antragsteller als Gegner anzusehen. Das ist gewiss nicht durchgĂ€ngig in den persönlichen Begegnungen der Fall, aber im Gesamtduktus doch vorhanden. Das ist sehr bedauerlich, ist doch die Möglichkeit fĂŒr Mitglieder ĂŒber AntrĂ€ge Themen einzubringen nicht nur ein in unseren heutigen GesellschaftsverhĂ€ltnissen notwendiges Recht, sondern bereits in den Statuten der Weihnachtstagungsgesellschaft verankert gewesen. So ist letztlich die Generalversammlung als höchstes Organ doch eine Mitgliederveranstaltung, auch wenn sie vom Vorstand organisiert wird.
HinzufĂŒgen möchte ich noch die Bitte, genĂŒgend Zeit fĂŒr die Behandlung der AntrĂ€ge einzurĂ€umen (aller, nicht nur meiner bzw. mit meiner Beteiligung), damit möglichst kein Zeitdruck entsteht. Denn dieser ist es hĂ€ufig, der dann die Menschen âmĂŒrbeâ macht und die Auseinandersetzung schwierig und unfruchtbar werden lĂ€sst.â
Bei der Generalversammlung und dem Jahrestreffen handelt es sich im Grunde um 2 Veranstaltungen, die ineinander verschachtelt sind. Dadurch gibt es wohl kaum Möglichkeiten, die Blöcke der Generalversammlung bei Bedarf zeitlich auszudehnen. Aufgrund des Umfanges der zu behandelnden Traktanden wird jedoch sehr erheblicher Ausdehnungsbedarf entstehen und es erscheint unklar, wie ein reibungsloser Verlauf bei dem von Ihnen vorgeschlagenen Ablauf gewĂ€hrleistet werden kann. Dies wird aus den folgenden Aufstellungen deutlich. Die Themen der diesjĂ€hrigen Generalversammlung sind zu wichtig, als dass eine angemessene und fruchtbare Behandlung dadurch in Frage gestellt werden sollte, dass nicht genĂŒgend Zeit zur VerfĂŒgung steht und durch entstehenden Zeitdruck sozialer Stress entsteht. Da alle Traktanden behandelt werden mĂŒssen, wĂ€re letzteres bei der vorgeschlagenen Zeitstruktur kaum zu vermeiden. Wer Erfahrungen mit Dornacher Generalversammlungen hat, kennt die Auswirkungen. Zu befĂŒrchten wĂ€re dann, dass aus dem âFest der Begegnungâ dann doch mehr eine eher unerfreuliche âfeste Begegnungâ werden könnte. Das werden Sie nicht wollen, das wollen auch wir nicht und so möchten wir uns aktiv dafĂŒr einsetzen, dass ein konstruktiver, fruchtbarer und angemessener Ablauf der Generalversammlung ermöglicht wird.
So sieht die Tagesordnung folgende inhaltliche Punkte vor:
–    BegrĂŒssung und Eröffnung der Generalversammlung
–         Verlesung bzw. ErlĂ€uterungen zum blauen Heft, wie in den letzten Jahren?
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â 5 x Rechenschaftsbericht des Vorstandes inkl. Aussprache
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â Finanzbericht mit Aussprache
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â Bericht der Revisionsstelle
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â Genehmigung der Jahresrechnung
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â Entlastung des Vorstandes
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â ZĂ€sur Paul Mackay
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â ZĂ€sur Bodo von Plato
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â Verabschiedung Seija Zimmermann
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â 2 Anliegen
–         11 AntrĂ€ge
–         Unbekannt: Weitere AntrĂ€ge bzw. GegenantrĂ€ge?
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â Daraus ergeben sich mindestens 26 Einzel-Punkte. Vorgesehen sind 2 x 90 Min und 1 x 75 Min., zusammen 255 Minuten, d.h. pro Einzelpunkt bleiben gerade einmal knapp 10 Minuten.
TatsĂ€chlich wird aber wohl pro Antrag und pro Anliegen im Schnitt mindestens die doppelte Zeit benötigt, d.h. allein fĂŒr die AntrĂ€ge und Anliegen mĂŒssten mindestens 260 Minuten vorgesehen werden, d.h. realistisch betrachtet wĂŒrde der gesamte vorgesehene Zeitrahmen allein fĂŒr die AntrĂ€ge und Anliegen nicht einmal ausreichend sein (zum Vergleich 2017: 2 Blöcke a 90 Minuten fĂŒr 6 AntrĂ€ge = 30 Minuten pro Antrag).
Aus einer anderen Perspektive betrachtet:
Lt. Zeitplan gibt es genau 3 Blöcke:
- Donnerstag, 22.3. von 17:15 â 18:30 Uhr (75 Minuten)
FĂŒr diesen ersten Block ist vorgesehen,
– alle AntrĂ€ge und Anliegen vorzustellen nebst ErlĂ€uterungen (1. Lesung)
– alle Vorstandsberichte
– die Vorlage der Jahresrechnung und der Befund der Revisionsstelle.
- Freitag, 23.3., von 14:30 â 16:00 Uhr (90 Minuten)
– Aussprache zu allen AntrĂ€gen und Anliegen (2. Lesung)
– Aussprache zu allen Vorstandsberichten
– Aussprache zur Jahresrechnung
– Aussprache zur ZĂ€sur ?
- Samstag, 24.3., von 14:30 â 16:00 Uhr (90 Minuten)
– Genehmigung der Jahresrechnung
– Wahl der Revisionsstelle
– Beschlussfassungen zu allen AntrĂ€gen (3. Lesung)
– Antrag auf Entlastung des Vorstandes
– BestĂ€tigung einer weiteren Amtszeit von Paul Mackay und Bodo von Plato
Eine Zeitreserve gibt es am Donnerstag nicht, am Freitag bzw. Samstag mĂŒssten die nachfolgenden Blöcke entfallen bzw. gekĂŒrzt werden.
Soweit die vorgegebene Zeiteinteilung, die nicht realistisch erscheint.
In Bezug auf die ZĂ€sur zeichnet sich ein weiterer Antrag ab, der fĂŒr Paul Mackay und Bodo von Plato jeweils 1 – 1,5 Std. vorsieht, um Fragen zu beantworten, damit ein RĂŒckblick und ein Ausblick ihres Wirkens auch fĂŒr die Mitglieder ermöglicht wird. Im Moment ist es so, dass zwar von GesprĂ€chen innerhalb der Leitungsgremien berichtet wurde, von dem Inhalt aber nichts mitgeteilt wurde. Unter diesen UmstĂ€nden die Mitglieder um Zustimmung zu bitten, ist fĂŒr eine âErkenntnis-Gesellschaftâ im Zeitalter der Bewusstseinsseele doch problematisch.
Damit zeichnet sich ein wesentlich höherer Zeitbedarf fĂŒr die Generalversammlung ab:
–         Rechenschaftsberichte des Vorstandes ca. 5 x 10 Minuten plus 5 x 10 Minuten Aussprache = ca. 1,5 â 2 Std.
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â Finanzbericht mit Aussprache, Bericht der Revisionsstelle und Genehmigung: 0,5 Std.
– Â Â Â Â Â Â Â Â Entlastung des Vorstandes: 5 â 20 Minuten
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â ZĂ€sur Paul Mackay und Bodo von Plato: 2 â 3 Std.
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â 2 Anliegen mit Bericht und Beratung des bisherigen Ergebnisses (Anliegen 1): ca. 0,5 â 1 Std.
–         11 AntrĂ€ge je 20 â 30 Min., insgesamt 4 â 5,5 Std.
Wenn man das zusammenrechnet ergibt sich ein Zeitbedarf von 9 â 12 Std., also mehr als das Doppelte bis zum Dreifachen des geplanten Zeitbedarfes.
Zwischenbemerkung:
Welchen Einfluss diese Gestaltung, besonders die Verteilung der Generalversammlung auf 3 Tage, auf die Anzahl der Teilnehmer haben wird, werden wir sehen. Schon jetzt ist insbesondere auch von weiter entfernt lebenden Mitgliedern Unmut zu hören, da sowohl der grössere zeitliche Aufwand als auch die zusĂ€tzlichen Aufenthalts- und Teilnahmekosten fĂŒr viele nicht tragbar sind. Die Behandlung wichtiger Entscheidungspunkte erfolgt am Freitag zu einer Zeit, die fĂŒr viele Arbeitszeit ist (das war u.a. auch ein Grund fĂŒr den schlechten Besuch des Mitgliedertages zur Faust-Inszenierung am 3.11.2018). Wenn dann am Samstag die Abstimmungen erfolgen, werden daher viele Mitglieder mit abstimmen, die bei der Beratung der AntrĂ€ge und der ZĂ€sur gar nicht anwesend sein konnten. Wobei natĂŒrlich grundsĂ€tzlich gegen eine lĂ€ngere Generalversammlung nichts einzuwenden ist.
Als Antragsteller fĂŒhlen wir uns (aufgrund der Voten kann ich hier auch fĂŒr die anderen Antragsteller sprechen) sowohl fĂŒr eine angemessene Behandlung der von uns eingebrachten Themen als auch fĂŒr einen möglichst reibungslosen Ablauf der Generalversammlung mitverantwortlich. Um dieser Verantwortung gerecht werden zu können, wĂ€re ein Austausch mit Ihnen notwendig, wenn wir auf entsprechende AntrĂ€ge zur Ănderung der Tagesordnung verzichten wollen. Wir bitten daher um ein möglichst kurzfristiges GesprĂ€ch, um bereits im Vorfeld mit Ihnen besprechen zu können, wie der Ablauf der Generalversammlung erfolgen kann. Dieses GesprĂ€ch sollte zeitlich so möglich sein, dass eine geĂ€nderte Zeitstruktur bereits in der nĂ€chsten Ausgabe von “Anthroposophie weltweit” veröffentlicht werden könnte, insbesondere im Hinblick darauf, dass auch der Ablauf der Jahresversammlung von den VerĂ€nderungen betroffen sein wĂŒrde und die Teilnehmer dies nicht erst zu Beginn der Veranstaltung erfahren sollten.
Mit der UnterstĂŒtzung eines grossen Teils der âMitantragstellerâ und anderer Mitglieder möchte ich Sie daher, wie oben schon erwĂ€hnt, um einen kurzfristigen GesprĂ€chstermin mit Ihnen und einer Delegation der Antragsteller (max. 3-4 Teilnehmer) bitten, damit wir gemeinsam aus den jeweiligen Verantwortlichkeiten heraus zu einem möglichst reibungslosen und vorhersehbaren Ablauf der Generalversammlung beitragen können, so dass es wirklich zu einem Fest der Begegnung kommen kann.
Herzliche GrĂŒsse
Thomas Heck, Dornach, 14. Februar 2018
Aktueller Stand
Am 25. Februar hatte Matthias Girke reagiert und fĂŒr den 26. Februar ein GesprĂ€chstermin angeboten, den wir wahrgenommen haben. In Bezug auf die Zeitstruktur bestĂ€tige Matthias Girke die Tatsache, dass fĂŒr eine angemessenen Behandlung aller Tagesordnungspunkte nicht genĂŒgend Zeit zur VerfĂŒgung stehen wird. Allerdings sah er keine Möglichkeit den Zeitrahmen zu verĂ€ndern.
Thomas Heck, 4. MĂ€rz 2018